Grundig TK8 zugelaufen
#1
Hallo zusammen,

heute durfte ich mir ein Grundig TK8 in den Kofferraum laden.
Es hat sicher so einiges hinter sich, dem Aussehen nach.
Was mir auffiel, war die Farbgebung.

   

Sie unterscheidet sich von diesem Gerät, dessen Bild ich mir aus dem Netz geliehen habe.

   

Weiß jemand, ob dieser Farbunterschied eine besondere Bewandtnis hat?

   

Der Riemen zum rechten Bandteller war steinhart, der Rest "geht noch".
Ein gaaanz kurzer Probelauf ergab, dass der Ton noch einwandfrei zu hören ist.
Also gibt es Hoffnung.
Zumindest die "Schokobonbons" müssen natürlich raus.
Ob und wann das passieren kann, steht aber in den Sternen, da ein zweites TK8 bereits in der Warteposition steht.

...oder möchte jemand? (kein Versand - jeder andere Weg gern)

Gruß
Alfred

Meine Freude an der Tonbandtechnik verdanke ich Hermann Hoffmann, dem Erfinder der Radio-Comedy.

http://www.sender-zitrone.de/
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#2
Hallo Alfred,

Du hast hier die neueste Version des TK 8 erwischt, aus der Saison 1957/58. Davor gab es die Farbgebung aus deinem Beispielbild, und noch davor die eher seltenere Ausführung in braun-grau, ähnlich wie beim alten TK 5. Leider haben viele späte TK 8 das gleiche Problem wie deins, nämlich die durch die Benutzung abgegriffenen Farbflächen an den beiden großen Knöpfen.

Allgemein ist das TK 8 ein sehr interessantes Gerät, mit dem Grundig einmal wieder eine Marktlücke erkannt und gefüllt hat. Es gab davor eigentlich nur zwei Gruppen bei den Heimgeräten: Zum einen Geräte mit meist einer Geschwindigkeit und kleinen Spulen mit max. Durchmesser 15cm wie das TK 5 oder das KL 65 von Telefunken für Preise von ca. 500 DM und für ca. das doppelte Luxusausführungen wie TK 820 oder Ihle Bayreuth. Grundig füllte die Lücke zuerst mit dem TK 7, einem TK 5 mit zwei Geschwindigkeiten und drei Lautsprechern im Koffer. Kurze Zeit später erschien dann das TK 8, bei dem dann das Laufwerk für 18cm-Spulen vergrößert wurde. Das lag preislich dann bei ca. 700 DM zwischen den o. g. "Extremen" und machte daher eine hochwertige Tonaufzeichnung bei 19 cm/s auf großen Spulen erschwinglicher, wobei es für die meisten immer noch eine schöne Stange Geld gewesen sein dürfte.

Grüße,

Bernd
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#3
Hallo Bernd,



danke für Deine Ausführungen.

Damals hätte man sich die Hände gerieben, ein solches Gerät sein Eigen nennen zu dürfen.

Bei mir dauerte es noch acht Jahre, bis ich überhaupt eine Aufzeichnung machen konnte - auf einem National RQ 300S...

Mehr Geld konnte meine Mutter damals nicht aufbringen - und ich bin ihr heute noch dankbar, dass sie es ermöglichte.

Das National steht noch in der Vitrine.



Wie schon geschrieben, möchte ich ein TK8 gern betriebsbereit machen, vorher sind aber noch andere Geräte in der Warteschleife.
Mir ist ein TK8 deshalb wichtig, weil HERMANN HOFFMANN mit einem TK8 und einem Reporter 700 seine ersten Gehversuche machte und
bei einer eventuellen Ausstellung dem staunenden Publikum von dieser Maschine etwas vorzuspielen, wäre sicher eine Sensation.

