Abenteuer DB
#1
Von einem, der arglos auszog, eine Tagesfahrt nach Kiel zu unternehmen mit Regionalzügen der DB.
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Um 7 Uhr losgegangen zwecks Fahrkartenkauf am vorderen (S-Bahn)-Automaten Krupunder.
Der nahm den 20 € Schein an, den 10 € Schein schmiß er wieder raus. Umgedreht, krumme Ecke flach geknifft, nochmal versucht, nun gings.
Noch 90 Cent zu zahlen; versucht, 2 € Münze in den Münz-Schlitz zu stecken. Der wurde aber von innen versperrt. Ging nicht. Wie bricht man das ab ?
Es gelang nach mehreren Drücken auf Felder im Display. Die Scheine kamen tatsächlich wieder raus. Glück im Unglück gehabt.
Am zweiten Automaten versucht, da funktionierte alles.
7:15 mit S-Bahn nach Pinneberg, um dort mit dem RE70 um 7:38 nach Kiel zu fahren (Ankunft laut Fahrplan um 8:28 Uhr).
Wurde auf dem Display von Gleis 3, wo er normalerweise abfährt, nicht angezeigt. Da stand ein Zug der Nordbahn rum.
Zwei Herren in Warnwesten gefragt. Einer war so nett, auf das Display über der Unterführung zur anderen Seite zu verweisen, wo stand, daß der Zug von Gleis 4 abfährt.
Geraume Zeit gewartet, zwischendurch fuhr die Nordbahn in Richtung Elmshorn ab.
7:38 Uhr Ansage, daß der RE70 5 Min später abfährt.
7:43 Uhr Ansage, daß der RE70 10 Min später abfährt.
7:48 Uhr Ansage, daß der RE70 15 Min später abfährt.
Irgendwann nach 7:53 sah man den RE70 am Horizont auftauchen, es wurde wohl auch seine Einfahrt angekündigt, er blieb aber weit entfernt stehen wie vor einem roten Stop-Signal.
Ratlosigkeit, weitere Erklärungen gab es nicht.
Auf Gleis 3 kam zwischendurch wieder eine Nordbahn aus Richtung Elmshorn rein, blieb dann dort in Warte-Position, bis sie wieder rausfuhr.
Das geschah 1 oder gar 2-mal. Gegen 8:12 wurde schließlich die Einfahrt des RE70 verkündet. Der schlich jedoch auffällig langsam im Schritt-Tempo näher. Nach Halt wurden die Türen geöffnet, alle Wartenden stiegen ein und setzten sich.
Nach einigen Minuten meldete sich der Zugführer oder Zugbegleiter mit der Ansage, die Fahrt könne wegen technischer Probleme nicht fortgesetzt werden. "Alle aussteigen !" Zur Weiterfahrt bitte den Zug auf dem Nachbargleis benutzen.
Da stand einer mit Fahrtziel "Sylt/Westerland", Abfahrt 8:48 Uhr.
Der Zugführer palaverte mit einem jungen ?Zugbegleiter?. Ich fragte: "Wie komme ich mit dem Zug nach Sylt nach Kiel ?" Antwort: "Fahren Sie bis Elmshorn und gucken Sie, wie Sie weiter kommen." Ja, da hätte ich in der Zwischenzeit schon mindestens zweimal mit der Nordbahn hinfahren können.
Ich hatte keine Lust, noch mehr als eine halbe Stunde in einem Zug nach Sylt zu sitzen, wenn gleichzeitig andere Züge nach Elmshorn fahren, also schnell rüber zur schon wieder wartenden Nordbahn und rein. Eine Minute später fuhr sie ab.
Schon wieder Schwein gehabt...
In Elmshorn frohe Kunde auf Gleis 1: 8:47 Uhr RE70 nach Kiel (der düst 8:38 Uhr ohne Halt durch Pinneberg). Die armen Leute, die dem Rat des Lokführers gefolgt sind, sehen den in Pinneberg aus dem Zug nach Sylt vorbeizischen... und erwischen erst den nächsten um 9:47 in Elmshorn.
Die Weiterfahrt war erstaunlicherweise problemlos. Ich kam 66 Minuten später als geplant in Kiel an (9:34 Uhr).

