Hilfe! Bandmaschine klingt wie ein Traktor (AKAI GX-650D)
#1
Hey, ich habe gerade aus dem Nachlass des Vaters eines guten Freundes diese Schönheit mitbekommen. Leider scheint der Motor ein Problem zu haben. - Kennt sich jemand damit aus und hat vielleicht eine Ahnung, ob ich das irgendwie wieder hinbekommen könnte?



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#2
Ich hab keine Ahnung, aber das lässt sich bestimmt reparieren.
Besonders gerne repariere ich meine Philips, Braun, Akai und TEAC Geräte Big Grin
Keine Hilfe bei fehlender Rückmeldung
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#3
Wie hört es sich an wenn sie auf dem Rücken liegt?
Gruß Ulf

TF-Berlin
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#4
Das erinnert mich an meine Royal 784S ...
die war nur flach bis leicht geneigt still, aber auch nicht für Senkrecht-Betrieb gedacht.

Zu Teil 2 deiner Eingangsfrage: Bist du hier so gut bekannt, daß fast alle wissen, was du kannst ?

MfG Kai
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#5
(28.01.2023, 19:23)kaimex schrieb: Zu Teil 2 deiner Eingangsfrage: Bist du hier so gut bekannt, daß fast alle wissen, was du kannst ?

Die Frage zielt wahrscheinlich erst mal drauf, ob der Fehler überhaupt zu reparieren ist. Ich habe keine Ahnung, was da im Argen liegt. Im günstigten Fall ist es nur eine Kleinigkeit, aber wenn der Capstanmotor irreparabel hin ist, wird's wahrscheinlich kompliziert. Die GX-650 D hat den 3-Geschwindigkeiten-Motor SCM3-16TW, der m.W. ansonsten nur noch in der GX-400 D und der Pro-1000 werkelt, also nur in eher seltenen Modellen. Ich könnte mir vorstellen, daß Ersatz nur schwer zu finden ist.
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#6
Bevor ich jetzt vom schlimmsten ausgehen würde, da würde ich die Maschine mal aufschrauben und schauen, ob sich das Geräusch näher lokalisieren lässt.
Die GX-650D hat ja Doppel-Capstan-Antrieb, damit haben wir neben dem Motor noch zwei Schwungmassen samt Wellen und einen Riemen.
Da kommt so einiges als Ursprung in Frage.
Klären lässt sich das aber nur, wenn man sich mal bis zum Antrieb vorarbeitet. 
Darauf zielt wohl auf die Frage von Kai ab.

Um das Motor-Thema aber mal weiter zu spinnen, hat schon mal jemand bei den Akai-Motoren die Lager gewechselt? Geht das da überhaupt?
Ich habe solche Arbeiten bisher nur bei den Papst-Motoren durchgeführt.
Mehr kann ja eigentlich auch an den Akai-Motoren nicht kaputt gehen?

Gruß Steffen
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#7
Bei AKAI kann man die Lager genauso wechseln wie bei REVOX & Co. Meist stecken sogar die 608er Typen drin.

Also raus aus dem Holzkasten und Nachgucken.
Einen kaputten AKAI-Motor habe ich aber noch nie gesehen.

Gruß, Frank
Hau wech, den Schiet - aber sech mir, wohin


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#8
Nicht nur nachgucken, auch viele Fotos hier rein.  Tongue

Gruß Steffen
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#9
Das klingt meiner Meinung nach nicht nach einem mechanischen Problem, wie etwa Lagerschaden, sondern das hört sich ziemlich sicher nach toggelnden, d.h. schnell hin- und herschaltenden Relais oder Elektromagneten an.
Ich denke da gibt es entweder ein Problem mit instabilen Versorgungsspannungen im Netzteil, oder irgendwo Kontaktprobleme mit Schaltern oder Sensoren.

Wie schon erwähnt: Aufschrauben und genauer prüfen.
Dann können wir weiter schauen....


Grüße,

Silvio
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#10
Schraub einfach die Maschine hinten auf, ( eventuell auch Füße ab ) und ziehe sie aus dem Gehäuse raus.
Dann kannst Du wahrscheinlich am besten lokalisieren, wo das Geräusch herkommt.
Auf jeden Fall ein mechanischer Defekt.
Jürgen
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#11
Vielen Dank schonmal für die vielen Hinweise und Gedanken!

Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich dieses Forum gefunden habe und ihr euch hier so viel Zeit nehmt. Ich habe tatsächlich (und leider) keinerlei Erfahrung im Umgang mit solchen Dingen, werde aber die Kiste mal aufschrauben und genauer hinschauen. Auch hinlegen werde ich sie mal und schauen, ob sich etwas ändert... Ich melde mich. Danke!
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#12
Ach ja - nur um nicht gleich zu Beginn einen blöden Anfängerfehler zu machen: wie trenne ich schadlos die schwere Maschine vom Gehäuse?
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#13
Für mich erscheint die Idee mit den Relais durchaus plausibel... Es gibt auch Übersprechungen im Signalweg, die synchron zum Klackern verlaufen... Außerdem hat sie (leider) ein sehr starkes Grund-Brummen...




https://youtube.com/shorts/ubCzizayHwA?feature=share
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#14
Ein elektronisches Problem lässt sich mitunter besser in den Griff bekommen als ein mechanisches, wenn man eher aus der Elektronik-Ecke kommt wie ich.  Big Grin
Der Ansatz ist schon mal interessant.
In Anbetracht des Alters der Maschine, schreit das eigentlich nach einer mehr oder weniger umfangreichen Revision.
Die Maschine wäre das wirklich wert und dankt es einem dann wieder für Jahrzehnte.
Im Gegensatz zu den den späteren Serien von Akai ist die 650D schwerer und robuster Maschinenbau mit guter Technik.
Ich würde sie an deiner Stelle entweder in fachkundige Hände geben und das Geld investieren, sofern du sie selber nutzen möchtest oder an fachkundige Hände veräußern.

Gruß Steffen
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#15
Maschine hinlegen, auf der Unterseite 4 Schrauben entfernen.
Dann wieder aufrecht hinstellen und auf der Rückseite die 4 Gummifüße und zwei weitere Schrauben entfernen.
Jetzt kannst du das komplette Chassis VORSICHTIG aus dem Holzkasten herausziehen !

Gruß, Frank
Hau wech, den Schiet - aber sech mir, wohin


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#16
Meint ihr, dass man auch das hier wieder in den Griff bekommen kann?

https://youtu.be/bqYOEPWUtk0



Und kennt ihr jemandem im Norden (Großraum nördliches Hamburg/SH), dem ich das anvertrauen kann?
Vielleicht sogar mit einer ganz groben Ahnung, wieviel Geld ich in etwa dafür in die Hand nehmen müsste?

Über eine nochmalige Antwort würde ich mich riesig freuen.
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#17
Hallo,

wenn Du die Kopfabdeckung hochklappst, wirst Du wahrscheinlich feststellen, dass die Andruckrolle immer wieder kurz abfällt. Deshalb auch das "Wimmern". Da liegt definitiv etwas in der Ansteuerung für den Zuganker der Andruckrolle im Argen. Der Zuganker (bzw. das ihn steuernde Relais) fällt immer wieder ab um dann erneut anzuziehen. Also funktioniert die Selbsthaltung nicht mehr. Da sind Kenntnisse im Lesen und Überprüfen (Messen) von elektr. Schaltungen gefragt. Wahrscheinlich ist irgend ein Kondensator und/oder Transistor defekt.
Da HH/SH nicht mein Revier ist, kann ich Deine Frage leider nicht beantworten, bin aber sicher, dass Dir andere Forumsmitglieder da weiter helfen können und Dir Kontaktadressen nennen können.

Gruß
Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#18
Die 650 hat für beide Andruckrollen einen eigenen E-Magneten.
Wahrscheinlich ist nur eine der Dioden aus dem Umfeld im Eimer und/oder, wie Peter schon schrieb,ein Transistor, Elko o. ä.
Nichts, was irgendwie teuer wäre.

Ein Fachmann hat das schnell gefunden.
Wohne in NRW, leider zu weit weg.

Gruß, Frank
Hau wech, den Schiet - aber sech mir, wohin


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#19
Für alle Interessierten:

Die Maschine stand viel zu lange und zeigte einen Fehler nach dem anderen. Dennoch wurde sie mittlerweile wieder fast komplett zurückgeholt. In einigen Bereichen sogar mit besseren Werten als in der Spezifikation. Nur noch die Andruckrollen werden ausgetauscht, dann kommt sie wieder zu mir zurück...

