Das MTL-19, ein professioneller Bolide. Oder: Die Stasi mochte es bunt...
#1
Liebe Forianer,

Sommerzeit ist Urlaubszeit- und Sammlungszeit. Der überwiegende Teil meines Geraffels flog mir im Sommer zu. Diesmal war es nicht anders.

Der eine oder andere hat schon vom MTL-19, dem "Gerät für Staatliche Bedarfsträger" gehört, wie es dereinst "ReFuchs" in seiner Vorstellung dieses nannte. Hier ist sein damaliger Tread:
https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=18827

Da mir gestern ebenfalls solch ein Gerät ins Haus gewalzt ist (denn von geflattert kann man bei einem Gewicht von 45kg wahrlich nicht sprechen), möchte ich es hier nochmal etwas ausführlicher vorstellen, da es ja bisher im Netz auch nur recht wenige Bilder gibt. Also, legen wir los:

Das MTL-19 wurde in den 80er Jahren im ITU, Außenstelle Beucha entwickelt und entweder direkt dort- oder beim VEB Nachrichtenelektronik Leipzig (da gibt es widersprüchliche Angaben) gefertigt. Genutzt wurde es überwiegend vom MfS für die Aufzeichnung abgehörter Telefonate bzw. des Funkverkehrs nach West- Berlin (unter anderem auf dem Fernsehturm)

Da ich hier aber nicht die politischen Aspekte erörtern möchte, sondern es vielmehr um die Technik geht, schauen wir uns das Ding mal an. 
Der Klopper ist riesig: 540 x 400 x 420 mm gibt das "Radiomuseum" an, nachgemessen habe ich es nicht. Das Gewicht ist ebenfalls gewaltig, 45kg bringt das Gerät auf die Waage. Nicht gerade ein portable... Big Grin
Es handelt sich um eine 1/4 Spur- Maschine mit 3 Köpfen und 3 Motoren ! Außerhalb der Studiotechnik meines Wissens das einzige DDR- Gerät, welches mit solch einer Ausstattung aufwarten konnte. Zwei Geschwindigkeiten werden angeboten,19 cm/s und 9,5cm /s. Die üblichen Home- Hifi- Geschwindigkeiten also.
Das Gerät ist in einem DDR- Typischen EGS- Gehäuse untergebracht, welches es in vielen Höhen und Breiten gab. Vom Messgerät bis zum 100W Verstärker war alles Mögliche in solchen Gehäusen verbaut. Die Front ist mit einer Plexiglas- Haube abgedeckt, welche sich teilen lässt, damit die Bedienknöpfe frei liegen. Ganz abnehmen kann man es natürlich auch.

                           

Dank des EGS- Gehäuses lässt sich das Gerät sehr leicht entkleiden: Einfach nur 4 Schrauben in den 4 Ecken an der Frontseite lösen, schon kann man das gesamte Chassis nach vorn aus dem Gehäuse herausziehen. Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite (mit Ausnahme der Kopfhöreranschlüsse) und auch sämtliche Verstärker und Entzerrer befinden sich als separate Einschübe auf der Rückseite.
Einmal aus dem Gehäuse geholt sieht man: Das ist ein ordentlicher Brocken Technik ! Man sehe sich nur mal die Seitenplatten des Chassis an ! Das sind Stahlplatten mit einer Materialdicke von 11mm (!!!) Da fragt man sich, was das soll. Da kann man ein Auto drauf abstellen... Auch die Frontblende ist aus dem Vollen gefräst: Eine 10mm Aluminiumplatte, welche dann nochmal von einer 0,5mm Frontblende abgedeckt wird. Material sparen war wirklich nicht deren Ding...

                       

Gleichfalls als separate Einschübe auf der Rückseite, befinden sich das Netzteil und die Anschalteinheit für die Fernsteuerung. Allein diese beiden Einschübe haben jeder für sich ein Gewicht der "mehrere Kilo Klasse". Langsam verstehe ich, wo das Gewicht dieses Boliden herkommt...

                       

Auch nicht gerade zur Entlastung tragen die drei Motoren bei. Und bei näherem Hinsehen denkt man sich: Nanu, was ist denn das ? Da war man sich beim ITU also nicht zu fein, diese beim "Klassenfeind" in der Bundesrepublik einzukaufen. Handelt es sich hier doch ausnahmslos um Papst- Außenläufer- Motoren. 

         

Übrigens sucht man jedwede Art von Gummi- also Antriebsriemen oder Reibräder- innerhalb der Maschine vergeblich. Der Capstan- Motor ist ein Direkt- Antriebsmotor ! Sowas gab es bei DDR- geplanten Maschinen erst wieder bei der Cuttermaschine T5234. Allerdings läuft der Motor hier in diesem Gerät sofort nach dem Einschalten des Netzes los, ist also für typischen Dauerbetrieb ausgelegt.

               

Wo das Ding jetzt gerade mal offen ist, werfen wir doch einen Blich auf die NF- Anschlüsse, also Eingänge und Ausgänge. sie sehen aus wie DIN- Buchsen, sind aber verschraubbar und daher eher als Kleintuchel- Anschlüsse bekannt. Buchsen als Eingang, Stecker als Ausgang- daher unverwechselbar.
Die Maschine hat davon eine ganze Menge, jeweils 4 Eingänge und 2 Ausgänge. Pro Kanal wohl gemerkt, also jeweils für Rechts und Links ! Man fragt sich warum, bis man mal von innen auf die Buchsen schaut: Es gibt nämlich unsymmetrische Ein- und Ausgänge (wie bei DIN- Buchsen üblich) und Trafo- symmetrische Ein- und Ausgänge. Für jeden Geschmack etwas dabei...

