Gefälschte Bauelemente
#1
Es gibt wohl nichts, was es nicht gibt.

Ich baue jetzt gerade ein Labornetzteil mit einem dieser in China wie Sand am Meer angebotenen "30V/3A" Kits auf. Immer mit handtellergroßer roter Platine; immer irgendwo zwischen 4,- und 10,- Euro per Kit.
Weil da aber immer nur Tütchen mit Platine und Bauelementen verschickt werden, aber nie eine Anleitung, habe ich mal mit der Platinenbezeichnung gegoogelt, um die Position der paar Lötleisten und des Kühlkörpers nachzusehen.
Und da kam ich dann mit der Bildersuche da drauf:

https://www.diyaudio.com/community/threa...ke.362781/

Das scheint wohl ein größeres Problem in der ganzen Szene zu sein.
Hatte man hier auch schon damit zu tun?
Bei einem deutschen Händler zu kaufen, vermindert das Problem sicher marginal, aber schließt es auch nicht aus.

Für mich ist das blöd, weil ich bei einer Fehlfunktion immer von einem fehlerhaften Aufbau ausgehen muß und auch wissensmäßig gar nicht in der Lage bin, einzelne Bauelemente, die in ihrer Komplexität über Widerstände und Kondensatoren hinausgehen, nachzuprüfen.
Jetzt löte ich erst mal alles zusammen und hoffe, daß der Kelch an mir vorbei geht.
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#2
Wo gehandelt wird,
wird auch "geschummelt".
Die Neigung zum Schummeln scheint mit der Entfernung zum Kunden zu zu nehmen.

Eine andere Variante ist der Verkauf von gebrauchten digitalen Speicher-Bausteinen als Neuware.
Wenn man in EPROMs oder Flash-Speicher aber frühere Inhalte findet, die sich uU garnicht löschen lassen, erkennt man, daß man einem Vertriebs-Märchen aufgesessen ist.

Teilweise wird auch getrickst bei der Kostenübernahme einer Rücksendung nach Kaufrücktritt, so daß die Last beim Kunden bleibt (wenn ebay nicht kulant einspringt).

Mancher Händler ist allerdings wohl genauso wenig in der Lage, sein Handelsgut zu überprüfen, weil er nicht mehr davon versteht, als ein unkundiger Bastler. Das ist jetzt nicht als Entschuldigung gemeint, nur als Lagebeschreibung. Jemand, der auf einem Flohmarkt russische Feldstecher verkauft, muß ja auch nix von Optik verstehen.
Mancher China-Händler verkauft sowohl Elektronik als auch Keuschheitsgürtel. Nicht jeder ist auf beiden Gebieten gleich gut "bewandert".

MfG Kai
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#3
mir ist vor einigen Jahren mal ein frisch restaurierter Grundig Verstärker SV140 um die Ohren geflogen. Bei dem sind acht Endtransistoren 2N3055 verbaut, und weil ein paar davon defekt waren, habe ich alle acht erneuert - ich habe kein No Name Zeug gekauft, sondern bei einem seriösen deutschen Händler welche von Freescale, dem Nachfolger von Motorola Semiconductors.

Nachdem sich der Verstärker beim Leistungstest selber zerstört hatte, habe ich von den restlichen Transistoren einen genommen, ihn auf einen Kühlkörper geschraubt und einfach mal den Kollektorstrom hochgejubelt. 15 Ampere sollte er maximal können, bei 2 Ampere hat man sich an dem Teil schon die Finger verbrannt, und bei 4 Ampere war vorbei. Ein alter originaler Motorola von den ausgebauten Teilen wurde bei 4 Ampere grade mal gut handwarm. Der Versender hat sich bei mir entschuldigt, und mir das Geld zurückerstattet, und hat mir am Telefon sein leid geklagt, dass kein Bauteilehändler mehr die Lieferketten zu 100% im Griff haben kann, und dass leider öfter so Dinger passieren. Ich war schon immer so, dass ich alte intakte Bauteile bei Restaurierung erhalte, und nur das austausche, was definitiv defekt ist, nach diesem Erlebnis fühle ich mich zusätzlich bestätigt. Auch bei den Elkos, die ja viele Leute prophylaktisch rauswerfen, ohne sie vorher zu testen, ist neu nicht automatisch besser - wenn ich mir z.B. die Menge an jungen Schaltnetzteilen ansehe, die ich in den letzten ca. zehn Jahren hochgehen sehen habe, und dann überlege, dass fast immer defekte Elkos die Ursache waren, bestätigt das zusätzlich meine Bedenken.