Falls jemand daran interessiert wäre, könnte ich die Fehlerberichte und Messdaten hier auch noch hochladen. Aber eben nur, falls es wirklich jemanden interessiert. Da kam nämlich einiges zusammen...

Vielen Dank jedenfalls noch einmal abschließend für die Erstberatung hier im Forum!
Einen schönen Sonntag.
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#20
.....nichts lieber als das.....man kann ja nur noch dazu lernen
Danke im Voraus.
M.f.G.
justus



 Onkyo TX8050; TA2760; Philips N4520;  2x Grundig TS1000; TK19;24;27 ; 2x Pioneer RL1011L; Telefunken M3000;  M3002L;  Uher 4000 Report L; Report 4400; Report Monitor 4200;  Tesla B41; Mikro Seiki DQ44; Heco Victa 601 

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#21
Reparaturberichte (Chronologie)

Tag 1

1. Der Relais-klacker-Fehler ist gefunden und provis. Überbrückt getestet, behoben. Bis die richtigen Ersatzteile da sind. Der Original Transistor ist obsolet ein Ersatztyp  muss eingebaut werden. Ist bestellt.
2. Viel zerlege Arbeit.
3. Die Niedervolt Versorgungsspannung 24V und 21Volt sind wieder in der Spezifikation hergestellt. Bis jetzt sehe ich nicht die Notwendigkeit das Netzteil umzubauen.
4. Weiterer mechanischer Defekt, ist der Andruckhebel der Kapstan Andruckrolle, schwer gängig und verharzt. Zerlegt, gereinigt und mit spezial Silikonfett die Buchsen versehen. Neu justiert. Funktionieren wieder leichtgängig einwandfrei.
5. Audio technisch noch nicht vorgedrungen.

Tag 2

Reparatur ging heute wieder weiter. Das klackende Relais ist behoben.
Ausgeführte Arbeiten:
  1.  Transistor gewechselt, Spannungen eingestellt, Testlauf ausgeführt.
2. Alle 3 Geschwindigkeiten von Referenzband Studer A810 abgeglichen. Exakter Gleichlauf bis in den Milliherz Bereich. Besser Spezifikation, die besagt  +/-  1,5Hz.
3. Alle Band führenden mechanische Teile gereinigt. Im besonderen die Gummi Andruckrollen trocken gereinigt. Da war ein ganz schöner Mock drauf fest angetrocknet.
4. Audioköpfe gereinigt.
5. Mit Wiedergabeüberprüfung fortgesetzt, weitere Fehler festgestellt.
6. Der Monitor/Tape Umschalter hat elektrische Aussetzer geht , geht nicht. Zerlegt , gereinigt , Funktion wieder hergestellt. Viel zerlege Arbeit, um an den Umschalter ran zu kommen.
7. VU Meter Pegelabgleich geprüft. Funktioniert soweit.
8. Kopfhörerausgang geprüft – funktioniert.
9. Aufnahmeversuch ist leider gescheitert. Fehler keine Aufnahme auf dem Band . Mechanisch startet die Aufnahmefunktion nimmt aber kein Audiosignal auf!

Nachdem der Kapstan-Gleichlauf gegeben ist und stabil läuft, sehe ich von einem nicht mehr nötigten Umbau der Spannungsversorgung ab.

Tag 3

Fehlersuche defekte Aufnahmefunktion.
Die Aufnahme geht wohl wieder. Es lagen mehrere Fehler in der Aufnahmeelektronik vor. Tape Selektor Umschalter – freigelegt , zerlegt gereinigt, durchgemessen. Weitere Unterbrechung im Relais Vormagnetisierung Schaltkreis. Und eine weitere Kontakt-Unterbrechung zu dem Aufnahmekopf. Als das wieder ging , stellte sich weiter heraus das die Pegel und der Frequenzgang für den linken Kanal stark mangelhaft ist und nur bis 2kHz geht.

