29.10.2023, 06:08 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.10.2023, 07:10 von Heinz Anderle.)
Das Angebot erschlägt einen geradezu, es sind heutzutage Aufzeichnungen in höchster Video- und Audioqualität darunter, sowie auch ältere Aufnahmen noch nicht in HD-Video, aber schon mit Hifi-Audio-Klang.
Die Dynamik ist zum Teil sogar besser als auf CD-Produktionen, da weniger oder gar nicht komprimiert. Die Audiodaten selbst sind natürlich verlustbehaftet komprimiert, aber ohne hörbare Qualitätseinbußen und mit einem Frequenzumfang bis 20 kHz, also besser als beim UKW-Radio.
Bei Bruckner oder Mahler sprengen die Live-Aufführungen in ihrer Spieldauer schon einmal die Grenze der CD - sie passen aber immer noch auf ein 1100 m-Langspielband und eignen sich so vorzüglich zum Bannen auf Band, damit die Maschinen sich nicht langweilen (die Dritte Mahler paßt aber gerade noch auf ein 1280 m-Doppelspielband).
(ich habe einen Dr. DAC nano-USB-Koppler, der das Digitalsignal vom Stream direkt an den Verstärker, einen Akai AM-93 oder AM-95, ausgibt, und kann es von dort auch mit dem PCM-Digitalrecorder aufzeichnen und als Wave-Datei dann auf eine CD oder DVD-Audio brennen - oder ich hänge den Digitalrecorder dann eben direkt an die Bandmaschine an)
Die Zeiten, zu denen man aus dem Frequenz-Umfang auf die Audio-Qualität schließen konnte sind (leider) vorbei. Dazu muß man heutzutage das Kodierungsverfahren (und seine Details) kennen.
Beispiel: DAB+ überträgt scheinbar durchaus Frequenzen bis 20 kHz (und höher), aber der transparent kodierte Bereich endet "spätestens" bei 11,2 kHz. Darüber werden nur spektral ähnliche Ersatz-Signale erzeugt. Herkömmliche Frequenzgang-Messungen sind deshalb oberhalb dieser Grenze nicht möglich/sinnvoll.
Die Audio-Qualität von Konzert-Mitschnitten vor Speicherung/Streaming hängt meist davon ab, wer die Aufnahmen gemacht hat. Viele (unauthorisierte) Amateur-Mitschnitte aus dem Publikum sind leider von minderer bis mangelhafter Qualität und oft auch noch mit zu hohem Pegel gespeichert. Man kann sich freuen, wenn man mal gute Aufnahmen erwischt. Das Stereo-Panorama einer professionellen Aufnahme wird man aber von einer Konsumer-Video-Kamera kaum erwarten können.
Bei "Konzert-Mitschnitten" hoher Qualität aber un-deklarierter Herkunft liegt der Verdacht nahe, dasś es sich um hoch geladene Inhalte von DVDs/CDs handelt.
Man kann Maßstäbe setzen, und man kann Murks produzieren.
Zum 150. Geburtstag von Arnold Schönberg wurden dessen spätromantischen "Gurre-Lieder" aufgeführt, u. a. in Wien und in Hamburg. Dieses Werk sprengt alle Grenzen, mit etwa 400 Mitgliedern im Orchester, im Solistenensemble und im Chor, auch der Dynamik.
Die Aufführung in Hamburg, live gestreamt auf youtube (auch nachträglich) anzusehen und anzuhören, folgt der Dynamik und wirkt trotzdem klar und transparent. Die Aufführung in Wien, aufgezeichnet auf orf.on eine Woche lang bereitgestellt, quetscht die Dynamik dagegen schon wieder einmal zu stark zusammen (obwohl man es beim ORF noch schlimmer treiben kann).
ich habe da 'mal eine dumme Frage: bringt es wirklich etwas, wenn Frequenzen über 15 KHz übertragen und wiedergegeben werden können?
Welches Instrument erzeugt Töne mit derartigen Frequenzen?
Ich frage danach, weil ich inzwischen mit 64 Jahren auch zu den "alten Leuten" gehöre deren Gehöhr ohnehin bei 10 kHz abschaltet.