Ein Bekannter von mir hat letztens für das Schaltnetzteil eines DVD-Rekorders Steuer-ICs aus China bestellt, weil es diese Typen nur aus China gibt. Als keins davon funktioniert hat, hat er seine Kontakte genutzt, und eins der ICs in einem Materialforschungsinstitut röntgen lassen. Das Ergebnis war, dass die ICs leere Plastikgehäuse sind, auf die der chinesische Lieferant jeden Typen und jede Marke draufstempelt, die grade gewünscht werden.

Ich habe vier Netzteile dieser Bauart:

https://www.amazon.de/Labornetzger%C3%A4...th=1&psc=1

Die gab es mal vor einigen Jahren für 49,99 im Angebot bei Reichelt, da fange ich nicht mehr an, mit solchen Bauteiletüten zu frickeln, die, selbst wenn sie funktionieren, mit Trafo, Gehäuse und Kleinteilen am Ende auch nicht billiger sind als das Fertiggerät mit 24 Monaten Garantie und Rückgaberecht. Gleiches gilt für den gesamten Chinamüll, ob es Oszi-Bausätze für 30 Euro oder Funktionsgeneratoren für 4,95 Euro sind.

Gruß Frank
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#4
Das mit den Leistungstransistoren ist mir vor Jahren ebenfalls passiert.
Für die Reparatur eines Receivers benötigte ich Germanium Leistungs "Transen" vom Typ AD
"Gurgel" brachte mir zig Anbieter und wie immer, aus der Mitte gegriffen, bestellte ich 10 Stück davon, nicht eine einziger brachte Annährend die geforderten Parameter, mehr noch, alle 10 verhielten sich wie Klein Schalt "Transen". Geld gabs zwar zurück, jedoch auch jede menge Ärger.
Retten konnte ich den Receiver dann noch mit gebrauchten "Transen"
M.f.G.
justus



 Onkyo TX8050; TA2760; Philips N4520;  2x Grundig TS1000; TK19;24;27 ; 2x Pioneer RL1011L; Telefunken M3000;  M3002L;  Uher 4000 Report L; Report 4400; Report Monitor 4200;  Tesla B41; Mikro Seiki DQ44; Heco Victa 601 

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#5
Das mit den gefälschten Transistoren ist leider ein riesen Problem geworden, bei dem man aufpassen sollte. Was man jedoch bedenkenlos aus China/Noname nehmen kann sind Folienkondensatoren und Elkos. Aber Transistoren? Fast alles gefälscht mit deutlich schlechteren Werten als angegeben.
Schnürsenkelband: Teac A3300SX-2T, Revox A77 MK3, Sony TC-366, Grundig TK 3200, Grundig TK 8, Simonetta TB 491
Kassette: Onkyo TA-2870, RFT SK 3000 Hifi
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Lieblings-Bandsorten / Empfehlungen in zufälliger Reihenfolge:
Standardband: Orwo 104, Orwo 106, Orwo 103, Orwo 100, BASF/Agfa PER-528
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#6
Elkos aus China werden auch gefälscht, da wurden schon Mini-Elkos in grösseren Bechern gefunden. Ich kaufe nur Elkos, die von bekannten Herstellern stammen, alles andere ist eine Lotterie.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#7
Also ich hab das ja als "miitelprächtig Elektronikbegabter" nicht im Griff zu sehen was ich bekomme, geschweige denn rauszufinden ob Fake oder nicht (außer nach Einbau).
Kann man denn zB bei Reichelt und Conrad von iO Ware ausgehen ?
Gruß, Kuni
..............................

