Klassik-Kaufbänder
#1
Meine zweifellos etwas lückenhafte Erfahrung mit Kaufbändern reicht nur so weit, daß Halbspur-Stereobänder offenbar deutlich seltener als Viertelspur-Stereobänder angeboten wurden; die Audioqualität ist aber nach über fünf Jahrzehnten immer noch über jeden Zweifel erhaben, zumal hier 19 cm/s der Standard war. 

Allerdings wurden damals auch noch Celluloseacetat-Bänder verwendet, die heute leicht brechen, sodaß ich das Band der Fünften Mahler mit dem aus Wien stammenden Dirigenten Erich Leinsdorf und dem Boston Symphony Orchestra gleich zweimal kleben mußte. Europäische Orchester scheinen generell deutlich seltener vertreten zu sein als jene in den USA.

Es dürfte auch nur ein vergleichsweise geringer Teil der Produktionen auf Tonband veröffentlicht worden sein, üblicherweise auf 18 cm-Spulen mit dem Preis je nach Bandlänge. Opernproduktionen benötigten aber mehrere Bänder, so auch Wagners Walküre unter Solti mit den Wiener Philharmonikern (die "Apocalypse Now"-Aufnahme habe ich als Anti-Wagnerianer nur deshalb gekauft!).

Sind diese Zeugnisse wahrer Audiophilie den heute mitunter recht happigen Liebhaberpreis wert? Als Kuriosität vielleicht, aber ich finde die Radiomitschnitte, die mir auf den gebraucht erstandenen Bänder häufig unterkommen, interessanter. Der älteste bisher war die Vierte Bruckner unter Karajan von den Salzburger Festspielen 1974. Aus den 1960er Jahren, der Blütezeit der Tonbandgeräte und der Kaufbänder, war noch nichts dabei.
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#2
Zu einem einigermaßen erträglichen Liebhaberpreis habe ich mir mein Lieblings-Klavierkonzert gegönnt, nämlich Mozarts c-moll-Konzert mit Artur Rubinstein und Josef Krips von RCA Living Stereo, erschienen 1960 und auch auf Vierspur-Stereo-Acetatband veröffentlicht. Die A700 hat es ohne Fragmentierung abspielen können.

Der nach heutigen Maßstäben eher bescheidene, da nicht besonders brillante Klang ist der Originalaufnahme zu verdanken, die auch auf Youtube von der Sony Classical-CD eingestellt wurde.

Damals muß der Stereo-Musikgenuß vom Tonband aber wohl das Nonplusultra gewesen sein (ist er heute analog ja immer noch...)
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#3
Es scheint sich hier um ein absolutes Minderheitenprogramm zu handeln, der Resonanz nach zu urteilen. Discogs findet immerhin 3625 Titel auf 19 cm/s- und 691 Titel auf 9,5 cm/s-Band, letztere aber auch einschließlich eher unscharf zugeordneter "Cross over"-Gattungen.

Ein für mich herausragendes Beispiel für das Tonband als ideales Medium sind die Bruckner- und Mahler-Symphonien, von denen einige sogar die Spieldauer der CD sprengen, und für die die Schallplatte immer nur eine mäßig brauchbare Hilfslösung darstellen konnte; die 3. Mahler freilich füllt bei Halbspur-Stereo schon ein 1280 m-Doppelspielband bei 19 cm/s aus (oder bei Viertelspur-Stereo ein 640 m-Band), denn sie wäre für ein Langspielband zu lang. So erschien diese Symphonie erst relativ spät auf Tonband, nämlich 1967, und hier nur mit 9,5 cm/s.

(Ein solches Exemplar habe ich mir aus der Bucht über dem Großen Teich gefischt und werde darüber berichten.)
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#4
Hallo,

da gibt es unendlich viel, auch 2 Spur mit Dolby B von Argos ua.
Das Problem: Die Aufnahmen gibt es halt in aller Regel auch auf Platte, gerade Living Stereo, original und als Nachpressungen.