Nach verrichtetem Tageswerk wollte ich mit dem RE70 um 16:25 Uhr zurückfahren.
Suchte auf dem großen Display in der Halle den Zug-Eintrag nach Hamburg, entdeckte keinen.
Das darf doch nicht wahr sein.... ach da ist einer nach Pinneberg, da will ich sowieso hin, um von da mit der S-Bahn mein Ziel zu erreichen.
Da waren also offenbar Bauarbeiten an der Strecke zwischen Hamburg und Pinneberg, die für Unordnung bei Ziel- und Start-Bahnhöfen sorgten (die Nordbahn fährt  normalerweise auch von/bis Hamburg).
Pünktlich ging es los und kam man in Neumünster an (~16:46 Uhr).
Aber dann ... Ansage:
"Liebe Fahrgäste, die Fahrt endet hier außerplanmäßig. Die Strecke bis Elmshorn ist wegen Feuerwehreinsatz gegen einen Böschungsbrand gesperrt. Dauer unbekannt."
Etwas später wurde angesagt: "Weiterfahrt nach Hamburg ist möglich mit der AKN A1, Abfahrt 17:33 Uhr."
Außerdem: "Es wurde ein Schienen-Ersatz-Verkehr eingerichtet. Drei Busse der Firma xyz fahren zwischen Neumünster und Wrist von den Bussteigen vorm Bahnhof."
Das wurde mehrfach angesagt. Mit entsprechender Erwartung gingen alle Gestrandeten dort hin und guckten suchend in alle Richtungen.
Bis zur Abfahrt der AKN tauchten dort jedoch keine solchen Busse auf.
Nur einer mit dem Schriftzug "DB Leerfahrt" machte ein Gastspiel, irrte vom linken Ende zum rechten Ende der Bussteige, wartete auf irgendwas und verschwand dann wieder leer zum linken Ende und in die Ferne.
Einige Leute kamen drauf, daß um 17:08 ein IC385 ankommen und Richtung Hamburg weiterfahren sollte über die Strecke Bad Oldesloe (ohne Steppenbrand) und machten sich Hoffnungen, da mit kommen zu können. Es näherte sich dann ein Zug von 3-4 Wagen Länge, den man aber nie für einen IC gehalten hätte, sondern eher für einen Triebwagen aus dem vorigen Jahrhundert. Nach kurzer Zeit waren die Eingangsbereiche der Wagen proppe-voll und der Zugbegleiter verkündete "mehr geht nicht". Der Bahnsteig war noch voll von Mitfahr-willigen.
Die AKN A1 fuhr punktlich, hielt aber "an jeder Milchkanne", kam ca. 19:04 Uhr in Hamburg-Eidelstedt an. Ich mußte dann noch mit den S-Bahnen S21 und S3 weiter und kam am Ziel um 19:17 statt 17:46 Uhr an, also 91 Minuten später.
Insgesamt zwei ausgefallenen Züge auf einer Tagesfahrt mit zusammen 66+91=157 min bzw 2h:37min Verspätung.

