Revox A77 - Bandschlaufen/-salat beim Spulen
#1
Hallo zusammen,

ich habe - mittlerweile die vierte - A77 MKIV generalüberholt und beim Funktionstest vorm Einmessen folgendes Problem festgestellt: Beim stoppen des schnellen Vorlaufs noch am Bandanfang wickelt die linke Spule noch ein bis zwei Meter Band ab, bevor sie zum Stillstand kommt. Je mehr Band beim schnellen Vorlauf abgewickelt ist, desto geringer wird dieser Effekt. Zum Bandende hin ist es okay. Beim schnellen Rückspulen passiert das auch, nur spiegelverkehrt (Problem am Bandende, Bandanfang ist okay).

Folgendes habe ich geprüft/gemacht:
  • Bandzug und Bremsmomente lt. Service-Anleitung (Punkte 4.2 und 4.3.1) gemessen, Ergebnis: alles wie es soll
  • Motorspannungen lt. Service-Anleitung (Punkt 5.9) gemessen, Ergebnis: alles wie es soll
  • Trotz der sehr guten Bremswerte Bremsbänder, -federn und -trommeln getauscht
  • Laufwerksteuerungsplatine getauscht (aus einer funktionierenden Maschine)
Leider ohne Veränderung des Problems. Nun bin ich mit meinem Latein am Ende. Kann da etwas an den Wickelmotoren sein? Wird vorm Bremsen elektrisch noch eine Art Gegendrehmoment erzeugt, was möglicherweise nicht funktioniert? Der Service-Anleitung konnte ich dazu nichts entnehmen.

Es wäre das erste Mal. dass ich bei einer Revision oder Reparatur eines Revox-Gerätes aufgeben müsste. Ohne Hilfe bin ich nun soweit. Habt ihr Hinweise oder Tipps für mich, was ich noch tun kann oder woran es liegen könnte?

Vielen Dank im Voraus und Gruß
Micha
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#2
Hast du mal bei abgenommener oberer Abdeckung das Verhalten der Bremsmechanik beobachtet? Läßt der Bremslüftmagnet rechtzeitig los, so dass die Bremsen anziehen, oder geht das verzögert?
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker
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#3
Beim Bremsen wird von den Motoren kein Gegenmoment erzeugt. Sie werden einfach abgeschaltet, gleichzeitig mit dem Bremslüftmagneten. Der Fehler kann also eigentlich nur mechanischer Natur sein.

Befolge mal Hans-Volkers Rat! Wenn der Solenoid verzögert abfällt, muss der Anker ausgebaut und ebenso wie die Bohrung mit Waschbenzin gereinigt werden. Nicht schmieren, jedenfalls nicht mit Fett oder Öl. Gegen etwas Graphitpuder ist aber nichts einzuwenden

Gruß
Holgi
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#4
Hallo Hans-Volker und Holgi,

danke für eure Tipps.

@ Hans-Volker: Ja. das Gerät steht offen vor mir. Die Bremsmechanik hatte ich ebenfalls schon geprüft (vergessen zu erwähnen). Die Einstellungen sind in Ordnung (Punkt 4.3.2 des SM). Der Bremsmagnet fällt ohne Verzögerung ab. Beide Bremsbänder legen sich gleichzeitig an die Bremsrollen.

@ Holgi: Danke für die Bestätigung, das elektrisch kein Gegenmoment erzeugt wird. Das war mir eigentlich klar, aber in meiner Verzweifelung reime ich mir jetzt schon alles mögliche zusammen. Ansonsten habe ich zwischenzeitlich noch ein komplettes Brems-Chassis inkl. Solenoid von einer funktionierenden Maschine eingebaut und alles nochmals eingestellt. Der Effekt blieb leider der gleiche.

Es grüßt ein ratloser
Micha
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#5
haben wir uns schon über die verwendeten Spulen ausgetauscht?

Ich habe dazu keinen Hinweis gefunden. Unter Verwendung welcher Spulen (Meltal, Kunstoff, NAB, Dreizack, identische Spulen auf beiden Seiten oder verschiedene) und welcher Spulenkerndurchmesser ist am Gerät eingestellt beim dem beim Abbremsen aus dem Spulvorgang die Bandschlaufe entsteht?

