nachdem meine A77 nach längerer Pause einen Marathon laufen musste, bemerkte ich einen seltsamen Geruch im Raum. Leichte Rauchschwaden lagen in der Luft. Ein Blick in die A77 links vom Kopfträger jagte mir einen gehörigen Schrecken ein. Oberhalb des Lämpchens für die Bandabschaltung leuchtete im Gerät eine weitere Lichtquelle mir entgegen, die leicht flackerte. Tatsächlich brannte es in der A77. Ich konnte das Feuer nicht so schnell löschen. Aber nachdem ich denn Netzschalter betätigt hatte, erlosch die Flamme von allein. Puhhh, nochmal Glück gehabt.
Dann das Gerät aus dem Regal auf den Arbeitstisch gestellt und geöffnet. Da war ein MP-Kondensator der Laufwerksteuerung mit dem dazugehörigen Widerstand abgebrannt. Diese Dinger werden/wurden auch oft in der Netzleitung zum Enstören benutzt. Ich habe schon mehrere in anderen Geräten ausgetauscht, die geplatzt waren. In der A77 war das der C113 auf der Laufwerksteuerungsplatine. Dort sind noch der C114 und C115 vom selben Typ. Einer zeigt schon Risse. Ich habe jetzt bei Reichelt Ersatz bestellt, ich werde alle tauschen.
Frei nach Dietmar Schäffer: Mann, Mann, Mann, da war ja wieder was los mit der A77, langweilig wird das nie.
Gruß,
Michael/SH
Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
12.02.2023, 14:59 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.02.2023, 15:02 von timo.)
Bin gerade etwas schockiert. Ich hatte die "Freude" auch schon, bei einem Dual-Tuner mit einem Rifa-Knallbonbon und bei einer Akai-Bandmaschine mit einem Kondensator von Hitachi (bei meiner letzten A77 habe ich den MP-Kondensator auf Anraten präventiv getauscht). Hat zwar gequalmt und fürchterlich gestunken, aber zum Glück nicht gebrannt.
nee, ich bin schon länger mit meiner A77 MKIII HS liiert. Es war ja bis jetzt auch kein weiterer Eingriff nötig. X2 ist keine Bezeichnung für einen Kondensator, aber C213 sieht auf dem Schaltbild nach Rifa aus, meinst du den vielleicht? Den werde ich auch noch tauschen. Mehr Kandidaten habe ich nicht gefunden. Habe ich noch was übersehen? Die drei Phasenschieber-Cs wollte ich mangels Ersatztypen so lassen, über Drehmomentmangel kann ich nicht klagen.
Gruß,
Michael/SH
Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
12.02.2023, 15:55 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07.03.2024, 07:03 von user-332.
Bearbeitungsgrund: upd... upd... upd...
)
(12.02.2023, 15:28)mash schrieb: [...] X2 ist keine Bezeichnung für einen Kondensator [...]
Das ist sogar eine sehr wichtige (Typen- oder Klassen-) Bezeichnung für einen Kondensator, stellt sie doch eine gewisse Lebensversicherung im Brand- und Durchschlagsfalle dar. Elektrospezialisten hier werden Dir das asap bestätigen.
Genau, es gibt auch noch Y2, die sich nochmal was anders als X2 verhalten. Am besten für Details mal im Wikipedia-Artikel nachlesen. An dieser Stelle gehört jedenfalls X2 hin als Ersatz für die Rifas.
12.02.2023, 16:51 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.02.2023, 16:52 von hannoholgi.)
(12.02.2023, 16:03)eudatux23 schrieb: An dieser Stelle gehört jedenfalls X2 hin als Ersatz für die Rifas.
Schöne Grüße
Alexander
Das stimmt so leider nicht. Entstörkondensatoren der Klasse X sind zu verwenden, wenn sie zwischen Phase und Neutralleiter oder zwischen zwei Phasen der Netzspannung geschaltet werden. Dieser Fall liegt hier aber nicht vor, da sie nur zur Entstörung einiger Relaiskontakte auf der Sekundärseite des Netztrafos dienen.
Man kann also auch Folienkondensatoren ohne X-Klassifizierung verwenden, etwa die roten Wimas MKP oder MKS mit mindestens 250 V Wechselspannungsfestigkeit (mehr als gut 100 V liegen da aber nicht an).
Mit den X2-Kondis macht man hier zwar nichts verkehrt, aber nötig sind sie nicht.
Das mit den X2-Kondensatoren (Rifa heißt der Hersteller) ist ja nur der erste Schritt, damit Dir nicht die Bude stinkt. Die weiteren zu tauschenden Teile machen sich nicht so spektakulär bemerkbar:
Die Motor-Kondensatoren verlieren meist an Kapazität, v.a. aber an so einer teerigen Suppe, die Dir die LW-Platine besudeln kann.
