Leiernde Hörspielkassette
#1
Das schöne Akai GX760D ist da und ich habe gerade mal versucht, eine alte Europa-Hörspielkassette anzuhören. Leider würgt das Deck an der Kassette, dann bleibt es stehen. Es hat sich dann jeweils eine kleine Schlaufe zwischen Tonkopf und Aufnahmewickel gebildet. Als ob das Band schlicht nicht kräftig genug aufgewickelt wird. Mit anderen Kassetten geht es aber problemlos. Demnach liegt es an der Kassette. Die fragliche Kassette läuft allerdings auf meinem Marantz-Tape, allerdings musste ich das Band ein paar mal hin- und herspulen. Davor hat es dort auch stark geleiert. Jetzt leiert es immer noch ein wenig, aber man kann das Band immerhin abhören.

Jetzt zu meinen Fragen:

1. Das Akai-Deck hat einen Doppelcapstan. Reagieren diese Decks einfach empfindlicher auf problematische Kassetten? 
2. Kann ich die Kassette irgendwie wieder gängig machen? Leider lässt sich die Kassette nicht aufschrauben. Was könnte die Ursache für das Leiern sein? Ich sehe auch, dass die Wickel irgendwie "unrund" laufen, sie eiern etwas. 

Die problematische Kassette ist von 1987. Eine ältere Europa-Kassette von ca. 1981/1982 läuft hingegen.
Gruß
Helge

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Akai X 201 D – Akai GX 630 D – Akai GXC-760D
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Marantz Model 5220


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#2
Hallo Helge,

Ich würde an dieser Stelle gerne mal auf den Post #40 im vorherigen Faden verweisen.

https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=27355

Wie sieht’s beim GXC mit den Armen der Andruckrollen aus?
Sind diese leichtgängig?

Es kann sein, dass sich bei nicht korrekten Andruck der Rollen bei bestimmten Kassetten (abhängig von Banddicke und Oberfläche) solche Fehler zeigen.
Es muss nicht unbedingt an der Kassette liegen.

Gruß Steffen
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#3
Was ist das GX-760D für ein Kassettenrekorder?

Ich finde hier nur ein GXC-760D , ist das eine davon abgeleitete Ausführung?

Danke und Grüße

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#4
Ja, die Hebelchen sind freigängig.

Tippfehler. Es handelt sich um den GXC-760D

Offensichtlich transportiert der Capstan das Band nicht weiter. Der Aufnahmewickel bleibt stehen, es bildet sich eine Schlaufe und dann bleibt das Deck stehen. Immerhin produziert es keinen Bandsalat Smile Ich habe gerade ein paar Minuten vorgespult und dann geht es einwandfrei. vielleicht einfach mal das Band reinigen?
Gruß
Helge

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#5
Es quietscht auch enorm, aber nur am Anfang. Das hatte ich auch schon einmal bei Tonband und da hat permanentes "Schmieren" mit Isopropanol beim Abspielen geholfen. Ich habs dann aber weggeworfen. Wegwerfen ist hier keine Option.
Gruß
Helge

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#6
Hallo Helge,

Deine eingangs gestellten Fragen scheinen noch nicht so ganz beantwortet zu sein...

zu 1) - ja, Doppelcapstan-Geräte sind in dieser Disziplin durch die Bank empfindlicher, als Single-Capstan-Geräte. Neben dem Allgemeinzustand der Kassette sollte man auch den Andruckrollen und dem Zustand des Bandpfades (Sauberkeit) erhöhte Aufmerksamkeit schenken. Konstruktionsbedingt wirken sich hier Verschleiß und Verschmutzung stärker aus, als bei einem Single-Capstan Antrieb.

zu 2) - mit dem Dremel das Gehäuse öffnen und Umbetten in ein gutes, nicht verzogenes Gehäuse wäre meine Empfehlung. Ein quietschendes Kassettenband kann man zur Reinigung genauso über einen mit Vaselineemulsion getränktes Filzstäbchen laufen lassen, wie ein Tonband. Nur muß man bei der kleinen Kassette etwas kreativer sein. Hier ist ein Tapedeck mit offener oder entfernter Fachklappe nützlich. Ein mit der Emulsion getränktes "QTip" passt nämlich ganz gut in die Löcher, die die Kassette an der Unterkante hat. Nicht alle dieser Löcher werden beim Einlegen der Kassette von Wellen und Führungen ausgefüllt. Meist bleibt eines der Löcher frei und da kann dann das Wattestäbchen rein und man kann das Band dann darüber laufen lassen. Ggf. muss man das Wattestäbchen etwas zur Kassettenunterkante hin drücken, sodass Bandkontakt entstehen kann. Auf Dauer sind quietschende Kassettenbänder allerdings genauso unrettbar, wie quietschende Tonbänder. Aber mit Glück reicht es für eine Überspielung.

