Interessante B62 Kopfträger Umbauten
#1
Hallo,

ich habe im Netz Bilder von interessanten Umbauten an Studer B62 Kopfträgern gefunden. Da wurde nachträglich eine Beruhigungsrolle eingebaut. Ich vermute, dass es sich um Kopfträger der Pilottonversion der B62 handelt. Weiß vielleicht jemand mehr über diese Umbauten ?

   

   

   

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#2
Hallo Tobias,

meine B 62 hat diese Rolle auch im Kopfträger. Ich gehe stark davon aus, dass das so von Werk aus zu bekommen war. 

Gruß 
Dominik 


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#3
Hallo Dominik,

vielen Dank für das Foto und deine Informationen. Leider ist im Servicemanual der B62 nichts zu der Beruhigungsrolle zu finden.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#4
Hallo Tobias,
die Beruhigungsrolle im Kopfträger findet sich ja zuerst bei den AEG-Laufwerken T8f und T9. Deren Einführung geht vermutlich auf Untersuchungen des RTI (Rundfunk-Technisches-Institut in Hamburg) zurück. Federführend war dort ein Herr Belger (Belger-Schmiede).

Bei einem früheren Laufwerk aus dem Hause des Schdudrrr,Willi wurde im Prospekt extra darauf hingewiesen, daß wegen der gedrungenen Bauweise des Kopfträgers auf diese Rolle verzichtet werden könne. Das war vielleicht eine geschickte Umschreibung von evtl. bestehenden Schutzrechten für Telefunken.

Zur Bewertung kann man folgendes feststellen: Der sehr lange Bandpfad im AEG/Telefunken-R19 Kopfträger (für T8f, alleT9 und alle M5) führt zu Schwingungsanregungen in Frequenzbereichen, die sehr störend wahrgenommen werden und die Rolle unumgänglich erscheinen lassen.
Die engen Kopfabstände bei den Studer-Kopfträgern führen zu Anregungen in höheren Frequenzbereichen, die nicht so stark störend wahrgenommen werden. Die Rolle ist also nicht so dringend erforderlich.

Die Zusammenführung aller Überlegungen zu den Bandlängsschwingungen führte zu dem Kopfträger der Telefunken M10:
Ein sehr gedrungener Kopfträger, eine Beruhigungsrolle zwischen den Köpfen und eine zweite Schwungscheibe, die mit einer eigenen Andruckrolle vom Band angetrieben wird und dieses definiert zu bremsen versucht und so für einen konstanten Bandzuganteil sorgt. Die beiden Andruckrollen stellen für die Schwingungen 0-Punkte dar. Nur die kurzen Bandstrecken zwischen diesen Rollen und der Beruhigungsrolle im Kopfträger können in Schwingungen geraten.

In meiner Erinnerung ist die A62 zeitnah zur M10 entstanden.
Willi Studer hatte hier in diesem Bereich von Anfang an ein sehr glückliches Händchen. Selbst der Kopfträger seiner ersten Studiomaschine A27 hatte bereits einen sehr gedrungenen Aufbau und er ist zusätzlich eng eingerahmt von Umlenkrollen, die bei allen Schweizer Studio-Laufwerken schon immer eine hohe Priorität hatten.


Viele Grüße
Manfred
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#5
Hallo Manfred,

wann kamen denn die T8f und die T9 der AEG genau auf den Markt ?
Hintergrund meiner Frage: In meiner Sammlung befinden sich auch 2 DDR- Studiomaschinen von Sander & Janzen, bzw. der Thurow KG. Die ältere der beiden Maschinen besitzt ebenfalls einen Kopfträger mit solch einer Bandberuhigungsrolle. Ich vermute, die AEG- Maschinen dürften älter sein, da hätten sich Sander & Janzen also wahrscheinlich ebenfalls an den Erkenntnissen der AEG "bedient"..

Etwas genauer beschrieben ist es eine SJ103 (Braunbuch: R29) mit Label "Sander & Janzen" von ca. 1962 (genaues Datum lt. Typenschild kann ich am Wochenende nachliefern). 
Sowie eine SJ103/2 (Braunbuch: R29b) mit Label "Thurow KG" von etwa 1967, genaues Datum auch hier am Wochenende.

Die ältere der beiden Maschinen (die R29 ohne Zusatz- Buchstaben) hat einen Vollspur- Kopfträger und dieser besitzt ebenfalls solch eine Band- Beruhigungsrolle. Bei der jüngeren Maschine, also der R29b, habe ich sowohl Vollspur- als auch Halbspur- Stereo- Kopfträger und keiner dieser Kopfträger hat mehr solch eine Rolle verbaut. 
Noch interessanter ist, daß die Maschinen der Vorgängerserie SJ100 (R28...R28d) (noch) keine solche Beruhigungsrolle verbaut hatten. 