         

So, damit haben wir die maximale Anzahl an Datei- Anhängen erreicht. Somit lasse ich die Geschichte also erst einmal wirken und melde mich noch in dieser Woche mit der Fortsetzung... Schließlich gilt es ja noch aufzulösen, weshalb die Stasi es wohl bunt mochte... Big Grin

Grüße, Rainer
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#2
Hallo Rainer, Klasse.
Hast du sie schon mal paar Minuten laufen lassen?

Gruß - Theo
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#3
Hallo Theo,

das Gerät ist in einem derart perfekten Zustand, das ich mir das ohne weitere Ängste getraut habe.

Allerdings kenne ich die DDR- Technik- typischen Macken bei Geräten jener Zeit und vermutete daher oxydierte Sicherungen.
Also habe ich diese vorher alle heraus geschraubt und siehe da:

         

Also kurz die Sicherungshalter gereinigt, neue Sicherungen eingeschraubt und daaaan: Einschalten ! Hat sofort und ohne irgendwelche Zicken funktioniert.
Nur das Lautstärkepoti für den eingebauten Monitoring- Lausprecher hatte etwas gekratzt. Einen Sprühstoß Kontaktspray später war das erledigt. Habe gleich mal eine 18er Spule durchgehört.  Big Grin aber ich greife vor...
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#4
Goiles Teil, klasse Bericht von Dir!
So muss Tonbandforum! Big Grin

Das Mielke-Monster ist mir irgendwo auch schon in den einschlägigen Buchten begegnet, war das nicht neulich noch in den Kleinanzeigen?
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#5
Hi PAM,

das Gerät von mir nicht, aber gewissermaßen ein Schwester- Gerät. Der Anbieter hatte mehrere davon im Angebot, ist wohl dabei sein Lager zu räumen.
Der perfekte Zustand erklärt sich auch daher, das er es in den 90er Jahren direkt aus dem Lager der VEBEG gekauft hatte. Das ist sowas wie ein Bundeseigener Surplus- Händler...

https://www.vebeg.de/de/start/index.htm

Die VEBEG muss wohl einen ganzen Haufen dieser Geräte übernommen haben, das Lager soll relativ voll gewesen sein. Es wurden also längst nicht alle in der Normannenstrasse aus dem Fenster und in den Container geworfen...
Auch ist das Gerät nicht ganz so selten wie gemeinhin angenommen. Meins hat die Seriennummer 511. Es soll sie bis zur 600 gegeben haben.

Grüße, Rainer
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#6
Hallo Rainer,

hier schlägt das Sammler-Herz aber sehr, sehr hoch.
Da muß ich ja aufpassen, keinen Herzkasper zu bekommen.

Meine besonderen Glückwünsche zu diesem Gerät, dessen aufwendige Bauart mich als Studio-Laufwerksfetischisten sehr stark beeindruckt.

Auf Deine Fortsetzungen bin ich aber so richtig gespannt.

Viele Grüße
Manfred

p.s. Der Auch-Haben-Wollen-Faktor ist kaum noch zu unterdrücken.
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#7
Hallo Rainer,

danke für die Vorstellung dieses Trumms, dem wahrscheinlich der Titel "schwerster Kleinspuler der Welt" gebührt.
Was für ein, seltsamer- und widersprüchlicherweise, Schöpfen aus dem Vollen.
Und ich finde sie gar recht ansehnlich sowie die zweigeteilte Haube und die funktionale Rückseite clever.

Schöne Grüße
Frank
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#8
Hallo, Rainer,
klasse Gerät, nie gesehen. Bitte mehr davon.
Da würde ja selbst ich ... auf Kleinspuler und 1/4 Spur abfahren Wink 

LG
Mike
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#9
Sooo, liebe Forianer,

ihr wollt mehr-ihr bekommt mehr !  Big Grin
Wo waren wir stehen geblieben ? Stimmt, bei den Anschlüssen Symmetrisch / unsymmetrisch. Hier mal ein Bild der Eingangsübertrager:

   

Nun denn. Nach der "Innenrevision" das komplette Chassis wieder in das Gehäuse geschoben, denn jetzt werfen wir einen Blick auf die Front, respektive den Kopfträger. Als erstes fällt natürlich die Blende mit der schönen Bezeichnung "Volkseigentum auf.

   

Das ist aber wirklich nichts weiter als eine Blende, der wahre Kopfträger offenbart sich darunter. Und dieser ist- wie alles an dieser Maschine- aus dem vollen Material gefeilt.

                                               

Man sieht sehr gut- alle Einstellschrauben der Köpfe noch original verlackt. Der Kopfträger hat die gleiche Seriennummer wie das ganze Gerät (511). Die Köpfe selbst sind als jungfräulich zu bezeichnen, nicht mal der Hauch eines Einschliffs ist zu erkennen. Das Gerät hat garantiert nicht viele Gespräche mitgeschnitten.

Die Köpfe selbst sind in diesem Fall keine Importware, sondern DDR- eigene Produktion vom VEB Robotron Goldpfeil Hartmannsdorf. Denn wer sich in der Nomenklatur der Goldpfeilköpfe auskennt, der liest selbst im teilweise abgedeckten Zustand die Bezeichnung "A2Q17" für den Aufnahmekopf und "W2Q17" für den Wiedergabekopf. Der Löschkopf müsste dementsprechend ein "L2Q17" sein. Die Zinsik- Liste sagt: 1/4 Spur Köpfe. Der Aufnahmekopf kostete 1988 den stolzen Preis von 340,- DDR-Mark, der Wiedergabekopf immerhin 316,- DDR- Mark. Das hatte man mal nicht so eben im Portemonnais...