Ich habe die Aufnahme Wellingtons Victory, London Symphonie Orchestra unter Antal Donati , die es mit der bekannteren 1812 Ouverture des selben Orchesters und Dirigenten auch öfters auf Platte gibt, sowohl als -alte - Platte, als auch als 18 cm 4-Spur Band Kaufspule. Die Platte klingt für mich um Klassen besser. Ich weiß nicht, ob die Platte die Zeit einfach besser überstanden hat, als das Band. Ich kaufe jedenfalls keines dieser Bänder mehr.

Beste Grüße
Arno
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#5
also die 5. Mahler klang auf der Teac X-2000M einwandfrei - ich würde so eine dynamisch zarte und dann wieder mächtige Musik nie auf Platte hören wollen, mit dem Knistern und Knacksen im pianissimo, sondern auf CD - oder eben in der Zeit davor auf Spulentonband oder später dann Laserdisc (die gab es zu Beginn noch mit analogem Ton) oder VHS-Kassette
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#6
(30.10.2023, 18:34)Heinz Anderle schrieb: Es scheint sich hier um ein absolutes Minderheitenprogramm zu handeln, der Resonanz nach zu urteilen. ...

Das will ich nicht unbedingt unterschreiben... ...Interesse an Kaufbändern (auch Klassik, vornehmlich allerdings Jazz und "anspruchsvollen" Rock) habe ich grundsätzlich schon, nur sind die Kaufquellen hierzulande a) recht dünn (...ausser "Hits a Gogo" u.ä. vielleicht) und b) die Preise doch recht gesalzen.
Bei gebrauchten Bändern in mir unbekanntem Zustand ist mein Kaufzwang doch recht gehemmt. Ich kann mir vorstellen, dass es Vielen so geht.

Gruß

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#7
die Tonqualität war auch bei einer abgenudelten Schachtel immer noch recht ordentlich - vor Acetat-Bändern möchte ich aber deshalb warnen, weil der Träger hier schon sehr brüchig ist

(was mitunter vorkommt, ist ein deutlich assymmetrischer Pegel auf dem linken und rechten Kanal)
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#8
Was war der eigentliche Grund für diesen Weg der Musikverbreitung?
Der Produktionsprozess war und ist im Gegensatz zur Schallplattenherstellung erheblich Zeitaufwendiger.
Kann es sein, dass man das primär wegen der noch nicht eingeführten Stereoplatte gemacht hat, wie auch immer ist diese Art kommerziellen Verbreitung musikindustrieller Produktionen wohl eine echte Nische und wer waren eigentlich die Produzenten?
Ob man sich die Verfielfältigung auf Tonband ähnlich vorstellen darf wie es einige mit der Herstellung von VHS Filmen machten. Regalreien mit Consumer-Recordern, wo einer Cassetten reinhaute, Kaffee trank und wenn die Kopie fertig war,
Cassette rausnahm und soweiter&sofort.
V.G.
Jo
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#9
Hallo zusammen,
ich habe zwei Original-Bänder:
   

Ich habe darauf geachtet, dass es Kopien mit 19 cm/s sind (hierzulande scheinen die 9,5 cm/s-Kopien verbreiteter gewesen zu sein). Beide Bänder lassen sich problemlos abspielen und klingen gut. Ich wage zu bezweifeln, dass sie besser als eine gepflegte Platte aus der Zeit klingen. 

Die hohen Preise, die für solche Bänder aufgerufen werden, sind mir auch zu hoch - unwägbar ist das Risiko, dass das erworbene Band letzten Endes nicht abspielbar ist, Drop outs hat oder was auch immer. Andererseits muss es wohl Leute geben, die die Preise zahlen, denn das Preisniveau ändert sich scheinbar kaum.