Alle Elkos stehen grundsätzlich im Verdacht, Kapazität zu verlieren und/ oder Fein-/ Kurzschlüsse zu zeigen (ganz besonders die kleinen weißen 'Schiffchen', bei denen ich schon in den 80er Jahren Ausfälle hatte.
Die Trimmpotis (je nach damals eingebauter Bauart) verlieren ihre Schleiferärmchen oder sind kurz davor.
Oft wird empfohlen, die Motor-Lager zu tauschen. Entscheide schließlich selbst.
Die VU-Meter können Probleme machen, weil z.B. der verhärtete Kleber der Drehspule diese im Gehäuse 'rumfliegen' lässt.
Die Potis sind nach meiner Erfahrung oft - aber auch nicht immer - mit Teslanol T6 hinzukriegen.
Die Entzerrer-Umschaltleiste ist immer angelaufen, muss meistens auseinandergenommen und gereinigt werden.
Die GA-Rolle dürfte nach 40 Jahren ausgehärtet sein.
++
Das stimmt im Fall der A77 soweit, ich bin da aber stur und ersetze X2 immer gegen X2.
Für meine A77 hatte ich diese hier verwendet, weil noch vorrätig in der Krabbelkiste: https://www.reichelt.de/funkentstoerkond...os_0&nbc=1
Das Rastermaß passt nicht perfekt aber die Beinchen lassen sich dahin biegen, im wahrsten Sinne des Wortes.
12.02.2023, 17:07 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.02.2023, 18:07 von mash.)
Xn bei Funkentstörkondensatoren beschreibt die max. zulässige Durchschlagsspannungsfestigkeit. Für die Bezeichnung in Schaltplänen wird üblicherweise der Buchstabe 'C' benutzt.
Ich habe mal nachgesehen, X2 steht für maximal 2500 Volt. Ob die Rifas schon X-klassifiziert waren, kann ich mir nicht vorstellen. Die Klassifizierung ist erst in den 70er-Jahren erfolgt. Die A77-Serie ist aber älter und auf den Rifas steht nichts von X2. Das passt auch dazu, dass mein Rifa brannte, welches nach X nicht passieren darf.
12.02.2023, 20:58 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.02.2023, 20:58 von Steffen87.)
Die X- und Y-Klassifizierung sind mir soweit bekannt.
Die Rifa-Kondensatoren in der Laufwerkssteuerung scheinen aber wirklich keine Xn zu sein, es sind Rifa PMZ ohne einen Xn Verweis.
Naja, Rifa und durchsichtig war bei mir immer irgendwie Funkentstörer X2.
Da die Teile ohne großes Nachdenken direkt rausfliegen, habe ich auch hier nicht genau nachgesehen.
Mit meiner Wahl aus der Sortimentskiste sollte die A77 die nächsten Jahrhunderte überdauern.
12.02.2023, 23:22 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.02.2023, 20:28 von mash.)
Erstmal vielen Dank für die zahlreichen Tipps von euch.
Ich habe dann doch sicherheitshalber Funkentstörkondensatoren bestellt, weil diese eine höhere Spannungsfestigkeit haben und die Last durch die Motoren bekannterweise induktive Eigenschaften hat und Spannungsspitzen entstehen können.
Weitere Verjüngungskuren wollte ich meiner A77 erstmal nicht gönnen. Die Phasenschieberkondensatoren machen optisch noch einen guten Eindruck.
Gruß,
Michael/SH
Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
(12.02.2023, 16:51)gd521 schrieb: Die GA-Rolle dürfte nach 40 Jahren ausgehärtet sein.
Hallo,
ich habe mit den alten originalen schwarzen Andruckrollen der A77 (die mit dem Pfeil drauf) bis auf eine Ausnahme - die war wirklich verhärtet - immer Glück gehabt.
Habe sogar extra solche gebraucht gekauft, um andere Revox- und Studer Bandgeräte damit auszurüsten.
Teilweise musste dann aber die breite Lagerbuchse herausgedrückt werden und statt dessen die passende Buchse der zu ersetzenden Rolle eingepresst werden. Was aber kein großer Akt ist.
Mir gefällt an diesen Rollen auch, dass Ihnen die Reinigung mit Isopropanol keinen Schaden zufügt.
Reichelt liefert schnell. Alles eingebaut bzw. ersetzt, jetzt läuft sie wieder. Den Bandlauf hatte ich gleich gereinigt. Dabei war mir aufgefallen, dass sich am Kugellager jede Menge Bandanrieb angesammelt hatte, den ich auch mit Isopropanol nicht abbekam. Erst ein Fingernagelpolierer schaffte Sauberkeit.
Die Andruckrolle ist bei mir 1a. Die schafft es noch länger...
Gruß,
Michael/SH
Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)