"Spaßeshalber" bin ich am nächsten Tag zur DB Reiseinformation in Altona gegangen, um zu erfahren, welchen Erstattungsanspruch im Rahmen der "Fahrgastrechte" ich hätte. Die Frage konnte (oder wollte) die Dame am Schalter nicht beantworten. Sie gab mir ein Antrags-Formular samt grauem Brief-Umschlag mit der Bemerkung, das solle ich ausfüllen.
Ich zog mich zu einem leeren Schalter zurück und begann damit. Es stellte sich heraus, daß man nur Einträge für eine Fahrt machen konnte, also mußte ich um ein zweites Antrags-Formular bitten.
Man konnte 4 typische Verspätungs-Gründe ankreuzen, Zugausfall war nicht vorgesehen, mußte ich handschriftlich auf freiem Platz hinter der ersten Option vermerken.
Wenn das von einem Computer gelesen wird, geht es "in die Hose".
Wenn beide Fahrten separat behandelt werden, fällt die Erstattung für die 66 Min Verspätung auf der Hinfahrt unter die Geringfügigkeitsgrenze : 25 % Erstattung vom halben Fahrtpreis <  4€.
Zitat:
"Ab 60 Minuten Verspätung am Zielbahnhof erhalten Sie eine Entschädigung von 25 %, ab 120 Minuten von 50 % des gezahlten Fahrpreises für die einfache Fahrt. Entschädigungsbeträge unter 4 Euro werden nicht ausgezahlt."
Sicherheitshalber habe ich auf den oberen Rand des Briefumschlages/Innenseite noch vermerkt "66+91=157 Min Verspätung".
"Rundfahrt Krupunder->Krupunder mit Zwischenstop in Kiel" habe ich mir verkniffen.

Jetzt hilft nur noch beten. Guter Hoffnung bin ich nicht.
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MfG Kai
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#2
Kai, das ist kein Abenteuer, das ist fast schon normal bei der Bahn. Letzte Woche bin ich nach Bonn gefahren, mit dem Auto ca. eineinhalb Stunden, die Bahn hat fast drei daraus gemacht. Vorgestern wollte ich von Bonn-Beuel nach Königswinter, leider stand nirgends, dass im Beueler Bahnhof zur Zeit keine Schienen sind - Totalrenovierung...
Wer mit der Bahn fährt, braucht Geduld und Humor. Ist aber auf deutschen Autobahnen auch nicht anders... ;-))

Grüße
Erhard
Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem. Karl Valentin
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#3
Vielleicht erkennt die Bahn die Marktlücke und verkauft demnächst ihre Tickets als Abenteuerreisen.


   

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#4
Ich bin zehn Jahre lang täglich per ÖPNV (überwiegend Regionalbahn) zwischen Gelsenkirchen und Düsseldorf zur Arbeit gependelt und kann Dir so manche haarsträubende Anekdote erzählen. Nur so viel: Die reguläre Fahrzeit pro Strecke lag brutto bei ziemlich genau 90 Minuten. Mein Rekord lag bei knapp sechs Stunden.

Sehr schön war auch eine Fahrt zu einem firmenweiten Meeting in Dietzenbach (bei Frankfurt). Ich sagte schon vorher zu meinem Chef, der mich für einen hoffnungslosen Pessimisten hält: Ich hab's im Kaffeesatz, daß die Anreise wieder eine Katastrophe wird. Er amüsierte sich köstlich und wettete dagegen. Tatsächlich fuhr der ICE in Frankfurt pünktlich auf die Minute ein, Kurz später hatte ich eine Nachricht vom Chef auf Whatsapp: Wie läuft's? Ich antwortete: Bis jetzt gut, aber ich muss noch weiter nach Dietzenbach. Antwort von ihm: Du kommst pünktlich an, wirst schon sehen.

Ich behielt recht. Pessimisten behalten ja am Ende immer recht. Noch in Franfurt hing die Regionalbahn zum ersten mal für eine halbe Stunde, laut Durchsage wegen Personen im Gleis. Dann ging's weiter bis Offenbach-Ost. Dann Durchsage: Der Zug endet hier wegen eines Personenschadens. Und wörtlich: "Wie Sie weiterkommen, kann ich Ihnen nicht sagen."

   

Da saß ich dann. Ein Zug nach dem anderen fuhr ein und endete. Von den Zugführern war nicht zu erfahren, wann es weitergeht, nur "Wahrscheinlich wird das heute nichts mehr, nehmen Sie sich besser ein Taxi!". Hätte ich ja gerne, aber es war keins zu bekommen.

