Abnehmer für Schellackplatten
#1
Hallo allerseits,

Ich bin ja bei einem kleinen Ehrenamtlichen Radiosender unterwegs und habe deshalb eine Frage:
Dieses Jahr Senden wir eine Woche durch. Ein Radiokollege und ich werde unsere Sendungen von Tonband senden. Ich mache eine Sendung über Musik der 20ger und 30ger. Um die Musik im Studio einspielen zu können muss ich sie ja erstmal von der Schellack auf das Band bekommen und hier ist der Knackpunkt. Ich habe einen Project Plattenspieler der 78rpm hat. Montiert ist eine 2M Red von Ortofon. Allerdings braucht man für Schellack ja eine andere Nadel.
Was würdet ihr empfehlen? Eine andere Nadel für den 2M Abnehmer oder eine andere Cardbrige, oder habt ihr ganz andere Ideen? Zu berücksichtigen ist das ich die Nadel nur für diese Sendungen zum digitalisieren brauche da ich sonst meine Schellack immer auf dem Grammophon höre, also sollte keine Millionen kosten, Vorallem da man die mit 15 noch nicht hat  Wink

Viele Grüße
Joni
Meine Maschinen sind:
A77 MKIII Dolby, Revox A77 MKII, Revox A36, Telefunken M203 Studio, Telefunken KL65, 2x Uher Report 4000-L,1 1/2 Uher RdL , Grundig TK 248 HIFI, Philips ???, Grundig TK 754, Akai 265D, Telefunken M2000 
Meine aktuell neuste und beste Maschine: Studer A80  Big Grin Cool
Zitieren
#2
Hallo Joni,

mit einer anderen Nadel oder einem Tonabnehmer für Schellack-Platten ist es "noch nicht getan".
Schellack-Platten wurden mit anderen (Firmen-typischen) Entzerrungen aufnommen.
Zur korrekten Digitalisierung von solchen Platten benötigt man deshalb auch einen Phono-Vorverstärker mit entsprechenden Entzerrungen (es gab viele verschiedene).

MfG Kai
Zitieren
#3
Hallo Joni!

Wenn Du ein altes Grammophon hast, dann nimm doch
die Musik mit einem Mikrofon auf. Dann hast Du ohne
Umwege die Platteninhalte direkt auf dem Band, welches Du
in der Hörfunksendung abspielen möchtest.

Und  die Frage nach der richtigen Entzerrung stellt sich m. E.
nicht.

Wir haben im Museum zwei alte Grammophone. Beide erzeugen
so laut Musik, daß zur Reduzierung auf Zimmerlautstärke die
beiden Türchen fast geschlossen werden müssen...

Gruß
Wolfgang
Zitieren
#4
(17.08.2022, 16:45)kaimex schrieb: Hallo Joni,

mit einer anderen Nadel oder einem Tonabnehmer für Schellack-Platten ist es "noch nicht getan".
Schellack-Platten wurden mit anderen (Firmen-typischen) Entzerrungen aufnommen.
Zur korrekten Digitalisierung von solchen Platten benötigt man deshalb auch einen Phono-Vorverstärker mit entsprechenden Entzerrungen (es gab viele verschiedene).

MfG Kai
Hallo Kai,

Das habe ich nicht bedacht, stimmt. Wobei eine Sache in deinem Text nicht ganz richtig war, es soll nicht digitalisiert werden sondern soll nur auf Band kommen. Das Band wird dann aus dem Studio direkt gesendet. Hast du denn eine Empfehlung für so eine Entzerrung die einigermaßen bezahlbar ist.

Viele Grüße

(17.08.2022, 16:56)cisumgolana schrieb: Wenn Du ein altes Grammophon hast, dann nimm doch
die Musik mit einem Mikrofon auf. Dnn hast Du ohne
Umwege die Platteninhalte direkt auf dem Band, welches Du
in der Hörfunksendung abspielen möchtest.
Hallo Wolfgang,

Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit, wobei denkst du das der Schritt nicht an der Qualität nagt wenn man es nochmal mit den Micro aufnimmt.
Aber ich kann es trotzdem Mal Versuchen.

Wegen dem das die bei euch im Museum alle so laut sind, es gibt doch verschiedene Nadeln mit verschiedener Lautstärke, was für welche benutzt ihr da?

Viele Grüße
Joni
Meine Maschinen sind:
A77 MKIII Dolby, Revox A77 MKII, Revox A36, Telefunken M203 Studio, Telefunken KL65, 2x Uher Report 4000-L,1 1/2 Uher RdL , Grundig TK 248 HIFI, Philips ???, Grundig TK 754, Akai 265D, Telefunken M2000 
Meine aktuell neuste und beste Maschine: Studer A80  Big Grin Cool
Zitieren
#5
Vielleicht hat ja jemand in deiner Nähe ein Grammophon..... und es ergibt sich die Möglichkeit dann dort aufzunehmen oder so

Tolle Idee - viel Erfolg bei der Umsetzung
mit quadro-philen Grüßen



Jörg
suche Quadrophonieschallplatten und -Cassetten (keine Klassik)

Zitieren
#6
Hallo Jörg,

ich habe ja selbst ein Grammophon und auch noch ein Shure Micro also es würde schon gehen, aber die Frage ist ob eine akustische Reproduktion nur um es dann auf Band zu bringen so sinnvoll ist.

Danke auch noch. Ich hoffe das es gut wird, ich moderiere einige Sendungen diese Sendewoche und mache zeitgleich das Mischpult während ein Freund von mir die Bandmaschinen bedient. Unter anderem gibt es Sendungen zu: Victor Jara (90. Geburtstag), Supertramp, Musik der 50s und 60s und natürlich noch andere Themen, und die ganze Musik vom Rostwickel.

Viele Grüße
Meine Maschinen sind:
A77 MKIII Dolby, Revox A77 MKII, Revox A36, Telefunken M203 Studio, Telefunken KL65, 2x Uher Report 4000-L,1 1/2 Uher RdL , Grundig TK 248 HIFI, Philips ???, Grundig TK 754, Akai 265D, Telefunken M2000 
Meine aktuell neuste und beste Maschine: Studer A80  Big Grin Cool
Zitieren
#7
moin moin,

mit grammophon und mikro aufzeichnen ist nat. eine möglichkeit, dann sollte da auch ein entsprechender " schalltoter " raum vorhanden sein um raumhallanteile fernzuhalten.
eine aufnahme mit plattenspieler geht auch, die entzerrung könnte dann softwareseitig vorgenommen werden.
https://wiki.audacityteam.org/wiki/De/78..._Generator
hier mal etwas lesestoff.

cu reginald
Das wahre Verbrechen verübt die volkstümliche Musik am Gehörgang der Menschheit.
( Benno Berghammer )
Zitieren
#8
Wenn die Schellackplatten elektrisch aufgenommen wurden ist hier fast immer eine Bassanhebung im Wiedergabezug erforderlich.
Man hatte  bereits in der 30er Jahren erkannt daß niedrigen Frequenzen die größte Ausladung der Seitenschrift beim Schneidstichel bedingen und damit die Gefahr des Entgleisens des Schneidstichels bzw der Abtastnadel besteht.
Folglich hat man bei der Aufnahme die Bässe abgesenkt.
Die Absenkung war nicht genormt, die unterschiedlichen Plattenfirmen verfolgten alle das Konzept der Bassabsenkung beim Aufnahmeprozess mit  unterschiedlicher Rolloff Frequenz zwischen 250 und 700 Hz.