http://kuni.bplaced.net/
..............................
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#8
@Frank:
" ... ihn auf einen Kühlkörper geschraubt und einfach mal den Kollektorstrom hochgejubelt. 15 Ampere sollte er maximal können, bei 2 Ampere hat man sich an dem Teil schon die Finger verbrannt, und bei 4 Ampere war vorbei. Ein alter originaler Motorola von den ausgebauten Teilen wurde bei 4 Ampere grade mal gut handwarm."

Bei gleichem Leistungsumsatz und gleicher Kühlung müssen sie aber exakt gleich warm werden. Je nachdem wie Du gemessen hast (konstanter-Basis-Strom?) könnte der neuere Transistor auch eine höhere Stromverstärkung gehabt haben, was nicht unbedingt ein Merkmal für schlechtere Qualität sein muss. Die Frage ist, ob es in der Schaltung korrekt arbeitet.

(Ich will damit aber nicht behaupten, dass der kaputtgetestete Transistor gut war!)

Ich meine allerdings auch, dass der Einkauf von solchen Bauteilen direkt aus China halt eine Lotterie ist  - mit allerdings meist geringem Einsatz. Ich habe mal vor längerem ein regelbares Doppel-Netzteil gebaut, ein Klassiker mit dem µA 723, ein Klassiker, war andauernd im Einsatz, und hat lange gehalten. Dann war der 723 kaputt. 10er-Pack aus China, einen eingebaut, lief, nach kurzer Zeit: wieder kaputt. Und der Rest der Schaltung war in Ordnung. Jetzt baue ich demächst so einen regelbaren Step-Down-Regler ein, spart mir dann auch den Kühlkörper hinten auf dem Kasten.

Andrerseits habe ich so auch etliches Zeug gekauft, das völlig einwandfrei schon länger funktioniert.

MfG
Binse
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#9
(18.02.2022, 09:30)eudatux23 schrieb: ... Was man jedoch bedenkenlos aus China/Noname nehmen kann sind Folienkondensatoren und Elkos.

Das nenne ich weit aus dem Fenster gelehnt. Darf ich fragen, worauf du diese Aussage stützt?
Aus welchem Grund sollte deren Kauf nicht auch ein Glücksspiel sein?

Spoiler: Insbesondere was Elkos betrifft, ist das schlicht falsch.

VG Stefan
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#10
Als Hongkong noch Honkong war, habe ich viel Elektronik von dort bekommen, allerdings immer in größeren Stückzahlen und von seriösen Händlern.
Braucht man mal 5 oder auch nur 2 Bauteile, muss man andere Quellen suchen, wie  Kai schon sagte, sind das Händler die so gut wie alles anbieten und sich einen Dreck darum kümmern was sie da verkaufen, wohlwissend, dass die Reklamation und Rücksendung sehr aufwändig und teuer für den Käufer ist.

Hier bei Gearbest, oder TopTom gekauft. 5 Stück, unter 3€/Stück, kaum noch zu bekommen und bei Digi-Key €78.--

LM 338K, natürlich in MIL Ausführung gelabelt, mit den Drähtchen werden normale  ICs gebondet,
[attachment=49201]      [attachment=49202]

bei 1,5 A und 15V war Schluss, 5 A bei 1,24 bis 32 V Ausgang sollen es sein

zum Vergleich ein alter Siemens Typ
[attachment=49203]

Zitat von Kai,,
"Mancher China-Händler verkauft sowohl Elektronik als auch Keuschheitsgürtel. Nicht jeder ist auf beiden Gebieten gleich gut "bewandert".