Tag 4

1. Dem rhythmischen Quitschgeräusch nachgegangen. Es liegt wohl an den Kapstanandruckrollen. Habe sie ein weiteres Mal zerlegt und die Sinterbuchsenlager geprüft und fein geölt. Es quietschen jetzt noch beide, so leise bis mittel laut. Das ist wohl der Laufzeit und dem entsprechenden Alter geschuldet. Diese geringe weitere Verbesserung haben die getroffenen Maßnahmen gebracht, aber auch nicht mehr. Mehr kann ich hier mit allen mir bekannten Tricks nicht rausholen. Hier hilft nur ein Austausch der beiden Rollen.
2. Frequenzgang-Messungen mit der Audiosoftware gestartet und wieder nicht abschließen können da weitere Fehler jetzt ein Pegelunterschied von 10 dB in den Kanälen. Der Preamp hat bereits den Fehler, welcher sich dann auch auf die Aufnahmefunktion überträgt.
3. Die Spannungsversorgung Festigkeit und Restwelligkeit unter allen 3 Geschwindigkeiten im Wiedergabe und auch im Aufnahmemodus getestet. Einwandfrei ok. Ein Elkotausch ist nicht nötig, obwohl die Teile schon so alt sind funktionieren die Elkos gut.

Tag 5

Fehlersuche Kanal Pegeldifferenz investiert.  Fehler gefunden und ist behoben. Es war nach empirischer Messtechnik ein Transistor aus Baujahr 03.1972. Ein Ersatztyp musste ich verwenden mit etwas besseren technischen Werte. Der Trans. hat noch teil funktioniert aber nicht mehr genügend Verstärkung hfe-Faktor geliefert.
Weitere Bauteile in der Schaltung ausgebaut und dabeiauch überprüft. Vorab Frequenzverlauf Test gemacht , sieht jetzt gut aus. Pegel annähernd gleich.
Frequenzgang jetzt bei 39cm/s annähernd 30kHz Bandbreite mit dem gelieferten Magnetband.
Ein präziser Endabgleich steht noch aus.

Tag 6

Um das Beste rauszuholen: Noch einmal die komplette Front zerlegt und den Anpressdruck etwas über 1.2kg nachgestellt 2x. Die Gummirollen noch einmal abgezogen, gereinigt und angeraut. Des weiteren alle mech. Gelenke nach gefettet die es gebraucht haben. Das Quietschen ist nur etwas leiser bei Speed 15. Der Gleichlauf , Jitter etwas besser Messtechnisch. Alle elektronisch relevanten Werte Spannungspegel, Audiopegel noch einmal Final abgeglichen wie auch Messprotokolle und Diagramme erstellt. Bin sehr zufrieden mit dem erreichten . Die Maschine läuft stabil. Die Werte mit dem Band sind ok . Gut. Habe auch ein MAXELL XLI Metall Band von mir genommen und einen noch etwas besseren Frequenzgang erreicht. Obwohl nicht darauf eingemessen. Bei  Speed 15 und 7 ½ ist der Frequenzgang über 20kHz gegeben und einwandfrei zu verwenden. Bei Speed 3 ¾ eher so bis 10kHz und mehr als Filter , oder Lofi-Effekt zu verwenden.
Nachtrag noch zu den Messprotokoll Wow&Flutter Gleichlaufstörungen. Trotz der ab gerockten Gummirollen war es mir möglich Gestern durch die erneuten Bemühungen wie auch Modifikation, sehr, sehr gute Werte zu erreichen. Hier die Messdaten mit Erklärung dazu. Gleichlaufschwankungen:
Spezifikation lau Datenblatt; bei 9,5 cm/s: < 0,07% bei 19 cm/s: < 0,05% bei 38 cm/s: < 0,03%
Aktuelle Werte erreicht im Schnitt Faktor 2 besser! (in Klammer Wert Spez.); 9,5cm  3 ¾ 0,037% (0,07), 19cm 7 ½ 0,011% (0,05), 38cm 0,0053% (0,03)

________________

Abschließend erfolgt(e) doch sogar auch noch der Austausch der Andruckrollen.

...

Fazit: Die Reparatur war deutlich aufwendiger und komplexer als erwartet, die Investitionen entsprechend groß. Nur dank der leidenschaftlichen, geduldigen und verständnisvollen Hilfe meines "Reparatur-Engels" war dies alles möglich... Ich freue mich sehr darauf mit der liebevoll instand gesetzten Maschine bald arbeiten zu können und ich weiß das alles sehr zu schätzen! DANKE!


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