Die Existenz der zahlreichen Unterhaltungsmusikbänder erklärt sich - anders als bei Klassik - nicht in der fulminanten Laufzeit. Das Buddy Rich-Album muss man an der gleichen Stelle und nach der gleichen Zeit umdrehen wie die Platte auch. Vielleicht gab es einfach doch mehr Leute, die ein Tonbandgerät, jedoch keinen Plattenspieler besaßen? Diese wurden dann mit Kaufbändern bedient, genau wie später vorbespielte Kassetten für Besitzer von Radiorekordern eine Möglichkeit darstellten, ein neues Album zu erwerben?

Noch ein Blick in die Schachteln  Big Grin :

   
Liebe Grüße
Thomas
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#10
M. W. gab es Stereobänder noch vor der Stereoschallplatte, wobei man aber bei den frühen Zweispur-Bändern jene für im Abstand versetzte "Stacked"-Tonköpfe mit den moderneren "In Line"-Geräten nicht verwenden kann.

Die Klassik- oder Jazz-Enthusiasten hatten mit ihrem Tonbandgerät natürlich auch die Möglichkeit, selbst Sendungen aus dem Radio aufzunehmen, etwa mit Konzerten von den Salzburger Festspielen. (Leider ist das digitale Archiv der österreichischen "Arbeiter-Zeitung" bis 1989 vor einigen Jahren vom Netz genommen worden - in dieser Tageszeitung der sozialdemokratischen Partei gab es natürlich auch für jeden Tag das Radioprogramm mit allen Konzert- und Opernübertragungen.) Ob in anderen Ländern, also auch in den USA oder Japan, eine ähnlich umfangreiche Auswahl geboten wurde, kann ich nicht sagen, aber die vermutlich eher wohlbestallten Tonband-Besitzer waren wahrscheinlich auch deshalb als Zielgruppe für so ein Angebot an Kaufbändern nicht uninteressant.
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#11
Stereobänder gab es in den USA mindestens ab 1957, und zwar in Halbspur. Soweit ich weiß aber mit normaler Aufzeicnung, also keine seitlich versetzten Köpfe.



Hier ein Werbe-Einleger von Capitol von 1957:
   



Die Halbspurbänder litten unter den sehr hohen Preisen und verkauften sich nicht gut. Mit dem Aufkommen der Vierspurgeräte 1959 wurden die Bänder, weil nun beidseitig bespielbar, deutlich billiger, blieben aber natütlich immer noch teurer als ihre LP-Geschwister. Um 1960 kosteten die Vierspurbänder (Stereo, 19cms) je nach Spielzeit meist 5 bis 9 USD, Stereo-LPs dagegen 4 bis 6 USD (Der Dollarkurs war damals 4,50 DM!)



Prerecorded Tapes waren immer ein Ding für eine Minderheit, die die gute Qualität schätzten und Geld genug hatten. Die gab es in den USA damals ja reichlich. Die 8track Cartridge fuhr ab den späten Sechzigern natürlich ganz andere Umsätze ein, war aber mit ihrem mäßigen Sound ja ein ganz anderes Marktsegment.
Das vorbespielte Spulenband wurde in den 70ern immer rarer. Hier das jüngste Band das ich je gesehen habe, von 1984 (allerdings schon auf 9,5), es dürfte eines der letzten gewesen sein.



       



Und die vollste Spule, eine Mahler-Sinfonie

   

Ich selbst besitze nur vier Bänder, aus den frühen Sechzigern. Alle in Viertelspur mit 19. Die Tonqualität ist sehr gut! Es sind Acetatbänder, machen aber keine Probleme.

VG Stefan
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#12
Könnt Ihr mir auf die Sprünge helfen was damit gemeint ist: Stacked Tonköpfe (Heinz Anderle), seitlich versetzte T.K. (Stefan).
V.G.
Jo
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#13
Hallo,

Man konnte zunächst aus irgendwelchen technischen Gründen keine Köpfe mit zwei Spalten übereinander "stacked" also "gestapelt" wie heute üblich bauen. Ich vermute da mal irgendwelche Einstreuprobleme, bin mir aber nicht sicher. Deshalb hat man anfangs für die zweite Spur den Spalt in Bandlaufrichtung gegenüber dem für die erste Spur nach Hinten versetzt. Damit ergab sich eine Zeitverschiebung zwischen den Spuren, wenn man das Band mit den heute üblichen "stacked" Köpfen mit zwei Spalten übereinander abspielt. Ich habe das schon mal gehört, fand es aber nicht so schlimm.

