Meine aller-aller-letzte (ischwöre) Neuerwerbung ist ein Dual TG 29.
Das hat ein Detail, welches ich bisher noch in keinem TB-Gerät gefunden habe: (Brumm-)Kompensationsspulen.
Wer kann die Funktion erläutern?
VG Jürgen
28.03.2022, 11:31 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.03.2022, 15:16 von capstan.)
Die Induktivität des Wiedergabekopfes ist prinzipiell nichts anderes als eine Spule.
Bekanntermaßen wird in einer Spule durch Feldänderung eine Spannung erzeugt.
Konkret in diesem Fall z.B. das Stör- Magnetfeld des Netztrafos oder Motors induziert im Wiedergabekopf eine 50 Hz Stör- Brummspannung, welche den Geräuschspannungsabstand des Gerätes verschlechtert und die Wiedergabe bei leisen Tönen durch ein Hintergrundbrummen stort.
Um diese, trotz Abschirmmaßnahmen immer mehr oder weniger vorhandene Brummspannung zu minimieren, schaltet man eine weitere Induktivität (offene Spule) in Reihe zum Wiedergabekopf, aber mit umgekehrter Polarisation (180°) und richtet diese geometrisch im Gerät so aus, dass die Summe beider Brummspannungen gegen Null geht, d.h. sich die induzierten Spannungen gegenseitig aufheben.
Danke, Bernd, das habe ich prinzipiell dann schon richtig vermutet...
Aber wie geht das genau elektrisch? Warum wird diese Spule in Serie zum Tonkopf verdrahtet und nicht parallel dazu?
Wie entsteht da die nötige 180° Phasenverschiebung?
VG Jürgen
"Warum wird diese Spule in Serie zum Tonkopf verdrahtet und nicht parallel dazu?" - Parallel geschaltet, dann würde sie ja das vom Tonkopf stammende Signal kurz schließen, vor allem den Tiefenbereich, den sie ja kompensieren sollte ...
"Wie entsteht da die nötige 180° Phasenverschiebung?" - Indem die Spule so "herum" angeschlossen wird, dass der Brumm tatsächlich schwächer wird - anders herum würde er sich verstärken.
(Endlich mal eine Frage, die ich beantworten kann)
MfG
Binse
28.03.2022, 13:28 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.03.2022, 13:42 von JUM.)
Ok, Tonkopfspule und Kompensationsspule haben einen Wicklungsanfang und ein Wicklungsende, nennen wir sie mal A und E.
Das Brumm-Wechselfeld induziert in beiden eine Sinusspannung.
Wenn ich jetzt E vom Tonkopf und A von der K-Spule zusammenschalte, habe ich keine Phasenverschiebung, die Spannungen addieren sich.
Wenn ich aber E vom Tonkopf mit E von der K-Spule zusammenschalte bekomme ich 180° Phasenverschiebung zwischen den beiden und die Störspannungen löschen sich gegenseitig weitgehend aus.
So?
VG Jürgen
Edit: Nach googlen kommt es wohl mehr darauf an, das Tonkopfspule und K-Spule unterschiedlich 'herum'gewickelt sind.
Also bspw. Tonkopfspule rechtsherum und K-Spule linksherum?
Habe hier eine Skizze gefunden (Quelle: GET2_1_Bauelemente.ppt (uni-due.de)
VG Jürgen
03.04.2025, 09:33 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.04.2025, 09:35 von David77.)
Das ist ein sehr interessantes Thema über das ich gerade auch nachdenke. Warum haben manche Geräte eine Brummklappe und andere nicht? Und warum brummt das Gerät mit Klappe trotzdem mehr als das ohne?
Im speziellen Fall eine Philips Pro 12 mit und eine Telefunken M12B die keine hat.
Je höher die Frequenz der vom Wiedergabekopf generierten NF-Spannung wird umso höher wird auch der in der Kompensationsspule erzeugte induktive Blindwiderstand.
Wie werden diese zusätzlichen Verluste im Wiedergabezweig ausgeglichen?
03.04.2025, 19:06 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.04.2025, 19:09 von Ferrograph.)
(03.04.2025, 11:51)ManiBo schrieb: Es muss nur eine gleich große Spannung mit entgegen gesetzter Phase angelegt werden. Dann ist die Summenspannung Null.
Um in einer Reihenschaltung zweier Spulen die gleich großen Spannungen über jeder zu erzeugen benötigt man die gleiche Induktivität jeder Spule da der Strom in beiden Spulen gleich sein muß.
Die Spule zur Brummkompensation kann aus meiner Sicht die Höhewiedergabe im Wiedergabekreis negativ beeinflussen.
Um das zu vermeiden müsste dafür ein Spulenkern mit einer Permeabilität verwendet werden die bei höheren Frequenzen abnimmt.
(03.04.2025, 11:24)janbunke schrieb: Vermutlich ist die Induktivität der Spule wesentlich geringer als die der Tonkopfwicklung.
Wie kann dann das Brummfeld elimiert werden wenn die Induktivität viel geringer ist?
Gruß Jan
Hallo Jan,
der Wiedergabekopf befindet sich immer in einer guten MU- Metall- Abschirmung, welche den Hauptanteil der störenden Brummfelder abschirmt.
Die Kompensationsspule hingegen ist eine ungeschirmte offene Ausführung, welche die Störfelder gut aufnimmt und nur den verbleibenden Rest an Störspannung kompensieren muß.
04.04.2025, 07:07 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.04.2025, 07:08 von Ferrograph.)
(03.04.2025, 19:10)capstan schrieb: der Wiedergabekopf befindet sich immer in einer guten MU- Metall- Abschirmung, welche den Hauptanteil der störenden Brummfelder abschirmt.
Die Kompensationsspule hingegen ist eine ungeschirmte offene Ausführung, welche die Störfelder gut aufnimmt und nur den verbleibenden Rest an Störspannung kompensieren muß.
Ja, ihr habt natürlich Recht, ich vergaß, daß die Brummspannung wesentlich kleiner als die Nutzspannung vom Wiedergabekopf ist.
Dann kommt man mit einer minimalen Induktivität aus und die Kompensation gelingt ohne große Beeinflussung der Ton-NF.
soeben wurde ich auf die Brummkompensationsspule aufmerksam. Woher weiss ich denn, wieviel oder wenig Henry H die Spule haben muss? Genügt ein Eisenkern mit ein paar Wicklungen?
Oder eine beliebige Induktivität 2600mH, zB?
Die Ausführung der Kompensationsspule hängt vom auszublendenden Störfeld ab (Stärke, Richtung) und wie dieses in den Kopf einstreut. All das ist durch die individuelle Konstruktion des Gerätes bedingt, irgendwelche Richtwerte gibt es für die Kompensationsspulen nicht. Da ist alles vorhanden, von "richtigen" kleinen Spulen mit Eisenkern bis zu einer einfachen Drahtschleife. Durch das korrekte Ausrichten der Spule buw. verlegen der Drahtschleife versucht man dann, die vom Störfeld induzierte Spannung auszunullen. Üblicherweise schaltet man die Spule in Reihe zum Wiedergabekopf, meist am kalten Ende. Ohmscher Widerstand und Induktivität sollten möglichst gering sein. Um etwas Experimentieren kommt man dabei nicht herum.