Einen guten Artikel dazu findest du hier.
Ganz unten ist auch ein umschaltbare Bassanheber für die Korrektur der Schneidkennlinie abgebildet.

Gruß Jan
Zitieren
#9
Hallo Jan,

den Bass anheben ist kein Problem, ich habe ein großes Mischpult mit großem Equalizer zur Verfügung wo ich das korrigieren kann, also ist jetzt die Frage wie ich es mache da 5 Leute jeweils was anderes sagen Wink

Viele Grüße
Meine Maschinen sind:
A77 MKIII Dolby, Revox A77 MKII, Revox A36, Telefunken M203 Studio, Telefunken KL65, 2x Uher Report 4000-L,1 1/2 Uher RdL , Grundig TK 248 HIFI, Philips ???, Grundig TK 754, Akai 265D, Telefunken M2000 
Meine aktuell neuste und beste Maschine: Studer A80  Big Grin Cool
Zitieren
#10
moin moin,

wieviel zeit bleibt bis zur sendung ?

wie genau soll die sendung ablaufen ?

reginald
Das wahre Verbrechen verübt die volkstümliche Musik am Gehörgang der Menschheit.
( Benno Berghammer )
Zitieren
#11
Die Sendung ist am 24.9. bis daheim werde ich das Band vorbeireiten. Deswegen Frage ich jetzt schon wie ich das mit den Schellack machen soll.
Die Sendung wird folgendermaßen ablaufen:
Ich werde ein Band haben wo die ganzen Lieder drauf sind die gespielt werden, der einfach heit halber mit Gelbband getrennt das man weiß wo Anfang und Ende ist. Dann wird einer die Bandmaschinen bedienen und ich werde moderieren. Die Sendung wird eine Stunde lang gehen. Aber das ist nicht die einzige Tonbandsendung die so laufen wird.

Viele Grüße
Meine Maschinen sind:
A77 MKIII Dolby, Revox A77 MKII, Revox A36, Telefunken M203 Studio, Telefunken KL65, 2x Uher Report 4000-L,1 1/2 Uher RdL , Grundig TK 248 HIFI, Philips ???, Grundig TK 754, Akai 265D, Telefunken M2000 
Meine aktuell neuste und beste Maschine: Studer A80  Big Grin Cool
Zitieren
#12
Das einfachste wird sein, bereits digitalisierte Schellack-Platten zu verwenden. Dafür gibt es diverse Quellen im Netz.
Alles andere kostet viel Arbeit & Zeit, wenn man es ernst nimmt.
Nimmt man es nicht ernst, besteht reichlich Gefahr, daß man die vergleichsweise bescheidene Audio-Qualität weiter reduziert und sowohl dem Medium als auch dem Kulturgut damit keinen Gefallen tut.
Die Wiedergabe per Mikrofon von einem Original-Grammophon (wohlmöglich mit Stahl-Nadel) kann man als Sendungs-Geck einsetzen zum Vergleich mit der elektrischen Wiedergabe, ist aber ansonsten die schlechteste Möglichkeit.
Neben der abweichenden Entzerrung, die man "notdürftig" mit dem "Kuhschwanz"-Klangeinsteller eines Verstärkers heutigen Vorstellungen anpassen kann, stört meist der erhebliche Rauschpegel auf den Platten. Sinnvoll ist eine steil-flankige Tiefpass-Filterung jenseits des eigentlichen Audio-Inhalts, der meist bei 5 kHz endet. Die kann man zB nach Digitalisierung mit Audacity realisieren.
Daran siehst du, daß man eine angemessene Aufbereitung kaum noch ohne digitale Hilfsmittel durchführen kann,
es sei denn, ihr wollt vorführen, was analog möglich ist.
Das wird aber u.U. die Klang-Erwartungen eines Teils des Publikums enttäuschen.
Noch mehr Bearbeitung erfordern viel gespielte Platten, um zu kaschieren, was der Zahn der Zeit in den Rillen hinterlassen hat..
 
MfG Kai
Zitieren
#13
Das war mal ein Verkaufsvideo, der Ton kam aus dem Plattenspieler LS und mit dem Mikrofon der Kamera aufgenommen. Mann könnte es erst digitalisieren und nachbearbeiten und dann 
aufs Band.

Gruß Ulf

TF-Berlin
Zitieren
#14
Hallo Kai,

hier das das Problem immer das man schauen muss was man beim Sender wie spielen darf, man muss das Medium nämlich besitzen und es muss mit unseren Verträgen mit der GEMA etc. Passen weshalb ich halt vom originalen genommen hätte. Wiegesagt ich würde mir auch Mal die Mühe machen um dazu zu lernen wie das funktioniert. Wir haben als Möglichkeit entweder an einem Eurodesk MX8000 zu arbeiten und auch digital mit audacity zu bearbeiten, der Rest Landet am Ende dann aber auf dem Band. Mit dem viel gespielt habe ich Glück das ich über einen Bekannten Zugriff zu einer riesigen Sammlung habe die in sehr gutem Zustand sind.
Wiegesagt deswegen würde ich es versuchen aber ich muss erstmal die Musik von einer Schellack ins Mischpult rein bekommen weshalb warscheinlich elektrisch am besten wäre. Aber wiegesagt ich habe eine 2M Red und der Dreher kann 78rpm aber wie nun abtasten?

Viele Grüße
Meine Maschinen sind:
A77 MKIII Dolby, Revox A77 MKII, Revox A36, Telefunken M203 Studio, Telefunken KL65, 2x Uher Report 4000-L,1 1/2 Uher RdL , Grundig TK 248 HIFI, Philips ???, Grundig TK 754, Akai 265D, Telefunken M2000 
Meine aktuell neuste und beste Maschine: Studer A80  Big Grin Cool
Zitieren
#15
Hallo Joni,

eine prima Radio-Idee!