In Europa gab es diese Stereobänder bald auch in US Lizenz in Großbritannien.

Hier ein Bild von einem dieser frühen Stereobänder aus Großbrittanien aus meinem Bestand:

   

Die Entzerrung war CCIR und die Spulen hatten einen kleineren Kern als heute üblich:

   

Im Innendeckel wird ausdrücklich ausgeführt (ich hoffe man kann es lesen unter der Überschrift "Playing of Tape"), dass das Band für moderne "in line" (stacked) Tonköpfe ist :

   

Beste Grüße

Arno
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#14
Danke Arno für die Erklärung. Wenn man sich die Bilder des AEG-Stereoringkopfs ca. 1942-1945 ansieht kann man allerdings schon beide exakt übereinander stehenden Kopfspalte erkennen, ebenso bei einer Ausführung aus den 50iger Jahren.
s. Zeitschichten, erste Aufl. S.172

Bemerkenswert finde ich, dass die von Dir präsentierte Salomon (G.F. Händel) Aufnahme von T. Beecham- der sich schon 1936 als Dirigent in Ludwigshafen auf Band verewigt hatte- geleitet wurde.
V.G.
Jo
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#15
Hallo Joachim

daran habe ich mich auch erinnert und unter anderem deshalb vor einiger Zeit die insgesamt 4 Bänder des Salomon auch gekauft. Nach intakten Emitape-Spulen im Originalformat habe ich allerdings einige Zeit suchen müssen

Beste Grüße

Arno
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#16
(31.10.2023, 16:39)Heinz Anderle schrieb: ... Ob in anderen Ländern, also auch in den USA oder Japan, eine ähnlich umfangreiche Auswahl geboten wurde, kann ich nicht sagen, aber die vermutlich eher wohlbestallten Tonband-Besitzer waren wahrscheinlich auch deshalb als Zielgruppe für so ein Angebot an Kaufbändern nicht uninteressant.

In den USA war in den 50er bis 70er Jahren bis weit in die 80er vor allem im U-Musik Bereich (aber auch Klassik) wesentlich mehr Material im Handel, als in Europa. In Japan (...das eine lebendige Klassik-Tradition hat) vor allem Klassik-Bänder. Rock und Pop dürfte dort erst in den 70ern hinzu gekommen sein.
Einen Geschmack darf man sich hier holen: Tapes (reel-reel.com)

Die damalige Anfertigung solcher Bänder darf man sich im übrigen (zumindest bei den großen Anbietern) so vorstellen, dass die Bänder auf Copy Stations bespielt wurden. Für Cassetten gab es so etwas auch. Natürlich war der manuelle Aufwand recht hoch, mussten doch auf den Kopiermaschinen erst einmal Bänder aufgelegt werden.  Lediglich Start und Stop der Aufnahme sowie der Aufnahmepegel erfolgten synchronisiert und mit einem zentralen Knopfdruck. Wer sich im übrigen für solcherlei historische Szenen interessiert, dem lege ich fleissiges Schmökern auf Reel to Reel Tape Recorder Manufacturers - Studer - ReVox - Museum of Magnetic Sound Recording nahe (...Studer hier nur mal als Beispiel herausgepickt). Kenner mögen in den Wortbeiträgen vielleicht Fehler entdecken aber das Bild- und Prospektmaterial ist allemal des Lesens (bzw. Anschauens) wert.

