Telefunken M5 zum Doppeldecker umbauen
#1
Hallo zusammen,

in den frühen 1960er Jahren wurden einige Ur-M5 (nicht M5A und ff) durch Unterbau eines weiteren Verstärkerkastens auf Stereo umgerüstet.
   
(Foto Quelle:https://tonbandgeschichte.studerundrevox.de)
Oder hier, offensichtlich Werksfoto?
   
Hat jemand eine Umbauanweisung, was genau wo verschraubt wird; welche zusätzlichen mechanischen Teile erforderlich sind, etc oder vielleicht sogar selber diesen Umbau getätigt?

Gruß, Jan
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#2
Hallo Jan,

ich bin ja ein bekennender M5-Fan, seit ich als vermutlich 12- oder 13-Jähriger so ein Gerät (in Mono) gesehen hatte.-

Um das, was Du da vorhaben könntest, beneide ich Dich nicht.
Die Sucherei nach den Verbindungsteilen für das Untergeschoß dürfte der Suche einer Stecknadel im Heuhaufen sehr ähnlich sein.

Für das Untergeschoß brauchst Du eine vollständige Verstärkereinheit und die waren auch in den 60ern selten zu treffen.
Ich wage mal die Aussage, daß ein Umbau auf Stereo mit gekauften Teilen damals nicht wesentlich billiger war, als die Differenz vom Mono- zum Stereogerät bei Telefunken. 

Frage: wer brauchte Anfang der 60er Stereo in dieser Preisklasse?
Die wenigen Profis, die damals schon Stereo-Masterbänder produzierten, taten es mit einer T9u oder mit einer M10, wenn wir mal bei Telefunken bleiben wollen; (andere Mütter hatten aber auch hübsche Töchter.)
Bitte nicht vergessen: Die elektroakustischen und mechanischen Daten der M5 konnten mit denen der o.g. Geräte damals nicht mithalten.

Die Geräte sind deshalb heute so selten, weil es damals schon neu nicht sehr viele gab. Privatleute fallen da völlig aus. Selbst der nicht ärmliche Peter Frankenfeld als ziemlich direkter Nachbar zur Fabrik in Wedel hatte sie auch nur in Mono; angefangen hatte er mit M24 für seine legendäre "Peters Bastelstunde".

Langer Rede kurzer Sinn, ich kann Dir leider auch nicht helfen.

Viele Grüße
Manfred
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#3
Hallo Jan,

ich habe diesen Umbau mal mit dem Besitzer einer M5A theoretisch durchgespielt. Man benötigt nicht nur das "Untergeschoss", sondern auch die 4 Säulen zwischen Untergeschoss und Laufwerkschassis mit den Gegenstücken, die unten am Laufwerk angeschraubt sind. Das größte Problem ist aber die elektrische Verbindung zum Kopfträger. Es gab da verschiedene, zwischen Mono und Stereo nicht kompatible Steckverbinder am Kopfträger. Ein weiters Problem sind die dann vorhandenen 2 Löschoszillatoren. Bei Stereo gibt es nur einen Vollspurlöschkopf, schwingt der Oszillator ohne Löschkopf mit ausreichender Amplitude ? Vielleicht gab da auch einen speziellen Stereo-Löschkopf ? Bei der M10 mit V86/87 Verstärkern in Röhrentechnik gibt es einen Anschluss zur Synchronisation der beiden Löschoszllatoren bei Stereobetrieb, bei der M5 Röhre nicht. Eine Menge Fragen, leider gibt es nicht mehr viele Leute, die sich mit diesen Geräten wirklich auskennen.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#4
Hallo Jan,

ich kann nur wenig beitragen: Du schreibst, Du willst eine M5 (ohne A) mit einem zweiten Chassis zu einer stereo-Version umbauen. Dazu brauchst Du natürlich ein zweites Chassis und jemand der die Scharniere und die Verbindungen der Pfosten herstellen kann. Bei der M5 wird die Entzerrung mittels einer Mechanik vom Laufwerkschassis auf Schalter im Verstärkerchassis umgeschaltet. Bei der stereo Version wurde diese Mechanik nach unten auf das zweite Chassis verlängert, und zwar so, daß sich die zweite Achse automatisch einkuppelte. Ich halte es für sehr schwer, diese Konstruktion nachzuempfinden, sprich: man müßte sich wohl auf eine Geschwindigkeit festlegen.
M5A in stereo gab es nicht. Ich habe ´mal einen ehemaligen Telefunken-Ingenieur (Dietrich Gipp) nach dem Grund gefragt: nach dessen Auskunft konnte die Umschaltung der Entzerrung ( die ja bei M5A elektrisch passiert) nicht auf das zweite Chassis übertragen werden.

Ich hatte via Ebay ´mal Kontakt mit :
https://www.tubeguru.eu/telefunken-m5-tu...index.html

Der hat hier offenbar ein M5C-Laufwerkschassis mit 2 Verstärkerchassis verheiratet. Vielleicht kann der Dir Tips geben...