Trotzdem höre ich (noch) den sanften Anschlag an ein Becken, die Triangel oder das Rasselgeräusch beim Anschlagen einer Snaredrum. Diese Frequenzen gehen in der Regel bei verschmutzten oder stark verschlissenen Köpfen verloren un da höre ich natürlich den Unterschied.
17.09.2024, 15:07 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.09.2024, 16:51 von Peter Ruhrberg.)
(17.09.2024, 14:06)Veen schrieb: bringt es wirklich etwas, wenn Frequenzen über 15 KHz übertragen und wiedergegeben werden können?
Diese Frage wird recht kontrovers diskutiert. Mir scheint, dass hier kaum jemals Einigkeit erreicht werden wird. Kurzum: Niemand wird diese Frage für jemand anderen, oder gar allgemeinverbindlich und endgültig, beantworten können.
(17.09.2024, 14:06)Veen schrieb: Welches Instrument erzeugt Töne mit derartigen Frequenzen?
Als Grundtöne: keines. Als Obertöne - oder besser Tongemische (meist Klangspektrum genannt, in der Frequenzdarstellung meistens als sog. Hüllkurve abgebildet) - gibt es mehrere. Eine recht kurze Übersicht gibt es hier: https://sengpielaudio.com/Frequenzbereic...umente.pdf
Hier fehlen u.a. fast alle Schlaginstrumente, das Klavier bzw. Konzertflügel, das Cembalo und nicht zuletzt die großen Orgeln mit ihren äußerst obertonreichen Lingualpfeifen.
Auch zu den sog. Amplitudenstatistiken (also die statistischen Schalldruck-Maximalwerte z.B. bei großen Orchestern) wurde intensiv geforscht. Beispiel im Anhang, entnommen aus den RTM 1961, S. 194.
Eine sehr ausführliche, wenn auch nicht erschöpfende Quelle ist das leider nicht ganz billige Buch von Jürgen Meyer, "Akustik und musikalische Aufführungspraxis". (J. Meyer war von 1971...1998 u.a Leiter des Labors für Musikalische Akustik der PTB, wo er seit 1957 unter W. Lottermoser arbeitete.)
(17.09.2024, 14:06)Veen schrieb: Trotzdem höre ich (noch) den sanften Anschlag an ein Becken, die Triangel oder das Rasselgeräusch beim Anschlagen einer Snaredrum. Diese Frequenzen gehen in der Regel bei verschmutzten oder stark verschlissenen Köpfen verloren un da höre ich natürlich den Unterschied.
Das ist eines der nach wie vor ungelösten Rätsel auditiver Wahrnehmung. Manche Forscher vermuten eine Substitution der fehlenden Information durch die Hörerfahrung. Wie und wo das genau funktioniert, dafür gibt es m.W. keine wirklich schlüssige Erklärung. Menschen mit Altersschwerhörigkeit in fortgeschrittenem Stadium (Hörverlust >60 dB schon bei 7,5 kHz) können durchaus Unterschiede im Bereich > 12 kHz klar, präzise und wiederholbar angeben. Viele Tonverantwortliche sind geradezu ein Musterbeispiel hierfür.
Grüße
Peter
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Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. (Konrad Adenauer)
Dazu kann ich auch was sagen, hab es ja schließlich erwähnt.
Meine Ü60 bringen auch nicht mehr diese Höhen aber: beim abhören ist mir sofort eine gewisse Dumpfheit aufgefallen, dass etwas mit den Höhen nicht stimmt.
Habe den Titel mit MusicScope untersucht und dabei festgestellt - ab 15 kHz Schluss. Vorher noch kurz etwas angehoben, warscheinlich um den Höhenverlust etwas zu kompensieren. Den gleichen Titel bei A...n gekauft und siehe da: viel mehr Höhen herausgehört.. Wieder untersucht und da geht es es bis 20 kHz obwohl die Höhen ab 12 stetig abfallen.
Also auch wenn man beim HNO nur noch bis 10 kHz hört so kann man doch die fehlenden Frequenzen feststellen.
ich kann morgen ja mal die 2 Schriebse nachreichen.