Ersatz Anpassübertrager Wiedergabeverstärker WV81
#1
Hallo zusammen,

bei meinem Wiedergabeverstärker WV81 (Studiobandmaschine) ist der Anpassübertrager für den Wiedergabekopf sekundärseitig unterbrochen.
Ersatz wird sicherlich nicht mehr beschaffbar sein, Wickelvorschrift ist auch nicht vorhanden.
Ich habe den Übertrager an einem 2. funktionierenden Exemplar im Leerlauf ausgemessen.
Das Übersetzungsverhältnis ist 1 : 4 , die Gleichstromwiderstände verhalten sich 20 Ohm zu 340 Ohm.
Die Induktivität konnte ich nicht verlässlich bestimmen.
Die Eingangsspannung aus dem Tonkopf beträgt nur einige Millivolt, insofern wird der Übertrager nicht in die Sättigung gepresst.
   
Ich habe folgende Fragen:
Kann ich in der vorhandenen Schaltung einen höherwertigen Mikrofonübertrager 1 :4 zum Bsp von Neutrik  NTE4 als Ersatz einsetzen?
           
Der Übertrager wird 4-Fach mit Mu-Metall auf dem WV81 abgeschirmt, daher würde ich diese ungeschirmte Variante von Neutrik auch preismäßig bevorzugen.
   
Der Wiedergabekopf hat folgende Daten: L=75mH Rdc= 5,6Ohm, Rs bei 1Khz = 30 ohm.

Für helfende Hinweise bin ich sehr dankbar.

Gruß, Jan
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#2
Hallo Jan,

die Neutrik Daten sind nicht nur unvollständig sondern auch noch widersprüchlich (Bild 1: 1 % THD bei 400 mV, Bild3: 1 % THD bei 1,6V)
Für die Beurteilung des Zusammenspiels braucht man die Induktivitäten, Gleichstrom- (und Serien-Verlust-) Widerstände beider Trafos und meist noch die Streu-Kapazität mindestens der Wicklung am Transistor, falls die bereits eine Resonanz im Hörbereich bewirkt.

Die Alternative besteht darin, das Resultat (Frequenzgang, Rauschverhalten) im Vergleich mit dem zweiten Exemplar "einfach" auszumessen.

Was ist das Problem bei der Induktivitäts-Messung ? Sind die Werte zu hoch oder dein Test-Signal zu groß ?

MfG Kai
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#3
Servus Kai, Jan,

wenn es ein gut dokumentierter EÜ mit 1:4 sein soll, schaut Euch mal den RK240 bzw. RK240/2 an. Der ist allerdings eher für höhere Pegel gedacht, wohnt er doch schon sehr lange am Eingang des V672 von Tfk/ANT.

Unterlagen dazu gibts bei Kubi, erhältlich sollte er bei Haufe auch noch sein.
Nur: Ob man den zahlen will? Ich würds mal mit dem Neutrikteil probieren, der Schaden, wenns nicht hinhaut, ist gering.

Michael
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#4
(08.04.2022, 13:06)kaimex schrieb: Für die Beurteilung des Zusammenspiels braucht man die Induktivitäten, Gleichstrom- (und Serien-Verlust-) Widerstände beider Trafos und meist noch die Streu-Kapazität mindestens der Wicklung am Transistor, falls die bereits eine Resonanz im Hörbereich bewirkt.

Was ist das Problem bei der Induktivitäts-Messung ? Sind die Werte zu hoch oder dein Test-Signal zu groß ?

Hallo Kai,

mein Problem war, daß ich den Induktivitätsmessungen mit dem China Messgerät nicht so recht getraut habe.
Wenn ich aber andere Daten so sehe glaube ich die Ergebnisse der Messung an dem original Übertrager:

Lp = 800mH
Ls = 14,7H

alles im Leerlauf gemessen.
(wie genau das Messgerät vorgeht ist leider nicht beschrieben)

Streukapazitäten kann ich mit meinen Messgeräten nicht ermitteln.

Viele Grüße, Jan
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#5
Hallo Jan,

ich könnte dir ein Pärchen von diesen anbieten. Ist allerdings 1:6.