Gruß
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#7
Ich habe jetzt eine Anleitung zum Schmieren mit Silikon gefunden. Es sind wohl mehrere meiner alten Hörspielkassetten betroffen. Andere laufen zum Glück noch einwandfrei und machen richtig Spaß im Akai-Deck.
Gruß
Helge

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#8
Lassen sich die Wickel der Cassette von Hand leichtgängig drehen? Und zwar nicht nur am Anfang einer Seite, sondern am besten genau dann geprüft, wenn sie gerade wegen Leiern gestoppt wurde?

Wenn die Wickel leichtgängig sind, ist das Magnetband selbst der Übeltäter. Es gibt einige Bandtypen, bei denen sich im Lauf der Jahrzehnte früher oder später (je nach Lagerung) das Bindemittel chemisch verändert. Diese Bänder können quietschen, kleben, schmieren oder unvermittelt stehenbleiben. Man kann, wie von Peter beschrieben, das Band per Wattestäbchen versuchen zu reinigen und/oder neu zu schmieren. Erst trocken (hilft meistens nicht, aber nimmt schonmal etwas Dreck weg, dann mit Alkohol (hilft manchmal), und zuletzt mit Silikon. Letzteres soll fast immer zumindest vorübergehend helfen, um das Band wieder abspielen zu können. Dafür nimmt man aber am besten nicht unbedingt seine Lieblings-Decks, sondern irgend eine olle Abspiel-Schlampe, und digitalisiert den Inhalt baldigst.

Wenn die Wickel sich aber auch von Hand nicht leicht drehen lassen, dann gibt es folgende Möglichkeiten:

- Gehäuse zu eng (passiert gerne, wenn mal zu warm geworden)
- Gleitfolien aufgequollen
- Wickelkerne krumm. Das fällt beim schnellen Umspulen nicht auf, aber im Play-Betrieb wird mit höherem Bandzug aufgewickelt, und mit wachsendem Durchmesser wird der ganze Wickel immer unebener und braucht mehr Platz zwischen den Gehäusehälften.
- Auch das Band selbst kann sich verzogen haben, wenn es über längere Zeit fest aufgewickelt war auf krummen Kernen. Das führt dann dazu, daß es sich auf neuen, einwandfreien Kernen auch nicht mehr sauber aufwickeln läßt - aber meistens noch gut genug, um nicht zu verklemmen.

Europa verwendete in den 80ern hauptsächlich Gehäuse von ICM und Schneider. Gerade bei letzteren sind krumme Wickelkerne oft anzutreffen. Das Bandmaterial selbst ist bei denen meistens unkritisches von Agfa und BASF. Ich würde also am Gehäuse anfangen, den Fehler zu suchen. Auch die verschweißten Gehäuse lassen sich mit viel Geduld meistens öffnen: Hinten in den Löschsicherungs-Öffnungen anfangen, mit dem Schraubendreher aufzuhebeln, und dann mit einem Messer entlang der Nähte vorarbeiten. Wieder verschlossen wird dann mit Modellbaukleber.

Viele Grüße,
Martin
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#9
Es lässt sich problemlos bewegen und spulen. An den schiefen Kernen könnte was dran sein. Die eiern nämlich beim Abspielen. Die Kassetten waren teilweise auch unklug gelagert, nämlich nicht komplett zurückgespült. Wickelkerne könnte man aus Schlachtkassetten gewinnen?
Gruß
Helge

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#10
Wenn sich die Wickel von Hand leicht drehen lassen, dann hast Du wahrscheinlich doch ein defektes Band erwischt. Also bleibt die Silikon-Methode.

Was ich in solchen Fällen schon gemacht habe: Den Inhalt von einer anderen digitalen Quelle auf eine gute, aber optisch nicht mehr schöne Leercassette aufnehmen, und dann das komplette Band umtopfen. Ist natürlich nicht original, fällt aber optisch nicht auf, und klingt meistens sogar besser als die alten Originalcassetten. Bei Musik muß man etwas aufpassen, beispielsweise nicht eine CD zu erwischen, die eine völlig andere Abmischung oder Titelreihenfolge enthält, gekürzte oder erweiterte Lieder und dergleichen, aber bei Hörspielen sollte sich meistens die originale Cassetten-/LP-Fassung irgendwo auftreiben lassen.

Viele Grüße,
Martin
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#11
Guten Abend allerseits,

Ich hatte das Problem auch schon mit alten Hörspielkassetten, die ich teilweise länger besitze bzw. In den Händen hatte als ich überhaupt zurück denken kann.
Weil ich bin schon immer Hörspielfan.
Bei manchen meiner Europa waren auch die Kerne das Problem,
Mit ein wenig Zeit kann man die aber wechseln.
Ich hatte damals sogar diese Kerne für Centbeträge auf eBay gefunden und dann verbaut.