Seit einigen Jahren werden in den USA wieder vermehrt neu angefertigte Bänder angeboten. Hierbei handelt es sich allerdings um Abzüge von meist digital remasterten CD`s. Das sind allerdings Kleinstserien und bei Beachtung der Urheberrechte werden Lizenzgebühren anfallen, was den etwas angehobenen Preis erklärt. Die Preise liegen bei 60 $ (und aufwärts) für ein 18cm Band (1/4 Spur) zuzüglich Versand. Solche Kopien muß man aber zu dem Preis unbedingt haben wollen. Gegenüber der (meist normal käuflichen, deutlich preiswerteren) remasterten CD dürfte kein Qualitätsunterschied zu erkennen sein. Allenfalls die auf dem Band möglicherweise entstehenden Verzerrungen machen das Ganze etwas "weicher".

Gruß
Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#17
(31.10.2023, 23:31)R2R schrieb: Hallo,

Man konnte zunächst aus irgendwelchen technischen Gründen keine Köpfe mit zwei Spalten übereinander "stacked" also "gestapelt" wie heute üblich bauen. Ich vermute da mal irgendwelche Einstreuprobleme, bin mir aber nicht sicher. Deshalb hat man anfangs für die zweite Spur den Spalt in Bandlaufrichtung gegenüber dem für die erste Spur nach Hinten versetzt. Damit ergab sich eine Zeitverschiebung zwischen den Spuren, wenn man das Band mit den heute üblichen "stacked" Köpfen mit zwei Spalten übereinander abspielt. Ich habe das schon mal gehört, fand es aber nicht so schlimm.

ich denke, es ist genau umgekehrt: "stacked" heißt gestapelt, also zwei zueinander versetzte Köpfe (offenbar auch "displaced"); "in-line" bedeutet, daß die Kopfspalten in einer Linie liegen, so wie es heute noch üblich ist

https://www.boija.com/tape/rca_2-track.htm

(interessanterweise spielt hier eine Komposition von Richard Strauss, "Ein Heldenleben", eine ähnlich bedeutende Rolle wie später bei der Einführung der CD, die "Alpensinfonie")

(31.10.2023, 19:13)Vollspurlöschkopf schrieb: Und die vollste Spule, eine Mahler-Sinfonie

Die 5. Mahler klingt vom Band großartig, ich habe sie selbst mit der Teac X-2000M digitalisiert.

(01.11.2023, 08:44)PeZett schrieb: Seit einigen Jahren werden in den USA wieder vermehrt neu angefertigte Bänder angeboten. Hierbei handelt es sich allerdings um Abzüge von meist digital remasterten CD`s.

Gruß
Peter

Bitte, das kann ich selbst auch - ich nehme dann meine mit 88,2 kHz und 24 Bit digital aufgenommenen Live-Mitschnitte klassischer Kammerkonzerte und hänge den High Resolution Audio-PCM-Digitalrecorder an die N4522 oder die X-2000M. Dafür muß ich mir nix Fertiges kaufen.
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#18
da kommt natürlich auch ein wenig Lokalpatriotismus auf, wenn man sieht, daß die Wiener Walzer schon damals so große Beliebtheit genossen, daß sie auch auf Band erschienen (Fritz Reiner war ja auch in der mitteleuropäischen Tradition verwurzelt wie Erich Leinsdorf oder Josef Krips)

https://www.boija.com/tape/rca_2-track_2.htm

(und die Cover strahlen Fortschritt aus, den Fortschritt des damals modernsten Mediums)

Das Tschaikowsky-Violinkonzert von Sonotape habe ich übrigens*, allerdings in der blauen Schachtel von 1957:

https://www.boija.com/tape/sonotape/sonotape_1.htm

https://www.boija.com/tape/sonotape/sonotape_2.htm

*auf die originale Sonotape-Spule ist ein Agfa-Band mit gelbem Vorspann gewickelt - offenbar hat das originale Acetat-Band eine Überspielung notwendig gemacht
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#19
Hallo Heinz,

das Gegenteil von übereinanderstehenden "stacked" oder "in line" Köpfen waren "staggered" heads also gestaffele Köpfe.