Für die "von der RIAA abweichenden" Entzerrungsarten hast Du ja schon gute Hinweise bekommen.
Ich selber benutze für Wechsler- und Schellackaufgaben einen Dual 1229 mit Shure M91/78.
Einen guten und preiswerten Schellack-Entzerrer-Vorverstärker (am liebsten mit ein paar gängigen EQ-Arten) habe ich aber auch noch nicht gefunden und behelfe mich mit Bass- und Höhenregler.
Beim Aufnehmen nützt das aber wenig; mit Deinem Mischpult-Equalizer schon eher.

Ich würde ebenfalls elektrisch wiedergeben, ein 2M 78 Nadeleinschub kostet aber schon ein wenig, wäre m.E. trotzdem das pragmatischste:
https://www.ebay.de/itm/133697472125?has...R8S078_VYA

Sind die Schellacks denn noch einigermaßen ok? Wenn sie oft abgespielt wurden, besonders bei "geizigem" Stahlnadelwecchseel, sind sie klanglich oft nicht mehr soo dolle...

Schöne Grüße und gutes Gelingen
Frank

Nachtrag: Schellack-Schallplattenreinigung niemals mit Alkohol.
Zitieren
#16
Wenn du bei google (oder sonst wo) mal "Tonabnehmer für Schellack-Platten" eingibst, wirst du etliche Fundstellen für Nadeln und Tonabnehmer bekommen.
Die Preise gehen aber typisch bei 60 € los und sind wie üblich nach oben kaum begrenzt.
Das Geld wirst du aber wohl kaum für eine einmalige Sendung persönlich ausgeben wollen.
Wenn es sich um die Sammlung eines Bekannten handelt, so wird der doch vermutlich über einen geeigneten Plattenspieler verfügen (wenn die Sammlung kein nie selbst genutztes Erbteil ist). Dann läßt sich der vielleicht überreden, seinen Plattenspieler auszuleihen oder im Rahmen einer Reportage die Aufnahmen bei ihm durchführen zu dürfen.

MfG Kai
Zitieren
#17
Hallo Kai,

er hat zwar schon einen Plattenspieler aber ganz Zeit gerecht hauptsächlich Grammophone und alte Radios bis unters Dach mit uralten Drehern. Also werde wohl selbst schauen müssen.

Viele Grüße
Meine Maschinen sind:
A77 MKIII Dolby, Revox A77 MKII, Revox A36, Telefunken M203 Studio, Telefunken KL65, 2x Uher Report 4000-L,1 1/2 Uher RdL , Grundig TK 248 HIFI, Philips ???, Grundig TK 754, Akai 265D, Telefunken M2000 
Meine aktuell neuste und beste Maschine: Studer A80  Big Grin Cool
Zitieren
#18
Die armen Platten...
Dann solltest du welche verwenden, die er selten oder nie abspielt.

Wenn ihr nicht gerade sehr seltene Titel auswählt, kann es gut sein, daß ihr sie im Netz digital vorfindet.
Ist immer einen Versuch wert.

Gib mal bei youtube "Barnabas von Geczy" ein.
Dann kannst du dir da schon mal zur Probe etliche Schellacks anhören.

Oder horch mal unter "Frontera Collection" in Musik von der anderen Seite des Atlantik aus der Arhoolie Sammlung von Chris Strachwitz.

MfG Kai
Zitieren
#19
Hallo Joni!

Wir verwenden 3 verschiedene Grammophonnadeln:
leise
mittel
laut

Die Frage ob es einen Qualitätsverlust bei Aufnahme
mittels Mikro auf das Tonband gibt, stelllt sich m. E.
doch gar nicht.

Die Tonqualität ist wie sie ist - bescheiden, nach heutigen Maßstäben.
Daran ist nichts zu rütteln. Und es ist eben orginal wie anno dazumal.

Ein halbwegs vernünftiges Mikrofon, korrekt aufgestellt, eine korrekt
eingemessene Bandmaschine und fehlerfreies Bandmaterial - dann
wird das Ergebnis dem Orginal-Grammophonton schon sehr nahe
kommen...

Gruß
Wolfgang

PS.: Manipulationen mittels elektronischer/digitaler  Hilfsmittel verschlimmbessern
m. E. nur das Orginal. Willst Du das den Hörern vorspielen?
Zitieren
#20
kleine Anmerkung zu deiner Absicht, die Stücke mit gelbem Band zu trennen:

Wenn du auf einer 4-Spur-Maschine aufnimmst, bist du durch das Trennband auf der "B"-Seite an die Zeiten der einzelnen Titel auf der "A"-Seite gebunden, bei 2-Spur kein Problem, aber du hast nach der Aufnahme ein Band, das wegen der vielen Trennstellen nicht mehr für andere Aufnahmen sinnvoll einsetzbar ist.
Ich würde längere Pausen zwischen den Titeln vorziehen, dein Kollege kann ja über Kopfhörer mithören und so die einzelnen Titel problemlos anspielen.

Auch ich würde nur mit Mikrofon vom Grammophon aufnehmen, das kommt der damaligen Hörsituation am nächsten und ist also auch authentisch und vermittelt den besten Eindruck von den zeitgenössischen Möglichkeiten des Musikhörens in den 20er/30er Jahren
Zitieren
#21
ehrlich gesagt ist das hier mal wieder so ein Thread, wo sich mir die Nackenhaare hochkräuseln und ich froh bin, auf solche Ratschläge nicht angewiesen zu sein.

Als erstes - vergiss das mit dem Grammofon, streiche es einfach aus Deinem Gedächtnis. Kaufe einfach für das Ortofon System eine Schellacknadel, oder das hier, falls die Ortofon Nadel zu teuer sein sollte:

https://www.audio-technica.com/de-de/car.../at-vm95sp

Dann schaltest Du beide Ausgänge des Plattenspielers parallel ( Mono-Taste ), legst die Platten auf und hörst Probe. Wenn das Audiosognal gut hörbar ist, und nur die tiefen Töne angehoben werden müssen, kannst Du das übers Mischpult machen, wenn die Platten zu sehr rauschen und/oder knistern, ist der weiter oben erwähnte Weg der schlaueste, die Platten erstmal auf einen PC zu überspielen, da mit Audacity o.ä. zu bearbeiten, und vom PC auf das Band zurückzuspielen. Wenn ein Mischpult vorhanden ist, sollte es kein Problem sein, den PC anzuschließen, und eine Phono Vorstufe für den PC ist auch nicht erforderlich.

Und das war es dann auch schon. Und bevor jetzt Diskussionen über das Abtasten von Monoplatten mit Stereoabtastern losgehen - ja, ja und ja, sowohl das Ortofon als auch das verlinkte Audio Technica sind Stereosysteme, und ganz streng genommen für Monoplatten nicht geeignet, weil die Geometrie nicht stimmt. In der Realität ist es aber so, dass selbst eine simple Parallelschaltung der beiden Stereospulen schon eine Tonqualität produziert, die einem Grammofon so sehr überlegen ist, dass sich die Diskussion erübrigt.

