Thema: Bremsbeläge für Revox-Trommeln?
#1
Moin,

ich muss hier nochmals das Thema "welchen Textilbelag für die Revox-Bremsen?" ansprechen.

Ich habe in den letzten 20 Jahren schon verschiedene Materialien ausprobiert, wenn die werksseitigen Beläge verschlissen waren. Sehr oft war das zwar nicht der Fall, aber ab und zu eben doch. 

Zu Anfang des Jahrtausends konnte man in der E-Bucht einen privaten Anbieter aus Italien finden, der fertig zugeschnittene Textilbänder anbot, die aus einem Heftpflastermaterial von Beiersdorf angefertigt waren. Das hatte Abdeckpapier auf der Rückseite, wie etwa D-C-Fix. Es war also sicher kein Band von der Rolle, wie Leukoplast, sondern bestimmt was aus dem professionellen Sektor, das großflächiger war und deshalb auch dieses Silikonpapier auf der Klebeseite hatte.
Dieses Material funktionierte bestens! Man konnte die ausgebauten Bremstrommeln eine Stunde bei 100° oder so in den Backofen legen, dann war der Klebstoff ausgehärtet.

Leider gab es diese Heftpflasterstreifen dann irgendwann nicht mehr.
Ich habe daraufhin selbst Versuche mit handelsüblichem Leukoplast in verschiedenen Ausführungen durchgeführt. Egal, welches ich probiert habe, es war ein Reinfall! Das Härten im Backofen funktionierte nicht und nach einigen Wochen schlug der Klebstoff immer von der Rückseite durch und die Stahlbänder verklebten mit den Textilstreifen. 
Als Folge hatten wir dann jahrelang diverse verschiedene Heftpflasterrollen in der Hausapotheke... 

Sodann benutzte ich lange Zeit Haushaltsband von Prym in 10 mm Breite aus Baumwolle, das ich mit Textilkleber auf die Trommeln pappte. Das funktionierte gut, aber man musste eigentlich immer etwas stärkere Bremsfedern montieren, weil das Baumwollband relativ dick und weich ist und dadurch die Verzögerungswerte verschlechtert wurden. Der Textilkleber hat eine ähnliche Beschaffenheit wie Weißleim, härtet also vollständig aus und ist lösemittelfrei.

Bei meiner A700 habe ich dann 2021 auf Empfehlung eines geschätzten Forenkollegen ein textiles schwarzes Isolierband von Coroplast benutzt. Das bringt gute Bremswirkung, hat allerdings den schwerwiegenden Nachteil, dass auch hier der Klebstoff nach einiger Zeit (anfangs erst nach mehreren Monaten) durchdringt und wenn man auf Play drückt, passiert gar nix. Erst wenn man die Spulen von Hand kurz andreht, reißt man ("klonnng!") damit die Trommeln von den Stahlbändern los und kann die Maschine vorübergehend problemlos benutzen. Wenn sie allerdings ein paar Stunden in Stillstand verharrt, ist es wieder dasselbe! 
Ich habe deshalb, seit ich dieses Textil-Isolierband auf den Trommeln habe, schon mehrmals (erst gestern wieder) mit Läppchen, Isoprop und Reinigungsbenzin — versuchsweise auch mit Aceton — nach Teilzerlegung der Bremse versucht, den Klebeeffekt dauerhaft zu beseitigen, aber leider vergeblich. Spätestens am nächsten Tag verkleben die Teile erneut.

Es steht also immer noch die optimale Lösung dieses Problems aus, denn so kann es nicht bleiben. Die Sache mit dem Haushaltsband funktioniert zwar ganz gut, aber man muss dabei immer mit dem Klebstoff hantieren und etwas stärkere Federn einbauen. Eigentlich suche ich immer noch ein Material wie das alte Beiersdorfzeug aus Italien, das von selbst klebt, nicht zu dick und weich ist und, ggf. nach dem Backen, auch kein Problem mit durchschlagendem Kleber verursacht.
Anregungen oder sogar Lösungen werden gern entgegengenommen! Rolleyes

LG
Holgi
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#2
Hallo Holger,
ich könnte mir vorstellen dass es mit textilem Lenkerband (fürs Rennrad) funktioniert.
Ich habe das vor Jahren bei einer Sony TC755 auf die Bremstrommeln geklebt und den zerbröselten Bremsbelag von den Stahlbändern entfernt.
Das funktioniert bis dato ohne Probleme. Ein Durchschlagen des Klebers habe ich bei diesen Bändern (zumindest am Rennradlenker) auch noch nie erlebt.
Allerdings ist es auch dicker und weicher als die originalen auf den Revox Bremstrommeln.
MfG
Georg
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#3
(05.02.2023, 09:25)hannoholgi schrieb: Sodann benutzte ich lange Zeit Haushaltsband von Prym in 10 mm Breite aus Baumwolle, das ich mit Textilkleber auf die Trommeln pappte. Das funktionierte gut, aber man musste eigentlich immer etwas stärkere Bremsfedern montieren, weil das Baumwollband relativ dick und weich ist und dadurch die Verzögerungswerte verschlechtert wurden. Der Textilkleber hat eine ähnliche Beschaffenheit wie Weißleim, härtet also vollständig aus und ist lösemittelfrei.