   

Hier die "Dachkammer" mit dem Reporter 700 und einem Röhrenradio "Kaiser" Modell "Walzer"

   

Und hier der Arbeitsplatz mit Reporter 700 und TK8 sowie einem Philips Röhrenradio (damals gefilmt auf 16mm und leider von der Leinwand auf Video abgefilmt)




Wie man hört, soll ja der Riementausch etwas schwierig sein - wie auch beim TK5, das auch noch bei mir wartet.

Außerdem bin ich in der Röhrentechnik nicht so zu Hause, besonders, wenn es sich noch um einen alten Drahtverhau ohne Platinen handelt.

Andererseits reizt mich die Herausforderung, denn "einfach" kann jeder.



Gruß

Alfred

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#4
Hallo nochmals,

sofern man es auf dem schwarz-weißen Foto deuten kann, scheint es bei Hermann Hoffmann ein braun-graues TK 8 gewesen zu sein, also die erste Ausführung. Der Kontrast zum wahrscheinlich hellen Philips Saturn (?) ist ja recht deutlich.

Ein TK 8 ist im Grunde sehr robust und außer bei den Riemen eigentlich "unkaputtbar". Der Riemenwechsel ist m. E. auch nicht so schwer, man muss die Tonkopfträgerplatte lösen und kann den Riemen dann über die Tonwelle abziehen und "herausfummeln" - Einbau dann in umgekehrter Reihenfolge. Ist aber auch schon fast 30 Jahre her dass ich bei einem TK 8 'dran war. Aber eine Reparatur lohnt sich, und im Hinblick dass auch Profis wie H.H. einmal damit gearbeitet haben noch umso mehr.

Grüße,

Bernd

Nachtrag: Auf dem ersten Bild sieht man hinter dem "Kaiser Walzer" und dem Grundig Mischpult noch ein schönes Kofferradio. Was mag das für eine Type sein? Irgendetwas von Schaub-Lorenz?
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#5
"Auf dem ersten Bild sieht man hinter dem "Kaiser Walzer" und dem Grundig Mischpult noch ein schönes Kofferradio. Was mag das für eine Type sein? Irgendetwas von Schaub-Lorenz?"


Hallo Bernd,

hier noch mal eine Vergrößerung des Kofferradios.
Vielleicht hilft es bei der Bestimmung.
Ist leider nicht mehr rauszuholen.

   

Gruß
Alfred

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#6
Die Grundig TK 8 ist eigentlich recht gut zu restaurieren und belohnt einen mit wirklich gutem Klang bei 19 cm/s, der sich vor moderneren Maschinen nicht verstecken braucht.

In der TK8 befinden sich haufenweise Tropydur-Malzbonbon-Kondensatoren, die müssen ohne wenn und aber neu.

Worauf man achten muss: Im Gerät befindet sich eine Asbestplatte unterhalb der Ladeelkos mit 40µf und 16µF. Also gut überlegen, ob man die beiden wirklich tauschen will, ich habe diese beiden Elkos bei meiner original gelassen. Mit dem Herausnehmen der darauf aufgeklebten(!!) Elkos würden Fasermengen frei, von denen ich lieber mal nicht rede. Also einfach in Ruhe lassen.

Ansonsten ist das wie gesagt eine echt klasse Maschine, bei 19 cm/s macht sie Aufnahmen bis 16 kHz.


Schöne Grüße
Alexander
Schnürsenkelband: Teac A3300SX-2T, Revox A77 MK3, Sony TC-366, Grundig TK 3200, Grundig TK 8, Simonetta TB 491
Kassette: Onkyo TA-2870, RFT SK 3000 Hifi
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Lieblings-Bandsorten / Empfehlungen in zufälliger Reihenfolge:
Standardband: Orwo 104, Orwo 106, Orwo 103, Orwo 100, BASF/Agfa PER-528
Langspielband: Orwo 113, BASF/Agfa PER-368, LPR-35, BASF PES-40, BASF LGS-35, Agfa PE-31/PE-36/PE-39
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Dreifachspielband: Orwo 130
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#7
Hallo Alexander,

danke für die Hinweise.