Wer also gerne beschissen werden will, kauft Elektronik bei den Straps Händlern. Ich habe mittlerweile einen Händler aus Fernost gefunden der nur Elektronik verkauft, ist natürlich teurer, liefert dafür aber keinen Schrott.
Wer es ablehnt aus Fernost zu kaufen,  für den ist das Angebot sehr klein, kommen doch auch bei deutschen Händlern viele Dinge aus China, so auch die Netzteile die Frank erwähnt. Wer da was Europäisches, oder aus USA haben will, muss tief in die Tasche greifen.

Gruß  Peter
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#11
(19.02.2022, 09:16)Vollspurlöschkopf schrieb:
(18.02.2022, 09:30)eudatux23 schrieb: ... Was man jedoch bedenkenlos aus China/Noname nehmen kann sind Folienkondensatoren und Elkos.

Das nenne ich weit aus dem Fenster gelehnt. Darf ich fragen, worauf du diese Aussage stützt?
Aus welchem Grund sollte deren Kauf nicht auch ein Glücksspiel sein?

Spoiler: Insbesondere was Elkos betrifft, ist das schlicht falsch.

VG Stefan

Quatsch, ich kaufe jetzt seit vielen Jahren regelmäßig Noname-Elkos, die allesamt die Werte hatten die drauf standen und nie Probleme machten.
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#12
Peter, vielen Dank für die sehr eindrucksvollen Fotos der 'offenen' LM338!
Das hätte ich so nicht erwartet und ist sehr erschreckend anzusehen, bestätigt aber auch meine Erfahrungen mit in China nachgefertigten Teilen, speziell in TO-3 Gehäusen.

Ich hatte auch schon häufiger den Fall, daß erst der zweite oder dritte ausgetauschte Transistor überhaupt funktionierte, oder unter Last sofort wieder in das Reich der Toten ging.
Auch hatte ich Fälle, wo Verstärkungswerte so stark abwichen, daß es akustisch bemerkbar war.
Nicht nur daß das kaum akzeptabel ist, es verunsichert auch sehr bei Reparaturen. Ich habe schon ein paar mal an mir gezweifelt und den Fehler lange bei mir gesucht, bis ich am Ende gemerkt habe, daß das neue Bauteil einfach mangelhaft ist bzw. nicht das tut, was es eigentlich tun soll.

Meine Sorge ist auch, wie man nun erkennen kann, ob es sich um brauchbare Teile von vertrauenswürdigen Herstellern oder Lieferanten handelt. Die 'Aufschnittmethode' bringt zwar schon einige Klarheit über die Grundkonstruktion, mann muss aber immer ein Testexemplar opfern und kann sich auch nicht wirklich sicher sein, ob der Rest der Charge genau so gebaut wurde.
Und jeden Transistor vor dem Einbau in einer Testschaltung einzeln zu vermessen, ist auch ein sehr aufwendiger Prozess und erfordert auch einiges an Equipment, Wissen & Können.

Auf jeden Fall trübt diese ganze Sache sehr die Freude an Reparaturen und Restaurationen von alten Hifi-Geräten.


Viele Grüße,

Silvio
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#13
(19.02.2022, 11:39)eudatux23 schrieb: Quatsch, ich kaufe jetzt seit vielen Jahren regelmäßig Noname-Elkos, die allesamt die Werte hatten die drauf standen und nie Probleme machten.

Es gibt auch eine Menge Geräte, in denen 50 Jahre alte deutsche Marken-Elkos werkeln, die noch völlig in Ordnung sind. Trotzdem gilt es als schick, diese pauschal gegen Chinaware auszutauschen.

Ich ärgere mich, dass ich mir nie die Mühe gemacht habe, die fast neuen China-Netzteile zu zählen, die nach wenigen Betriebsstunden wegen defekter Kondensatoren abgeflogen sind, oder gar nicht erst ihre Arbeit aufgenommen haben, wie erst neulich bei einem Schnurlos-Telefon für die Fritz Box, wo das Netzteil "out of the box" kaputt war.