Bei der Bearbeitung von so alten Aufnahmen mit Audacity muss man mit Augenmaß vorgehen, und man darf nicht dem Irrglauben verfallen, aus einer Schellackplatte, wo man kaum noch was hört, eine HiFi Aufnahme machen zu können. Wenn man die Filter zu sehr anwendet, erreichen sie zwar ihr Ziel ( z.B. Entknistern ), die Aufnahme klingt aber nicht mehr authentisch, sondern irgendwie wie aus dem Gulli. Es ist ein wenig Experimentirerei, den Punkt zu finden, wo die Störgeräusche ausreichend unterdrückt werden, aber die Aufnahme nicht versaut wird. Die Frequenzgangkorrektur, sofern man bei so alten Platten von Frequenzgang sprechen kann, kann man auch mit Audacity machen, man sollte aber auch hier keine HiFi Maßstäbe anlegen. Man muss überlegen, dass das elektrische Aufnahmeverfahren erst Mitte der zwanziger Jahre aufkam, und dass davor noch direkt in den Trichter musiziert wurde. In den zwanzigern und teilweise auch noch in den dreißigern war man froh, überhaupt alles hörbar auf die Platte zu bekommen, High Fidelity hat die Schellackplatte erst nach dem Krieg in ihrem letzten Jahrzehnt berührt, wo sie schon parallel zur Vinylplatte existiert hat, und teilweise gar nicht mehr aus Schellack bestanden hat.

Gruß Frank
Zitieren
#22
Volle Zustimmung zu Franks Ausführungen!
Und wieso wird hier die Bassanhebung so diskutiert? Das ist doch nichts Schellack-spezifisches, die Schneidkennlinie gibt es bis heute, wie wir alle wissen, der Unterschied ist, dass der Frequenzgang zur Schellackzeit noch nicht weltweit genormt war. Aber groß sind die Unterschiede nicht!

Also, Joni, mach es so wie Frank empfiehlt und ich ergänze noch, dass ich an deiner Stelle nicht eine Schellacknadel für ein System kaufen würde sondern umgekehrt: Schau welche halbwegs serröse Ersatznadel in der 78rpm-Ausführung (d.h. mit 65µm Verrundungsradius) preiswert erhältlich ist und besorge die dazu passend das entsprechende alte System. Da fällt mir am ehesten ein Shure M75 ein. War mal sehr verbreitet, und die Schellacknadel (heißt N75-3, die 3 steht dabei für Schellack) kriegt man heute noch recht preiswert.

@ alle: Bei archive.org findet man Tausende professioneller Schellackeinspielungen, wobei jede einzelne Platte mit bis zu 10 verschiedenen Diamantschliffen und Entzerrungen gespielt digitalisiert wurden!
Willkürliches Beispiel:
https://archive.org/details/78_lemon-dro...ia0120181a

Hier kann sich jeder mal ein Bild über den Unterschied zwischen verschiedenen Optionen machen. Und natürlich zahllose Platten hören.

VG Stefan
Zitieren
#23
Danke für den Link.
Auf den Site war ich auch schon mal gestoßen, hatte ihn aber anscheinend schon wieder vergessen.
Wo sehe ich denn da die "user friendly names" der "preferred versions" ?
Ich möchte mir doch nicht die Freude an der Musik dadurch schmälern, daß ich mir alle Versionen anhöre.

MfG Kai
Zitieren
#24
nur noch zur Ergänzung - ich benutze seit ewigen Zeiten einen Dual 1219 und ein Shure M75 mit Schellacknadel für solche Aktionen. Für die Klangkorrektur habe ich aus einer alten Dual Heimanlage den Vorverstärkerteil mit Phonovorstufe und Klangregler "gepflückt", da gibt es einen Bass- und Höhenregler sowie eine Loudness-Funktion, das reicht in der Regel aus, um aus einer halbwegs gut erhaltenen Schellackplatte eine hörbare Aufnahme zu machen. Nur wenn es sehr seltene Aufnahmen sind, und die einzige verfügbare Platte extrem runtergenudelt ist, benutze ich noch Audacity zum Nacharbeiten.

Moderne Abtaster haben m.E. den Vorteil, dass sie halt neu sind, und es noch viele Jahre fabrikfrische Nadeln direkt vom Hersteller gibt. Beim M75 ist man da schon ein wenig auf Glück angewiesen, NOS Nadeln sind meist am Gummilager verhärtet, und Nachbaunadeln haben eine nicht reproduzierbare Qualität, mal hat man Glück, mal greift man ins Klo.

Gruß Frank
Zitieren
#25
(24.08.2022, 10:07)nick_riviera schrieb: NOS Nadeln sind meist am Gummilager verhärtet, und Nachbaunadeln haben eine nicht reproduzierbare Qualität,

Genau,

ich habe noch einen 78-er Tonabnehmer für den ELAC 50H mit Nadel.
Die geerbten Schellack-Platten (meiner Mutter) aber bereits vor vielen Jahren einem Hamburger Sammler überlassen.
Die vormals elastische Lagerung der Nadel des normalen Tonabnehmers war nach Jahre-langem Nicht-Gebrauch total verhärtet. Nachbau-Nadeln hatten abenteuerliche Frequenzgänge an den dhfi-Mess-Schallplatten.
Über den Zustand des 78-er Tonabnehmers kann ich mangels Test-Möglichkeit garnichts sagen, nur befürchten.

Der Sammler hat mir damals die Schellacks von seinem eigenen Plattenspieler etc auf CDs überspielt. Ausser, daß er die Platten vorher wohl gewaschen hat, weiß ich nicht, wie genau er es mit den Entzerrungen genommen hat, bzw was er darüber überhaupt wußte. Die Aufnahmen sind "anhörbar". Man weiß ja nicht, wie die Originale geklungen haben.
Dankenswerterweise hat er sogar alternative Aufnahmen von zerbrochenen bzw stark beschädigten Platten beigesteuert.
Er ist inzwischen verstorben. Ich glaube, ein Kumpel hat die Sachen übernommen und veranstaltet gelegentlich in einem Kultur-Zentrum (H-Barmbek ?) Unterhaltungs-Nachmittage mit Musik von Schellack-Platten.

MfG Kai
Zitieren
#26
(23.08.2022, 09:31)kaimex schrieb: Danke für den Link.
Auf den Site war ich auch schon mal gestoßen, hatte ihn aber anscheinend schon wieder vergessen.
Wo sehe ich denn da die "user friendly names" der "preferred versions" ?
Ich möchte mir doch nicht die Freude an der Musik dadurch schmälern, daß ich mir alle Versionen anhöre.