Nach über zwei Stunden kam dann doch ein Zug, der im Schneckentempo bis Dietzenbach weiterfuhr. Irgendwann tief in der Nacht (fast vier Stunden nach der regulären Ankunft) konnte ich dann im Hotel einchecken, immerhin. Zwischenzeitlich hatte ich mich geistig schon auf eine Nacht auf dem Bahnsteig vorbereitet.
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#5
Heute bekam ich zwei Briefe von DB Dialog GmbH, mit der Nachricht, daß mein Erstattungsanspruch für Teil 1 der Reise mit 66 Min Verspätung 1,50 € beträgt, damit aber unter die Mindestauszahlungsgrenze von 4 € fällt.
Für Teil 2 der Reise wurden 101 Min Verspätung anerkannt, was aber auch nur zu 1,50 € führt und unter die gleiche Mindestgrenze fällt.

Ich habe flugs einen erzürnten Brief verfaßt und wollte den per EMail da hin schicken.
Auf dem Briefkopf findet man jedoch nur eine Internet-Adresse und eine kostenpflichtige Telefon-Nummer.
Interesse an Korrespondenz per EMail besteht demnach nicht, eine kostenlose Hotline sind die Fahrgastrechte der DB auch nicht wert.

Schaut man sich das online verfügbare "Fahrgastrechte Formular" an, so liest man dort
"Ab 60 Minuten Verspätung am Zielbahnhof erhalten Sie eine Entschädigung von 25 %, ab 120 Minuten
von 50 % des gezahlten Fahrpreises für die einfache Fahrt.
Entschädigungsbeträge unter 4 Euro werden nicht ausgezahlt."

Daraus hatte ich für die Rundreise mit Zwischenhalt in Kiel eine Entschädigung bei 157 Min Gesamtverspätung von 50% von 30,90 € erhofft, also 15,45 €.
Alternativ bei Betrachtung als zwei einzelne Fahrten zweimal 25 % von 30,90€ / 2 -> 7,76 €.

Unter der kostenpflichtigen Telefonnummer erfuhr ich von einer Sachbearbeiterin, daß das auf Zeit/Tageskarten (nach SH-Tarif) keine Anwendung findet. Da gilt die 1,50 € Regel ab 60 Min und die Mindestgrenze.
Auf meine Frage, wo steht das denn geschrieben, wurde auf die AGBs verwiesen.
Selbst bei Zusammenfassen beider Teilstrecken zu einer Fahrt kämen nur 3 € < 4 € -> 0 € zusammen.

Ich habe verkniffen noch einen schönen Tag gewünscht und was anderes gedacht.

MfG Kai
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#6
Die Sachbearbeiterin kann weder etwas für deinen Fahrtverlauf noch für die Schadensregulierung.
Liebe Grüße
Thomas
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#7
Das ist natürlich zutreffend.
Deshalb habe ich ihr ja auch noch einen schönen Tag gewünscht.
Die Leute, die in die Formulare und sonstigen Veröffentlichungen über Fahrgastrechte und Entschädigungen schöne Versprechen rein schreiben und in die AGBs dann etwas anderes, das die Entschädigungen auf Null reduziert für den "Öffentlichen Nahverkehr" (hier über 200 km Fahrstrecke), erreicht man ja weder per Telefon noch per EMail, um Ihnen den Frust über diese "Verlade" vor zu tragen.  
Durch diese Regelung entfallen für den "Öffentlichen Nahverkehr" sämtliche Entschädigungen wegen Verspätung oder Zugausfall, da die Mindestauszahlgrenze von 4 € nie erreicht wird.

MfG Kai
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#8
(12.03.2022, 22:55)timo schrieb: Ich bin zehn Jahre lang täglich per ÖPNV (überwiegend Regionalbahn) zwischen Gelsenkirchen und Düsseldorf zur Arbeit gependelt und kann Dir so manche haarsträubende Anekdote erzählen.

Sehr schön war auch eine Fahrt zu einem firmenweiten Meeting in Dietzenbach (bei Frankfurt).