Ist die Bandführung rechts als auch links am Bandaus/einlauf einwandfrei und sauber, das sieht man teilweise auch erst nach einer Demontage?

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#6
Wie sieht es denn aus, wenn du kein Band aufgelegt hast, und dann auf „Vorspulen“ bzw. „Rückspulen“ drückst und wieder losläßt? Mit welchen Geschwindigkeiten und in welche Richtungen drehen die Motoren und was tun sie nach dem Loslassen der jeweiligen Taste?
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker
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#7
@ Thomas: Ich verwende 10,5'' Kunststoffspulen/Dreizack von Revox auf beiden Seiten. Band ist LPR 35 von RTM. Der Bandzug am Netzschalter steht auf "groß", wobei diese Einstellung keinen Einfluss auf die Bandzüge beim schnellen Spulen hat (nur bei PLAY bzw. PLAY/REC). Da ich das Gerät erst revidiert habe, ist der Bandpfad gründlich gereinigt. Bandeinlauf erhielt ein neues Kugellager, Bandauslauf wurde gedreht in eine Stellung ohne Einschliff.

@ Hans-Volker: Die Motoren machen ohne Band m. E. was sie sollen. Bei der Messung der Bandzüge war alles in Ordnung. Die ziehende Spule dreht sich in die entsprechende Richtung, die gezogene dreht mit ganz geringem Drehmoment in die Gegenrichtung. Wird schneller Vor- oder Rücklauf gestoppt, bremsen beide Bandteller ab.

Gruß Micha
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#8
Ich frage mal ganz doof  Big Grin , nicht ärgern…
Wenn du bei stehender Maschine die Bandteller gegen den Uhrzeigersinn drehst, müßtest du links mehr Kraft brauchen als rechts. Umgekehrt, wenn du sie im Uhrzeigersinn drehst, müßte der rechte stärker gebremst werden als der linke. Ist das so?
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker
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#9
Ich frage auch mal ganz doof, ohne dir hier Unkenntnis zu unterstellen — aber man übersieht ja manchmal etwas... Also: Läuft das Band über die Einlaufführung (Kugellager) frei oder klemmt es evtl.?
Es gehört oben und unten ja jeweils eine Passscheibe mit 0,17-0,18 mm Stärke beigelegt. Wenn man da versehentlich was zu dünnes einbaut, etwa 0,1 und 0,2 oder zweimal 0,1 mm, klemmt das Band in der Führung, besonders wenn es in der Breite am oberen Ende der Toleranz liegt!

Die freie Höhe der linken Führung muss im Bereich 6,33 - 6,36 mm liegen. Ist das Maß größer, leidet die Azimutkonstanz.
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#10
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(01.07.2023, 16:50)havox schrieb: Ich frage mal ganz doof  Big Grin , nicht ärgern…
Wenn du bei stehender Maschine die Bandteller gegen den Uhrzeigersinn drehst, müßtest du links mehr Kraft brauchen als rechts. Umgekehrt, wenn du sie im Uhrzeigersinn drehst, müßte der rechte stärker gebremst werden als der linke. Ist das so?

Aber, doofe Fragen gibt es doch gar nicht Wink . Die Antwort lautet: Ja! Du beziehst dich sicher auf die unterschielichen Bremsmomente. Wie ich eingangs schrieb, habe ich die konrolliert und auch eingestellt. Wobei ich an die obere Grenze der Toleranz gegangen bin.

(01.07.2023, 19:45)hannoholgi schrieb: Ich frage auch mal ganz doof, ohne dir hier Unkenntnis zu unterstellen — aber man übersieht ja manchmal etwas... Also: Läuft das Band über die Einlaufführung (Kugellager) frei oder klemmt es evtl.?
Es gehört oben und unten ja jeweils eine Passscheibe mit 0,17-0,18 mm Stärke beigelegt. Wenn man da versehentlich was zu dünnes einbaut, etwa 0,1 und 0,2 oder zweimal 0,1 mm, klemmt das Band in der Führung, besonders wenn es in der Breite am oberen Ende der Toleranz liegt!