Viele Grüße
Martin
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#6
Danke Martin für dein Angebot.
Wenn ich gar nicht mit anderen Alternativen zurecht komme melde ich mich bei dir.
Die Kombiköpfe der Ferrographen sind auch meiner Meinung nach induktiver und werden hochohmig an die EF86 Röhren in der Eingangsstufe angepasst.

Gruß, Jan
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#7
Das ideale Trafo-Modell ergibt mit den genannten Zahlen:
Wenn die Widerstände des Neutrik ähnlich sind wie die des Originals und die wirksame Kapazität an der rechten Trafo-Wicklung nicht größer als 60 pF ist, wird bei einer angenommenen Induktivität von 12.8 H und Last-Widerstand ~150 kOhm der Frequenzgang gerade bis 20 kHz gehen (-3 dB).
Bei 10 kHz gibt es einen Überhöhung von ~ 0.8 dB.
20 Hz ~ - 0.3 dB.
Übertragungsmaß bei 1 kHz ~ 11 dB (statt 12 dB für 1:4).

MfG Kai

(08.04.2022, 16:45)Ferrograph schrieb: Die Kombiköpfe der Ferrographen sind auch meiner Meinung nach induktiver und werden hochohmig an die EF86 Röhren in der Eingangsstufe angepasst.

"Anpassung" ist übertrieben.
Man macht die Sekundär-Induktivität bzw das Übertragungs-Verhältnis möglichst hoch, ohne daß die sich ergebende Audio-Bandbreite infolge unvermeidlicher Streu- & Kabel- & Röhren-Eingangs-Kapazität zu sehr eingeengt wird.
Das erfordert idR die Anordnung des Trafos direkt an der Röhre.

MfG Kai
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#8
Hallo Kai,
hab tausend Dank für deine Berechnungen.
Das hätte ich nie so schnell und präzise hinbekommen.
Ich werde es mal mit einem Neutrik NTE4 versuchen.
Das wird aber erst in ca. 4-5 Wochen.

Gruß, Jan
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#9
Präzise sieht nur aus, was idealisiert wurde.
Die Realität hat idR noch ein paar unerfreulichene  Abzweiger in petto.

Ostern=Hobby-Zeit der Werktätigen ist aber schon ab nächster Woche.

MfG Kai
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#10
Hallo Jan,

für den Fall, daß dies noch nicht das Ende deiner Trafo-Ersatz-Überlegungen sein sollte, hier ein paar Formeln für die wesentlichen Übertragungs-Merkmale:
Der WK sei vereinfacht durch Serienschaltung von R0 (5.6 Ohm) und L0 (75mH) beschrieben.
Der Trafo ebenso durch R1 (20), L1 (0.8), R2 (340) & L2 (12.8) und einen Koppelfaktor k<1.
Der Übertragungsfaktor ist dann T = L1/(L0+L1) * k * sqrt(L2/L1). [ sqrt()=Wurzel() ]
In Worten: Im Eingang findet durch die beiden Induktivitäten eine Spannungsteilung gemäß L1/(L0+L1) statt, das Übertragungsmaß des idealen Trafos wäre sqrt(L2/L1), das Produkt muß noch mit dem Koppelfaktor k multipliziert werden.
Das Ergebnis gilt bei mittleren Frequenzen, wo die Serien-Widerstände klein gegen die omega-Ls sind (omega=2 pi freq) und die Höhen-Resonanz sich noch nicht auswirkt.
Mit dem von Martin angebotenen 1:6 Trafo ließe sich auch ein T von 4 (bzw 12 dB) realisieren, wenn der eine Eingangs-Induktivität von L1=150 mH hätte. Dann teilen L1 & L0 zunächst auf 2/3, bevor das mit 1:6 auf insgesamt 4 angehoben wird.
Die Serien-Widerstände im Eingangs-Kreis bewirken einen Hochpaß-Effekt 1.Ordnung mit der Grenzfrequenz (-3 dB) fu = 1/(2*pi)*(R0+R1)/(L0+L1). In diesem Beispiel ergibt das fu ~ 4.7 Hz.
Bei hohen Frequenzen formt die am Ausgang der Kette wirksame Induktivität mit der dort wirksamen Kapazität einen Tiefpaß 2.Ordnung, der bei geringer Dämpfung eine Resonanzspitze ausbildet.
Die wirksame Induktivität ist Lw = k² * L2/L1 (L0||L1) + (1-k²)*L2.
L0||L1 symbolisiert Parallelschaltung von L0 & L1 und  ist = L0*L1/(L0+L1).
Diese Parallelschaltung wird mit dem Impedanz-Übertragungsverhältnis L2/L1 auf die Sekundärseite übertragen, aber nur mit dem Bruchteil k² wirksam.
In Serie dazu liegt die sekundär-seitige "Streu"-Induktivität (1-k²)*L2.
In diesem Beispiel ergibt sich Lw ~ 1.561 H. (Den Koppelfaktor habe ich mit k~0.98 angenommen).
Mit Cg = Cstreu+Ckabel+Cverstärker = 60 pF resoniert das bei fr = 1/(2 pi sqrt(Lw*Cg)) ~ 16.45 kHz. Die -3dB Grenze liegt dann natürlich weiter oben.
Ob sich eine sichtbare Resonanzspitze ausbildet, hängt von den wirksamen Serien- und Parallel-Verlustwiderständen bei den Frequenzen ab. Wenn sie stört, kann man sie immer mit einem zusätzlichen Parallel-Widerstand "plätten" (was mit zusätzlichem Rauschen bestraft wird).
Bei der Anwendung der o.a. Formeln ist zu bedenken, daß die Induktivitäten von Wicklungen auf metallischen Kernen am oberen Ende des Audio-Bereiches idR schon deutlich kleiner sein können als bei der typischen Spezifikations-Frequenz 1 kHz.