Und trotzdem kein Auto? Ich habe es alle paar Jahre mal versucht, wenn der Ärger über den letzten Versuch verraucht war. Irgendwann habe ich es dann nicht mehr versucht. Daher kann ich meine Bahnreisen an einer Hand abzählen...

Liegt aber vielleicht auch bereits am Schulbus damals, sowas prägt. Wink

Viele Grüße
Nils
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#9
(13.04.2022, 16:49)tk141 schrieb: Und trotzdem kein Auto?

Nein. Ich hab' immer mal wieder drüber nachgedacht, aber den Gedanken genau so oft verworfen. Morgens über die A52 vom Ruhrgebiet nach Düsseldorf ist noch schlimmer. Mein Patenonkel selig war ebenfalls Berufspendler zwischen Gelsenkirchen und Düsseldorf, und der ist irgendwann völlig frustriert vom Auto auf den Zug umgestiegen. Und das war in den 1970er oder frühen 1980er Jahren, als die Autobahnen noch deutlich leerer waren als heute. Meine Konsequenz war letztendlich, daß ich umgezogen bin.

Nebenbei: Bis Mitte 2002 habe ich in Bochum auf dem Uni-Gelände gearbeitet, da bin ich (außer bei Schnee und Eis) immer mit dem (125er) Roller gefahren. Das klappte super. Fahrstrecke waren um die 15 km, der größte Teil Stadtverkehr, irgendwann am Ende kam dann ein kleines Stück Autobahn oder Kraftfahrstraße (aber die Sorte, die man auch mit etwas mehr als 100 km/h Höchstgeschwindigkeit bewältigen kann, ohne sich in Lebensgefahr zu bringen). Als die Firma dann übernommen und das Büro nach Düsseldorf verlegt wurde, habe ich einmal (genau einmal) todesmutig das Experiment gewagt, ebenfalls den Roller zu nehmen. Das Wort "Horror" beschreibt es vorsichtig treffend. Smile
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#10
Na, ok, Ruhrgebiet, da steht der Verkehr so oder so... Das ist hier im ländlichen Ostwestfalen halt völlig anders, hier kommt man gar nicht auf die Idee, nicht das Auto zu nehmen. Manche Wege gehen auch mit dem Fahrrad, aber sonst gibt es hier rundrum halt viel Gegend und nichts Nennenswertes, was diese durchfährt. Wink

Viele Grüße
Nils
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#11
ich habe im ersten Jahrzehnt nach Millenium noch ein paar Jahre in einer IT-Bude in Essen Bergerhausen gearbeitet, und musste von Dortmund aus pendeln. Der Weg ging über die A40 und dann noch ein kleines Stück über die A52. Mit dem Auto habe ich zwischen einer und zweieinhalb Stunden gebraucht, mit Bus und Bahn von zuhause bis Büro immer über zwei Stunden. Und wenn ich mal über die Rush Hour hinaus im Büro bleiben musste, fuhr im Gewerbegebiet kein Bus mehr, und ich musste eine halbe Stunde bis zur S-Bahn latschen. Da bin ich dann lieber mal eine Stunde zu einem Kollegen Kaffee trinken gefahren, wenn es auf der Straße zu voll war, als mich mit Bus und Bahn rumzuquälen. Das Auto hat nämlich noch einen großen Vorteil, über den keiner redet - man kann im Stau Musik hören, Kaffee trinken und hat seine Ruhe, während man in Bus und Bahn zur Rush Hour meistens nicht mal einen Sitzplatz bekommt.

Eine Zeit lang haben wir es dann noch mit Fahrgemeinschaften probiert, aber selbst das ist im Projektgeschäft schwierig - Kunden hatten z.B. die dumme Angewohnheit, immer dann anzurufen, wenn man grade Feierabend machen wollte, andauernd saß jemand teils Stunden im Büro rum, weil der Fahrer überraschend doch noch arbeiten musste.

