Blauäugig: Revox A77 High Speed für 320 € inkl. Versand abgestaubt
#1
Nabend zusammen,

ich war ja schon länger auf der Suche nach einer A77 High Speed.
Da sagte mir ein Kumpel, er kann mir eine für 320 € inkl. Versand aus der kleinen eBucht beschaffen.

Also ohne groß nachzudenken schnell zugeschlagen. Aber fragt lieber nicht was ich erhalten habe.

Zustand:
- Gehäuse und Chassis stinkt extrem nach Chemie (Motorkondensatoren wohl mal ausgelaufen)
- Füße fehlen, Gehäuse stark verschrammt und beschädigt
- Keine einzige originale Gehäuseschraube
- Unsachgemäße Restaurationsversuche:
  - Trimmer getauscht --> Einmessung komplett versaut
  - Köpfe getauscht --> Kopfeinstellung komplett versaut
  - Fragwürde Lötstellen, Kondensatoren und Motorkondensatoren aus China
  - Netzbuchse mit mangelnder Isolierung und absolut VDE widrig (Stromschlaggefahr) getauscht

Aber Bilder sprechen ja mehr als tausend Worte...
Daher hab ich mal ein paar angehangen und im Laufe der Restauration folgen noch bessere.

Also alles in allem, die Maschine muss von Grundauf neu aufgebaut werden.
Bis auf die Kopfeinstellung und Einmessung bekomme ich das wohl auch hin.


Also immer schön vorsichtig sein bei günstigen Preisen.
Da ist eigentlich immer ein größerer Haken dran.


Daher auch die Frage:

Gibt es hier Leute, denen ich die Karten und Köpfe für eine Einstellung zusenden könnte?
Die Karten würde ich vorher anständig Überholen und den Werkszustand wiederherstellen.
Der Aufwand wird natürlich großzügig entlohnt, sofern es machbar ist.

Die neuen Köpfe haben nur sehr wenig Einschliff und sehen soweit Ok aus.

Bin mal gespannt was Ihr so dazu sagt.

Gruß Micha


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#2

(11.07.2022, 17:38)Micha94 schrieb: [...]
Daher auch die Frage:

Gibt es hier Leute, denen ich die Karten und Köpfe für eine Einstellung zusenden könnte?
Die Karten würde ich vorher anständig Überholen und den Werkszustand wiederherstellen.
[...]

Kann man machen, ist aber Pfusch. In jeder Maschine herrschen minimal individuelle Verhältnisse, sodaß dieses Vorgehen zu 77% zum Scheitern verurteilt ist. Gerade der Kopfträgertausch ist ein no go.

Also besser selber lernen, wie's geht oder die kpl. Maschine verschiffen oder jemanden treffen, der's drauf hat.

Meine 2 ct.

Pit

©DK1TCP
Klasse Ersatzkomponenten aus CH, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz
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#3
Ok, dachte das wäre nicht so kritisch. Für mein Verständnis sind ja Karten und Kopfträger verheiratet. Und die Kopfeinstellung auf dem Kopfträger ist ja fix. Da sind ja auch die Umlenkrollen, die Andruckrolle und alle anderen mechanischen Komponenten drauf.

Einmessen lernen wollte ich schon lange mal. Hab auch ein Pegelmessband da und schon mal Wiedergabepege, Aufnahmepegel und VU-Meter kalibriert. Aber da gehört ja noch mehr dazu. Messgeräte, Bezugsbänder, Erfahrung....

Also falls das mal jemand von A-Z erklären würde, würde ich mich freuen. Grundwissen ist da. Hab eine Ausbildung als Elektroniker und beschäftige mich schon länger mit der Radio- und Fernsehtechnik. Löten und Messgerätebedienung ist auch kein Problem.
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#4
So dramatisch finde ich den Zustand jetzt gar nicht. Ob man jetzt die Original-Elkos erneuert oder die Fehler des Vorbesitzers korrigiert ist vom Aufwand her ja kein großer Unterschied. Und Kondensatoren aus China müssen nicht zwangsläufig schlecht sein, von daher könnte man die zumindest teilweise erstmal drinnen lassen. Den Netzanschluss sollte man natürlich überarbeiten.

Hauptsache Capstan-Motor und Fronblende sind in Ordnung. Die sind ja als einzige wirklich exklusiv für die HS-Version.