Das hatte ich nach einem Tipp von Dir auch mal gemacht. Hat zwei Jahre lang problemlos funktioniert, dann hatte ich das Gerät wegen akutem A77 Überschuss verkauft. Bremsfedern erneuern ist ja an sich keine schlechte Idee. Nach meiner Erfahrung ist die Kombination aus Original Bremsbelag und neuen Federn auch meist die beste Lösung.

Problematisch wird es halt, wenn der Original-Belag klebt. Das scheint aber MK 2 exklusiv zu sein...

Gruß
Robert
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#4
Das mit dem Lenkerband wäre ggf. einen Versuch wert. Etwas dicker als original macht gar nichts.
Ich habe auch selbst gerade noch eine Idee gehabt. Ich habe mich gefragt, ob es nicht mit Schmelzkleber beschichtete Stoffbänder gibt (zum Aufbügeln)? Und ich bin fündig geworden. Zuerst wurde mir nur haufenweise dieses hauchdünne, aus Vlies bestehende "Nahtband" vorgeschlagen, doch dann fand ich bei Amazon dies.

Ich weiß nur nicht, ob man das sauber und gerade auf der Trommel fixieren kann, bis es verklebt ist, denn wenn man es nur lose drumlegt und dann in den Backofen legt, fällt es ja sicher ab. Eventuell kann man mit Bügeleisen oder kurz erwärmten Ceranfeld arbeiten. Ich habe mal eine Rolle bestellt und werde es ausprobieren. Sollte es umständlicher sein als die Haushaltsband/Stoffkleber-Methode, kann es meine Frau immer noch für Namensschildchen in ihrer Berufskleidung benutzen.  Wink
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#5
Hallo Holger,

bei mir klappt der Link nicht.

Gruß
Wolfgang
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#6
Bei mir auch nicht !

Groetjes, Frank
Hau wech, den Schiet - aber sech mir, wohin


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#7
Zweiter Versuch incl. Klartext zum selber suchen:

APLI Kids Band zum Aufbügeln und Beschriften Schmelzklebeband 1 unidad https://amzn.eu/d/fVYbK0u


Gerade probiert, funzt!
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#8
Schmelzklebeband

5Sekunden Ausschneiden aus dem hintelegtem Link!
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#9
Neben Lenkerband gibt es auch selbstklebendes textiles Felgenband, z.b. das hier: https://fahrrad-teile.shop/fahrradteile/...-10mm-l-2m 

Wäre vielleicht auch einen Versuch wert.

Grüße,
Matthias
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#10
[/url][Bild: s-l200.jpg]
[url=https://www.ebay.de/itm/255045292942]

9mm x 30M x5th Self Adhesive PTFE Glass Woven Tape Teflon NOS Sale Low Prices
(255045292942)
Wie wäre das.
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#11
Ich habe heute dieses Stoffband zum Aufbügeln bekommen. Wenn auch die Anbringung etwas umständlich ist (und damit eigentlich keinen Vorteil gegenüber dem Wäscheband und Textilkleber ergibt), dürfte es eine dauerhafte Lösung ohne Durchdiffundierungsprobleme sein! 
Das Band hat eine feine Gewebestruktur, ist recht dünn und mit knapp 10mm in der Beite genau richtig.

Man schneidet ca. 21-22 cm ab, befestigt die Enden nach gründlicher Reinigung in der Trommel, indem der Lötkolben dort zum Einsatz kommt. Man muss dabei schon eine halbe Minute "Bratdauer" rechnen, weil das Alugussteil die Wärme sehr schnell ableitet. Alternativ nimmt man etwas Pattex. 

Wenn die Enden halbwegs fest sind, nimmt man eine Schlauchschelle aus V2A mit 50-70 mm Durchmesser und legt sie um die Trommel. Leicht festziehen und dann bei 160° Ober-/Unterhitze für 25-30 Minuten in den nicht vorgeheizten Backofen. Nach dem Rausnehmen mit einer Zange die inzwischen wahrscheinlich wieder gelösten Enden des Textilbandes mit einer Pinzette oder Flachzange erneut andrücken, bis der Kleber abkühlt (dauert nicht lange). Nach 5 Minuten den Schlauchbinder entfernen. Fertig. Sieht dann so aus wie auf meinen unteren Fotos und ist bombenfest. Den Trommelumfang hatte ich vorher aufgeraut (180er Körnung) und mit Aceton abgewischt. Man arbeitet am besten mit Latex- oder Baumwollhandschuhen.

   

   

   

   

   

   

Ideal ist das jetzt sicher immer noch nicht, aber das Ergebnis ist überzeugend. Besser wäre natürlich eine Selbstklebeschicht, die man im Ofen härten kann. Die Trommeln meiner A700 werde ich demnächst so behandeln.