Als das aufkommende Internet in den späten neunzigern erstmals Tele-Arbeit ermöglichte, gab es noch eine Idee zwischen Home Office und Anwesenheit vor Ort, über die heute kaum noch gesprochen wird - dezentrale Büros in Wohnortnähe. Diese haben den Vorteil, dass man einerseits die nötige Mobilität komplett reduziert, und dass man trotzdem zur Arbeit geht, die Trennung zwischen Beruf und Privatleben also erhalten bleibt. Wenn man für alle "Schreibtisch-Arbeiter" solche dezentralen Büroplätze schaffen würde, wäre ein großer Teil der täglichen Völkerwanderung komplett überflüssig, egal, ob mit Auto oder ÖPNV. Aber leider geht die Entwicklung nach wie vor eher in die andere Richtung - dass die Arbeit immer noch aus der Provinz in wenige "Boomtowns" wandert, und die Leute immer weitere Pendelwege in Kauf nehmen müssen.

Gruß Frank
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#12
Hallo!

Heute habe ich mein Auto nach Goslar in die Werkstatt gebracht
(Inspektion, Ölwechsel, TÜV).
Mußte daher mit Öffi zurück nach H fahren. Der Zug war sogar pünktlich.
Bis wir ca. 150m vor dem Hbf in H zum Stillstand gekommen sind. Mehr
als 15min. standen wir davor. Gut, daß ich keinen Anschlußzug bekom-
men mußte.

"Highlight" im Goslarer Bahnhof:

   

   

Gruß
Wolfgang
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#13
Das hatte ich mal in Hamm, ein paar hundert Meter vor dem Bahnhof blieb der Zug einfach für eine halbe Stunde stehen.

Aber der Fernsprecher ist gut - vielleicht ist er sogar noch in Gebrauch!

Viele Grüße
Nils
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#14
(25.04.2022, 11:27)cisumgolana schrieb: Mehr als 15min. standen wir davor.

Das ist von der Zeit her ja noch harmlos, ich hatte in meinem Zugpendler-Leben mehrfach ähnliche Fälle mit einer Stunde und mehr Wartezeit, meist wenn mal wieder jemand auf den Gleisen entleibt (oder es versucht) hatte.

