B77 - "Pfeifen" am Tonmotor
#1
Hallo liebe Experten,

ich bin so ziemlich am Ende mit meinem Latein und hoffe hier auf den zündenden Tipp. Meine von mir komplett generalüberholte und in allen mechanischen und elektrischen Parametern geprüfte und eingemessene B77 funktioniert ansonsten perfekt.

Allerdings treibt mich ein höher frequenten Ton, der zwischen Tachokopf und Rotor des Capstanmotors entsteht, zum Wahnsinn. Gemäß Servicemanual stimmt alles: Der Luftspalt zwischen Tachokopf und Rotor beträgt 0,4 mm (Soll 0,3 mm ... 0,4 mm). Die Tachometer-Signalspannung ist 38,5 mV bei 9,5 cm/s (Soll 35 ... 50 mV). Der Tachokopf ist mit einer weichen Unterlage gegenüber dem Chassis entkoppelt. Das Pfeifen ist nur bei 19 cm/s hörbar. Ich habe schon versucht, den Tachokopf etwas zu verstellen, es brachte jedoch keinen Erfolg.

Hat jemand eine Idee, woran es liegen könnte?

Gruß Micha
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#2
Pfeifen ist doch normal bei den Revoxen; ich kenne es zumindest nicht anders: mindestens bei der höheren Drehzahl (800 U/min) hört man das mit 1600 Hz. Aber wenn man einen Meter weit weg ist, ist es doch nahezu unhörbar. Oder ist das bei deiner anders?
Mehr als den Abstand des Tachokopfes zu vergrößern (aber nur so weit, dass die Regelung nicht aussteigt) kann man da auch nicht machen. Oft kann man etwas unter die 35 mV gehen, aber spätestens bei ~30 reißt die Regelung ab.

Das mit der Gummiunterlage ist auch nicht das gelbe vom Ei, denn über die Nylonschrauben, deren Köpfe ungepolstert am Gebergehäuse anliegen, wird die Schwingung trotzdem zu einem gewissen Grad übertragen. Die Schrauben gehen ja direkt ins Chassismetall.

Wenn man es auf die Spitze treiben will, könnte man ja eine "Schallschutzhaube" für den Tachokopf bauen, aber wie die genau aussehen könnte, weiß ich auch nicht. Oder unter die Schraubenköpfe Gummiringe unterlegen (es gibt ja winzige O-Ringe mit 4mm Innendurchmesser) und nur mit's Jefühl anziehen. Ggf. muss man dann etwas längere Schrauben nehmen.

LG Holgi
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#3
Es könnte helfen den Zahnkranz mit einer dünnen Folie zu bekleben - Tesafilm. Warum? Das Geräusch ensteht durch den Luftstrom ähnlich wie bei einer Sirene. Klebt man den Zahnkranz ab, kommt es nicht zu den Luftwirbeln und das Geräusch bleibt aus. Der Tachokopt wertet ja die elektromagnetischen Schwingungen aus, die Regelung wird also nicht beeinträchtigt.

Selber habe ich es nie probiert, weil bei meinen Revoxen das Pfeifen nur minimal ist.
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#4
Hallo Holgi,

also, ob das so normal ist, weiß ich nicht. Ich habe noch drei A77 und eine A700 am Start, da pfeift nichts.

Aber, danke für deine Tipps. Ich werde das mit der "Isolation" der Schrauben mal versuchen.

Gruß Micha

(06.04.2022, 17:40)peter-hifi schrieb: Es könnte helfen den Zahnkranz mit einer dünnen Folie zu bekleben - Tesafilm. Warum? Das Geräusch ensteht durch den Luftstrom ähnlich wie bei einer Sirene. Klebt man den Zahnkranz ab, kommt es nicht zu den Luftwirbeln und das Geräusch bleibt aus. Der Tachokopt wertet ja die elektromagnetischen Schwingungen aus, die Regelung wird also nicht beeinträchtigt.

Selber habe ich es nie probiert, weil bei meinen Revoxen das Pfeifen nur minimal ist.

Hallo Peter,

das werde ich testen und berichten. Danke für den Tipp.

Gruß Micha
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#5
Das ist eine gute Idee! Vielleicht kann ich das in den nächsten Tagen an Jonis A77 mal ausprobieren. Andererseits frage ich mich, warum Revox den Aufwand mit der Gummilagerung getrieben hat, der m.E. nur sinnvoll ist, wenn der Pfeifton auf eine magnetische Rückwirkung zurückzuführen ist.
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#6
(06.04.2022, 17:45)hannoholgi schrieb: warum Revox den Aufwand mit der Gummilagerung getrieben hat, der m.E. nur sinnvoll ist, wenn der Pfeifton auf eine magnetische Rückwirkung zurückzuführen ist.

Der Grund könnte sein, dass die Spule einschließlich Spulenkörper auch in mechanische Schwingungen gerät, ähnlich wie magnetisierbares Metall in der Nähe einer Entmagnetisierdrossel, natürlich viel schwächer.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#7
Die Spannungs-Induktion in den Tacho-Kopf erfolgt durch mit den "Zähnen" wechselnden magnetischen Fluß.
Da, wo der magnetische Fluß zeitlich variiert, gibt es auch wechselnde Kräfte.
Was nicht absolut starr montiert ist, wird sich im "Takt" der Kräfte bewegen und uU korrespondieren Schall erzeugen.
Da die Kräfte (meist) unabhängig von der Flußrichtung sind, idR mit der doppelten Frequenz.

MfG Kai
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#8
So, habe jetzt einiges probiert. Das Abkleben des "Zahnkranzes" bringt nichts. Offenbar entsteht die Schwingung im oder am Tachokopf. Auch dessen komplette Entkopplung vom Chassis bringt nichts. Ansonsten habe ich jetzt maximalen Abstand eingestellt (knapp 34 mV Tachospannung). Vielleicht tausche ich den Tachokopf irgendwann mal probehalber. Im Gehäuse ist der "Sound" jetzt nur noch sehr leise vernehmbar.

Gruß Micha
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#9
Ist der Kopf "einsehbar" offen ?
Falls ja, könnte Ausgießen mit dünnflüssigem Kleber (Cyano-Acrylat) alles Vibrations-freudige daran hindern.
Wenn der Kopf mit C202 auf Resonanz abgestimmt ist (zB bei der höheren Frequenz), dann fließen in der Spule Resonanzströme, die im Feld Kräfte auf die Drähte ausüben und sie vibrieren lassen (wie beim brummenden Netztrafo).
Insofern wäre es einen Versuch wert, die Filterung des Tacho-Signales von der Spule selbst zu entkoppeln.

MfG Kai
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#10
Die Dinger sind mit Epoxydharz getränkt. So schlau waren die Ingenieure bei Revox auch. 

Aber wenn das Pfeifen jetzt nur noch im Gehäuse hörbar ist, müsste das doch nun erträglich sein?!
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#11
(07.04.2022, 12:01)hannoholgi schrieb: Aber wenn das Pfeifen jetzt nur noch im Gehäuse hörbar ist, müsste das doch nun erträglich sein?!

Ja, ist erträglich. War vorher (bevor ich den Abstand etwas vergrößert habe) viel lauter. Jetzt geht es auch im Nahbereich quasi in meinem Tinnitus unter.  Smile

Danke für eure Tipps.

Gruß Micha
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