Norddeutsche HiFi-Tage 2023
#1
Die Norddeutschen HiFi-Tage sind halb rum. Diesmal in vierzig Räumen in einem Golf-Hotel in den Walddörfen, im Norden von Hamburg.
Der Andrang am ersten Tag war tatsächlich groß, obwohl einige bekannte Namen der Veranstaltung diesmal fern geblieben sind. Dafür habe ich viele neue Namen erfahren, von denen ich bisher nie gehört hatte.
Allerdings kam man in viele Räume kaum hinein. Bis Bernhard nach Hause fuhr, und mit ihm offensichtlich viele andere auch. Und, nein, er war nicht mit einem Bus da.

Tonbandgeräte waren eher rar. Eine M15 und natürlich die STS mit ihren Masterband-Kopien und zwei Vorführ-Maschinen: eine Philips Pro12 und eine Teax A-3300SX.
Ein Händler führte seine Elektrostaten sogar mit einem Sony Doppel-Cassettendeck vor.

Und sonst? Im Eingangsbereich gibt es eine Menge Schallplatten und CDs zu kaufen. Unter den Titel "Die Brummtrolle" gibt es jetzt auch "Ein kleines Kinderbuch über HiFi", für die frühkindliche Konditionierung.

Dazu zeigen verschiedene Anbieter ihre Plattenwaschmaschinen, einer davon endlich sogar im mittleren dreistelligen Preis-Bereich, und das einschließlich Absaugung.

Ansonsten eigentlich alles wie gehabt. Vorgeführt wurde mit Plattenspielern und digital; das zunehmend von Festplatte bzw. per Streaming. Die CD ist auch hier auf dem Rückzug, im Vergleich zu Plattenspielern inzwischen unterrepräsentiert.

Es waren tatsächlich Hardware-Hersteller vor Ort. Gemerkt hat man das aber oft nicht. Vorgeführt wurden Boxen, der Rest war vorhanden.
Überall waren natürlich auch spezielle "HiFi-Möbel" im Einsatz, die sich technisch zumindest von "normalen" Möbeln, neben dem Preis, darin unterscheiden, dass irgendwo "spezielle HiFi-Möbel" drauf steht. Die speziellen HiFi-Kabel, ebenfalls überall zu sehen und fast überall im Einsatz, sind durch extrem hohe Querschnitte (inkl. Isolierung und Litzenhalter) und eine fast ebenso hohe Steife und damit durch große Biegungs-Radien erkennbar. Nicht selten sind sie aufgestelzt: mal auf Metall, mal auf irgendetwas anderem, ohne dass irgendwo zu erfahren wäre, ob das egal ist, mit was (und warum) man stelzen muss.

Ein tatsächlich interessantes Zubehör-Teil ist ein Reflektor, der oben auf die Boxen gestellt wird, und der sich um verschiedene Achsen drehen lässt. Mit dem "Akustischen Spiegel" lässt sich Einfluss auf den "Raumeindruck", aber auch auf die Stereo-Wahrnehmung, z.B. die "Breite der Bühne" nehmen. Dabei soll es egal sein, wie weit zum Beispiel der Hochtöner von der Oberkante der Box, somit von dem Reflektor entfernt ist. Es wurde auch nicht darüber gesprochen, ob so ein Reflektor Einfluss auf den Frequenzgang nehmen könnte, der beim Zuhörer ankommt. Aber das ist letztlich auch den Verkäufern der Klangschalen egal, die ich diesmal übrigens nicht gesehen habe. Der Reflektor hat einen hörbaren Effekt und zumindest das macht ihn interessant, regt zumindest den Spieltrieb an.

Apropos Raumklang: Kaum irgendwo erfährt man, ob die Vorführ-Anlage mit DSP getunt wurde. Und auch in die Vorführ-Boxen eingebaute "Raunklang-Helferlein", wie der zusätzliche, senkrecht ausgerichtete Jet-Hochtöner an der Gehäuse-Oberseite, wird vom Verkäufer nicht erwähnt.
Überhaupt wird über das, was vorgeführt wird, recht wenig gesprochen.

In einer Vorführung erfahren wir stattdessen, warum audiophile Schallplatten hierzulande immer teurer werden, und das die auf jeden Fall aus den USA kommen müssen; nicht weil die Pressungen in den USA besser wären, was sie nicht wären, sondern weil in den USA beim Mastering mehr auf Qualität wert gelegt würde, als wo auch immer. Immerhin war der Redner kein Platten-, sondern Geräte-Verkaufer. Zumindest habe ich gelernt, in Dänemark kann man von Hand gepresste Platten kaufen.
An anderer Stelle erfährt man, warum die eine und die andere Schallplatte zur Vorführung ausgewählt worden ist. Die zur Vorführung ausgewählten Boxen werden nicht erwähnt, es wäre jedoch eine andere Marke, als er das letzte mal präsentiert hatte, weswegen er jetzt einen Witz nicht mehr anbringen könne, der beim letzten mal noch gepasst hätte.

Apropos Boxen. Schallplatten und auch Tonbänder werden nicht zuletzt deswegen vom Publikum als Vorführ-Quellen geschätzt, weil sie ja viel authentischer klingen, als digital. Zumindest bewegt sich was. Das tun sie wohl immer noch, nachdem sie der Wandlung nach "digital" unterzogen worden sind, damit ihre Musik per W-LAN zu den Boxen übertragen werden kann. Das gibt es jetzt auch in audiophilen Boxen.
Wir "analogisieren" digitale Aufnahmen per Tonband. Hier werden digital gemasterte Klänge analogisiert, um sie fix wieder in Nullen und Einsen umzuwandeln, damit sie über Funk verschickt werden können.

An der einen oder anderen Stelle gibt es Workshops. Phonosophie hat eine Live-Band eingeladen. Beides gibt es auch Sonntag wieder.

Ein Highlight für mich: Das "Deutsche Schallplattenmuseum" aus Nortorf, das seit Herbst die Tore geöffnet, das zig-tausende Schallplatten vom NDR gespendet bekommen hat und Plattenspieler aller Art und Generationen zeigen kann. Der übernächste Stammtisch-Nord?

Wer will, kann am Sonntag hingehen und schauen und hören. Und wer ganz besonderen Druck hat, der wird auch kaufen können. Und wer das nicht hat, der muss nicht.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
Hallo Matthias,

vielen Dank für Deinen sehr schönen Bericht.(Das kennt man von Dir ja auch nicht anders.)
Nun bin ich auch gar nicht mehr traurig, daß ich dort nicht hinfahren konnte.

Aber für das Schallplattenmuseum hast Du bei mir sehr viel Interesse geweckt.

Viele Grüße
Manfred
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#3
Danke Matthias Rolleyes für deinen Bericht!

Ich muss mal wieder nach Norden …
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