Praxistest niedrigpreis Mikrofone der 60er Jahre
#1
Moin auch!

Mikrofone der 60er Jahre zwischen acht und 50 Euro sieht man ja öfter in den Kleinanzeigen. Ich habe mir drei verschiedene dieser Mikros zugelegt und sie für Schlagzeugaufnahmen ausprobiert und verglichen. 

Hier meine Erfahrungen:

https://stompology.org/2023/02/18/vintag...ones-test/

Viele Grüße aus dem Norden und ein schönes Wochenende wünscht

Christian

   
Drummer machen Fehler, die meistens laut sind. www.stompology.org
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#2
Hi Christian,
danke für den Hinweis auf deinen Test. Die drei Oldie-Mikros sollten übrigens normale dynamische Mikros sein, keine Bändchen. Bei der Beschriftung der Aufnahmen steht das evtl. irreführend anders.

Ein Telefunken aus der Baureihe habe ich auch und sein Sennheiser-Pendant (von denen hat Telefunken zugekauft). Welche ich genau habe, müsste ich mal im Studio nachsehen. Das Sennheiser hatte ich zuerst und wollte sehen, ob es Unterschiede zum Telefunken gibt... nö, gibt es nicht, außer Kleinigkeiten in der Optik. Als Overhead lassen sie sich gut einsetzen, finde ich. Die Höhenzeichnung ist für so alte und semiprofessionelle Mikros passabel und optisch sehen sie ohnehin so aus wie Kleinkondensatoren-Mikros :-)

Die Klangcharakteristik dieser Mikros finde ich eher bassarm und kühl, daher würde ich sie nicht für akustische Gitarren nehmen. Wenn du den Klang als "Sägewerk" empfindest, könnte evtl. etwas nicht stimmen. Hast du mal geschaut, wie der Zustand des Schaumstoffs vor den Kapseln ist und ob evtl. noch passive Bauteile verbaut sind, die getauscht werden können? Das Problem hatte ich mal mit Sennheiser MD 412-Mikros (von denen ich drei habe - für die Toms :-)

Die anderen beiden Mikros hatte ich noch nicht in der Hand. Spannende Sache, die du da machst!
Liebe Grüße
Thomas
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#3
Hi Thomas,

danke dir für das Lesen und deine Rückmeldung zum Thema und die hilfreichen Hinweise.

Dass es sich um dynamische Mikros handelt, habe ich im Artikel jetzt mehr deutlich gemacht. Und die Sache mit dem "Sägewerk" .... , da ist es mit mir durchgegangen. Als Zweitmikrofon (!) z. B. bei der Aufnahme einer Westerngitarre gehen die Oldies auch sehr gut. Wie bei einer Trommel.

Auch interessant: Zu welchem Sennheiser Mikrofon ist das Telefunken TD 26 ein Pendant? Mir gefallen an dem Telefunken TD 26 die klaren und sauberen Höhen. Für welche Zwecke hast du das TD 26 eingesetzt?

Das stimmt nach meiner Sicht auch: optisch sind die Mikros Schönheiten. Jedes auf seine Art. Ich staune auch über die dauerhafte Verchromung einzelner Bauteile des Grundig und Beyer Mikrofons. Das Grundig GDM hat sogar ein verschraubares Kabel mit einer eigenwilligen Konstruktion der Buchsen und Stecker.

Liebe Grüße vom Trommel-Kollegen
Christian
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#4
Ein Nachtrag zum Anschluss der getesteten Mikrofone an symetrische Eingänge mit XLR-Verbindung (steht ja nicht im Artikel); vielleicht nützlich:

Telefunken TD 26: Schirm auf Pin 3 und 1, transparente Ader auf Pin 2 (sehr zerbrechlich, da extrem dünn); das Freilegen der transparenten Ader geht mit Skalpell und Nagelschere. :-)
Beyer M 55: rote Ader auf Pin 2, weiße Ader auf Pin 3 und Abschirmung auf Pin 1
Grundig GDM 321: Schirm auf Pin 1, weiße Ader auf Pin 3, gelbe Ader auf Pin 2

Alle drei Mikros brauchen ordentlich Verstärkung. Für Drummer geht das gut, da Drummer ja meistens sehr laut sind. Für leisere Instrumente geht das nicht so gut, da es doch deutlich hörbar rauscht.
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#5
(19.02.2023, 07:23)stompology schrieb: Auch interessant: Zu welchem Sennheiser Mikrofon ist das Telefunken TD 26 ein Pendant? Mir gefallen an dem Telefunken TD 26 die klaren und sauberen Höhen. Für welche Zwecke hast du das TD 26 eingesetzt?

