Wolfgang - Ein Leben auf 20.000 Kassetten
#1
Ich bin heute auf folgenden WDR Beitrag gestoßen, den ich hier mit euch teilen möchte: https://www1.wdr.de/radio/wdr3/programm/...obal-de-DE

20.000 ist eine Hausnummer!! Es gibt zwei Audiofiles zum Reinhören, viel Spass.

"Nach dem Tod des Berliner Bankangestellten Wolfgang Seelbinder, finden sich in dessen Wohnung fast 20.000 Audiokassetten. Telefonate, persönliche Gespräche, Urlaubsreisen. Es scheint, als habe er sein ganzes Leben mitgeschnitten."

   
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#2
Beeindruckend.

Gruß
Alfred

Meine Freude an der Tonbandtechnik verdanke ich Hermann Hoffmann, dem Erfinder der Radio-Comedy.

http://www.sender-zitrone.de/
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#3
Ja, das ist wirklich sehr beeindruckend, und ich finde das wirklich super. Auch wenn's Jahrzehnte keiner anhört. Es ist unvergänglich festgehalten.
Da fällt mir ein: (und das meine ich nicht negativ)

Ich hab's versemmelt! (Leider)

Gruß,
Karl
Meine bevorzugten Zitate:
"Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher" (Albert Einstein)
"Planung ist das Ersetzen des Zufalls durch den Irrtum" (Mehrere mögliche Quellen, unbekannt)
"Wenn man sein Gewicht halten will, dann muss man auch 'mal essen können, wann man keinen Hunger hat" (unbekannt)
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#4
Eher beängstigend.
Wenn sich Interesse verselbständigt und zur Manie wird, die das komplette Leben herunterzieht.
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#5
Ein Herr aus meinem weiteren persönlichen Umfeld zu Kinderzeiten hat wohl eine ähnlich imposante Sammlung an Fotos hinterlassen. Es war der (körperlich leicht behinderte) Sohn einer sehr alten Nachbarin (die damals so eine Art "Ersatz-Oma" für mich war) und wohnte bis zu ihrem Tod mit ihr zusammen in einer Wohnung. Sehr introvertiert, hatte (obwohl er zumindest anfangs noch einem Beruf nachging) anscheinend sonst wenig Kontakt zu Menschen. Ich wusste, daß er gerne fotografiert, und er hat mir auch bei Besuchen ab und zu Teile seiner Fotosammlung gezeigt. Seine Mutter verstarb irgendwann Ende der 1980er Jahre fast 100jährig, und er nur wenig später. Eine Nachbarin aus dem gleichen Haus sagte, daß bei der Räumung der Wohnung rund 500 gefüllte Fotoalben gefunden wurden. Ich habe keine Ahnung, was damit passiert ist.

Beachtlich war dabei, daß er meines Wissens nur im fußläufigen Umfeld der Wohnung fotografierte. Bei der Menge an Bildern dürfte es somit wohl kaum einen Winkel in unserem Viertel gegeben haben, den er nicht geknipst hatte.

Was macht man mit so einer Sammlung an Kassetten? Vieles dürfte ja nur von persönlichem Interesse des Verstorbenen und für andere bedeutungslos sein.
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#6
20.000 ist viel, aber noch zu toppen. Die Quelle aus der Digiandi https://www.digiandi.de/save-the-tapes/ 25.000 Cassetten erwerben wollte und wohl auch zum großen Teil hat, dürfte knapp 100 tausend Stück bespielt haben.
Die allseits bekannte Quelle mit der Gartenlaube in Oberhausen hatte sich vorher schon etwa 60 tausend Cassetten aus der gleichen Quelle gesichert.

Alle wahllos mit Radio bespielt und nie mehr angehört...
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#7
Die enorme Anzahl der Tonträger ist zwar schon erstaunlich und für Cassettensammler sicherlich ein interessantes Thema.

Ich finde es aber aus psychologischer Sicht noch viel interessanter darüber nachzudenken, warum ein Mensch überhaupt fast alle Ereignisse in seinem Leben, bedeutende wie auch unbedeutende, akustisch aufzeichnet.