Natürlich ist no name nicht zwangsläufig Mist - das Problem ist, dass es kaum noch eine Möglichkeit der Lieferkettenverfolgung und Qualitätssicherung gibt. Wenn ich ein Gerät instandsetze, wäge ich das Risiko ab - Altteile sind halt alt, und oft waren die Materialien noch nicht so hochwertig wie heute, dafür stammen Altteile aus einer Zeit, wo Elektronik noch einen hohen Wert hatte und eine andere Qualitätssicherung durchlaufen sind - und manchmal sind auch alte Materialien hochwertiger als neue - ich denke da z.B. an umweltfreundliche Isoliermaterialien im Vergleich zum guten alten PVC.

Ich für meinen Teil konnte in Jahrzehnten nicht klar erkennen, was zuverlässiger ist - Neuteile halten in der Regel, es gibt aber auch Ausreißer und das Risiko, auf Fake Bauteile reinzufallen. Altteile halten in der Regel auch, aber es gibt auch Ausreißer. Über die Jahre bin ich immer mehr dazu übergegangen, mir die Mühe zu machen, alte Bauteile durchzuchecken statt sie pauschal wegzuwerfen. Und die Praxis gibt mir dabei recht - Katastrophen wie die mit dem hochgegangenen Verstärker sind mir auf jeden Fall mit Altteilen noch nie passiert. Ein Motorola Leistungstransistor, der nicht kaputt ist, und 1970 100 Watt Ptot konnte, der kann das im Jahr 2022 immer noch - was bei Neuteilen absolut nicht selbstverständlich ist. Und das mit den Halbleitern, die von alleine altern, das scheint sich ja bei den Silizium Bauteilen zum Glück nicht zu bewahrheiten. Wenn Silizium Halbleiter kaputtgehen, liegt es meistens an externen Defekten, oder daran, dass die Bauteile lange im thermischen Grenzbereich betrieben wurden.

Gruß Frank
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#14
Bei Chinaware gibt es 3 Qualitätsstufen:
1. Sie wollen, können es im Prinzip, haben aber keinerlei Qualitätskontrolle. Kennt jeder aus dem Baumarkt: Ihr Akkuschrauber geht nicht? Hier haben sie einen neuen. Kassenzettel? Nicht nötig, Sie sind der zehnte ... . Bei Halbleitern heißt das vielleicht, 50% gehen gut, 30% halbwegs, 20% Schrott.
2. Sie wollen, können es aber nicht wirklich, weil wichtiges Know How fehlt. Dann verschieben sich die Prozentzahlen.
3. Offensichtlicher Betrug wie in #10. Das ist schlicht kriminell, denn es kann und wird nie gehen.

Ich würde mir gern - gerade für mein Hobby - wertiges Material leisten. Ist leider nicht so einfach. Um zum Baumarkt zurück zu kommen. Selbst wenn auf dem Akkuschrauber Bosch drauf steht und es KEIN Plagiat ist, ist es inzwischen Schrott, der den Aufpreis zum Noname-Produkt nicht rechtfertigt. Man bekommt schlicht gar nichts mehr, worauf man sich verlassen kann. Die Gier der Aktionäre hat den Qualitätsgedanken völlig ruiniert.
In Rust We Trust!
T e s l a  B 1 1 6 (A.D.),  R E V O X  B 7 7
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#15
sorry, aber das stimmt so nicht.

Egal, ob Akkuschrauber, Fernseher oder Waschmaschine, wenn Du bereit bist, inflationsbereinigt das auszugeben, was die Sachen in den siebzigern ganz normal gekostet haben, landest Du fast überall in der Profi-Liga. Ich hatte es mir vor einigen Jahren mal aus Spaß ausgerechnet - wenn ich heute den realen Gegenwert investieren würde, den meine Eltern 1972 für ihre Quelle Matura Waschmaschine ausgegeben haben, dann könnte ich mir eine Miele kaufen, wie sie in Waschsalons steht.

