SABA TG454 zugelaufen

[BandWolf]

Hallo liebes Forum,

ich bekam heute einen Anruf eines Nachbarn, der - angesichts meiner bekannten "Sammelwut" - vor der Fahrt zum Recyclinghof mir ein "uraltes" Tonbandgerät geschenkt mit Lieferung frei Haus (sind nur ein paar Meter) anbot. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen - egal was es war.

Und es war ein SABA TG454, das Viertelspur-mono-Mauerblümchen mit ausschließlich automatischer Aussteuerung. Zustand gut, ein Schiebereglerknopf abgebrochen, sonst äußerlich top. Und ein Band drauf. Ich hab's mal neugierig eingeschaltet und Wiedergabe gedrückt: läuft und tönt. Schlagermusik der Siebzigerjahre, "Tanze Samba mit mir" oder "Taka Takata"... Geschätzte obere Grenzfrequenz der Wiedergabe um 1kHz, wie ein Kofferradio mit 10 Mullbinden drüber. Blick auf die Köpfe und Bandführungen: ich hätte nicht geglaubt, für wieviel Bandabrieb da Platz ist! Schreit (fast) nach Backofenspray... Na ja, Q-Tips und viel Äthanol taten es dann auch. Nun klingt die Kiste gar nicht mal so übel (ist natürlich relativ: vor allem zu vorher) Kaum Laufgeräusche (!) und einwandfreies Umspulen sprechen für gut erhaltene Mechanik.

Aber was tut man mit so einem Ding? Erst revidieren, dann entsorgen ? Aus Neugier zerlegen, dann entsorgen ? Teilespender, dann entsorgen ? Auf der nach oben (und besonders auch nach unten) offenen "Charme"-Skala keine hohe Einstufung... Und ist es wirklich so selten (???) daß man's aufheben möchte ("Schau, ich hab ein Tonbandgerät, da kann man nicht mal aussteuern und trotzdem ist es so groß wie ein 'richtiges'")

Ich kann es mir ja noch überlegen, denn zumindest Platz zum "Zwischenlagern" habe ich noch

automatisch ausgesteuerte Grüße
Wolfgang / BandWolf    

[PeterSIB]

Also den Seltenheitswert würde ich mal anzweifeln. Ich selbst besitze so ein Modell und habe auch schon öfters welche auf Flohmärkten gesehen. 
Wenn wie auf dem Bild zu sehen, so ein Gerät  noch so gut aussieht  tue ich mich persönlich schwer es zu "schlachten".
Es ist ja sogesehen ein voll funktionsfähiges Tonbandgerät.

[Vollspurlöschkopf]

Hallo Wolfgang,
das 454 hat einen echten Vorteil gegenüber den anderen Modellen dieser Baureihe: Da es nur eine Geschwindigkeit (natürlich 9,5) hat, entfällt der einzige Schwachpunkt dieser Reihe, der schreckliche und fehlkonstruierte Reibradantrieb der Schwungmasse. Dadurch ist es das einzige Modell das läuft ohne zu rappeln und dröhnen wie ein Schiffsdiesel.

Sieh es als Kind seiner Zeit: In einer Ära, als jeder unbedingt einen Cassettenrecorder haben musste, mit dem damals üblichen grauenhaften Frequenzgang bei miesem Gleichlauf und Gratis-Meeresrauschen, konnte man mit dem 454 in sauberer Qualität aufnehmen und wiedergeben. Es liegt auf einem um Welten höheren Klangniveau. So gesehen war Neunfünf und Viertelspur richtig anspruchsvoll. Ein super Schnulzenakku.

Übrigens, die bei den deutschen TB-Geräten war die Aussteuerungsautomatik fast immer sehr gut ausgelegt und brachte meist viel bessere Ergebnisse als das Aussteuern von Laienhand. Wichtig ist eine lange Wiederanstiegszeit, die bei guten Geräten 10 Minuten und mehr betrug - so soll es sein. Die kleinen Cassettenrecorder fernöstlicher Herkunft regelten oft schon nach zwei Sekunden wieder hoch, so dass die Pause zwischen zwei Musiktiteln einer LP schon laut aufrauschte, um den nächsten Titel total übersteuert zu beginnen. Schrott also.

VG Stefan

[BandWolf]

Hallo Wolfgang,
das 454 hat einen echten Vorteil gegenüber den anderen Modellen dieser Baureihe: Da es nur eine Geschwindigkeit (natürlich 9,5) hat, entfällt der einzige Schwachpunkt dieser Reihe, der schreckliche und fehlkonstruierte Reibradantrieb der Schwungmasse. Dadurch ist es das einzige Modell das läuft ohne zu rappeln und dröhnen wie ein Schiffsdiesel.
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VG Stefan

Hallo Stefan,

an den Aspekt hatte ich noch garnicht gedacht - im Gegenteil, ich wartete beim ersten Einschalten buchstäblich auf's Gerappel. Also wird das 454 vorerst nicht entsorgt sondern ich werde bei Gelegenheit mal "reinschauen" (Elkos ! ) und auch unterhalb der Frontplatte saubermachen sowie den abgebrochenen Schiebereglerknopf kleben (?). Jetzt werde ich mir aber erst den Schaltplan besorgen - den gibt's hoffentlich im Downloadbereich.