Die freie Höhe der linken Führung muss im Bereich 6,33 - 6,36 mm liegen. Ist das Maß größer, leidet die Azimutkonstanz.

Auch von dir ist das doch keine doofe Frage Wink . Ich klammere mich z. Z. sowieso an jeden Strohhalm. Die linke Einlaufführung ist in Ordnung. Kugellager, wie gesagt, neu und die beiden Passscheiben (noch original) sind mit meinem Mikrometer gemessen 0,18 mm stark. Band läuft gut zwischen den Führungskappen (klemmt nicht, "wackelt" nicht).


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#11
Merkwürdig Huh 

Tatsache ist aber, das die jeweils geschleppte Seite beim Bremsvorgang zu schwach gebremst wird oder die ziehende Seite zu stark. Oder etwas das Band in der Mitte festhält…

Was passiert denn, wenn du den Bandpfad umgehst und direkt von einer Seite auf die andere spulst. Da sollte ohne Schlaufenbildung gestoppt werden, wenn du die Spultaste losläßt.
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker
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#12
Hallo zusammen,

also, ich habe jetzt noch einmal alles demontiert (Bremssystem) nochmal gereinigt, entfettet, Federn getauscht und alles penibel eingestellt. Insbesonedere die Bremsmomente links und rechts genau gleich. Im Ergebnis fällt jetzt wenigstens das Band nicht meht von der Spule. Aber richtig schön ist es immer noch nicht. Das ist ja jetzt meine vierte A77 die ich überholt habe, aber so etwas hatte ich noch nicht. Ich lasse das jetzt erst einmal so und mache mich an die elektrischen Einmessungen.

Falls sich noch etwas ergibt, berichte ich. Vielen Dank nochmals für eure Tipps!

Gruß Micha

(02.07.2023, 10:27)havox schrieb: Merkwürdig Huh 

Tatsache ist aber, das die jeweils geschleppte Seite beim Bremsvorgang zu schwach gebremst wird oder die ziehende Seite zu stark. Oder etwas das Band in der Mitte festhält…

Was passiert denn, wenn du den Bandpfad umgehst und direkt von einer Seite auf die andere spulst. Da sollte ohne Schlaufenbildung gestoppt werden, wenn du die Spultaste losläßt.

Ja, unter Umgehung des Bandpfades gibt es keine Schlaufe.
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#13
Aha, einen Schritt weiter  Smile .
Dann klebt das Band irgendwo im Bandpfad fest. Holgi war da schon auf der richtigen Spur. Wie sieht der Bandabheber aus? Hast du den mal geschrubbt? Funktioniert der richtig? Hast du auch den rechten Bandführungsbolzen mal ausgebaut und geschrubbt? 
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass dein Testband auf anderen Maschinen problemlos läuft…
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker
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#14
Dann umgeh doch mal nur die rechte Bandführung: Wenn Du die Abdeckung vom Kopfträger weglässt, kannst Du direkt vom Capstan auf die Aufwickelspule gehen. (Ist auch ein guter Trick, um leicht klebende Bänder noch abspielen zu können, da sich sonst immer Schlaufen zwischen Andruckrolle und rechte Bandführung bilden.)

Wenn sich dann keine Schlaufen bilden, muss es ja an der rechten Bandführung liegen...

Gruß
Robert
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#15
Danke für die weiteren Anregungen. Zu den Putztipps kann ich sagen, das der Bandpfad (so wie der Rest der Maschine) im Rahmen einer Revision von mir immer penibel gereinigt wird - fast vollständige Zerlegung und, wo geht, Ultraschall. Es klebt oder klemmt nichts. Das Band ist neu und läuft sauber durch. Der Azimuth ist stabil und der Gleichlauf sehr gut. Auch der Bandabheber tut, was er soll.

Mit der elektrischen Einmessung bin ich zur Hälfte durch, hatte wenig Zeit die letzten Tage. Morgen geht es erst einmal in einen Kurzurlaub. Danach sehen wir weiter.