Für den Gegenwert von dem, was in den siebzigern die Black und Decker Heimwerker Standardausrüstung Bohrmaschine, Stichsäge, Schwingschleifer gekostet hat, kann ich mir heute mit Bosch blau eine halbe Werkstatt einrichten. Und sorry, grade bei den einfacheren Werkzeugen stelle ich eher eine Qualitätsverbesserung als eine Verschlechterung fest, was ich in Anbetracht des Preisverfalls fast absurd finde. Selbst die Parkside Maschinchen vom Lebensmitteldiscounter sind brauchbar und halten viele Jahre durch, was noch vor wenige Jahren unvorstellbar war.

Gruß Frank
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#16
Das am Preis festzumachen, geht aber auch nicht so einfach.
Man kann zwar keine Spitzenqualität zu Ramschpreisen produzieren, aber man kann Ramschware zu Spitzenpreisen vertickern.

Gerade bei den chinesischen Bausätzen, die, wie in meinem Fall
bei hundert anderen Shops zu hundert anderen Preisen bis rauf auf über 16,- Euro angeboten werden, glaube ich nicht daran, daß ich für 16,- Euro was Anderes bekomme als für die 4,-, die ich bezahlt habe.
https://de.aliexpress.com/item/100500196...5c5f7tgVJO

Von daher sind dämlichen Sprüche wie "hättest du mal fünf Euro mehr ausgegeben..." oder "....Geiz ist geil...." einfach genau das: dämlich und ärgerlich, weil sie nur dem Sprücheklopfer zur eigenen moralischen Überhöhung dienen, aber faktisch eben nicht weiterhelfen.

Das Problem ist meiner Meinung nach das globale Wirtschaftssystem, in dem unübersehbar viele Anbieter, sei es Kistenschieber oder Produzenten, ohne renommierte Namen auf dem Markt sind.
Ein Produkt an einem bestimmten Konstrukteur, einer Firma oder einer Region festzumachen, geht heute doch nicht mehr.
Das Zeugs kommt von überall her und die allermeisten Markennamen, die über Generationen erfunden, geforscht und dann Gutes geliefert haben, sind doch nur noch Label, die auf irgendwas draufgepappt werden.
Kann klappen oder nicht......man weiß es nicht.
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#17
das stimmt so pauschal auch nicht, und wenn man mal ein wenig nachdenkt, kommt man schnell dahin, dass man für ein wenig mehr Geld schon auch bessere Sachen bekommen kann.

Ich benutze z.B. für meine Autoschrauberei gerne die Firma Güde für größere Sachen wie Motorkran etc. Die Sachen sind abgesehen von der meist blauen Farbe identisch mit dem NoName Kram von Alibaba, nur habe ich eine deutsche Firma mit eigenem Kundendienst, die 36 Monate Garantie gibt. Die Sachen von Güde kosten immer so ca. ein Drittel mehr als die originale Chinaware, der Support und Ersatzteilversorgung sind es mir Wert. Gleiches gilt für Hebeühnen und die Firma Twinbusch.

Bei den Chinesen kommt noch hinzu, dass gleich aussehende Sachen nicht unbedingt gleich sind. Die Chinesen kopieren nicht nur westliche Produkte, sondern auch sich selber. Ein schönes Beispiel ist die kleine CNC-Fräse 3010. Das Original stammt von der chinesischen Firma Sainsmart, hat da 270 Euro gekostet und war für kleine Anwendungen absolut brauchbar. Wenn man aber heute nach einer CNC Fräse 3010 sucht, findet man haufenweise optisch absolut identische Nachbauten zu Preisen bis runter zu 100 Euro. Die Firma Sainsmart baut die 3010 gar nicht mehr, sondern die etwas größere 3018, aber auch da geht das Geklone schon los. Wenn ich beim Kauf so eines Gerätes mit Deiner Logik "ist ja eh alles das selbe" drangehe, kann ich mich übel auf die Nase legen - bei der Fräse ist mir das selber passiert, die habe ich wieder zurückgeschickt, weil das der letzte Müll war, und erst später habe ich dann durch Zufall erfahren, dass die Dinger von zig verschiedenen Herstellern kommen.