An den "langen Winterabenden" besteht wohl eine Möglichkeit, sich der Maschine in aller Ruhe anzunehmen.
Gibt es eine zu empfehlende Quelle für die richtigen Kondensatoren?
Die Daten unterscheiden sich doch erheblich von den heute üblichen Teilen.

Wenn ich an den Drahtverhau im Gerät denke, sollte ich mir noch eine Quelle für gute Beruhigungsmittel erschließen.....

Gruß
Alfred

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#8
Hallo Alfred,

du kannst einfach den nächst näheren Wert aus aktuellen Normreihen nehmen. Also zum Beispiel:
0,47 µF statt 0,5 µF
0,22 µF statt 0,25 µF
47 µF statt 50 µF

Das ist alles im Rahmen der Toleranz und macht keine Probleme. Bei der TK8 kann man tatsächlich sogar mit der Spannungsfestigkeit runter gehen. Manche Kondensatoren dort sind 500 V-spezifiziert, obwohl es diese Spannung in der TK8 nicht gibt. Da kann man die 400 V aus dem Sortiment problemlos nehmen.


Als Ersatz für die Malz-Tropydurs kannst du moderne Folienkondensatoren nutzen. Dieses Sortiment enthält alle in der TK8 verwendeten Werte und ich habe es auch für meine verwendet: https://www.amazon.de/BOJACK-Metallfilm-...0831GP3QP/

Original bleiben kann aus meiner Sicht der MP-Motorkondensator, der funktioniert noch prima. Bei den Elkos würde ich alle die tauschen, die nicht auf der Asbestplatte sitzen. Aber die sind nicht sooo kritisch. Auch den Gleichrichter kann man normal original lassen, wenn die Spannung nicht massiv abweicht und er nicht heiß wird.


Schöne Grüße
Alexander
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#9
Die Herren,

ich bin begeistert, denn ich kann zu den Angaben von Bernd /Stereo-Record nichts hinzufügen. (Bist du eigentlich ein I, II oder III?)

Das kleine Kofferradio ist ein Lorenz Teddy, ein recht seltenes Ding von 1953, mit 4 Röhren, nur Mittelwelle. Anbei ein Bild.

Das kaum mehr als briefmarkengroße Stück Asbestpappe ist eben Asbestpappe und kein angereichertes Plutonium. Bitte die Kirche im Dorf lassen. Das Gerät pustet man auf dem Balkon einmal durch und gut ist. Wer alles tun will, pinselt das Pappscheibchen mit Klarlack ein, fertig.

Das TK 8 "leidet" lediglich an seinem roten Tonkopf. Dieser Kopftyp ist recht weich, also schnell abgeschliffen, und liefert auch im Neuzustand einen Freuqenzgang, wie er 1955 eben üblich war. Bei 9,5 mit viel Glück und minus 6 dB sind 10 kHz drin, bei 19 sind es mit Ach und Weh 16 kHz.
Ein TK 35 (beispielsweise) klingt um eine Klasse besser (ist natürlich auch eine Generation jünger). Zeitgleiche Woelke-Köpfe erst recht.  Der rote Kopf, er kostete damals als Ersatzteil gerade mal 8 DM, war in allen Grundigs bis einschließlich TK 5, 8, 830 verbaut.

VG Stefan
   
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#10
Hallo zusammen,

allmählich vervollständigt sich das Bild.

Darüber freue ich mich und allmählich fasse ich Mut, den Herausforderungen gegenüberzutreten.

Sobald es losgeht (vermutlich eher im Herbst) werde ich berichten - aber nur, wenn's recht ist.....

"Lorenz Teddy" - toll. Das Gerät hatte ich auf dem Foto immer übersehen, obwohl wir dieses Foto während unserer Ausstellung in Burgdorf 2017 als großen "Lappen" aufgehängt hatten.