MfG Kai

Das sind jeweils die ganz oben stehenden Titelnamen (im Bildschirmschuss unten die ersten beiden), ohne die Kürzel für die Nadelverrundung usw.
Darunter kommen dann Dateien mit den unterschiedlichen Abtastbedingungen.

   

Ich möchte zu der Problematik mit der Entzerrung noch bemerken, dass bei Schellackplatten bis Ende der 40er Jahre eigentlich die Höhen beim Schnitt nicht oder nur geringfügig angehoben wurden! Ein üblicher EVV mit RIAA-Kennlinie mag in puncto Tiefenanhebung einigermaßen passen, die durch ihn bewirkte heftige Höhenabsenkung von 14 dB bei 10 kHz verfälscht den Klang leider erheblich und macht ihn zu dumpf. Viele Schellacks ab ca. 1930 klingen mit der korrekten Kurve erstaunlich gut—wenn sie nicht zu oft mit dem Grammophon nachgefräst wurden!
Zitieren
#27
Hallo Holger,

danke für den Hinweis,
beim dritten Blick auf die Seite schien es mir auch so, daß der erste File wohl der gemeinte sei (was im nachhinein auch nahe liegt).
Das mit der Höhen-Entzerrung habe ich auch so in Erinnerung.
Übrigens kann man bei den meisten RIAA-Entzerrer Schaltungen die Höhen-Absenkung ziemlich einfach abschalten.
Zum Beispiel bei
https://epaper.heise.de/download/archiv/...18-122.pdf
reicht das einseitige Abklemmen von C5.
Da der Audio-Inhalt der meisten alten Schellackplatten nicht über 5 kHz hinausgeht, könnte man auch die RIAA Höhen-Zeitkonstante (R6*C5) von 75 µs (entsprechend 2122 Hz) auf etwas über 5 kHz Grenzfrequenz reduzieren (2122 / 5k => 42,4% *75 µs = 31.83 µs -> C5=2nF statt 4.7 nF). Nimmt man den nächst kleineren Standard-Wert von 1.8 nF, liegt die "Eck-Frequenz" bei 5.55 kHz.

MfG Kai
Zitieren
#28
(24.08.2022, 16:08)kaimex schrieb: Übrigens kann man bei den meisten RIAA-Entzerrer Schaltungen die Höhen-Absenkung ziemlich einfach abschalten.
Zum Beispiel bei
https://epaper.heise.de/download/archiv/...18-122.pdf
reicht das einseitige Abklemmen von C5.
Da der Audio-Inhalt der meisten alten Schellackplatten nicht über 5 kHz hinausgeht, könnte man auch die RIAA Höhen-Zeitkonstante (R6*C5) von 75 µs (entsprechend 2122 Hz) auf etwas über 5 kHz Grenzfrequenz reduzieren (2122 / 5k => 42,4% *75 µs = 31.83 µs -> C5=2nF statt 4.7 nF). Nimmt man den nächst kleineren Standard-Wert von 1.8 nF, liegt die "Eck-Frequenz" bei 5.55 kHz.

MfG Kai

Der Link funktioniert nur speziell für Dich. Finden lässt sich der Artikel in "Make Magazin 3/2017, Seite 118" des Verlages Heise mit entsprechender Kaufberechtigung.

Alternativ über Artikel, Seite 224, da der Make Magazin Artikel nur aufgebrüht aus 2002 kommt.
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

Zitieren
#29
Tut mir leid, das habe ich nicht gemerkt.

Aber so sollte es bei jedem gehen:
Neuen Browser-Tab aufmachen,
In das Suchfeld eingeben "Detlev Grell Kurven kriegen"
Damit komme ich auf die Seite
https://www.heise.de/select/make/2017/3/...2994026653
mit dem Artikel als html.
Ganz nach unten scrollen.
Dort befinden sich 4 Links, der zweite lautet: "Artikel als PDF runterladen"

MfG Kai
Zitieren
#30
Bei der weit verbreiteten einfacheren RIAA Entzerrer Schaltung dieser Form
   
(von https://www.elektroniktutor.de/analogver.../riaa.html)

wäre sinngemäß entsprechend C3 zu entfernen oder zu verkleinern.

MfG Kai
Zitieren
#31
Hallo allerseits,

da der Ferienjob Gehalt gekommen war hatte ich mich entschieden eine 2M 78 zu besorgen. Ich meine ich habe ja auch noch mehr Schellack. Allerdings bin ich nur bis Sonntag noch hier im Studio in Schwäbisch Hall. Ich bestellte die Nadel also am Montag bei PhonoPhono in Berlin, bisher immer ein guter Laden. Ich bestellte per Vorkasse das ich überweisen kann da mit 15 Onlinebanking schwirig ist. Es kam die Meldung das eine Rechnung kommt wo ich dann überweisen soll. Die kam gestern nicht. Ich habe dann gestern Abend angerufen. Da hieß es das so eine Nadel noch da ist und das sie mir gleich die Rechnung schicken, allerdings Grade ein wenig überlastet wären. Es war so angedacht das das heute noch rausgeht... Allerdings ist bis jetzt noch keine Rechnung da und somit geht es morgen wahrscheinlich auch nicht raus. Also kann ich keine Pläne backen diese Ferien das noch fertig zu machen weil die Nadel nicht mehr rechtzeitig kommt und ich nächste Woche in Hamburg bin.
Es ist ärgerlich da ich bei einem Laden und nicht beim Konzern bestellen wollte, Thomann hat die Nadel leider nämlich auch nicht Sad

Aber ich werde es elektrisch abnehmen und die beiden Kanäle durch einen kleinen Vorverstärker direkt ins Mischpult über 2 getrennte Mono Kanäle leiten das ich das links/Rechts Korrigiert habe. Das mit dem entzerren wird per audacity in schweren Fällen gehen und sonst direkt.

@Frank
Danke noch für die Tipps, die werden helfen.

Danke auch noch für die Links zum Archiv, aber das wird schwirig, privat habe ich da schon gehört. Allerdings kann ich das wegen GEMA und Urheberrecht nicht im Radio spielen wenn ich das Medium nicht habe.