Was das Einmessthema betrifft, wäre es sicherlich hilfreich, wenn Du Deinen Wohnort angibst. Dann gibt es vielleicht jemanden in der Nähe, der Dir da helfen kann.

Gruß
Robert
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#5
Also da habe ich schon viel schlimmeres gesehen. Mal davon abgesehen, dass deine Fotos alle unscharf sind, fällt mir der komische Huckepack Elko auf. Das sollte man definitiv ändern.
Die Motorkondensatoren, sofern sie die richtigen Werte haben, kann man lassen. Lötstellen gehen schöner.

Zur Einmessung wurde ja schon was geschrieben. Dazu gehört die komplette Maschine und nicht nur die Karten und Köpfe. Das macht man mit der Maschine!
Gruß André
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#6
Ich finde das nu auch nicht soooo schlimm, läßt sich alles händeln.
Von daher viel Erfolg, Micha, wird schon!

LG
Mike
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#7

ach ja: der (verrückte) Kopfträgertauschkumpel müßte auch 'ne HS haben, aber kein realistisch agierender HS-Anwender wird seine Kiste dafür auseinanderreißen & wieder zusammenbauen...

Hier gilt der alte Spruch: never touch a running system!

#4 & #5 bestätigen meine Sicht der Dinge.

Viel Erfolg beim Abschluß der 'Übung' schaut doch wirklich nicht so schlecht aus, der ehemalige Verhau...

©DK1TCP
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#8
Schau mal in diesen Faden hier: Einmessanleitung, da hat Wayne ein tolles Anleitungsdokument geschrieben und danach kann man eine A77 einmessen.
Wenn du du sogar ein Pegel-Normband hast, dann ist doch alles bene.
Ist das so eins wie von Peter Ruhrberg -- also als Vollspur aufgenommen? Dann kannst Du damit auch die Kopfjustage prima machen.

Viele Grüsse
Harald
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#9
(12.07.2022, 10:41)ted_am_see schrieb: Ist das so eins wie von Peter Ruhrberg -- also als Vollspur aufgenommen? Dann kannst Du damit auch die Kopfjustage prima machen.

Guten Abend

Das Thema Kopfjustage interessiert mich sehr - gibt es da ähnliche Anleitungen, wie die von Wayne zur Einmessung? 

Beste Grüße
Volker
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#10
Die Anleitung geht im Wesentlichen nur auf die Spaltjustage ein (also Ausrichtung) ab Seite 7.

Wenn die Absolute Kopfhöhe Fritte sein sollte hab ich da auch kein Rezept.
Mein Amateurhaftes Bauchgefühl wäre da: 
  • Erstmal darf da nix am Bandrand krempeln und es sollte sauber laufen.
  • Mit Vollspurband Spaltrichtung sauber einstellen
  • Dann, sodann man hat, Viertel- oder Halbspurbespieltes Normband einlegen und auf Pegelgleichheit bei 1kHz und 10Khz (oder so) die Kopfhöhenlage checken (Pegel, richtung)
  • ggf iteriert vorgehen
Ist aber nur meine Vorgehensweise, die ich angehen würde ohne das jemals gemacht zu haben.
Bei Halbspur sehe ich da eh kaum probs -- bei Viertelspur habe ich noch nie Erlebt, dass Köpfe so dejustiert waren, das man die Gegenrichtung hat durchsprechen hören.
Das wäre mein Alarmsignal.

Aber schau erstmal, was der Karton dann von sich gibt.

Gruß
Harald
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#11
Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Das klingt doch mal ganz hoffnungsvoll. Dann werde ich die Maschien erstmal komplett mechanisch und technisch überarbeiten, dann bei Gelegenheit hier eine Fotodoku einstellen und mich dann mal an das Thema Einmesssung wagen. Ist vielleicht nicht schlecht sich damit zu beschäftigen, zumal für mich als junger Techniker das Thema Tonband noch recht neu und interessant ist.
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#12
Zur Einstellung der Kopfhöhe kann dir Peter ein Testband liefern, bei dem nur der Rasen mit einem Sinuston bespielt ist. Wenn vorher schon der Wiedergabepegel mit einem Vollspurband korrekt eingestellt wurde, legst du das Kopfhöhen-Messband ein und verstellst die vordere und hintere Madenschraube um gleiche Beträge so, dass der Ausgangspegel beider Kanäle gleich (niedrig) ist. Danach den Azimut korrigieren und den Vorgang ggf. wiederholen.