Da lässt sich nun also prächtig spekulieren, ob dieser Kopfträger ein Einzelstück war oder ob er kurz eingeführt werden sollte und die Firma dann aber eins auf die Finger bekam, wegen Patent- Verletzung... sehr spannend. 

Meines Wissens wurde so etwas später auch nicht mehr in dieser Form gemacht, spätere Maschinen waren dann mit einer von vorn einschwenkbaren Beruhigungsrolle (in ähnlicher Größe wie die Andruckrolle) ausgestattet. Prominentestes Beispiel dürfte hier die T2221 sein. 

Rollende Grüße,

Rainer
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#6
Ich finde gerade nichts bei meiner Suche, aber ist diese Beruhigungsrolle nicht auch als "BBC-Rolle" bekannt ? Die BBC hatte eine Telefunken Maschine zum Test und hatte dabei eine solche Rolle mit Erfolg eingebaut. Daher musste Telefunken die Maschinen vor dem Verkauf an die BBC mit dieser Rolle nachrüsten. Ich weiß leider das Modell nicht.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#7
Hallo Rainer,

laut Braunbuchbeschreibung  war die Betriebseinführung des Kopfträgers R19 mit der Beruhigungsrolle im Jahr 1952. Vermutlich zusammen mit der T9.

Meine T8f von 1951 hat einen Kopfträger, der nicht mehr dem R18 (ohne Beruhigungsrolle, Betriebseinführung 1947) entspricht, aber noch nicht vollständig so ausgerüstet, ist wie der R19. Er hat aber schon eine Beruhigungsrolle. Alle nachfolgenden Telefunken-Laufwerke hatten dann die Beruhigungsrolle im Kopfträger.

Sander & Janzen hatten die Spezialmotoren für den Tonschreiber b an Schüllers Mannen bei AEG geliefert. Man kannte sich eigentlich wohl ganz gut. 
In der Anfangszeit der beiden deutschen Staaten gab es noch viele Kooperationen. Zeiss Ost lieferte z.B. Foto-Objektive an die Kamerahersteller im Westen.
Warum sollte man Sander & Janzen in der Anfangszeit die Rolle verwehren. Man verwendete ja sogar noch ähnliche Braun/Blaubuch R-Bezeichnungen. Die Hauptauftraggeber waren für beide der jeweilige Rundfunk. Mit zunehmenden Spannungen könnte sich das dann geändert haben, und man nahm dann keine Anleihen mehr beim Klassenfeind sondern lieber in einem neutralen Land beim Schdudrrr, Willi. (Alles Spekulation, man kann niemanden mehr danach fragen)


Hallo Tobias,

die BBC-Rolle war im Kopfträger der M15A eingebaut. Aber nicht als alleinige Beruhigungsrolle, sondern zusätzlich zur Beruhigungsrolle in Bandlaufrichtung vor dem Sprechkopf. Damit konnte das Modulationsrauschen noch weiter zurück gedrängt werden. Das leuchtet sogar ein: Die Schwingungsanregung am Sprechkopf während der Aufzeichnung wird bedämpft und ebenso wenige Zentimeter weiter eine solche am Hörkopf.

In dem nachfolgend genannten Faden hatten wir bereits einmal über die BBC-Rolle geschrieben. 

https://tonbandforum.de/showthread.php?t...#pid322071


Viele Grüße
Manfred
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#8
Hallo Manfred,

vielen Dank für deine Informationen und den Link zum Beitrag.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#9
Meine B62 hat keine solche Rolle, diejenige eines Freundes (mit höherer Seriennummer) hat eine. Ich bin deshalb davon ausgegangen, dass Studer diese Modifikationen bei späteren Geräten eingebaut hat. Weiss da jemand mehr dazu?

Dank & Gruss

Steff
Meine Bandmaschinen: Ganz frisch: Studer  C37 Heart , Studer A807, Studer B62, Telefunken M15a. Und Swissonor Tube Amp AM6221
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#10
Hallo Steff!

Wir haben im Museum gleich zwei B62 (je 1x Einbau-/Kofferversion).
Wenn ich dran denke, schaue ich heute einmal nach, wenn ich dort
zum "Frondienst" bin.

Gruß
Wolfgang
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#11
(26.10.2022, 22:08)Magnettonmanni schrieb: die BBC-Rolle war im Kopfträger der M15A eingebaut. Aber nicht als alleinige Beruhigungsrolle, sondern zusätzlich zur Beruhigungsrolle in Bandlaufrichtung vor dem Sprechkopf. Damit konnte das Modulationsrauschen noch weiter zurück gedrängt werden.