Ein weiterer Versuch läuft mit Leukoplast Silk. Das habe ich jetzt nach dem Aufkleben bei 100 Grad eine Stunde gebacken. Ich habe den Eindruck, dass die Klebeschicht deutlich fester geworden ist und werde das noch mal mit 150 Grad probieren...
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#12
Sieht blitzsauber aus, Holgi.
Aber als Feedback möchte ich doch loswerden, daß ich bei 2 meiner Maschinen Deine Wäschebandlösung mit Leim umgesetzt habe und seit langem in vollster Zufriedenheit nutze Smile 
Da suppt nix durch. Ich hatte sparsam Ponal Expreß verwendet (muß ja für Henkel werben).

LG
Mike
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#13
Ich finde es klasse, Holgi, dass du deine selbst erarbeiteten Lösungen so freimütig weitergibst.

Das macht längst nicht jeder.

Gestern habe ich mir das Band bestellt.

Herzliche Grüße nach Hannover,
Frank
Hau wech, den Schiet - aber sech mir, wohin


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#14
Hallo allerseits,

Das ist ein interessantes Thema, ich könnte mir vorstellen das bei uns im Familienunternehmen in der Instandhaltung sowas zu finden ist. Ich kann wenn ich übernächstes WE dort bin Mal schauen, vielleicht haben wir sowas ähnliches wie Holger damals auf eBay gekauft hat.

@Holger, sind bei meiner A77 noch die originale drauf, das ich unseren Werkstadtleuten ein "Muster" zeigen kann.

Viele Grüße
Joni
Meine Maschinen sind:
A77 MKIII Dolby, Revox A77 MKII, Revox A36, Telefunken M203 Studio, Telefunken KL65, 2x Uher Report 4000-L,1 1/2 Uher RdL , Grundig TK 248 HIFI, Philips ???, Grundig TK 754, Akai 265D, Telefunken M2000 
Meine aktuell neuste und beste Maschine: Studer A80  Big Grin Cool
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#15
(06.02.2023, 17:45)eintapedeck schrieb: @Holger, sind bei meiner A77 noch die originale drauf, das ich unseren Werkstadtleuten ein "Muster" zeigen kann.

Viele Grüße
Joni

Soweit ich mich erinnere, habe ich bei deiner Maschine die Textilbeläge nicht wechseln müssen. Aber bitte nicht mit bloßen Händen anfassen, sonst ist es vorbei mit der Bremserei!  Wink

Aber ich habe vorhin diese Aufbügelbänder auf die Trommeln meiner A700 aufgebracht und sie wieder eingebaut. Leider ist die Bremswirkung nicht gerade überwältigend. Ich habe die Bremsbänder natürlich auch nochmals entfettet, aber die Bremsverzögerung ist ziemlich schwach. Ich werde das jetzt aber erst mal so lassen und warten, ob sich das nach dem "Einfahren" noch bessert...

@Mike: natürlich funktioniert das mit dem Wäscheband, meine B77 hat das ja auch drauf. Ich wollte nur versuchen, das alles noch etwas zu optimieren. Wer also mein Wäschebandsystem angewendet hat, kann das beruhigt drauflassen. Auch ich werde das wohl künftig wieder nehmen, falls sich die Bremswirkung des Aufbügelzeugs nicht noch verbessert.
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#16
Na, denn sag ich mal locker:

Wer bremst, verliert (in dem Fall) nicht. Shy
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#17
Das Band was ich hier reingesetzt habe hat 9mm breite und ist selbsklebend .
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#18
Ja, Jörg, das hatte ich gesehen. Danke für den Tipp. 
Aber niemand weiß, ob das nun die optimale Lösung ist. Und wenn nicht, habe ich 30 (!) Meter davon rumliegen. Für jede Bremstrommel benötigt man 21 cm... Undecided
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#19
Hallo Holger,

eine Frage eines Unwissenden:
Aus welchem Material bestehen denn die Beläge der Studer Maschinen?
Ist das dort auch mit textilen Materialien gelöst?
Falls ja, wärest du nicht allein mit dem Problem und könntest ggfs bei anderen nachfragen.

Gruß Jan
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#20
Ich hatte leider bisher noch keine Studer-Maschine auf dem Tisch, daher müssen andere diese Frage beantworten.
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#21
Zumindest bei der Studer B67, A807 und A810 sind auf den Trommeln augenscheinlich die gleichen Beläge drauf wie auf den Revox Trommeln.
Speziell bei der A807 ist der Belag aber fast nebensächlich, die Bremsen müssen hier nur das herunterfallen der Bandzugwaage im Stillstand verhindern. Gebremst wird hier zu 90% mit den Motoren.

Viele Grüße
Volker
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#22
Das Problem bei Revox sind ja die Metallbremsbänder. Bei vielen anderen Maschinen bestehen diese aus Plastik. Hat jemand an der Stelle schon mal experimentiert?
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