Wenn in solchen Fällen zumindest immer frühzeitig eine Durchsage mit einer Erklärung kommen würde... nicht zu wissen, was los ist und wie es weitergeht, ist immer besonders prickelnd. Sad
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#15
Ich fahre ja auch mal öfter mit der DB. Solche Erlebnisse habe ich aber eher selten. Von sturmbedingten Zugausfällen mal abgesehen.
Einmal gab es einen Oberleitungsschaden, da standen wir 3 1/2 Stunden auf freier Strecke. Nach 2 Stunden fällt dann ja auch die Notbeleuchtung aus.
Das mit dem Signal vor'm Bahnhof hatte ich auch mal; der Zugführer hat aber auf den Knopf für seine Tröte gedrückt, und nicht mehr losgelassen. Wir standen da nicht lange...
Was ich dazu noch anmerken muss: Der Zug ist mit 30 Minuten Verspätung gestartet, und mit 5 Minuten Verspätung angekommen. Bei einer regulären Fahrzeit von 65 Minuten.
Meine bevorzugten Zitate:
"Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher" (Albert Einstein)
"Planung ist das Ersetzen des Zufalls durch den Irrtum" (Mehrere mögliche Quellen, unbekannt)
"Wenn man sein Gewicht halten will, dann muss man auch 'mal essen können, wann man keinen Hunger hat" (unbekannt)
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#16
Gestern war ich mal wieder zwischen Pinneberg und Kiel mit der DB unterwegs, diesmal für nicht bezahlte 9 €, da mein HVV-Abo (Hamburger-Verkehrs-Verbund) als solches zählt.
Es ging recht pünktlich mit dem RE70 nach Kiel um 7:38 Uhr los.
Hätte es allerdings mit dem Probleme gegeben, hätte ich gleich noch ein weiteres gehabt:
Die übliche "Fallback-Position", der RE7 nach Flensburg, dessen hintere Hälfte ab Neumünster nach Kiel fährt, Abfahrt 8 Uhr, "fällt heute aus", zeigte das Abfahrt-Display ohne weitere Begründung an.
Der Zug war allerdings viel voller als sonst (obwohl bislang seit Hamburg-Hauptbahnhof nur in H-Dammtor gehalten) und folglich war es nicht einfach, einen akzeptablen freien Sitzplatz zu finden.
Es ging erst zügig voran. Nach einiger Zeit meldete aber der Zugführer, es gäbe Probleme auf der Strecke, die zu Verzögerungen führen würden und einmal müsse er uU aussteigen um voraus zu "gucken" oder eine Schranke zu betätigen.
Schließlich stellte sich heraus, daß die Strecke nur noch eingleisig befahrbar war, weil irgendwo zwischen Wrist und Brokstedt ein liegen- gebliebener RE70 (Hamburg-Kiel) das rechte Gleis blockierte.
Kurz vor Neumünster gab es dann weiteres Adrenalin-Futter in Form der Ansage, daß dieser Zug seine Fahrt in Neumünster auf Gleis 5 beendet. Fahrgäste nach Kiel werden gebeten, in den wartenden Zug auf Gleis 3 umzusteigen. Der war erfreulich dünn besetzt, man konnte 1,5 m Abstand wahren und die Beine ausstrecken und er fuhr auch tatsächlich 5 Minuten später in die erhoffte Richtung ab. Kiel wurde dann mit etwa 17 Min Verspätung gegenüber dem Fahrplan erreicht.
So weit so schlecht, kann ja mal passieren.
Nachmittags um 16:02 mit dem RE7 zurück. Das ist ein Zug, der normalerweise an den "richtigen" RE7 (Hamburg-Flensburg) in Neumünster hinten angehängt wird.
Diesmal gab es kein Zwischenspiel mit Ganoven-Suche durch die Polizei.
Unruhe entstand erst, als der Zug, statt wie angekündigt in Neumünster einzufahren, ein paar hundert Meter davor auf der Strecke hielt 
und mehr als genug Zeit bot, zu studieren, was da so alles rumsteht.
Als es schließlich weiter ging, erfuhr man, daß dieser Zug wegen eines Defektes leider in Neumünster ausgesetzt werden müsse.
Alle Fahrgäste wurden gebeten, in den bereits wartenden Zug-Teil aus Flensburg umzusteigen.
Der Zug war bereits gut besetzt und wurde nun übervoll. In den Ausgangs/Tür-Bereichen der Waggons standen typisch mehr als 1/2 Dutzend Leute mit mehr oder weniger Gepäck und gelegentlichem Fahrrad.
Der Zugführer entschuldigte sich bei den "Flensburger" Fahrgästen für die eingetretene Verzögerung durch das Warten auf den Kieler Teil, nicht für den mangelhaften Reise-Komfort durch Überfüllung.
Während der Fahrt kamen mehrfach KInder und Frauen durch den Gang auf der Suche nach einer funktionierenden Toilette. Auf diese Weise verteilte sich schließlich die Kunde, daß es im ganzen Zug keine funktionerende gäbe.
Da das Punktlichkeits-Versprechen der Bahn, bzw. das ersatzweise Kompensations-Versprechen im Nahverkehr sowieso zu 0-Erstattung führt, habe ich davon abgesehen, die genaue Verspätung bei der Rückfahrt festzuhalten.

Irgendwann hatte ich aber die Assoziation, daß sich die Transport-Qualität der DB immer mehr den in  der 3-ten Welt herrschenden Standards annähert. Dort nimmt man dergleichen als Facette und "Gewürz" eines Abenteuer-Urlaubs in Kauf.
Hier möchte man dergleichen aber eigentlich nicht erleben.

MfG Kai
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