Praxis: Kombination von Computer und Tonbandgerät in Musikproduktionen
#1
Moin miteinander,

kurz möchte ich über meine Erfahrungen und ein Ergebniss zur Produktion mit dem Computer in Verbindung mit einfachen Tonbandgeräten bei einer Musikproduktion berichten.

Hier ist zunächst das Ergebniss anzuhören:

https://stompology.org/2023/11/05/tulsa-...es-rhythm/

Aktiver Link:

https://stompology.org/2023/11/05/tulsa-...es-rhythm/

Alle Instrumente sind "nach und nach" eingespielt. Also, es handelt sich nicht um eine Live-Aufnahme.

Aufgenommen habe  ich einen Song, für den 8 einzelne Parts zusammen zu bringen (besser: übereinander zu bringen) waren: Rhythmus-Gitarren 2 x, Solo-Gitarren 2 x, 1 x Bass und 1 x Schlagzeug sowie 2x Gesang. Das geht mit dem Computer natürlich mega einfach. Spur für Spur und ohne Qualitätsverluste.

Da ich jedoch den sterilen Klang eines Computers nicht mag, habe ich ananloge Mixdowns mit dem Tonbandgerät in den einzelnen Aufnahmephasen gemacht. So etwa Schlagzeug, Bass und Rhythmus-Gitarren zur Mono-Aufnahme mit einem Bandgerät zusammen gebracht. Danach wurde mit der Multiplay-Funktion eines Uher Royal Bandgerätes Instrument für Instrument hinzugefügt. Die einzelnen Ergebnisse wurden in Zwischenschritten wiederum zurück auf den Computer übertragen. So ging es weiter bis zur Fertigstellung eines Basis-Playback, bestehend aus Schlagzeug, Bass, Rhythmus-Gitarre und einer Solo-Gitarre.

Alle weiteren Aufnahmen sind anschließend mit dem Computer hinzugefügt worden. Damit die gesamte Produktion ein wenig mehr nach Tonbandaufnahme klingt, habe ich den fertigen Song mit einem Kassettenrecorder (Sony TC-D5 PRO II) relativ hoch ausgesteuert vom Computer aufgenommen und im letzten Schritt diese Kassetenrecorder-Aufnahme wiederum für die Veröffentlichung im Internet digitalisiert (digital blieb lediglich die Stimme beim Einzählen des Grooves).

Fazit:

Das erste analoge Playback (Schlagzeug, Bass, Rhytmus-Gitarre und 1 x Solo-Gitarre) hatte sich durch die Laufgeschwindigkeit des Bandgerätes vom Kammerton A ein klein wenig entfernt. So ist ein Nachstimmen der Instrumente für weitere Aufnahmen auf die Tonhöhe des Playback erforderlich. Gut sind daher Bandgeräte mit pitch control. Die ermöglichen eine Anpassung an die ursprüngliche Tonhöhe, so dass das lässtige Umstimmen der Instrumente für die Overdubs entfällt. Diese Funktion haben Heimtonbandgeräte leider meist nicht. 

Möglich ist natürlich auch die Tonhöhe der Aufnahme vom Bandgerät mit dem Computer zu korrigieren. Aber dann hat man schon wieder einen digitalen Prozeß mehr in der Produktion.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Sterilität einer rein digitalen Produktion mit analogen Zwischenschritten auch mittels Heimtonbandgeräten mit gehobener Ausstattung (wie zum Beispiel dem Uher Royal) mit akzeptable Qualität abzumildern ist. Das Verfahren, wie hier beschrieben, ist jedoch sehr zeitaufwendig.

Viele Grüße und bis bald

Christian
Drummer machen Fehler, die meistens laut sind. www.stompology.org
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#2
Hallo Christian,

herzlichen Dank für deine Interpretation des Tulsa Sounds.
Wenn man sich zum Beispiel die erste Platte von JJ. Cale, als bekannten Vertreter, anhört, merkt man ganz deutlich, wie der gute Mann nächtelang den cleanen Sound solange mit den damaligen Möglichkeiten in seinem eigenen Studio verändert hat bis dieser unbeschreibliche Tulsa Sound entstand.
JJ. kam mit seiner Gitarre auch immer einen halben Punkt hinter dem Rhythmus an, das macht auch das Besondere seiner Musik aus.
Nicht mal Clapton hat das in seinen Interpretationen der JJ. Cale Songs so hinbekommen.....
Zurück zu deiner Aufnahme, die gefällt mir sehr gut. Der Aufwand mit den analogen Bandspuren hat sich gelohnt.
Die technische und musikalische Umsetzung durch dich allein verdient großen Respekt. 
Auch das Video dazu gefällt mir sehr gut.

Gruß Jan
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#3
Hallo Jan,

vielen Dank für das Anhören und Anschauen sowie für Deine freundliche und interessante Antwort.

Ich finde auch , dass Herr Clapton ein anderes Gefühl als JJ. Cale hat. So habe ich Videos von gemeinsamen Auftritten der beiden gesehen und Eric Clapton hat über einige Takte nach der Akzentuierung seiner Rhythmus-Gitarre in den Offbeats gesucht. JJ. Cale hat ihn dann etwas erstaunt angeschaut. -) Aber beide zusammen klangen meist natürlich ganz besonders gut.

Ich schaue mal, wie ich einen möglichst einfachen Song von Anfang an mit zwei Bandgeräten im "Multiplay Ping Pong Verfahren" aufnehmen kann. Mal sehen, wie das dann gegenüber meiner "Hybrid-Lösung" klingt. Es ist ein ständiges Suchen. Leider hat mein Uher Royal inzwischen durch die Strapazen der vielen Umschaltungen sowie der Vor und Rück's den Geist aufgegeben. :-) Echter Härtetest für ein Gerät, das wohl mehr ein (guter!) Baustein einer Stereoanlage ist.

Nochmals Dank für Deine Rückmeldung und viele Grüße

Christian
Drummer machen Fehler, die meistens laut sind. www.stompology.org
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