MfG Kai
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#11
Danke Kai, das muss ich mir ausdrucken.
So schnell mal nebenbei kann ich das nicht verdauen...

Gruß Jan
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#12
Hallo Jan,

habe mal ins Archiv geschaut und was aufgestöbert.
Die Übertrager sollten aus einem WV81 stammen, habe ich mal aus einer R700 ausgebaut, da sie schon damals schwer beschaffbar waren.
Wenn Du mir Deine Adresse gibst, kommen sie per Post zu Dir.

Bernd


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#13
Super Bernd,
Weiteres per PN.

Gruß Jan
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#14
Hallo Jan,

hier gibt es ein Angebot auf e..y, wo einer Eingangsübertrager anbietet. Kannst ja mal die Bezeichnung auf Deinen Übertragern vergleichen ob die passend ist, davon hast Du leider noch kein Foto eingestellt.

https://www.ebay.de/itm/275262073790?_tr...0290.m3507

Ist ohnehin nur zusätzlich, wenn Du von Bernd bereits passende Übertrager bekommen hast, dann umso besser. Smile 

Grüße, Rainer
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#15
Heute bin ich endlich dazu gekommen den defekten Eingangsübertrager auf dem Wiedergabeverstärker auszuwechseln.
Von den verwendeten Übertrager-Typen scheint es auch unterschiedliche Ausführungen gegeben zu haben.

Der von mir bestellte Neutrik NTE-4 hat zwar ggü. dem originalen Trafo gleichfalls abweichende Widerstands- und Induktivitätswerte, diese passen aber besser zum original eingesetzten. Hier der modifizierte Eingangsbereich des WV81, ob ich noch Änderungen an der Schaltung vornehmen muß wird sich nach der Einmessung mit dem Bezugsband zeigen.
   
Zumindest die Übertragung bei 1Khz läuft vorbildlich und ich bin froh, daß ich den winzigen Übertrager in den 3 Mu-Metall-Matroschkas nach mehreren Versuchen (mit jedes mal wieder abgerissenen Anschlussdrähten) endlich sicher, in Schaumstoff eingebettet, unterbringen konnte.
   
   
Wenn als nächstes Zeit ist versuche ich die Baugruppe mit Bezugsband abzugleichen.
Kann sein, daß ich vorher den Kopfträger auf Stereoköpfe umbaue, ansonsten müsste ich 2 x den Abgleich des WV81 durchführen.
Die Aufnahmeverstärker AV81 sind komplexer, mal sehen ob die auf Anhieb funktionieren.

Gruß, Jan
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