Wo wir gerade in der Nähe des Kopfträgers sind: Die Maschine hat natürlich eine automatische Band- Endabschaltung, ähnlich wie bei Revox über eine Lichtschranke gelöst. Nun hat dieses Gerät aber nicht nur eine Lichtschranke, nee, woher denn... Wir sind Profis, wir kleckern nicht, wir klotzen: Es müssen natürlich 2 Lichtschranken sein, eine links vom Kopfträger und eine rechts...

               

Apropos Bandpfad: Da fällt als wichtiges Bauteil natürlich jedem sofort die Andruckrolle ein. Das ist hier nicht anders- wenn dieses Gert eine Andruckrolle hätte...
Das Bauteil- welches diese Funktion erfüllt- ist nämlich eher als Andruckwalze zu bezeichnen. Ich habe nachgemessen: Die plane Fläche hat eine Breite von 12mm... Völlig überflüssig in meinen Augen. Ich kann es mir nur so erklären: Es gab eine Menge überzähliger Walzenrollen von Datenspeicher- Laufwerken. Denen hat man dann hier eine neue Aufgabe gegeben...

   

Hier sieht man sehr gut, dass diese Rolle wirklich viel breiter ist als das Band...

                 

Dazu dann das Bild mit dem im Vergleich sehr dünnen Capstan, wirkt schon etwas merkwürdig. Da hat man direkt Angst, das man diese dünne Welle bei der nächsten Reinigung verbiegt...

Sooo, wir lassen dies jetzt mal so stehen, als den 2. Teil der Vorstellung. Das "bunte" Rätsel ist noch immer nicht gelöst, wir nehmen das mal als Cliffhanger für morgen...
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#10
Hallo Rainer,

noch Anfang 2020 haben wir hier im Forum gerätselt, in welchen Geräten diese Tonköpfe verwendet wurden: W2Q17. Endlich ist dieses Rätsel gelöst! Verwundert hat mich die Anzahl der gebauten Exemplare, die jedoch die Produktion einer Kleinserie (?) dieser neuentwickelten Tonköpfe gerechtfertigt hat. 

Dein ausführlicher Bericht, der noch weitere Erhellungen verspricht, ist endlich mal eine gründliche Vorstellung dieser Geräte. 

Vielen Dank bis hierher dafür und weiter so!
Gruß
Rainer


Der Kluge lernt aus allem und jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß schon alles besser. (Sokrates)
Zusatz: der Kluge gibt solange nach, bis er selbst der Dumme ist. (Walter Kempowski)
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#11
Spannend, spannend. Sogar mit punktgenau gesetztem Cliffhanger, hähä.
Super. Big Grin
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#12
Die Papst Wickel- und Tonmotoren kommen mir bekannt vor. Finden sich auch in meinem Selbstbauteil. Die muss es irgendwann in großen Übermengen gegeben haben, weshalb sie durch Völkner und ähnliche Resteverwerter an die Bastler vertickert wurden.

Ansonsten: Der tiefere Sinn dieser enormen Materialhuberei erschließt sich mir nicht. Oder wollte man bloß verhindern, dass jemand so ein Gerätchen in der Aktentasche mit nach Hause nahm?

Auf jeden Fall: Danke für den interessanten Bericht!

MfG
Binse
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#13
Liebe Forianer,

Euch allen vielen, lieben Dank für den Zuspruch ! Es freut mich sehr, daß der Bericht soviel Anklang findet.

Manni, ich denke Dir als bekennendem Wickelkern- Fetischisten wären die Spulen definitiv zu klein. Auf das Gerät passen ja maximal 18er Spulen. Mehr geht aus konstruktiven Gründen nicht. Daher hat Frank absolut Recht: schwerster Kleinspuler der Welt würde passen...  Big Grin

OK, auch heute habe ich wieder ein paar Worte und Bilder für Euch. Da wir letztens bei Andruckrolle und Bandpfad stehen geblieben waren, würde ich auch genau dort weitermachen.

Wer schon einmal die RFZ- Studiomaschine R722/1 gesehen hat, dem ist bestimmt auch ihre Bandführung aufgefallen. Diese Maschine hat ja eine rein elektronische Bandzugregelung, welche einen schonenden Bandtransport mit gleichbleibender Geschwindigkeit, unabhängig vom Füllstand der Aufwickel- bzw. Abwickelteller ermöglicht. Das ganze natürlich mit schönem, festen Zug für stabile Bandwickel. Ermöglicht wird dies durch eine Regelelektronik, welche die Motoren über Thyristoren ansteuert. Das Gebersignal (aktueller Zustand des Bandzuges) kommt dabei von einem kleinen Kästchen (im Inneren, auf der linken Seite der Maschine), welches unter anderem den Bandfühlhebel beherbergt. Dieser Hebel wiederum führt nach oben durch die Frontplatte und man findet ihn im Kreissegment zwischen den beiden Umlenkrollen auf der linken Seite.

   

Schauen wir nun also auf das MTL-19, dann fällt sofort auf- diese Art der Bandführung habe ich doch schon einmal gesehen ?? Stimmt auffallend, denn es handelt sich um die exakt gleiche Bandführung wie bei der R722/1. Und sie funktioniert auch ganz genau so ! Denn neben den normalen Bandlauffunktionen wie Vorlauf und Rücklauf verfügt das MTL-19 auch über eine stufenlose Rangierfunktion. Genau wie die R722/1. Durch die elektronische Regelung kein Problem.