Gruß Micha
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#16
Hast du mal geprüft, ob der Bremsmechanismus bei Stromabfall am Zugmagneten auch direkt anzieht? Für mich sieht das so aus, als würde die linke Bremse verzögert auslösen.
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#17
Das hat Micha doch weiter oben schon alles geschrieben. Er hatte schon zweimal die ganze Bremsmimik auseinander, die Bremse zieht unmittelbar an, die Bremsmomente sind nach SM korrekt eingestellt....
Wir waren jetzt schon so weit, dass das Band irgendwo im Bandpfad gebremst/gehemmt wird. Das wird sich ja schnell überprüfen lassen, wenn Micha aus dem Kurzurlaub zurück ist. Wink
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#18
Hallöchen,

Ja, ich kann mir auch nicht mehr vorstellen, was der Micha da übersehen haben könnte.
Er hat Erfahrung, alles mögliche getestet und eingestellt, alles gereinigt....

Bin gespannt, was am Ende das Problem "gewesen sein wird". Ich hab jedenfalls keine Idee...
außer: ich würde mit den Bremsfedern experimentieren, auch wenn hier einhellig die korrekten Einhängepunkte benannt werden.
Vielleicht hilft es ja...

LG
Mike
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#19
Hallo zusammen,

nachdem nun gut zwei Monate vergangen sind, möchte ich noch die Problemlösung bekannt geben. Nach einem Kurzurlaub, (geplantem) Klinikaufenthalt und Reha hatte ich nun genügend Abstand gewonnen und mich am letzten Wochenende noch einmal dem Spulverhalten der A77 gewidmet. Und siehe da, nach unzähligen Stunden verzweifelter Suche, das Problem ist gelöst.

Letztendlich war Holgi (# 9) doch auf der richtigen Spur. Nachdem mir aufgefallen war, dass sich die Wickelmotoren zum Bandende hin (Vorspulen) recht schwer taten, habe ich den Hebel davor mal vom Band weggezogen. Und siehe da, es spulte sich leichter. Dann konnte das Band doch nur irgendwie beim Einlauflager klemmen. Also noch einmal gemessen. Eine der beiden Distanzscheiben hatte tatsächlich zwei Hundertstel mm weniger als die andere (wahrscheinlich hatte ich nur die gemessen). Die Scheibe ausgetauscht und es funktioniert!

Das Band hatte dann wohl (leicht) geklemmt. Unglaublich, was das ausmachen kann. Also bin ich wieder um eine Erfahrung reicher. Und ich war so kurz davor, aufzugeben! Vielen Dank noch einmal an alle, die hier mitgelitten und mir Tipps gegeben haben!

Gruß Micha
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#20
Danke, für die Info, Micha.
Ist eben eine Präzisionsmaschine Wink 

LG
Mike
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#21
Die Maschine schon, neue Kugellager nicht unbedingt  Smile Die benötigen öfter mal andere (stärkere) Beilagscheiben als die originalen.
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker
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#22
Tatsächlich, ich habe jetzt mal die Stärke der Kugellager neu/alt gemessen (innen). Alt: 6,00 mm, neu: 5,98 mm. Wenn man noch dazu rechnet, dass eine der beiden Scheiben ebenfalls zwei Hundertstel dünner war, erklärt sich das Problem schon eher. Trotzdem hat das Band ja nicht gekrempelt (nicht sichtbar jedenfalls) und Gleichlauf sowie Azimutstabilität stimmten auch. Ich buche das jetzt unter "Erfahrungszuwachs" ab und freue mich das alles läuft.

Sonnige Grüße
Micha
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#23
Ganz witzig ist ja auch, dass das Problem mit dem Einlauflager gerne dann so richtig auffällt, wenn man schlappe Motorkondensatoren durch neue ersetzt hat, und die Motoren dann besser „ziehen“. Dann folgt ungläubiges Stirnrunzeln, warum die Maschine mit den neuen Motorkondensatoren noch schlechter spult als mit den alten  Big Grin Klar - höherer Bandzug - höherer Klemmeffekt. Hatte ich mal bei der Überholung einer PR99.
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker
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#24
Zumal ich ja auch alles gemessen und erforderlichenfalls eingestellt hatte, was zu messen war: Bandzug, Bremsmomente und Motorspannungen.

Gruß Micha
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