LG
Holgi
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#13
Nabend zusammen,

heute habe ich mal eine weitere Bestandsaufnahme an der Maschine gemacht und erste Restaurationsarbeiten durchgeführt.

Die Bestandsaufnahme hat noch ergeben dass der Vorbesitzer wohl mal den Kopfträger tauschen wollte, dabei eine Schraube am Capstanmagnet abgerissen hat, diesen verstellt hat und anschließend frustiert die Köpfe einzeln gewechselt hat. An den gelb markierten Stellen wurde rumgedreht. Die Köpfe an sich sehen soweit ganz gut aus, bis auf die Lötstellen. Besonders der Löschkopf hat echt gelitten. Des weiteren wurde gefühlt die ganze Maschine mit Sprühöl eingesprüht wodurch sich massiv Staub und Tierhaare abgelagert haben. Das werde ich nach und nach mal putzen. Hinzu kommt ein Nikotinschleier, welcher aber von dem Ölgerucht überdeckt wird.

Positiv ist, dass die untere Frontblende so gut wie neu ist und der Capstanmotor nach Überarbeitung einwandfrei läuft. Auch die Steckkarten scheinen bis auf die 2 Huckepack Elkos professionel überarbeitet worden sein. Alle Elkos sind schön eingelötet und die Lötstellen sehen sehr gut aus. Schmerzpunkt ist die Marke der Elkos: Yageo, Jamico und XHuang. Na ob die Ihre Werte haben und lange halten werden? Auf jeden Fall tauschen werde ich die Elkos an den Stellen, wo eigentlich axiale vorgesehen sind. Den Rest werde ich erstmal lassen. Ebenso werde ich die 4 25k Potis an den Aufnahmekarten für die EQ Einstellung gegen selektierte 22k Potis tauschen welche messtechnisch 20k haben.

Das hab ich heute gemacht:
- Motorkondensatoren erneuert (Die alten hatten 4µF für die Wickelteller und 5µF für den Capstan)
- 1. Capstan Lager ersetzt
- 2. Capstan Lager + Welle entfettet und neu gefettet
- Bandlauflager ersetzt
- Netzanschluss gemäß SK II ausgeführt
- Erste Entstörkondensatoren getauscht


Und nochmals vielen Dank für die ersten Einschnitte zum Thema Kopfeinstellung und Einmessung.
Darauf komme ich nochmal zu gegebener Zeit zurück.

Gruß Micha


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#14
Hallo zusammen,

so langsam erstrahlt die Maschine wieder in neuem Glanz. Die Überholung ist soweit abgeschlossen. Alle Verschleißteile sind gewechselt bzw. gewartet. Bei der Zerlegung wurde alles bestmöglich gereinigt und entfettet. Die Maschine riecht nun nur noch kaum. Ich habe mich entschlossen die ordentlich gelöteten Elkos zu belassen und nur alte Teile bzw. schlecht montierte zu wechseln. Die Lötstellen an den Köpfen und anderen Stellen habe ich nochmal schön ausgeführt.

Was noch notwendig war, war eine Überarbeitung der Laufwerkssteuerung. Die Reihenwiderstände der X2 Kondensatoren waren komplett hochohmig geworden, dadurch sind die Relaiskontakte verrußt, welche ich gereinigt habe. Auch habe ich zwei Dioden getauscht und eine vertauschte Steckverbindung gefunden. Die Bremsbeläge und Bremsbänder habe ich gründlich mit Brennspiritus gereinigt, da diese von einer dicken Schmutzschickt überzogen waren.

Des weiteren habe ich den Schiebeschalter für die Entzerrung gereinigt, dieser war extrem oxidiert und schon schwarz. Bei der Gelgenheit habe ich auch die Drehschalter auf der Hauptplatine geprüft, dort hatte aber schon jemand die Korrosion entfernt. Anschließend habe ich alle Kabel wieder schön mit Kabelbindern befestigt und alle Schrauben verlackt, welche von mir oder dem Vorbesitzer geöffnet wurden. Zum Abschluss habe ich noch die Köpfe sowie Bandführung, Andruckrolle und Umgebung gründlich mit Brennspiritus gereinigt und anschließend alles entmagnetisiert.

Nun warte ich noch auf die 22k Potios und die Teile für den ORF-Mod.
Anschließend geht es an das Projekt Kopfeinstellung und Einmessung auf PER-368.

Aber Bilder sagen ja mehr als tausend Worte.

Gruß Micha


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