                       

Ein wirklich winziges Detail ist anders, denn bei der R722/1 besteht der Hebel für die Bandstraffung an der rechten Umlenkrolle aus einem dicken Umlenkstift. Hier beim MTL-19 ist es eine kleine Gabel, durch welche das Band geführt wird. Aber das ist nur Kosmetik, denn  beides funktioniert ja.

So, wie kommt nun das Signal auf das Band ? Natürlich über die Anschlüsse auf der Rückseite welche- wie bereits erwähnt- aus Kanalgetrennten Kleintuchelsteckern besteht. 
Für Jeden Kanal (Kanal I = Spur 1 = links; Kanal II = Spur 2 = rechts) gibt es jeweils 4 Eingangsbuchsen, davon 2x symmetrisch und 2x unsymmetrisch. Die Wahl- von welchem Eingang jetzt aufgenommen werden soll- erfolgt über die ebenfalls Kanalgetrennten Eingangswahlschalter auf der linken Frontseite des Gerätes. Darunter befinden sich noch jeweils ein Pegelregler für den Eingangspegel der unsymmetrischen Anschlussbuchsen E1 und E2, sowie ein gemeinsamer Summenregler für Kanal 1+2 gemeinsam.

   

Will man das Signal von den symmetrischen Eingängen E3 und E4 aufzeichnen, kommt dieses über die beiden Eingangswahlschalter welche sich rechts neben den Pegelreglern der Eingänge E1 und E2 befinden. Diese Wahlschalter erlauben es, die Signale noch über eingebaute Regelverstärker zu schleifen, welche in Verstärkung und Regelzeitkonstante geändert werden können (die Trimmer für Schraubenzieher- Bedienung, direkt unter dem Kopfträger). Somit ist man für alle möglichen und unmöglichen Aufnahmesituationen gerüstet. Schon erstaunlich, diese Ausstattung...

noch weiter rechts findet man dann noch einen Drehschalter und einen Lautstärkeregler, welche das Kanalgetrennte Abhören über den kleinen, oben rechts eingebauten Monitoring- Lautsprecher erlauben. Für eine erste Funktionskontrolle ungemein praktisch ! Des weiteren sind da noch 2 Lautstärkeregler für das kanalgetrennt mögliche Abhören über Kopfhörer. Diese Kopfhörer werden aber nicht mit den zu dieser Zeit üblichen, 5- poligen DIN- Steckern (Würfelbuchse) angeschlossen, sondern mit DIN- Lautsprechersteckern. Das hatte man in der DDR vor allem in den 70er Jahren auch in der Heimelektronik so gemacht. Die Kanalgetrennte Regelung für die Kopfhörer kann durchaus ihren Sinn haben, wenn man nur auf einer Spur ein NF- Signal aufzeichnet und auf der anderen Spur ein Taktsignal von einer Funkuhr, wie es wohl lt. dem Bericht des Vorbesitzers möglich war.

Schauen wir nun aber auf die rechte Seite der Frontplatte, denn dort finden sich die Bedientasten für die Laufwerkssteuerung, die Aussteuerungsmesser sowie das elektronische Zählwerk. Und hier wird es nun interessant.
Das elektronische Zählwerk erhält seine Impulse durch eine Lichtschranke, welche sich unterhalb der großen, rechten Umlenkrolle befindet. Schon wieder wie bei der R722/1... Smile Allerdings gibt es auch hier einen Unterschied, denn das Zählwerk zählt die Bandlänge in 10cm Abschnitten, wie bei der Philips N4520. Die R722/1 zeigt dagegen Echtzeit an.

Unterhalb des Zählwerks finden sich die beiden Aussteuerungsmesser über welchen sich zusätzlich je eine LED befindet, um eine Pegelüberschreitung sichtbar zu machen. Diese LED ist so eingestellt, das sie bei angezeigten 0dB anspricht. Die Pegelmesser selbst sind keine VU- Meter, sondern Quasi- Spitzenwert Anzeiger. Diese haben jeweils eigene Anzeigeverstärker auf der Geräterückseite. Doch dazu später mehr. Direkt unter den Instrumenten befindet sich je eine rastende Taste mit der Bezeichnung V/H. Damit schaltet man die Anzeigen auf die Pegel Vorband / Hinterband um.

         

Mit diesen beiden Tasten sind wir dann jetzt schon in dem Topf, wo es kocht. befinden sich die beiden V/H- Tasten doch in guter Gesellschaft und direkter Nachbarschaft der Tasten Netzschalter, F, SG (von denen ich absolut nicht weiß, was sie bedeuten sollen) sowie der Tasten Kanal I und II (also Eingangssignal rechts und links) und schlussendlich aller, für die Laufwerksfunktionen notwendigen Tasten.
Wie man unschwer erkennen kann, haben alle diese Tipptasten farbige, transparente Knöpfe und sind beleuchtet. Wir haben da gelb, rot, weiß und grün. Dies jeweils den einzelnen Laufwerksfunktionen entsprechend und hier mal jeweils bei 19er Geschwindigkeit fotografiert:

Aufnahme

   

Funktion keine Ahnung (Fernsteuerung ?)

   

Wiedergabe

   

Rücklauf

   

Stop

   

Vorlauf

   

So, beim Betrachten dieser Bilder dürfte sich inzwischen auch erschlossen haben, weshalb die Stasi es wohl bunt mochte.  Big Grin Big Grin Big Grin
Stellt man sich dieses Gerät jetzt noch in Kombination mit dem Betriebsempfänger 2170 BE und dem Bediengerät dazu vor, dann war das garantiert sowas wie eine Disco im Miniformat. Wir haben früher zu solch einer Tasten- und Lampenpracht "Mäusekino" gesagt.  Hier kann man die erwähnten Geräte mal sehen:

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anze...3-168-7806

Aber zurück zu den Bedientasten des MTL-19:
Rechts neben der Taste Vorlauf, findet sich noch die Taste "U". Dies bedeutet Umspulen. Diese Tastenfunktion ist mit dem Drehregler verknüpft, welcher sich direkt links neben dem Tastenblock befindet. Das ist nichts anderes als der stufenlose Rangierbetrieb. Eine äußerst praktische Funktion, welche allen Besitzern von Telefunken- Studiomaschinen bestens bekannt sein dürfte. Überflüssig zu erwähnen, daß die R722/1 diese natürlich auch hat... Cool
Was die Aufgabe der Taste "M" ist, konnte ich noch nicht ergründen. Könnte sowas wie "Memory Stop" sein. Allerdings hatte das Stoppen aus dem Spulbetrieb bei Zählwerk null mit aktivierter Taste keine Reaktion hervorgerufen. Muss ich mir also nochmal genauer ansehen.

Überhaupt die Tastenfunktionen. Hier gibt es einen deutlichen Unterschied zu logik- gesteuerten Studio- und Consumermaschinen. Ist es normalerweise üblich, bei unseren  HiFi- Maschinen aus der Funktion "Play" direkt in den Vor- oder Rücklauf zu springen und umgekehrt- aus Vor und Rücklauf direkt mit Play zu starten, so funktioniert dies hier bei der MTL-19 nicht. Alle ausgelösten Funktionen (Wiedergabe, Aufnahme, Vorlauf, Rücklauf, Umspulen) müssen zuerst mit der Taste "Stop" beendet werden. Wobei es nicht so ist, daß die Maschine dann Bandsalat produzieren würde. Nein, vielmehr wird der neue Befehl komplett ignoriert. Man drückt zum Beispiel Wiedergabe, während die Maschine umspult und es passiert ganz exakt überhaupt gar nix. Da ist die Kiste stur wie ein Esel, sie möchte vorher per Stoptaste angehalten werden.

So, nachdem wir jetzt die Vorderseite gewissermaßen "abgearbeitet" haben, werfen wir nochmal einen Blick auf die Rückseite.

Die verschiedenen NF- Anschlüsse wurden ja bereits besprochen. Außerdem gibt es natürlich noch Anschlüsse für die Fernsteuerung, sowie ein paar weitere Buchsen und Kontaktleisten, deren Funktion ich nicht kenne. Diese lassen wir mal außen vor und wenden uns dem oberen Teil der Rückseite zu, denn dort befinden sich alle Verstärker und Entzerrer, wie in einem Magazin nebeneinander angeordnet.
von rechts nach links findet man die Vorverstärker 1 und 2 in jeweils getrennten Kassetten, dann Regelverstärker und Aufnahmeentzerrer in einer gemeinsamen Kassette, Löschgenerator, sowie Wiedergabeentzerrer 1 und 2 wieder in getrennten Kassetten, Endverstärker (für den Wiedergabeentzerrer) sowie die Verstärker für beide Aussteuerungsmesser wieder in einer gemeinsamen Kassette. Es sind tatsächlich alles Kassetten, nicht nur Platineneinschübe mit Frontblende. Jede Kassette besteht allseitig komplett aus einer Blechverkleidung, ist also komplett gekapselt. Hier gibt es keine Chance für Fremdspannung oder Einstreuungen jedweder Art. Daß diese Bauweise zum Gesamtgewicht nicht unwesentlich beiträgt, ist sicher unbestritten...

                           

Wenn man sich die einzelnen Kassetten (besonder Aufnahmeentzerrer und Wiedergabeentzerrer) betrachtet, fällt eine weitere Gemeinsamkeit mit Studiomaschinen (nicht nur der R722/1) auf: Die Anzahl der Trimmer, für eine Einmessung des Frequenzganges. Tatsächlich hat der Aufnahmeentzerrer getrennte Einstellregler für Pegel, Tiefen und Höhen, selbstverständlich für beider Geschwindigkeiten getrennt !
Das gilt ganz genauso für den Wiedergabeentzerrer, nur das bei diesem die Höhen nochmal in Höhen 1 und Höhen 2 unterteilt sind. Wieder für beide Geschwindigkeiten. Natürlich !  Ich kenne das ganz genau so von meinen diversen Studiomaschinen, mit dem Unterschied das dort natürlich die Geschwindigkeiten 38 und 19 separat einzumessen sind. Man hat hier also einen ziemlichen Aufwand betrieben, aber gut, damit müsste sich ein schöner, schnurgerader Frequenzgang einstellen lassen. Dafür, daß das Hauptanwendungsgebiet der Mittschnitt von Telefonaten und Funkverkehr sein sollte, ist das wirklich mehr als überdimensioniert.
Auch schön: die Kanalgetrennten Einstellmöglichkeiten der Aussteuerungsmesser bei verschiedenen Pegeln. Und die extra einstellbaren Übersteuerungs- LEDs. Ich sagte es bereits- klotzen war hier die Devise der Entwickler, nicht kleckern....

Sooo, meine Lieben, dann möchte ich hier nun zum Abschluss meines "kleinen" Berichtes kommen. Natürlich habe ich dem Gerät noch längst nicht alle Geheimnisse entreißen können, aber ich habe ja Zeit, mir das alles in Ruhe anzusehen. Leider gibt es zu diesem Boliden keinerlei Dokumentationen irgendwelcher Art. Wenn sich also keine neuen Aspekte durch Ausprobieren der Funktionen ergeben, dann werden einige Fragen sicherlich offen bleiben.

Daher bin ich für jegliche Anregung, jeden Erfahrungsbericht oder jede Doku, die vielleicht hier oder dort doch noch auftaucht dankbar. Für heute vielen Dank für Euer Interesse.

Grüße, Rainer
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#14
(13.07.2022, 10:28)GDR 22 schrieb: Manni, ich denke Dir als bekennendem Wickelkern- Fetischisten wären die Spulen definitiv zu klein. Auf das Gerät passen ja maximal 18er Spulen. Mehr geht aus konstruktiven Gründen nicht. Daher hat Frank absolut Recht: schwerster Kleinspuler der Welt würde passen...  Big Grin


Hallo Rainer,

da ich keinerlei Hemmungen hatte, auf allen Geräten, die mir in die Finger kamen (**), offene Wickel zu verwenden, würde ich es hier natürlich auch machen, und dieses Gerät scheint dafür ja so gut geeignet zu sein, wie kein anderer Kleinspuler. 
Die Wickelgröße ist für mich zweitrangig. Auf 19 cm/s reicht es hier immer noch für die meisten Musiken bzw. deren Sätze. Nur bei langen Klassik-Titeln oder nachts für Sendungen vom laufenden Band brauchte man eigentlich die großen Bandteller. Noch Ende der 60er Jahre bekamen die Aufnahmestudios beim NDR z.B. für den Umschnitt aktueller Beiträge die Bandlängen abgepaßt zugemessen. 

Ich finde das Gerät MTL-19 faszinierend wegen des konstruktiven Aufwandes, der ja wohl nur mit dem unheimlichen Auftraggeber zu erklären ist.
Bespitzelung in Perfektion, gegebenenfalls mit funkgenauer Zeitüberwachung, um kriminalistisch mit völlig anderen Geschehensabläufen vergleichen zu können. 
Hier spielten die Kosten wohl keine Rolle, und es war ja eigentlich auch das Geld der anderen Leute, nämlich das Geld derer, die man aushorchte.

An dieser Stelle möchte ich Dir nochmals ganz besonders dafür danken, daß Du Dir die Mühe gemacht hast, uns diese Gerät in Wort und Bild so schön vorzustellen.


Viele Grüße
Manfred

(**) 

Grundig TK32, Telefunken M24, AIWA PX 577(Walkman), ab AEG AW2, T8f, T9u, ff. usw. waren die Geräte von Haus aus für offene Wickel vorgesehen.
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#15
Keine Ursache, hab ich Euch sehr gern vorgestellt, denn bisher waren Bilder des Gerätes ja eher rar gesät.

Übrigens: In der großen Bucht schwimmt momentan eine Funkuhr, wie es sie als Zubehör für das Gerät gab, um auf einer der beiden Spuren einen Zeitstempel für Protokollzwecke aufzuzeichnen:  https://www.ebay.de/itm/304304065854?has...Swwk5h3v8c

Ist nur viel zu teuer, auch wenn er von einem "Gesprächsangebot" schreibt. Aber interessant ist das Ding trotzdem. :-) 

Grüße, Rainer
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#16
Big Grin 
Der "Habenwill'- Reflex ist riesengroß, aber der "Wohindamit"-Gedanke überwiegt.
Zum Glück. Big Grin
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#17
Hallo Rainer,

bei der Funkuhr würde mich interessieren, welcher Normalzeitsender damit empfangen wurde. In der Bundesrepublik gab es dafür den Langwellensender DCF77, gab es in der DDR etwas ähnliches ?

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#18
Hallo Tobias,

zur Beantwortung dieser Frage verweise ich auf diesen Tread hier: https://www.radioforen.de/threads/uhrzei...nal.10808/
Im dortigen Beitrag Nr. 17 ist es recht ausführlich erklärt.  Smile 

Grüße, Rainer
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#19
Hallo Rainer,

vielen Dank für den Link zu den ausführlichen Informationen, die anschliessende Diskussion ist auch sehr interessant.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#20
Hallo,
hier: Tonbandgerät MTL 19 DDR Stasi Beucha bzw. NAL Leipzig | eBay
scheint es ein Zweites zu geben.
Gruß:  Erhard
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#21
Da sind noch mehr im Umlauf ...

https://www.ebay.de/itm/325166894827?var...gKoLfD_BwE

 .. aber für die Kohle, die da aufgerufen wird, ist man entweder ausgeprägter Ostalgiker oder man hat einen konkreten Anwendungsfall, z.B. Nachbarn observieren & anschließend bei der Judikative anschei**en ..   Big Grin
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#22
Beim Betrachten der Fotos mit den Tonköpfen habe ich die Assoziation
"die sehen denen in einer Uher RdL aber verdammt ähnlich"

MfG Kai
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#23
Aber eben nur ähnlich....

Hier mal RDL....


Angehängte Dateien Thumbnail(s)
   
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#24
... und zum Vergleichen klicke auf den Link in #10 und scrolle an den Anfang. Dort zeige ich den Widergabekopf.
Gruß
Rainer


Der Kluge lernt aus allem und jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß schon alles besser. (Sokrates)
Zusatz: der Kluge gibt solange nach, bis er selbst der Dumme ist. (Walter Kempowski)
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#25
Hallo Rainer (GDR22),
vielen Dank für die ausführliche Anfangsvorstellung, ich gehe davon aus das noch mehr kommt.
Die Schalter F und SG könnten sich auf die rückseitigen Anschlüsse rechts vom Netzteileinschub beziehen.
Schließlich müssen die Anschlüsse der Funk-Empfänger Geräte doch auch angesteuert werden.
SG könnte für Sprachgesteuert stehen und F für Fern- oder Fußschalter, die DDR hatte es ja glücklicher Weise nicht so mit der Neu Deutschen Sprache.
Werde das Gerät mal wieder hervorholen und mit Langspielband betreiben, mit Doppelspielband gabs damals knittern.

Viele Grüße
Volkmar
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#26
Baujahr 1988? Na hat die Stasi ja nochmal richtig Gas gegeben. Dachten wohl sie müssten noch Millionen potentielle Staatsverräter verhören.  Ein Blick auf Geschichte zeigt warum die Köpfe noch jungfräulich sind.  Wink

Bei Viertelspur reicht eigentlich 18cm Spulen. Damit lagen sie also damals wenigstens richtig.

VG

Martin
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#27
Ist MTL-19 derselbe Gerätetyp, der auch am Anfang des Films "Das Leben der Anderen" zu sehen ist?

   
   
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#28
Hallo Peter,
ja das ist er, durch den Film ist dieses Monstrum erst der Allgemeinheit bekannt geworden.

Gruß Volkmar
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#29
Ob hier ein Stasi-MA nachts zu viel Zeit hatte?

   


War in einem Bänderkonvolut dabei........
Viele Grüße,

Matthias
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#30
Danke für das interessante Fundstück.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#31
Hallo GDR,

Vielen Dank für Deine ausführlichere Beschreibung der MTL19, als ich es seinerzeit aus der Erinnerung konnte. Leider sind mir mittlerweile die letzten beiden verbliebenen Exemplare aus der Fensterwurf-Zeit aus der Normannenstraße, gestohlen worden, sodass ich jetzt keine Möglichkeit mehr habe, weiter mit diesen Maschinen zu experimentieren. Leider habe ich auch keinen Kontakt mehr zu der Person, welche damals, vor rund 25 Jahren, die 3. Maschine von mir bekam. Ob dieser die jetzt überhaupt noch hätte, ist eh fraglich.
Hätte ich damals gewusst, was das heutzutage für ein Hype um diese Kisten wird, hätte ich mir wohl ein Banktresor dafür angemietet...

Ich war damals ja noch in der Lehre zum Radio- und Fernsehtechniker (einer der letzten!!), wo ich diese Maschinen "fand" und demnach natürlich noch nicht das Hintergrundwissen von heute. Demnach war mir das mit den symmetrischen Eingängen natürlich noch nicht bekannt, ich hatte da einfach etwas drangestöpselt und mich gefreut, dass es ging... Zu dieser Zeit "trug" ich gerade das ZK 120 T meiner Mutter auf. Und nach und nach fanden sich ja dann auch die großen Teslas in den Müllcontainern.

Meine Drei Maschinen waren an der Frontplatte mit Edding (o.ä.) durchnummeriert, über dem Kontrolllautsprecher. Falls mir eine derartige im Netz mal auffällt, ist das zumindest ein Anhaltspunkt. Alle 3 stammten ja aus der Normannenstraße, ich denke, die waren dort entsprechend durchnummeriert.

Ich habe jetzt wieder richtig Lust bekommen, damit zu experimentieren, aber bei den Preisen bin ich raus....

Vielen Dank für Deinen Beitrag.

Kleine Anmerkungen noch:

Sowohl die MTL-19, als auch die Kassettengeräte CAW, waren ja nicht nur ausschließlich bei Horch & Guck im Einsatz, sondern auch bei anderen Behörden, wie z.B. der deutschen Reichsbahn. Es gab ja eine Reihe von Zusatzgeräten, die verschiedene Sondernutzungen zuließen, wie letztlich digitale Standbildspeicherung.

Die Tasten F und SG haben etwas mit den Zusatzgeräten zu tun, SG z.B. mit der separaten Steuereinheit, welche über den runden BUS-Stecker hinten verbunden wurde. Inwiefern das zusammenspielte, vermag ich nicht zu sagen, da ich diesen Verbund nie gemeinsam gesehen habe und demnach auch dessen Verschaltung nicht bekannt ist. "Sprachsteuerung" kann natürlich insofern sein, dass bei einem eingehenden Telefonat das Gerät selbsttätig auf Aufnahme ging...

Mit Hundertprozentiger Sicherheit kann ich jedoch sagen, dass es einen Halbspur-Kopfträger gab, da ich damals einen hatte. Was da allerdings für Köpfe drauf waren, weiß ich nicht, das hat mich damals auch nicht weiter interessiert, womöglich aber etwas aus dem Studiobereich.
A77 2- und 4-Spur, G36, RFT SK 3930, RFT CAW-WI, SP 3930 und REMA 2072 + B2725 konstant
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#32
Hallo ReFuchs,

waren das dann Ferritköpfe, auf Deiner Maschine ? Falls nicht, stammen sie nämlich unter Garantie nicht aus dem Studiobereich. "Normale" 1/2 Spur- Studioköpfe von Goldpfeil passen nicht in diesen Kopfträger, die sind schlichtweg zu lang. Ferritköpfe sind kürzer, die könnten gerade so passen. Oder es war Importware, von Uher oder sowas...

Bin gerade nicht am Ort, wo das Gerät steht. Wenn ich wieder da bin, kann ich mal ein paar Bilder anfügen, wie die gesamte Funküberwachungsanlage aussieht, also die Kombination MTL-19, Nachrichtenempfänger 2170E und Bediengerät 2170B. Allerdings stehen sie momentan nur beieinander, untereinander verbunden sind sie noch nicht: Die Verbindung erfolgt mit 4 Kabeln, welche spezielle 30- polige Bajonettstecker haben. Das bedeutet, jedes dieser Kabel besteht aus 30 Einzeladern. Leider habe ich diese Kabel nicht, die Stecker aber sehr wohl. Ich konnte mich aber noch nicht dazu durchringen, 60 Lötstellen pro Kabel herzustellen und das gleich 4x... Habe ja noch andere Projekte in Arbeit, da muss dieses hier noch warten. Mal sehen wieviel Zeit im Winter bleibt...

Realisieren möchte ich das allerdings schon mal, würde diese Kombination gern funktionsfähig auf der AREB in Dresden einem größeren Publikum bekannt machen.

Grüße, Rainer
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#33
Tolle Vorstellung danke! Was mich angesichts des Einsatzzweckes aber erstaunt ist, dass nicht weitere, langsamere Geschwindigkeiten möglich waren. Telefonleitungen kann man auch noch gut mit 4,75 oder sogar 2,37 cm/s aufzeichnen, ohne dass sich signifikante Einbussen ergeben. Gab es da vielleicht noch ein externes Modul dafür?
Grüße Gerhard
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#34
Hallo Gerhard,

soweit mir bekannt ist, nicht. Dafür gab es dann aber entsprechend modifizierte Kassettengeräte, wie sie zum Beispiel hier unter diesen Links beschrieben sind:

http://www.ycdt.net/caw/

oder eben auch das TG7127:

https://www.radiomuseum.org/r/itubeucha_tg7127.html

Grüße, Rainer
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#35
...und wer mal einen Eindruck vom Ausmaß der Überwachung haben möchte, siehe diesen interessanten Link hier:

https://www.robotrontechnik.de/html/foru...adid=17716

Grüße, Rainer
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#36
Es ist doch immer wieder interessant welche Produkte mit großem Aufwand in der DDR für die "gesellschaftlichen Bedarfsträger" produziert werden konnten.

Danke an Rainer für die Vorstellungen und Einblicke!

Gruß Jan
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#37
(27.09.2023, 10:21)GDR 22 schrieb: Hallo ReFuchs,

waren das dann Ferritköpfe, auf Deiner Maschine ? Falls nicht, stammen sie nämlich unter Garantie nicht aus dem Studiobereich. "Normale" 1/2 Spur- Studioköpfe von Goldpfeil passen nicht in diesen Kopfträger, die sind schlichtweg zu lang. Ferritköpfe sind kürzer, die könnten gerade so passen. Oder es war Importware, von Uher oder sowas...

Bin gerade nicht am Ort, wo das Gerät steht. Wenn ich wieder da bin, kann ich mal ein paar Bilder anfügen, wie die gesamte Funküberwachungsanlage aussieht, also die Kombination MTL-19, Nachrichtenempfänger 2170E und Bediengerät 2170B. Allerdings stehen sie momentan nur beieinander, untereinander verbunden sind sie noch nicht: Die Verbindung erfolgt mit 4 Kabeln, welche spezielle 30- polige Bajonettstecker haben. Das bedeutet, jedes dieser Kabel besteht aus 30 Einzeladern. Leider habe ich diese Kabel nicht, die Stecker aber sehr wohl. Ich konnte mich aber noch nicht dazu durchringen, 60 Lötstellen pro Kabel herzustellen und das gleich 4x... Habe ja noch andere Projekte in Arbeit, da muss dieses hier noch warten. Mal sehen wieviel Zeit im Winter bleibt...

Realisieren möchte ich das allerdings schon mal, würde diese Kombination gern funktionsfähig auf der AREB in Dresden einem größeren Publikum bekannt machen.

Grüße, Rainer
Das waren mit Sicherheit Importköpfe, Uher könnte da schon passen, da in der Normannenstraße definitiv ein Dutzend RdL im Einsatz waren. Vielleicht hat man sich da bedient. 

Hast Du diese Anlage zufällig aus Kleinanzeigen? Ich möchte meinen, dort vor einiger Zeit ein Komplettangebot gesehen zu haben, einen 4-stelligen Betrag kann ich jedoch nicht aufbringen.
A77 2- und 4-Spur, G36, RFT SK 3930, RFT CAW-WI, SP 3930 und REMA 2072 + B2725 konstant
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#38
Uher hat m.E. selbst keine Tonköpfe produziert, sondern von Bogen (Berlin), Woelke (München) und ~ab den 80ern von Mitsumi (Japan) bezogen.

Schöne Grüße
Frank
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#39
(11.07.2022, 13:54)GDR 22 schrieb: Hi PAM,

das Gerät von mir nicht, aber gewissermaßen ein Schwester- Gerät. Der Anbieter hatte mehrere davon im Angebot, ist wohl dabei sein Lager zu räumen.
Der perfekte Zustand erklärt sich auch daher, das er es in den 90er Jahren direkt aus dem Lager der VEBEG gekauft hatte. Das ist sowas wie ein Bundeseigener Surplus- Händler...

https://www.vebeg.de/de/start/index.htm

Die VEBEG muss wohl einen ganzen Haufen dieser Geräte übernommen haben, das Lager soll relativ voll gewesen sein. Es wurden also längst nicht alle in der Normannenstrasse aus dem Fenster und in den Container geworfen...
Auch ist das Gerät nicht ganz so selten wie gemeinhin angenommen. Meins hat die Seriennummer 511. Es soll sie bis zur 600 gegeben haben.

Grüße, Rainer

Tonbandgeräte gibt es bei der Vebeg leider momentan keine, aber vielleicht hat jemand hier dran Interesse:

https://www.vebeg.de/de/verkauf/suchen.h...SHOW_LOS=1

Ob das wohl der ist, der Frau Baerbock letztens unterwegs verreckt ist ? Big Grin 

Gruß Frank
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#40
Och nö, bei denen klemmen immer die Klappen.
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