Viele Grüße und Guts Nächtle
Joni
Meine Maschinen sind:
A77 MKIII Dolby, Revox A77 MKII, Revox A36, Telefunken M203 Studio, Telefunken KL65, 2x Uher Report 4000-L,1 1/2 Uher RdL , Grundig TK 248 HIFI, Philips ???, Grundig TK 754, Akai 265D, Telefunken M2000 
Meine aktuell neuste und beste Maschine: Studer A80  Big Grin Cool
Zitieren
#32
Die Hörgewohnheiten waren ja damals auch komplett Andere und ein richtiges Abmischen mit mehreren Mikrofonen gab es erst später. Insofern ist da halt Alles „irgendwie“ drauf. Viele dieser alten Aufnahmen klingen schon von Haus aus wie aus der Dose, auch wenn sie „richtig“ entzerrt werden. Insofern würde ich das nach Gefühl korrigieren, sodass es für deine Ohren angenehm klingt. Mit einem normalen Equalizer die RIAA Kurve auszugleichen wird allerdings schwierig, weil da 10 dB vermutlich nicht reichen. Auch was man mit Rausch, Rumpel und Click Filtern erreichen kann ist schon erstaunlich.

Wenn man mal ein Bild davon aufzeigen möchte, wie Radio früher klang, fällt das wahrscheinlich Alles nicht so ins Gewicht. Ich hab schon ehrenamtlich was fürs Schwarzwaldradio gemacht (kommerziell, deshalb ein gewisser Qualitätsanspruch), bei uns im Freien Radio Kassel ist das allerdings komplett anders. Da juckt es Niemanden, wie sich das Material anhört. Ich bin manchmal echt entsetzt, wie furchtbar die Sendungen dort klingen. Ich hatte meine Footage da auch schon zu ganzen stündlichen Sendungen zusammengeschnitten und sie dann auch mit einem Soundprocessing gerendert. Bei der Ausstrahlung hab ich dann mal reingehört und der Sound war ok, es gibt aber auch Sendungen, die ich mich nicht traue zu hören, weil sie durch ihr Processing so schlecht klingen, dass es mir in den Ohren weh tut. Das hat dann fast einen Klang wie Mittelwelle und durch Multiband Kompressoren im Signal usw. Ist das auch im Nachhinein nicht mehr auszugleichen.

Es gab/gibt dort eine Sendung, so ausschließlich Schellack Platten gespielt wurden/werden. Die haben sich immer Mühe gegeben und da war der Sound auch gut, deshalb solltet ihr auf jeden Fall Wert auf die bestmögliche Qualität legen. Finds aber auch echt super, dass ihr in dem Alter mit so einer Technik arbeitet. Im kommerziellen und öffentlich rechtlichen Rundfunk stehen nur noch Computer…

LG Tobi
Zitieren
#33
(25.08.2022, 12:04)DOSORDIE schrieb: Im kommerziellen und öffentlich rechtlichen Rundfunk stehen nur noch Computer…
In der Sendung "Tonart Jazz" von Deutschlandfunk Kultur hat einige Jahre lang ca. alle 4 Wochen "DJ Swinging Swanee" nachts von 01:05 bis 05:00 Musik aus der Swing-Ära gespielt, vieles davon von Schellack-Platten.
Es kann allerdings sein, daß die Sendungen vorproduziert wurden.

MfG Kai
Zitieren
#34
Na so Specials gibts natürlich. Auf hr1 gab es bis vor 1 oder 2 Jahren auch regelmäßig "Lass' knacken" mit Werner Reinke und Thomas Koschwitz, man konnte mit seinen Lieblingsplatten ins Studio fahren und einen ausgewählten Titel spielen lassen. Gesendet wurde das wohl aus einem original erhaltenen Studio, in dem noch alte Rundfunkplattenspieler standen. In dieser Sendung kamen alle Songs von Schallplatte. Natürlich konnten auch Beide noch damit umgehen.

Im Schwarzwaldradio gab es einen Weile lang einen DJ Abend mit Uwe Carsten in dem 2 befreundete DJs live auflegten. Das war auch die ganze Zeit in the Mix und Alles kam von Platte. Dafür hatten die Extra ein DJ Deck mit 2 1210ern und einem Mixer aufgebaut, das an das Studiopult angeschlossen war.

Auf WDR4 gab es bis vor ein paar Jahren auch eine Sendung, von der ich nicht mehr weiß wie sie hieß. Da wurden komplette Original LPs und Compilations aus den 50ern und 60ern gespielt. Ich glaub sowas ähnliches gabs auch noch mit Götz Alsmann.

Aber die Norm ist das schon seit den frühen 90ern nicht mehr. Da wurde erst auf CD umgestellt und die neuen Jugendradios kamen von Anfang an von Festplatte. Bei Einslive hat man damit in Imagefilmen auch geworben, mit modernster Technik und so.

Bei uns im Freien Radio stehen 2 EMT Plattenspieler und 2 große Bandmaschinen mit Bobbies. Die Plattenspieler laufen noch, bei den Bandmaschinen weiß ich es nicht. Da ist auch ein Tascam Cassettendeck, das wohl noch häufig Verwendung findet, weil es eine afrikanische Community gibt, die da Sendungen macht und die Musikszene da wohl noch Alles auf Cassette raus haut.

Ich war mal bei R.SA zu Besuch, das war 2014. Christoph Schneider hat uns rumgeführt. Die Studios sind wirklich sehr kompakt, da sind R.SA, PSR und NRJ direkt nebeneinander. Eine Zeit lang war da auch noch 90 elf, das Fußballradio mit drin. Zusätzlich gibt es ein Notstudio, das genau so eingerichtet ist, wie die Anderen, falls mal eine Störung ist. Man kann von jedem Raum aus auf jeden Server der angeschlossenen Sender zugreifen, aber letztendlich besteht jedes Studio nur noch aus Computer, Mischpult, ein paar Mikros und Soundprocessor, von da aus geht das Signal dann in den Stream, auf UKW, Satellit und/oder DAB+. Was früher ganze Räume brauchte passt heute in ein Rack. In dem Rack waren noch 2 Not CD Player, falls mal die Technik komplett ausfällt, die waren aber schon lang nicht mehr angeschlossen.

Der Rest war Redaktion und das war eigentlich nix Anderes als ein Raum mit Schreibtischen. So Ein Studio ist vielleicht 20 qm groß.

Da jetzt an son freien Line In vom Mischpult 2 Plattenspieler und einen Mixer anzuschließen, sollte einfach möglich sein und mit DJ Dreher, kann man ja, wenn man ein vernünftiges System dran schraubt auch die Qualität eines Rundfunkplattenspielers mit Tondose erreichen.

LG Tobi
Zitieren
#35
Anscheinend denkt kein "Schwein" daran, daß per mp3 und Konsorten Daten-reduzierte/komprimierte Musik nicht mehr über einen Dynamik-Kompressor geschickt werden darf, weil sonst die Artefakte der Daten-Reduktion hörbar werden.