Und so sieht sie von innen aus:

   

Die zugehörige Einstellanweisung durfte natürlich nicht fehlen:

   

Eine Einstellung des Arbeitspunkts über das Modulationsrauschen nach Gehör wäre beim IRT ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, und doch bin ich seit über 45 Jahren mit der sogenannten Jugoslawienmethode gut gefahren, da sie einem jegliche Messgeräte erspart, die es im Ü-Wagen ohnehin nicht gab.
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#12
Hallo in die Runde,

mmmhhh!

Es ist ja ein Hochgenuß, Peter, wie Du diesen Faden auf das richtige Niveau bringst.

Und dann hoffen wir mal, daß ein paar Studer-Historiker mitlesen und uns die Zusammenhänge von B62 und Beruhigungsrolle erläutern können.

Viele Grüße
Manfred
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#13
Hallo Steff!

Ich habe daran gedacht, die beiden B62-Kopfpartien abzulichten.

B62 im Koffer:

   

B62 Einbauchassis:

   

Bei Beiden keine Rolle zwischen den TK...

Gruß
Wolfgang
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#14
Hallo Wolfgang

vielen Dank! Mir scheint, dass meine B62 (und die meines Kollegen) andere, etwas modernere (?) Kopfträger hat. Mit den "viereckigeren" Köpfen. 



   
Meine Bandmaschinen: Ganz frisch: Studer  C37 Heart , Studer A807, Studer B62, Telefunken M15a. Und Swissonor Tube Amp AM6221
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#15
Weil ich oben im Tread die Sander & Janzen R29 erwähnt hatte, möchte ich Euch die Bilder des Kopfträgers dieser Maschine nicht vorenthalten. Auch wenn es keine Studer ist... 
Das zwischenzeitliche Vorhandensein einer Bandberuhigungsrolle ist immerhin interessant. Auch wenn ich nicht danke, das es 1962 noch sehr viel Zusammenarbeit zwischen der AEG und Sander & Janzen gegeben haben dürfte...

Hier der Kopfträger R11 der S&J 103 (R29) von 1962. Die Beruhigungsrolle befindet sich nach dem Löschkopf und direkt vor dem Aufnahmekopf.
Man beachte allerdings- der Stereo- Aufnahmekopf gehört nicht auf diesen Kopfträger und der Löschkopf fehlt in diesen Bildern:

         

Beim Kopfträger R13b der dann "Thurow KG" gelabelten T103b (R29b) von 1965 fehlt diese Rolle:

         

Auch der Pilottonkopfträger für die R29b hat keine Beruhigungsrolle. (Da dieser Kopfträger von der DEFA und nicht vom Rundfunk stammt, hat er natürlich keine R- Nummer eingeprägt):

   

Zu guter Letzt der Kopfträger R13/3, die Stereo- Variante der R29b. Auch hier- keine Rolle mehr, nur feststehende Bandführungen:

   

Somit bleibt der R11 von 1962 ein Exot unter den Kopfträgern der Sander & Janzen bzw. Thurow- Maschinen. Vielleicht hat er sich in dieser Konstruktion einfach nur nicht bewährt.

Grüße, Rainer
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#16
Hallo Rainer,

vielen Dank für die Fotos und die Informationen dazu, sehr interessant.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#17
Hallo in die Runde,

in meinem Beitrag #4 hatte ich geschrieben:

Bei einem früheren Laufwerk aus dem Hause des Schdudrrr,Willi wurde im Prospekt extra darauf hingewiesen, daß wegen der gedrungenen Bauweise des Kopfträgers auf diese Rolle verzichtet werden könne. Das war vielleicht eine geschickte Umschreibung von evtl. bestehenden Schutzrechten für Telefunken.“

Inzwischen habe ich die entsprechende Literaturquelle wiedergefunden. Es war der Prospekt für das „Studio-Magnetton-Gerät „Studer 37“.

                                                                           

Dort wurde auf der zweiten Seite über den Kopfträger und Bandlängsschwingungen geschrieben:
                                                                     

Interessant ist für mich auch die Erkenntnis aus der obigen Abbildung, daß Studer bei diesem Gerät noch die Magnetband-Schichtlage außen gewickelt verwendete. 
Dieses "Studer 37" war vermutlich eines der Vorläufer des grandiosen C37-Gerätes.
Viele Grüße
Manfred
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#18
Hallo Manfred

danke für die spannenden Infos! Was eben interessant ist: Meine B62 hat keine solche Rolle, die eines Kollegen mit höherer Seriennummer hat die Rolle. Dann sind es wohl eher weniger Schutzrecht-Probleme gewesen?
Meine Bandmaschinen: Ganz frisch: Studer  C37 Heart , Studer A807, Studer B62, Telefunken M15a. Und Swissonor Tube Amp AM6221
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#19
Hallo!

Inzwischen sind noch weitere zwei B62 hinzugekommen.
Habe es aber bisher versäumt, die Kopfträger abzulichten.
Wird nachgeholt, wenn ich wieder vor Ort bin.

Gruß
Wolfgang
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