Gruß
Wolfgang / BandWolf

[kaimex]

Wenn ich  mir deine Geräte-Liste anschaue,
frage ich mich,
an welchen Fest-Tagen (und wie lange) du wohl das Drahtbandgerät benutzst.

MfG Kai

[Wenni]

@Wolfgang / BandWolf: Wenn Du das Gerät offen hast, kannnst Du bitte mal ein Foto der Mechanik hier einstellen? Ich kenne nur die Geräte mit der Geschwindigkeitsumschaltung mit Reibrad und würde gern mal sehen, wie die Schwungscheibe ohne Reibrad am Motor angekoppelt ist.

Gruß
Wenni

[bitbrain2101]

Wenn ich  mir deine Geräte-Liste anschaue,
frage ich mich,
an welchen Fest-Tagen (und wie lange) du wohl das Drahtbandgerät benutzst.

MfG Kai

Hallo Kai,

eine volle Drahttonspule spielt 2 Stunden lang.

MfG, Tobias

[BandWolf]

Wenn ich  mir deine Geräte-Liste anschaue,
frage ich mich,
an welchen Fest-Tagen (und wie lange) du wohl das Drahtbandgerät benutzst.

MfG Kai

Hallo Kai,

das Webster-Drahtbandgerät hatte ich irgendwann um 2015 bei einer Wohnungsauflösung nach Todesfall geschenkt bekommen. Ende 2016 habe ich es zusammen mit einem Freund revidiert (er Mechanik, ich Elektronik) und v.a. ein (verstecktes) Netzteil mit Trafo 230 -> 110 Volt im Gehäuse eingebaut, denn es ist eine US-Version. Die falsche Laufgeschwindigkeit (50 zu 60 Hz) stört mich weniger, denn ich habe nur eine einzige mit alten Rundfunkmitschnitten bespielte Drahtrolle. Wiedergabe und Aufnahme (!) funktioniert jedoch. Das Gerät aber wirklich zu "benutzen" wäre doch recht exotisch - dann und wann führe ich es halt Freunden oder Bekannten vor...
   

Gruß
Wolfgang

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@Wolfgang  / BandWolf: Wenn Du das Gerät offen hast, kannnst Du bitte mal ein Foto der Mechanik hier einstellen? Ich kenne nur die Geräte mit der Geschwindigkeitsumschaltung mit Reibrad und würde gern mal sehen, wie die Schwungscheibe ohne Reibrad am Motor angekoppelt ist.

Gruß
Wenni

Hallo Wenni,

mach ich gerne - dauert aber wohl noch ein bißchen...

Gruß
Wolfgang

[BandWolf]

@Wolfgang  / BandWolf: Wenn Du das Gerät offen hast, kannnst Du bitte mal ein Foto der Mechanik hier einstellen? Ich kenne nur die Geräte mit der Geschwindigkeitsumschaltung mit Reibrad und würde gern mal sehen, wie die Schwungscheibe ohne Reibrad am Motor angekoppelt ist.

Gruß
Wenni

Hallo Wenni,

heute habe ich das TG454 mal aufgeschraubt, vor allem um das defekte Lautstärke-Schiebepoti zu reparieren.
Bei der Gelegenheit habe ich das Innenleben fotografiert -> siehe Bild. Es ist also doch ein schlichtes Reibrad zwischen Motorwelle und Capstan-Schwungscheibe, das nicht beim Ausschalten abgehoben wird und trotzdem bei "unendlich langer" Standzeit (> Jahre) keine Delle bekommen hat ! Klar, "leiser Lauf" ist was anderes, selbst meine UHER 263 ist deutlich leiser. Aber es "rumpelt" nicht.
Problematisch erscheint mir, die geriffelte Capstanwelle zu reinigen - da bräuchte ich die berühmte "Trambahnschienenritzenreinigerin", am besten in mikroskopischer Ausführung. Mit Q-Tip , Hölzchen und Spiritus ist es ein fast aussichtsloses Unterfangen.
Einen Wackelkontakt im recht primitiven / grobschlächtigen Spurwahlschalter habe ich auch gleich noch beseitigt.

   

Bei Lust und Laune bastle ich mal weiter....

Gruß
Wolfgang / BandWolf

[Wenni]

Hallo Wolfgang,

danke für das Bild. Das ist im Prinzip die gleiche Mechanik wie bei den umschaltbaren Maschinen, nur dass die Umschaltmechanik, die das Reibrad hoch/runter bewegt, fehlt.

Gruß
Wenni