Das TD26 ist technisch baugleich mit dem Sennheiser MD402. Ich hatte davon auch mal zwei Stück, aber ich fand die kräftige Höhenanhebung von 6-8 dB im oberen Präsenzbereich für Hifi-Zwecke etwas zu heftig, so dass ich eines davon schließlich mit einer Primo Elektretkapsel ausgestattet habe, die ich noch liegen hatte. Das kann jetzt mit 3,5er Stereoklinke und Plug-in-Power an einem meiner digitalen Aufnahmegeräte und dem Sony WM-D6C genutzt werden.

In der ursprünglichen Version sieht die Frequenzkurve des Mikros so aus:

   

Im Übrigen kann ich über das Grundig GDM 321 und seinen "Nierenverwandten" GDM 322 nur Gutes sagen. Beides sind ausgezeichnete Tauchspulmikros mit ausgeglichenem Frequenzgang und Druckgussgehäuse. 

Besonders der Druckempfänger GDM 321 klingt sehr gut und wird von mir oft für Sprachaufnahmen benutzt. Das 322er ist prinzipbedingt in den tiefen Frequenzen mit einem ordentlichen Nahbesprechungseffekt sowie höherer Wind- und Körperschallempfindlichkeit ausgestattet, klingt aber ebenfalls sehr fein. Es waren damals die teuersten dynamischen Mikros von Grundig (99,- und 110,- DM). 
Sie haben natürlich den Nachteil dieses extra dafür entwickelten, verpolungssicheren zweipoligen Steckverbinders (incl. Gehäusemase eigentlich dreipolig), aber wenn ein Originalkabel dabei war, ist das ja auch kein Problem... 
Diese Grundig-Mikros wurden von Sennheiser gefertigt.

Das Beyer M 55 ist zu zehntausenden Produziert worden und das aus gutem Grund. Es war in den 60ern und 70ern ein sehr beliebtes Amateurmikrofon, das robust und klanglich einwandfrei ist. Auch dieses hat ein Vollmetallgehäuse. 

Bis auf das Telefunken/Sennheiser TD26 (Geschmackssache) sind die Oldies sehr gut für Sprachaufnahmen geeignet, auch wenn ich mich zu erinnern meine, dass du in deinem verlinkten Beitrag etwas gegenteiliges geschrieben hast.

LG
Holgi
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#6
Hallo Holgi,

da bist du ja auch der Experte mit deiner Erfahrung und deiner umfangreichen Mikrofon-Sammlung. Vielen Dank für die ausführlichen Informationen.

Bei den Sprachaufnahmen denke ich zunächst an die Podcast-Verwendungen. Eine satte "Radio-Stimme" bekommt man mit den drei für das Schlagzeug ausprobierten Mikrofonen nach meiner Empfindung nicht hin. Sie wären auch wohl mit ihren eher weiten Aufnahmeradius nicht so geeignet. Es sei denn, man sitzt in einem schalldichten Raum.

Freut mich, so viel Gutes über die Mikros zu erfahren. Hoffentlich spricht sich das nicht herum. Dann dürfte es mit den Acht-Euro-Geschäften bei eba-kleinanzeigen vorbei sein. :-)

Liebe Grüße
Christian
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#7
Es gibt da durchaus noch den einen oder anderen Geheimtipp, der sich noch nicht rumgesprochen hat. Ich denke hier z.B. an das Telefunken TD60! Das klingt fast wie ein MD421 und stammt auch von Sennheiser. Es hat eine stufenlose Roll-Bassblende und wird oft für unter 20,- € feilgeboten. Das eigenwillige 70er-Jahre-Chrom-Design mag nicht jedermanns Sache sein, aber klanglich ist es Spitze. 
Der Vorgänger TD200 von 1967 hat wohl die gleiche Kapsel.

Beide Mikros sind mittelohmige Druckgradientenempfänger.
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#8
Ein Telefunken Mikrofon TD 200 habe ich zufällig vor genau einer Woche für 55 Euro (inkl. Versand) über den Kleinanzeigenmarkt von ebay gekauft. Irgendwie mag sich der Verkäufer nicht trennen. Aber es soll wohl nach mehrfacher Nachfrage diese Woche noch eintreffen. Ich hoffe, das Mikro ist so in Ordnung, wie es optisch auf den Fotos aussah.

Das Sennheiser MD 421 war mein erstes Mikrofon. Ich hatte es zuvor immer wieder im Fernsehen im "Beat Club" des NDR gesehen. Ich musste es unbedingt haben! Alles andere hätte die Karriere behindert. Es klang wirklich sehr gut, aber geholfen hat es nicht. :-)

   
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