Auf englisch heißt ein Mehrspurkopf auch manchmal head stack.

Die Synonyme "in line" und "stacked" siehst Du auch in meinem Foto oben vom Innendeckel meines Salomons.

Beste Grüße
Arno
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#20
Bezüglich dieser T.K. Geometrie muss ich doch mal leichte Zweifel anmelden. Kann es nicht sein das der engl. Begriff stack, stacked im diskutierten Zusammenhang nicht einfach nur für n (hier 2) übereinander montierte Systeme steht? Für einen seitlichen Versatz aber pass m.E. der erwähnte Begriff nicht.
Gäbe es einen technischen Grund für versetzte Kopfspalte, wäre dies doch bereits von E. Schüller, der ja bekanntlich als erster Stereoköpfe entwarf, konstruktiv umgsetzt worden. Die von der RRG hergestellten Stereoaufnahmen wurden so weit bekannt mit fluchtenden Kopfspalt Tonköpfen produziert. Ich lasse mich aber gerne belehren und vielleicht wird uns mal so ein exotischer T.K. präsentiert.
V.G.
Jo
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#21
(01.11.2023, 23:41)Tonschreiber schrieb: Gäbe es einen technischen Grund für versetzte Kopfspalte, wäre dies doch bereits von E. Schüller, der ja bekanntlich als erster Stereoköpfe entwarf, konstruktiv umgsetzt worden. Die von der RRG hergestellten Stereoaufnahmen wurden so weit bekannt mit fluchtenden Kopfspalt Tonköpfen produziert. Ich lasse mich aber gerne belehren und vielleicht wird uns mal so ein exotischer T.K. präsentiert.

Ich kenne den Versatz nur von Geräten wie z.B. der Fostex R8, die 8 Spuren auf 1/4" unterbringt und dort sind je 2 Spuren (in einem Kopfgehäuse) versetzt.


(01.11.2023, 20:59)Heinz Anderle schrieb: Bitte, das kann ich selbst auch - ich nehme dann meine mit 88,2 kHz und 24 Bit digital aufgenommenen Live-Mitschnitte klassischer Kammerkonzerte und hänge den High Resolution Audio-PCM-Digitalrecorder an die N4522 oder die X-2000M. Dafür muß ich mir nix Fertiges kaufen.

Das soll jetzt keine Diskussion über Abtastraten werden, aber kurz gefragt: Warum ausgerechnet 88,2 kHz? Rücksicht auf die CDDA?
Hintergrund meiner Frage: Die von mir gehörte (und von einigen bestrittene) Einschränkung in der räumlichen Darstellung bei fs=44,1 kHz höre ich auch bei 88,2 kHz (warum auch immer).
Wenn es denn als Endergebnis unbedingt 44,1 kHz sein soll, so macht R8Brain das ganz ordentlich aus Quellen mit 48 kHz oder 96 kHz.


Viele Grüße

Joachim
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#22
(02.11.2023, 00:14)96k schrieb: Das soll jetzt keine Diskussion über Abtastraten werden, aber kurz gefragt: Warum ausgerechnet 88,2 kHz? Rücksicht auf die CDDA?
Hintergrund meiner Frage: Die von mir gehörte (und von einigen bestrittene) Einschränkung in der räumlichen Darstellung bei fs=44,1 kHz höre ich auch bei 88,2 kHz (warum auch immer).
Wenn es denn als Endergebnis unbedingt 44,1 kHz sein soll, so macht R8Brain das ganz ordentlich aus Quellen mit 48 kHz oder 96 kHz.

ja, der CD-Player ist immer noch das am weitesten verbreitete Abspielgerät - und Linear PCM ist sauberer als DSD mit seinem "Noise Shaping"-Rauschteppich

(auf dem Band hat man dann ohnehin dessen Rauschteppich, wobei Dolby B, wie es in den 1970er Jahren bei Kaufbändern Anwendung fand, in der Praxis wenig Nutzen brachte, weil der Dynamikumfang trotzdem sehr hoch war)
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#23
(01.11.2023, 20:59)Heinz Anderle schrieb: Bitte, das kann ich selbst auch - ich nehme dann meine mit 88,2 kHz und 24 Bit digital aufgenommenen Live-Mitschnitte klassischer Kammerkonzerte und hänge den High Resolution Audio-PCM-Digitalrecorder an die N4522 oder die X-2000M. Dafür muß ich mir nix Fertiges kaufen.