Genauso ein No-Go ist es, Musik von Schellack-Platten über einen Dynamik-Kompressor zu schicken, weil dann der ohnehin schon bescheidene Störgeräusch-Abstand weiter reduziert wird.

MfG Kai
Zitieren
#36
Eine geringe Dynamikkompression bei UKW muss aber sein. So ein Signal darf gar nicht unbearbeitet raus, und Bestimmungen müssen eingehalten werden, damit es z.B. kein Übersprechen zwischen 2 Sendern gibt. Deshalb gibt es immer einen Limiter und zumindest ein leichtes Sounding, was - wenn man die Kulturwellen mal anhört - ja auch fast ohne hörbare Artefakte möglich ist.

Ich weiß nicht, ob die Radiosender mp3 benutzen, vermutlich eher was lossless mässiges, ogg oder so. Theoretisch werden natürlich die Artefakte verstärkt, auch bei so Stereo Basisverbreiterungen, die oft schon im Signal mit drin sind. Ich kann aber erfahrungsgemäß sagen, dass sich das nicht auffällig bemerkbar macht. Ich benutze z.B. Stereo Tool immer mal (funktioniert ähnlich wie Optimod), wenn ich Tonbänder für mein Grundig TK 600 aufnehme. Das benutze ich mit den eingebauten Lautsprechern und denen gut so ein „Hitwellen“ Sounding ganz gut.

Wenn man die Störgeräusche einer Schellackplatte vernünftig filtert, kann Dynamikkompression gut klingen. Muss man ausprobieren. Kommt auf das Stück an. Ist wie mit den Rausch und Click Filtern. Die können wunder wirken, das Stück aber auch unhörbar machen. Das ist ganz individuell.

LG Tobi
Zitieren
#37
Ein Limiter ist kein Kompressor. Gegen einen Limiter ist deshalb nichts einzuwenden.
Die Radiosender benutzen meines Wissens keine lossless Compression.
Wenn ich mich recht entsinne, wurde vorher mp2 o.ä. benutzt und jetzt vermutlich AAC-LC, das was auch von der ARD seit einigen Monaten ausgegeben wird.

Bei der Aufnahme von Schellack-Platten waren sich die Ausführenden der geringen Dynamik des Mediums bewußt und haben schon bei Aufnahme dafür gesorgt, daß alle Musiker gut zu hören waren. Insofern ist eine Dynamik-Kompression unnötig und hebt "nur" das Grundgeräusch an.

In einem Standard-Werk über mp3 kann man lesen, daß die Daten-Basis für die hör-physiologischen Phänomene von Hörschwellen und Verdeckungseffekten aus MONO-Signalen erarbeitet wurde. Schon bei STEREO sind die Verdeckungs-Effekte kleiner. Wenn man dann noch leise Pegel anhebt, wird etliches über die Hörschwellen angehoben.
Bei den moderneren Daten-Reduktions-Verfahren wird keine andere Daten-Basis verwendet, nur raffiniertere Mathematik/Signal-Verabeitung.

Ein Dynamik-Kompressor für Daten-reduzierte Musik-Quellen müßte eine Kennlinie haben, die die Hörschwelle bei-behält,
das ginge dadurch , daß man "oben" komprimiert und "unten" expandiert. Ob das dann noch erträglich klingt, weiß ich nicht.

MfG Kai
Zitieren
#38
Naja ganz so ist das ja nun auch nicht. Also klar ist das fertige Signal so komprimiert AAC und war mal MPEG2 in DAB+ ist es AAC+, aber das Optimod liegt ja vor der Datenkompression und nur weil das in dem Format ausgegeben wird ist die Musik ja nicht im selben auf der Festplatte und es kommt ja immer auch auf die Bitrate an. Ein 128 kbps mp3 ist viel beschnittener, als 320 kbps und ich bin mir auch nicht sicher, ob das so direkt übertragbar ist, wie du es beschreibst. Ich höre eigentlich nur Daten komprimierte Musik, wenn ich digital höre und Artefakte, die durch nachträgliche Dynamikkompression entstehen sind mir dabei wirklich nur bei uralten fehlerhaften mp3s und schlechten Bitraten aufgefallen. Sonst klingt es eigentlich immer so, wie wenn man ne Popwelle hört. Normalerweise höre ich natürlich ohne Kompressor, aber für bestimmte Dinge ist der ganz praktisch und ich habe damit auch schon alte Aufnahmen von Cassette aufwerten können, nachdem ich sie entrauscht und nachbearbeitet habe. Da haben sich Störgeräusche nicht hörbar verstärkt.

Ich denke nicht, dass man vor den 40er Jahren großartig elektronisch gegen die schlechte Dynamik der Schellacks entgegengewirkt hat. Da wurden noch one Takes mit einem Kohlemikrofon gemacht und die Musiker und Sänger einfach unterschiedlich weit vom Mikro entfernt aufgestellt um die Lautstärkeunterschiede zu kompensieren. Die Quellen hatten dann halt ne Dynamik wie sie natürlicherweise ist. Die einzigen Möglichkeiten da klanglich einzuwirken war wahrscheinlich der Raum an sich. Klar, dass man so einen heftigen Noise Floor mit einem digitalen Rauschfilter weg bekommt ist unwahrscheinlich, aber die Mittel damals in den Sound einzugreifen waren schon sehr bescheiden.

LG Tobi
Zitieren
#39
Genauso, wie du es im letzten Absatz beschreibst, habe ich es gemeint,
von Elektronik war keine Rede.
Einfach durch gut überlegte Aufstellung der Musiker vor dem Mikrofon wurde für ausgewogene Lautstärke gesorgt.
Die Musiker wurden darauf trainiert, es mit der Lautstärke-Dynamik nicht zu übertreiben, bzw sogar sie bewußt zu reduzieren.
Auf alten Film-Aufnahmen kann man sehen, wie dazu die Sänger den Abstand zu Mikrofon während der Aufnahme variieren.

Zu Absatz 1: Viele Musik stammt bereits vor dem Optimod aus Datem-reduzierten Quellen. Insbesondere beim kommerziellen Rundfunk dürfte das zugunsten ökonomischer Speicherung so sein. Die wird dann erstmal dekodiert, mit dem übrigen Studio-Kram digital gemischt, Dynamik-komprimiert und dann vielleicht nochmal Daten-reduzierend kodiert auf die Reise zum eigentlichen Sender oder ins Netz geschickt.
Mehrfache Kodierung und nachfolgende Dynamik-Kompression sind bei der Entwicklung der Daten-Reduktions-Verfahren kein Ziel-Szenario gewesen. Die Folgen muß der Konsument tragen.