Ich kann wenn ich am Donnerstag daheim bin Mal schauen ob davon was übrig ist, vielleicht habe ich noch ein paar Kerne oder vielleicht noch einen originalen Verzogenen.
Aber erst am Donnerstag weil aktuell bin ich aus familiären Gründen noch in Schwäbisch Hall, Opa geht's nicht gut(aber das ist ein anderes Thema).

Viele Grüße
Joni
Meine Maschinen sind:
A77 MKIII Dolby, Revox A77 MKII, Revox A36, Telefunken M203 Studio, Telefunken KL65, 2x Uher Report 4000-L,1 1/2 Uher RdL , Grundig TK 248 HIFI, Philips ???, Grundig TK 754, Akai 265D, Telefunken M2000 
Meine aktuell neuste und beste Maschine: Studer A80  Big Grin Cool
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#12
Danke, Martin und Joni für die Tipps! Und alles Gute deinem Opa, Joni!
Gruß
Helge

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#13
Hallo Helge,

hatte auch ähnliche Probleme bei alten Europa-Cassetten, die auf meinem Revox B710 einfach nicht richtig laufen wollten.
Habe dann festgestellt, dass es am Andruckfilz in der Cassette liegen muss, dessen Oberfläche nicht mehr weich sondern irgendwie stark verdichtet wirkte, so daß eine hohe Haftreibung zwischen Band und Filz den Bandlauf bremste und es deutliche Gleichlaufschwankungen und auch manchmal Quietschgeräusche gab.

Zuerst habe ich versucht, den Filz aufzulockern oder zu ersetzen und dann aber zufällig gemerkt, daß die Cassette ohne Filz (und ohne dessen Metallfeder) am besten auf dem Revox läuft.

Das Problem trat bei etwa 10% aller Europa-Cassetten auf (in meiner Sammlung sind etwa 150 Stück), seltsamerweise nicht bei den ganz alten (gelben) Gehäuseversionen, sondern meistens bei den frühen schwarzen Varianten aus den 90ern.

Es kann sein, dass dies auch ein Kombinationseffekt aus altem Filz und auch alterndem Band ist (Klebeeffekt), obwohl sonst keine wirklichen Rückstände am Tonkopf sichtbar waren.

Auf jedem Fall habe ich nun bei den kritischen Cassetten den Filz inklusive Träger entfernt (lässt sich auch mit etwas Fummelarbeit wieder einsetzen) und nun gibt es keine Probleme mehr.


Viele Grüße,

Silvio
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#14
Ja, der Filz ist tatsächlich hart wie altes Brot. Man kann den Filz wohl auch ersetzen. Das wäre mir wohl am liebsten. Aber womit?
Gruß
Helge

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#15
ich hab die Feder mit dem Filz entnommen und es läuft einwandfrei auf dem GXC! Wegen des Doppelcapstans wird das Band jetzt auch sehr schön straff gehalten. Danke! Dennoch würde ich die Filze gern ersetzen mit geeignetem Material, damit die Kassetten auch auf anderen Decks noch gut laufen.
Gruß
Helge

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#16
Neue Filze findest Du in Ersatzteilspender-Cassetten. Oder Du schneidest Dir selbst welche aus Möbeltatzen, die Du dann auf die originale Feder aufkleben kannst. Die sind dann natürlich nicht so präzise wie die Filze aus guten Gehäusen, aber auch hier gilt wieder: für Hörspiele reicht's meistens.

Mit einem weicheren Filz und/oder geringerer Federkraft kann man manchmal ein quietschendes oder leierndes Band noch zum normalen Abspielen bewegen. Auch der Trick mit dem Ausbau des Andruckfilzes und Abspielen auf Doppelcapstan-Laufwerk kann funktionieren. Trotzdem sind solche Bänder meistens nicht langfristig zu retten. Das Quietschen entsteht nämlich dadurch, daß die Bandoberfläche durch Veränderung des Bindemittels ungleichmäßige Reibung zu den Tonköpfen aufbaut. Dabei entstehen Schwingungen, wie wenn man mit einem Bogen über die Saiten einer Geige streicht. Der halboffizielle Fachbegriff dafür im Zusammenhang mit defekten Bändern ist "Violining"; es gibt dazu einiges im Netz zu finden, war es bei Richard Hess? Jedenfalls läßt sich der Punkt, an dem die unkontrollierte Reibung einsetzt, durch Verringern des Drucks verschieben - aber mit fortschreitendem Zerfall des Bindemittels wird es immer kritischer, und irgendwann auch ohne Filz nicht mehr abspielbar.

Viele Grüße,
Martin
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#17
Hallo Martin,

den Ausdruck "Violining" habe ich zu diesem Problem noch nicht gehört. Ich kenne das als "Slip/Stick" Problem, das Band bleibt kurzzeitig kleben (Stick), danach rutscht es wieder (Slip).

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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