Ich halte es für einfacher ein gutes M5c-Laufwerkschassis zu bekommen als ein gutes M5-Laufwerkschassis: der direkt angetriebene Capstan der M5c ist relativ anspruchslos, und nach Auffüllen der Depotfilze mit Sinterlageröl läuft der wieder 50 Jahre. Hingegen ein Tonmotorgetriebe einer M5 mit verschlissenen Reibrädern und u.U. defekten Kalottenlagern des Capstan.....Dann sollte man schon bereit sein erhöhte Werte der Gleichlaufschwankungen zu akzeptieren ( die direkt angetriebenen Capstan ab M5A hatten deutlich besserer Gleichlaufwerte, beispielsweise wurden bei 19 cm/sec bereits die Werte realisiert, die die M5 bei 38 cm/sec erreichte). Meiner Meinung nach wäre es vernünftiger , wenn es unbedingt Röhre sein muß, und wenn man auf irgendwelche Weise an 2 Röhren-Verstärkerchassis gekommen ist, die mit einem M5B oder C Laufwerkschassis zu verheiraten, auf die 3. Geschwindigkeit zu verzichten und die Umschaltung der Entzerrung außerhalb des Laufwerkschassis unabhängig von der Geschwindigkeitsumschaltung zu machen...

Viele Grüße
Frank
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#5
(29.04.2022, 21:44)Frank Stegmeier schrieb: M5A in stereo gab es nicht. Ich habe ´mal einen ehemaligen Telefunken-Ingenieur (Dietrich Gipp) nach dem Grund gefragt: nach dessen Auskunft konnte die Umschaltung der Entzerrung ( die ja bei M5A elektrisch passiert) nicht auf das zweite Chassis übertragen werden.

Ich hatte via Ebay ´mal Kontakt mit :
https://www.tubeguru.eu/telefunken-m5-tu...index.html

Der hat hier offenbar ein M5C-Laufwerkschassis mit 2 Verstärkerchassis verheiratet. Vielleicht kann der Dir Tips geben...
Hallo Frank,

die beiden zitierten Aussagen beissen sich aber. Das gezeigte M5C Chassis aus dem Link ist mit 2 Stück M5A Verstärkerchassis verbunden, mit denen der Stereobetrieb nach der Aussage des Telefunken-Ingenieurs nicht funktionieren soll. Das Typenschild kann man auf den Fotos gut erkennen.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#6
Hallo Jan,

Du darfst nicht denken, daß Stereo-Maschinen erst in den 60ern durch Umrüstungen entstanden sind. Dein erster Satz deutet so etwas an.
AEG hatte für die Ur-T8 bereits ab 1947 im Prospekt eine Stereoversion angeboten. (Preis auf Anfrage, das hat man damals mit dem Besteller ausgiebig besprochen).

In Ergänzung des bisher Geschriebenen frage ich mal vorsichtig an: Hast Du schon die Stereo-Tonköpfe und eine zweite Verstärkerebene? Dann meinen Glückwunsch.
Die Verbindungsteile zum Laufwerk lassen sich vermutlich auch für die zweite Ebene verwenden. Da drücke ich Dir die Daumen. Die Entzerrungsumschaltung brauchst Du dann aus einem alten Laufwerk und könntest dann die Achse verlängern. und da hättest Du dann auch die Gegenstücke für die zweite Etage. Die Kupplung war, wie in der ersten Etage.
Bei den alten Röhrenverstärkern V86 und V87 zur T9u und M10 wurde bei Stereo oft ein weiterer Löschkopf als Last für den zweiten Aufnahme-Verstärker genommen. Die Synchronisation war dann noch ein besonderes Kapitel.

Die Stereo-Maschinen T8f waren mit V66 und V67 ausgerüstet. Ich habe darüber aber keine Unterlagen und habe ja inzwischen auch Abstand davon genommen, meine T8f umzurüsten, weil mir dazu noch einer der alten Verstärker (sehr teuer) fehlen würde. Und die historischen Stereo-Köpfe von Annodunnemals würde ich wohl auch nicht mehr bekommen. Wenn Du das schaffst, freue ich mich für Dich.

Da Du bei Deinen Projekten immer hart am Ball bleibst, sehe ich bei Dir eine Realisierungschance. Ich drücke Dir die Daumen.
Und halte uns bitte auf dem Laufenden.

Viel Grüße
Manfred
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#7
Hallo Manfred, Tobias, Frank,

Danke für den regen Informationsaustausch zum Thema.
Ich habe eventuell Gelegenheit ein 2.Verstärkerchassis einer M5 zu erhalten.
Da ist aber noch nichts sicher.
Einen passenden Stereo AK habe ich.
Selber besitze ich eine Ur-M5, frühes Exemplar, noch als AEG gelabelt.
Ich möchte mit diesem Thread abschätzen, was für ein Aufwand dahinter steckt, eine Stereo Maschine daraus zu bauen.
Natürlich könnte ich das alles einfacher aus meiner bestehenden M5 bewerkstelligen, dann wäre aber Originalität dahin.
Und ja, einfacher wäre auch eine M5B oder M5C zu benutzen.
Leider schwimme ich bei den jetzigen Preisvorstellungen nicht ausreichend im Geld....
Natürlich ist der Reibradantrieb der Ur-M5 nicht der Weisheit letzter Schluss, nach Demontage und Reinigung des Getriebes läuft er jedoch bei 19 cm/s leise, bei 38 ist ein höheres Laufgeräusch zu vernehmen, ich denke das gehört aber zur Ursprünglichkeit der 70jährigen Dame dazu...
Ich glaube, ohne einen tüchtigen Feinmechaniker hat es wenig Sinn, sich allein an den besagten Umbau zu wagen.

Gruß Jan
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