MfG Kai
Zitieren
#40
Also ein Bekannter von mir sammelt Schellacks und hat sich ein gutes System. Er hat mir kürzlich eine Cassette mit Jazz der 30er und 40er Jahre geschickt, die er von den Platten aufgenommen hat. Das klingt Alles erstaunlich gut. Ich schätze mal, dass die elektrischen Aufnahmen dann schon einen großen Zuwachs an Qualität gebracht haben, vermutlich auch in Verbindung mit dem Mastering per Tonband. Man hört schon, dass es Schellack ist, aber gefühlt ist da sowas wie ne Hochtonwiedergabe und von der Qualität, die man damit verbindet, ist das schon ziemlich weit entfernt. So ganz späte Aufnahmen, aus den 50ern, wo ich mir aber nicht sicher bin, ob das nicht schon Vinyl aber mit Normalrille und 78 RPM ist hab ich immer mal wieder bei YouTube gehört. Das ist dann schon HiFi mäßig.

Ich frag mich in dem Zusammenhang auch immer mal wieder, wie eine moderne Vinylplatte mit 78 RPM und Mikrorille klingen würde, abgesehen von der höheren Abnutzung der Nadel und überhaupt, wie hoch müsste die Geschwindigkeit sein um in der Innenrille Verzerrungsfrei zumindest so bis 14 oder 15 kHz zu kommen und würde sich die Dynamik verbessern? Wie ist das eigentlich bei 45 RPM? Wie hoch ist da der FQ in der Innenrille verglichen mit 33 RPM und was ist mit der Dynamik?

Was ist denn nun eigentlich mit der Radiosendung?

LG Tobi
Zitieren
#41
Bei der Schallplatte hat man völlig unabhängig von der Geschwindigkeit den "Pinch"-Effekt, der zur (quadratischen) Verzerrung im vertikalen Kanal (Differenz) führt. Insofern nützt die Erhöhung der Geschwindigkeit dagegen nicht.
Vielleicht ginge einmaliges Abhören mit dem Schneidstichel :-) .
Nun wieder seriös: Hört man Schellack-Platten über einen Stereo-Tonabnehmer, geraten auch die Pinch-Verzerrungen auf die Ohren, bei Verschaltung zu Mono nicht.

Zu "vermutlich auch in Verbindung mit dem Mastering per Tonband.":
Wann wurde das denn eingeführt ?
Elektrische Aufnahmen auf Schellack gab es vorher, ich meine ab ca. 1925.

Ich schimpfe ja bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf DAB+, genauer gesagt gegen AAC-HEv1, wegen des Ersatzes der oberen Höhen durch SBR (spectral band replication) tieferer Frequenzlagen.
Ich könnte mir aber vorstellen, daß SBR angewandt auf den beschränkten Frequenzgang von Schellack-Platten (~ 5 kHz) auf Basis heuristischer Annahmen/Einstellungen ("meinswegen" mit "Geschacks"knopf) zu einem erhöhten Hör-Genuß führen würde.
Leider gibt es meines Wissens keine SBR-Prozessoren, mit denen man das mal ausprobieren könnte.
Ein vergleichsweise primitiver Vorfahr von SBR war der Aphex-Aural-Exciter und seine späteren Wettbewerber.
Damit könnte man versuchsweise den Schellack-Klang (neu-sprech: ) pimpen (alt-sprech: aufmotzen).

MfG Kai
Zitieren
#42
Also man kann synthetisierte Höhen mit Audacity und allen möglichen Audio Editoren hinzufügen, ob das allerdings an die Qualität von DAB+ heran reicht, weiß ich nicht, ich hab das mal vor Jahren probiert, kann schon sein, dass sich da seit dem was getan hat. Bei DAB+ fällt es mir im Auto oder im Ghettoblaster jedenfalls manchmal gar nicht auf, wenn die Bitrate einigermaßen passabel ist. Zuhause in Ruhe an der Stereoanlage oder über Kopfhörer empfinde ich es schon als unangenehm.

LG Tobi
Zitieren
#43
(24.08.2022, 22:27)eintapedeck schrieb: Danke auch noch für die Links zum Archiv, aber das wird schwirig, privat habe ich da schon gehört. Allerdings kann ich das wegen GEMA und Urheberrecht nicht im Radio spielen wenn ich das Medium nicht habe.

Hallo,

da bist Du sehr gut beraten...allein die Anwalts- und ev. Gerichtskosten, wenn sich jemand daran stört, dürften von Dir nicht aufzubringen sein. Nach deutschem Recht enden Urheberrechte im Normalfall erst 70 Jahre nach dem Tode (!) des letztem Miturhebers. Wenn also ein 20-jähriger 1920 mitgespielt hat und mit 90 gestorben ist, erst wenn Du selbst 53 bist (Rechenfehler beim Kopfrechnen vorbehalten Angel )

Beste Grüße
Arno

P.S.: Bei ausländischen Aufnahmen und Interpreten kann das aber ganz anders sein - in beiden Richtungen
Zitieren
#44
Hö? Bürgerfunk bezahlt doch GEMA. Als würde da Jeder nur Medien mitbringen, die in seinem Besitz sind. Bei uns im Freien Radio spielen ständig Irgendwelche Jugendliche Youtube Videos, die haben nicht mal Spotify...

Ich musste für meine 2 Sendungen auch keine Bestandsliste einreichen. Was soll das auch bringen? Eine Sendung, die möglicherweise 10.000ende hören braucht als Ursprung ein Original Medium im Besitz einer Privatperson?
Zitieren
#45
Hallo,

eben bin ich beim Stöbern im Internet mal wieder auf die Seiten von Ulrich Theimann gestoßen, die allerlei nützliche Informationen für Tonband-Freunde enthalten.
Aber unter
http://www.theimann.com/Analog/Misc_Tech...index.html
auch Hinweise für zweckmäßige Abtaster und Entzerrer für Schellackplatten.
Sie entstammen einem Aufsatz aus der Funkschau 19/1980, Seite 87 ff. von Ronald van Rijn.
Es wird die komplette Schaltung eines sehr vielseitig einstellbaren Entzerrers beschrieben, der sowohl die Eigenheiten von Aufnahmen aus der akustischen als auch der elektrischen Aufnahme-Phase berücksichtigt.
Selbst an die Verbesserung der Wiedergabe von Schellackplatten, die auf Band aufgenommen wurden, ist gedacht.

MfG Kai
Zitieren
#46
Danke Kai,

super; dies hatte ich ebenso mal vor Jahren überflogen und wieder vergessen.
Die Beschreibung klingt schlüssig und vielversprechend.

Ist Euch ein angebotener Bausatz oder gar ein Komplettgerät jener Schaltung bekannt?

Schöne Grüße
Frank
Zitieren
#47
Hallo Frank,

nein, das sieht nach selbst gebautem Einzelstück aus.

MfG Kai
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste