"Plastikbomber" N 7150 und andere......
#1
Hallo miteinander,

der aufmerksame Leser des Forums wird einen von mir verfassten Beitrag um oben genannte Maschine gelesen haben. Inzwischen ist der Zustand dieser Maschine immer noch wie beschrieben, ich habe mich mit dem Zustand abgefunden und werde mich ohne Zeitdruck an die Reparatur (wenn möglich, Semih hatte Hilfe angeboten und mich schon kontaktiert) machen. Ansonsten muss sie halt als Organspender herhalten!

ABER: mittlerweile besitze ich eine zweite, und die funktioniert! Wenn auch noch nicht so ganz nach meinen Vorstellungen, aber immerhin habe ich den gestrigen Abend damit verbracht, mir in der Vergangenheit zugelegte Bänder anzuhören. Und so möchte ich zu dem Punkt kommen, welcher mich schon geraume Zeit beschäftigt: wer hat die Meinung unter das Volk gebracht, dass die 7150, 7300 und andere ähnliche Maschinen schlecht sind, nur weil sie überwiegend aus Plastik bestehen? Das klingt doch nach Rufmord! Ich habe mich jedenfalls königlich am Klang der Maschine erfreut, obwohl die Bänder auf anderen Maschinen aufgenommen wurden! Sicher, meine Ansprüche werden nicht allzu gross sein, aber ein gutes Klangbild kann ich sehr wohl erkennen.
Wenn ich die technischen Daten einiger Maschinen miteinander vergleiche, frage ich mich allen Ernstes: wo ist der Unterschied zwischen einer Aufnahme in Hi-Fi-Qualität zwischen einem "Plastik-Gerät" und einer Maschine, die 25 kg oder sogar noch mehr wiegt? Spielt da nicht auch Eitelkeit eine Rolle?

Bei dieser Gelegenheit aber ein Geständnis von mir: vor einiger Zeit hatte ich ein Foto der 4520 auf meinem Computer als Hintergrundbild und meiner Frau erklärt, dass ich erst dann zufrieden binn, wenn ich eine solche besitze.

Aber müssen andere deshalb schlechter sein?

Grüsse von (noch einem) Rainer aus Berlin
Gruß
Rainer


NIVEAU ist keine Hautcreme,
STIL nicht das Ende vom Besen
und HUMOR etwas gutartiges...
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#2
Hallo Rainer,

bei mir stehen zwei dieser Plastikbomber (N7300) und warten auf Inbetriebnahme. Das scheitert daran, daß an der einen der Netzschalter kaputt ist und an der anderen irgendsoeinedieserdünnenplastikachsen. Hatte noch keine Geduld und keine Zeit, alles zum Laufen zu bringen.

Plastik hin oder her - mir gefällt diese Maschine sehr. Es wäre ein böse Enttäuschung für mich, wenn sie schlecht klingen würde - dazu sieht sie einfach zu gut und zu aufgeräumt aus.

Ich war auch sehr überrascht darüber, wie leicht diese Maschine ist. Als Revox-Fan achte ich ja etwas auf das Gewicht. Aber ich habe da noch einen freien Platz an der Wand, über meinem Bett, da geht noch ein Regal hin. Und da muss ein Bandgerät drauf. Und der Gedanke, unter einer 9 kg schweren Philips zu schlafen ist beruhigender als der Gedanke an 20 kg Revox, die gewichtig über einem schweben.

Ich denke, diese Geräte sind einfach schlecht behandelt worden. Dann gehen sie eben kaputt, im Gegensatz zu manchem unverwüstlichen Schwergewicht. Und dann spricht man schnell von Murks. Das der Kunststoff, richtig angwendet und richtig behandelt seinen Zweck genauso gut erfüllen kann, will niemand wahrhaben.

Ausserdem: Wenn ich Schüler bin, kein Geld für einen Boliden habe und troztdem ein gutes Tape will, dann darf es eben auch ein wenig Leichtbau sein. Das sollte man nicht vergessen, wenn das Gehalt eine andere Geräteklasse ermöglicht.

Michael
Michael(F)
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#3
Bei ebay verklopft gerade jemand Teile von einer N 7150, unter anderem auch die sog. Antriebseinheit. Das sieht natürlich schon dürftig aus, bin mir aber sicher, das es funktioniert. Philips baut keine schlechten Maschinen.
Michael
Michael(F)
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#4
Hallo Michael,

Deine Antwort hat mir gut getan und ist mir auch teilweise "´runtergegangen wie Öl"!
Ich muss mich aber bei der Gelegenheit "outen": mit einem von Dir beschriebenen Schüler habe ich wenig zu tun, ich bin jung-gebliebener Jahrgang 1948, gehöre daher eher schon zum "alten Eisen". Meine Entscheidung für die 7150 war aber rationaler Natur, weil mir das Preis- Leistungsverhältnis einfach bei einem 18cm-Spuler besser erscheint. Sicher hat so ein Grossspuler einen besonderen Reiz, aber manchmal muss man sich halt unterordnen. Mein Gehalt lässt schon eine andere Geräteklasse zu, und man soll nie NIE sagen....

Übrigens, bei E-Bay werden ziemlich regelmässig Ersatz-Netzschalter angeboten, "Sofortkauf EUR 4,99", die passen auch bei Deinem Gerät.

Rainer aus Berlin
Gruß
Rainer


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#5
Wahrscheinlich war ich der Übeltäter und ich stehe nach wie vor zu der Aussage! Diese Geräte sind absoluter Obermüll! Sie klingen hervorragend, sind leise, laufen geradezu perfekt, sind innen recht aufgeräumt mit vielen Ideen und neuen Lösungen. Damit kann man richtig Freude haben. Das stimmt.

Und dennoch: diese Maschinen hat die Plastikpest befallen: wer bei eBay etwas recherchiert wird feststellen, was diese Geräte gemeinsam haben: gebrochene Nasen im Bereich der Andruckrolle, gebrochene Umlenkrollen, defekte Netzschalter, kaputte Elektronik, abgenutzte Tonköpfe, defekte VU-Meter, zersetzende Gummiteile sogar aussen am Gerät (schade um den Teppich sage ich nur, wennn es die Standfüsse erwischt hat) und und und.

Das ist der Versuch von Philips gewesen, noch mehr zu sparen - und das hatte Einmal-Tonbandgeräte zur Folge. Niemand ausser Philips hat es je geschafft, einen Grossspuler für 1298 DM brutto (Versandhauspreis!), 1050 DM Strassenpreis, zu bauen. Philips hat das in den 80ern (!) fertig gebracht und mit dem Müll leben wir nun.

Plastik ist kein Material, das ewig hält oder ideal geeignet ist als Tonkopfträger. Setzt man es dann mechanischer Beanspruchung aus, kann es brechen. Und bei diesen beiden Maschinen ist das leider so. Oder anders ausgedrückt: mit den elektronischen Problemen könnte man evtl. leben, alles andere ist minderwertig bzw. irreparabel. Auch ist das Gerät recht schwer zugänglich.

Ein Problem mit der Andruckrolle beschreibt der Karl-Heinz sehr schön auf seiner Seite www.tonbandhobby.de unter Reparaturtipps. Ich selbst hatte 5 Stück 7300 und 2 x 7150, das waren 9 Geräte zuviel Wink Die Vorgängerserie, die 4504 und Co., waren Geräte, genau an der Grenze zum max. Einsatz von Kunststoff. Und diese Geräte sind recht gut und auch klanglich von den Nachfolgern sicher nicht zu unterscheiden.
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#6
=> KaBE100

als Schüler habe ich Dich nicht eingestuft. Was ich sagen wollte, hat Andreas bestätigt. Wenn es jemandem auf einen günstigen Preis ankam - bei Schülern und Studenten ist das in der Regel der Fall - hatte man mit der Philips eine Alternative. Gut möglich, daß Philips hier einen Schritt zuviel gegangen ist. Und kurz danach war ja auch schon alle mit TBs. Keine Gelegenheit mehr, die 7xxx modellzupflegen und zu verbessern. Der gute Ruf, den manche Geräte irgendwann mal bekamen, basiert oft auf laufender Produktverbesserung. Diese Chance hatten die Philips 7xxx nie. Schade.

Michael
Michael(F)
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#7
@ highlander:

ich habe mich förmlich geduckt, als ich Deine vernichtende Kritik an meiner und anderer Maschine gelesen habe. Da erfreue ich mich in Gedanken an Semih´s Kommentar zu einem früheren Posting von mirzum gleichen Thema.

TROTZDEM: ich habe im Moment viel Freude an meinem Plastikschrott! Wer kann von einem mehr als 20 Jahre alten Gerät verlangen, dass z.B. die Gummiriemen so lange halten? Sicher sollten diese sich nicht auflösen, wie bei Philips oft der Fall, aber auch dafür gibt es Ersatz. Von den gebrochenen Nasen im Bereich der Andruckrolle glaube ich ein Wort mitreden zu können. Scheint mir aber in meinem Fall ein Transportschaden dahinter zu stecken, bei einer derart düftigen Verpackung.

ABER: wer will mir weismachen, dass bei Nicht-Plastikmaschinen nicht die Tonköpfe verschleissen, keine Netzschalter im Laufe von mehr als 20 Jahren den Geist aufgeben, VU-Meter ihre Illumination verlieren und so weiter? Was glaubst Du denn, für welche Lebensdauer die Geräte seinerzeit ausgelegt wurden? Wenn ich mich recht erinnere, lebte die Republik seinerzeit in der sog. "Wegwerfgesellschaft", die Sperrmüllsammlungen damals sprachen für sich. Und da kommen wir daher und beklagen uns nach mehr als 20 Jahren über nicht mehr funktionierende Netzschalter!

Langsam komme ich mir wie eine Glucke vor, die ihre Kücken verteidigt!

Rainer aus Berlin
Gruß
Rainer


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#8
.
Also, mit einer Minidisk hätte es diese Probleme nicht gegeben, da kann man nämlich die Stücke verschieben und Titelmarken setzen.

Stimmt doch, Gunter, oder? Wink

Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#9
@kabe100
Es gibt hier ein grundsätzliches Problem: du kannst tausende haben, deren Maschine genauso wie deine eigene verreckt oder Dauergast in der Werkstatt ist, aber es wird immer einen geben, dessen Möhre geht nicht kaputt (könnte ein Fall für die Cathologies sein?!).

Ich gönne dir deine Freude an der Philips und habe auch nicht behauptet, dass es keine Spassgeräte wären. Nur: ich habe hier die grosse Auswahl und die beiden Gurken werden auch demnächst ihren Abschied nehmen müssen.

Nee, Philips, das war gar nichts, so darf man Bandmaschinen nicht bauen. Gerne darf bei einem Bandgerät mal ein Netzschalter kaputt gehen oder Lämpchen für dies und das... ABER NICHT ALLES AUF EINMAL UND IRREPARABEL. Allein die Achsen der Umlenkrollen, eine Katastrophe: die sind nicht geschraubt oder so, das sind kleine, gesteckte Plastikdübel! Die Geräte wirken wie vergrösserte Aiwa-Walkmänner...

Vielleicht - ich kann das noch nicht beurteilen - ist die KB100 (deren Design ich über alles schätze) mit ähnlich viel Plastik aufgebaut und geht auch gern mal kaputt. Aber zwischen den beiden Geräten liegen ca. 30 Jahre Entwicklung, da sollte man besser nicht vergleichen - in den 80er Jahren konnte man mehr verlangen.
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#10
Wahrscheinlich hatte ich mit meiner Vermutung ein bisschen Recht, dass auch Eitelkeit ob der im persönlichen Besitz befindlichen "Boliden" eine Rolle spielt, jedenfalls kommt bei mir der Eindruck auf.
Vielleicht bin ich auch hier im Forum auf dem "falschen Dampfer", nachdem ich mir die Liste der Mitglieder und die Anzahl derer Beiträge heute angesehen habe. Da ist ein harter Kern zu erkennen und das sind die Bandmaschinen-Gurus, vor denen ich durchaus Respekt habe. Aber eine breitere Plattform wäre aus meiner Sicht erstrebenswert, damit auch eine Frage wie meine ursprüngliche (siehe ganz oben) von mehr als 2 Mitgliedern diskutiert wird. Sicherlich sind die erwähnten Bemerkungen im Hinblick auf die Verwendung von Plastik schon hilfreich für mich, aber im Augenblick funktioniert die Maschine (oder darf ich sie nicht so nennen, da aus Plastik, aber Hi-Fi-Norm) und einen grossen Transport habe ich mit ihr nicht vor.

@ highlander:
Ich weiss nicht, ob Du schon mal eine KB100 von innen gesehen hast?! Entsprechend Deiner Philosophie müsste Dir das Herz aufgehen: eine sehr stabile Konstruktion und recht schwer dazu, sehr viel Mechanik und ziemlich robust. Zur Lebensdauer kann ich nur bemerken: auf meinem Tonbandgerät (!) ist noch der erste Gummiriemen drauf, noch nicht zersetzt, aber zugegeben etwas länger als ursprünglich. Der Tonkopf könnte länger halten, ich habe aber eine Quelle für neue in Aussicht.
Das Gerät hat seinerzeit einen Design-Preis bekommen, welches andere kann das vorweisen?

Aber ein Gerät der späten ersten Generation von "Tonbandgeräten für alle" mit einem Gerät der letzten Generation der für Otto Normalverbraucher verfügbaren Geräte zu vergleichen, würde mir nicht im Traum einfallen. Mit einem KB100 bin ich seinerzeit infiziert worden, der Virus hat mich einfach neu befallen.
Gruß
Rainer


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#11
@KaBe100

So ganz kann ich dein Problem nicht nachvollziehen, dies ist einer der wenigen Threads, der beim Thema geblieben ist Wink

Der heutige Mensch ist ein Konsument: er zahlt und geniesst, tut aber ungern etwas selbst...wie gesagt: lieber zahlt er, als seinen Finger zu rühren. Und so hat das Forum tausende unbekannte Besucher (vornehmlich wohl über Google hergeleitet), die lesen, jedoch nicht antworten bzw. kreativ tätig werden.

Dann gibt es diejenigen, die Ahnung haben, aber aus anderen Gründen nicht antworten. Dann gibt es Eintagsfliegen, die kommen, machen eifrig mit und sind plötzlich für immer verschunden.

Schliesslich gibt es einen harten Kern, ohne den ein Forum eingehen würde. Zu diesem gesellen sich ab und zu neue, aber das könnte sich mit dem Abgang alter Mitglieder die Waage halten.

Sicher gibt es aber keine tausend Tonbandfreaks online, die Zeiten der Bandmaschine sind vorbei. Hätte es das Internet schon Ende der 70er in dieser Form gegeben, dann würden noch heute Bandgeräte gebaut werden und wir hätten hunderte Foren dieser Art... Big Grin Leider ist es für das Rekrutieren der Bandmaschinen-Anhänger jetzt zu spät.

Und damit sind wir vom Thema abgekommen und dein Posting stimmt jetzt Big Grin
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#12
Fazit (für mich):
um ein Forum am Leben zu erhalten, sollten auch mal etwas provokante Fragen erlaubt sein. Diese sollten aber nicht über das Ziel hinaus gehen. Das hatte ich mit meiner Fragestellung beabsichtigt.

Das Ergebnis ist interessant, ich wage aber die Behauptung, dass die Zeiten der Bandmaschinen noch lange nicht vorbei ist. Sicher sind 400, 500 oder mehr EURO kein Preis im Vergleich zu den ursprünglich aufgerufenen Preisen für ein Spitzengerät, aber die Nachfrage ist bei E-Bay zumindest vorhanden. Und da bieten mehr als der harte Kern aus diesem Forum mit, kann man fast täglich beobachten. Insofern also ein gutes Zeichen.
Gruß
Rainer


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