Aber der Karton und die Spulenbeschriftung der US-Bänder ist liebevoll und gut gemacht. Allein das kostet schon... Wink

Gruß
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#24
Moin,

mir sind auch die Begriffe "stacked" für "normale" Köpfe und "staggered" für versetzte Köpfe bekannt, Bänder für letztere habe ich aber noch nie gesehen. 

Von der Deutschen Grammophon-Gesellschaft hat es zur Anfangszeit der Stereophonie lt. Funkschau einige Bänder in 19 cm/s Halbspur gegeben, als Abspielgeräte standen von Grundig die TK 50, 55 und 60 sowie das M 85 Stereo von Telefunken zur Verfügung. Nach der Einführung der Vierspurtechnik verschwanden diese Bänder wieder vom Markt. Aufgrund der Preise blieben es in Deutschland auch wohl Exoten, obwohl die Klangqualität lt. Funkschau sehr gut gewesen sein soll. 

Selbst habe ich nur ein paar amerikanische bespielte Bänder (19 cm/s Viertelspur) ergattern können, die jemand während seines USA-Aufenthaltes Anfang der 1960er Jahre dort gekauft hat. Alle noch gut anhörbar, aber im Vergleich zu einer Living Stereo LP mit dem Chicago Symphonie Orchestra unter Fritz Reiner nicht konkurrenzfähig. Was z. B. die "Pines of Rome" bietet ist für 1960 schon sehr beeindruckend, da darf es ruhig auch ein bisschen knistern.

Grüße,

Bernd
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#25
(02.11.2023, 06:31)Heinz Anderle schrieb:
(02.11.2023, 00:14)96k schrieb: Das soll jetzt keine Diskussion über Abtastraten werden, aber kurz gefragt: Warum ausgerechnet 88,2 kHz? Rücksicht auf die CDDA?
Hintergrund meiner Frage: Die von mir gehörte (und von einigen bestrittene) Einschränkung in der räumlichen Darstellung bei fs=44,1 kHz höre ich auch bei 88,2 kHz (warum auch immer).
Wenn es denn als Endergebnis unbedingt 44,1 kHz sein soll, so macht R8Brain das ganz ordentlich aus Quellen mit 48 kHz oder 96 kHz.

ja, der CD-Player ist immer noch das am weitesten verbreitete Abspielgerät - und Linear PCM ist sauberer als DSD mit seinem "Noise Shaping"-Rauschteppich

(auf dem Band hat man dann ohnehin dessen Rauschteppich, wobei Dolby B, wie es in den 1970er Jahren bei Kaufbändern Anwendung fand, in der Praxis wenig Nutzen brachte, weil der Dynamikumfang trotzdem sehr hoch war)

Nun hat aber 48 kHz oder 96 kHz anstelle der 88,2 kHz nichts mit dem Thema PCM vs. DSD zu tun.


Viele Grüße

Joachim
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#26
(01.11.2023, 23:41)Tonschreiber schrieb: Bezüglich dieser T.K. Geometrie muss ich doch mal leichte Zweifel anmelden. Kann es nicht sein das der engl. Begriff stack, stacked  im diskutierten Zusammenhang nicht einfach nur für n (hier 2) übereinander montierte Systeme steht? Für einen seitlichen Versatz aber pass m.E. der erwähnte Begriff nicht.
Gäbe es einen technischen Grund für versetzte Kopfspalte, wäre dies doch bereits von E. Schüller, der ja bekanntlich als erster Stereoköpfe entwarf, konstruktiv umgsetzt worden. Die von der RRG hergestellten Stereoaufnahmen wurden so weit bekannt mit fluchtenden Kopfspalt Tonköpfen produziert. Ich lasse mich aber gerne belehren und vielleicht wird uns mal so ein exotischer T.K. präsentiert.
V.G.
Jo

Hallo Joachim,

das gab's tatsächlich.

Schau Dir z.B.: mal diese Ausschnitt aus einer Werbung für Stereobänder in der US Zeitschrift "Taperecording" vom Oktober 1957 (ein Sonderheft über Stereophonie zu Hause) Seite 11 an.
Dort wird in der Rechten Spalte unter Ziffer 4 ein Band angeboten, dass es sowohl für "stacked" und "staggered" Tonköpfe gab (letzter Satz dort)

   

Beste Grüße

Arno

P.S.: irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Tonköpfe übereinander anfangs wie zwei sich gegenseitig beeinflussende Wicklungen eines Transformators wirkten, bis man die Abschirmung dazwischen in den Griff bekam. ich finde das jetzt aber leider gerade nicht. Und es ist auch zu beachten, dass Labor und Grossserie doch zwei verschiedene Stiefel sind.
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#27
(02.11.2023, 19:25)R2R schrieb: Schau Dir z.B.: mal diese Ausschnitt aus einer Werbung für Stereobänder in der US Zeitschrift "Taperecording" vom Oktober 1957 (ein Sonderheft über Stereophonie zu Hause) Seite 11 an.
Dort wird in der Rechten Spalte unter Ziffer 4 ein Band angeboten, dass es sowohl für "stacked" und "staggered" Tonköpfe gab (letzter Satz dort)

Danke! Jetzt kenne ich mich aus.
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#28
(02.11.2023, 19:25)R2R schrieb: Hallo Joachim,

das gab's tatsächlich.

Schau Dir z.B.: mal diese Ausschnitt aus einer Werbung für Stereobänder in der US Zeitschrift "Taperecording" vom Oktober 1957 (ein Sonderheft über Stereophonie zu Hause) Seite 11 an.
Dort wird in der Rechten Spalte unter Ziffer 4 ein Band angeboten, dass es sowohl für "stacked" und "staggered" Tonköpfe gab (letzter Satz dort)



Beste Grüße

Arno

P.S.: irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Tonköpfe übereinander anfangs wie zwei sich gegenseitig beeinflussende Wicklungen eines Transformators wirkten, bis man die Abschirmung dazwischen in den Griff bekam. ich finde das jetzt aber leider gerade nicht. Und es ist auch zu beachten, dass Labor und Grossserie doch zwei verschiedene Stiefel sind.
Hallo Arno,

ich bin perplex, aber da steht es tatsächlich schwarz auf weiß!
Da haben die Yankees in der frühen Entwicklungsphase doch wirklich so einen Weg gewählt.

V.G. und Danke für die Recherche und Deine Geduld.
Jo
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#29
Hallo,

in der selben Zeitschrift Tape Recording Oktober 1957 habe ich noch ein Kompendium gefunden, das alle Begriffe und Techniken, auch den Versatz der Köpfe mit Angabe des Abstands, für den Endverbraucher erklärt (Stichwörter zu "Heads")

   

Beste Grüße

Arno
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#30
Hallo in die Runde,
im Germanischen Nationalmuseum mit seiner bedeutenden Sammlung historischer Musikinstrumente gab es bis in die 70er Jahre Kaufbänder mit Musik auf historischen Instrumenten.Sind schwer zu finden,hat die hier im Forum jemand?Die waren m.W.Halbspur Stereo.
Grüße Ralf
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#31
Heute ist die 3. Mahler auf einem 9,5 cm/s Vier(tel)spur-Stereoband eingetroffen - klanglich reißt sie einen nicht vom Sessel, gerade das Schlagwerk (Becken) klingt etwas dumpf.
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