Ich habe mir den Bericht angehört und habe das Gefühl, daß dieser Mensch sehr einsam gewesen sein muss, nicht zuletzt durch seine Art mit anderen Menschen zu kommunizieren.
Die Ausschnitte die man hört geben den Eindruck, daß Gesprächspartner selten zu Wort kommen und Dialoge klingen eher wie vorgefertigte Monologe, die immer korrekt auf der Aufnahme erscheinen müssen.
Das mag zwar vielleicht auch am Schnitt der Beiträge liegen, aber trotzdem zeigt das was man hört, nicht gerade ein Bild von einem aufmerksamen und zugeneigtem Menschen sondern eher ein Bild von jemandem, der seiner eigenen Sprache bzw. Person viel mehr Bedeutung schenkt als dem Gegenüber.
Vielleicht nimmt er sich und seine Sprache sogar so wichtig, daß er diese für die Nachwelt als unverzichtbar sieht und deshalb jedes Gespräch aufzeichnet.

Eigentlich sowas wie ein prähistorischer Influenzer oder Blogger, nur ohne direktes Publikum...

Naja, genug der 'Psychologiererei'... lieber zurück zur Technik Smile
Ich hab mich nämlich auch gefragt, womit er all diese Cassetten aufgezeichnet hat...es ist die rede von 'einem Walkman'... Ob das wirklich nur einer war? Wenn ja wäre das die beste Werbung für die Langlebigkeit eines Gerätes Wink

Viele Grüße,
Silvio
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#8
Eine solche Flut von Eigenaufnahmen ist sicherlich ungewöhnlich. Aber hier wurde ja schon das Fotografieren erwähnt, und da ist, so scheint mir, die Sammelwut erheblich stärker verbreitet. Ich rede hier nicht von der Sammelei von Literatur oder Musik oder Filmen - das ist wieder ein anderes Thema. Ich rede von Eigenaufnahmen. Wer hat nicht auch etliche Kistchen mit Dias, Fotoalben, und nach Einführung der fast kostenlosen digitalen Fotografiererei diverser Datenträger herumstehen und fragt sich manchmal: Wer soll oder will das alles wegkucken? Will man das alles nochmal sortieren, sichten, sichern, vielleicht digitalisieren, wenn analog, und wofür und für wen?

Ich erinnere mich an einen Urlaub, den ich ohne Begleitung unternommen habe. Dass ich nicht fotografiert habe, war Zufall - ich hatte schlicht und einfach den Fotoapparat vergessen. Ein paar mal habe ich mich irgendwo hingesetzt, wo ich es besonders schön fand, und mir gesagt: So, das schaust du dir jetzt so lange an, bis du dieses Bild nie mehr vergessen wirst. Nun könnte ich zwar heute diese Bilder nicht mehr beschreiben - aber ich kann mich an das gute Gefühl erinnern, dort gesessen und geschaut zu haben.

MfG
Binse
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#9
Wäre wahrscheinlich was für einen Historiker! Zumindest zur Beurteilung inweit das Material relevant sein könnte. Könnte mir durchaus vorstellen das es sich um ein Dokument der Zeitgeschichte handeln könnte. Wäre doch auch heute interessant wenn man heute z.B. mal in die Menschheit von vor 100 Jahren hinein hören könnte was damals so gedacht und gesprochen wurde.

VG

Martin
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#10
Naja, wenn jemand sein ganzes Leben auf Band aufgezeichnet hat, kostet es mindestens einen anderen ebenfalls ein ganzes Leben, um das anzuhören und zu beurteilen.
Um den Job würde ich mich nicht schlagen, zumal bei der Psyche des Hobby-Toningenieurs zu erwarten ist, daß der Spannungsbogen eher flach verläuft.

"Habe Tür gestrichen!"
Dann folgen vierzehn Stunden Live-Tonaufnahme, um zu demonstrieren, wie die Farbe trocknet.

Big Grin
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#11
Vielleicht ist es eine Kunstübung?
Es gab da mal einen Andy Warhol, u. a. bekannt durch seine "Campbell's Soupcans"-Suppendosen, der hat einfach mal eine Filmkamera in seinem Atelier aufgestellt und sie tagelang durchlaufen lassen. Und obwohl da sicherlich allerhand an Sex'n Drugs'n Rock'nRoll stattfand, sind die Dinger sterbenslangweilig.
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#12
(03.05.2022, 21:14)2245 schrieb: 20.000 ist viel, aber noch zu toppen. Die Quelle aus der Digiandi https://www.digiandi.de/save-the-tapes/ 25.000 Cassetten erwerben wollte und wohl auch zum großen Teil hat, dürfte knapp 100 tausend Stück bespielt haben.

Wow auch ein sehr interessanter Beitrag. Wenn man die ganzen Cassetten so auf einen Haufen sieht, da wird einem wohl ums Herz! Danke dafür, werde mir die Seite speichern und weiter verfolgen.
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