   

Gruß
Alfred

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#11
Guten Abend zusammen,

diese Grundig Geräte sind recht robust und klingen bei 19cm/s für Allerweltsmusik prima. Vor allem wenn man das Alter bedenkt.
Interessant wäre die lineare Frequenzkurve, die 16kHz werden wohl erreicht, aber wohl mit wie viel DB Minus zu 1kHz?

Schwäche sind (wie schon gesagt wurde), die Köpfe. Die sollten laut Service Manual alle 500 (!) Stunden ausgewechselt werden.
Ich habe eine TK830 hier, bei der waren die Köpfe komplett runtergeschliffen, bis es DropOut gab. Mit Ach und Krach dann NOS A/W Köpfe bekommen.

Jetzt klingt die Maschine auf Wiedergabe wieder prima. Nur die Kondensatoren und Riemen erneuert, Rest noch neu.
Leider ist wohl auch der Löschkopf hin, den bei Aufnahme macht das Gerät immer noch DropOuts.

Mal sehen, wann ich der Sache nachgehe. Die TK830 ist natürlich um Welten aufwändiger als eine TK8. Reiht sich in die 8xx/9xx Reihe ein.
Hier kommt als weiterer Schwachpunkt die Schlingfederkupplung hinzu, welche in späteren Geräten durch Sperrklinken ersetzt wurden.

Funktionserklärung im Anhang. Das Problem des Abwickelns umgehe ich, indem ich eine Unterlegscheibe in die Konstruktion einbaue.
Ach so, was noch so ein Problem ist. Verhärtete Gummiandruckrollen, da gibt es auch keinen Ersatz für bei dieser Reihe.

Gruß Micha


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#12
Hallo Micha,

die Sache mit den Dropouts ist sicher interessant.
Du wirst das bestimmt posten, wenn es soweit ist.....

Allmählich wächst bei mir die Lust, die Kiste auf den Tisch zu nehmen.

Gruß
Alfred

Meine Freude an der Tonbandtechnik verdanke ich Hermann Hoffmann, dem Erfinder der Radio-Comedy.

http://www.sender-zitrone.de/
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#13
Hallo Micha,

minus 6dB Abweichung galt damals bei den Angaben. Demgegenüber sind die Frequenzgangkurven im Servicemanual sehr optimistisch. Andererseits, wenn man genau hinschaut, die Kurve für 9,5 endet bnereits bei 8 kHz.
Ganz traurig sind die Angaben für den Gleichlauf (0,5% bei 9,5), hier würde ich sagen dass die Geräte in der Praxis besser waren.

Ferner anbei ein Nachtrag zu den Farb-Versionen: Nach der lindgrünen Version und vor der blaugrünen mit blau lackiertem Bedienfeld und cremeweißen Knöpfen gab es noch diese Version. Auch blaugrün, aber blaue Knöofe, und die Deckplatte hat keinen blauen Farbaufdruck, der sich weil er fehlt auch nicht abgrabbeln kann.

VG Stefan
       
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#14
Moin allerseits,

Was es alles gab…diese Version habe ich bis jetzt noch nie gesehen. Am besten gefällt mir jedoch die erste Version, sie sieht auf einem Musikschrank oder neben einem zeitgenössischen Radio am edelsten aus.

Das Lorenz Teddy hat bestimmt noch ein Bakelitgehäuse, da dürften es nur wenige bis in die heutige Zeit geschafft haben.

Ein (Uher) Stereo-record (III) ist nicht nur eines meiner Lieblings-Bandgeräte, der Name passt auch gut stellvertretend für die frühe Zeit der Stereotechnik Ende der 1950er – Mitte der 1960er Jahre, die mich sehr interessiert.


Grüße,

Bernd
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#15
Hallo Bernd!

Auch ich schätze das SR III sehr.

Obwohl ich sonst wenig mit Röhrengeräte am Hut habe,
gibt es inzwischen auch noch je ein SR I/732/734/720.
Alle UHER Röhrenboliden befinden sich inzwischen im Museum.

Gruß
Wolfgang
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