Wenn Du billige Labornetzteile z.B. bei Reichelt kaufst, kommen die eindeutig auch aus China und kosten immer ein paar Euro mehr, aber Du kannst davon ausgehen, dass Reichelt schon aus Eigennutz Qualitätssicherung betreibt, und dass bei Geräten von Reichelt auch CE drin ist, wenn CE draufsteht. Und im Verhältnis zur Leistung sind auch die Reichelt Geräte immer noch lächerlich billig.

Gleiches gilt auch für Elektrowerkzeug von Lidl und Co. - klar sind die Geräte Ableger irgendwelcher chinesischen Produkte, was man z.B. merkt, wenn man passendes Zubehör direkt in China kaufen kann. Aber was meint Ihr, was los wäre, wenn Lidl regelmäßig Geräte verkaufen würde, die nicht EU-konform sind, oder wenn sich an solchem Schrott sogar noch Leute verletzen würden. Ich habe mir angewöhnt, entweder da zu kaufen, wo ich im Zweifelsfall einen Ansprechpartner in Deutschland habe, bei den chinesischen Anbietern etwas genauer hinzusehen, und nach Möglichkeit nur bei Chinesen mit Adresse in der EU zu kaufen, die PayPal oder Amazon Prime als Zahlungsmethode akzeptieren. Auch die haben ein deutlich größeres Interesse, keinen Müll zu verkaufen, als die Alibaba Händler, an die man als Deutscher sowieso nicht rankommt.

Und manchmal funktioniert es trotz Vorsicht nicht - aber auch wenn Du das in Frage stellst, in der Regel sind es die billigsten, mit denen man den meisten Ärger hat.

Gruß Frank
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#18
(19.02.2022, 14:55)DropOut schrieb: Bei Chinaware gibt es 3 Qualitätsstufen:
1. Sie wollen, können es im Prinzip, haben aber keinerlei Qualitätskontrolle. Kennt jeder aus dem Baumarkt: Ihr Akkuschrauber geht nicht? Hier haben sie einen neuen. Kassenzettel? Nicht nötig, Sie sind der zehnte ... . Bei Halbleitern heißt das vielleicht, 50% gehen gut, 30% halbwegs, 20% Schrott.
2. Sie wollen, können es aber nicht wirklich, weil wichtiges Know How fehlt. Dann verschieben sich die Prozentzahlen.
3. Offensichtlicher Betrug wie in #10. Das ist schlicht kriminell, denn es kann und wird nie gehen.

Ich würde mir gern - gerade für mein Hobby - wertiges Material leisten. Ist leider nicht so einfach. Um zum Baumarkt zurück zu kommen. Selbst wenn auf dem Akkuschrauber Bosch drauf steht und es KEIN Plagiat ist, ist es inzwischen Schrott, der den Aufpreis zum Noname-Produkt nicht rechtfertigt. Man bekommt schlicht gar nichts mehr, worauf man sich verlassen kann. Die Gier der Aktionäre hat den Qualitätsgedanken völlig ruiniert.

Ganz so einfach ist das nicht.
Der Beitrag könnte etwas länger werden.
Hintergrund ist, dass ich schon sehr oft beruflich in China war; unsere Firma ist Ausrüster für Premium-Automobil-Hersteller (Audi, BMW, Daimler, Lamborghini, Tesla).
Mehrere Beispiele meinerseits:

2013 hatte ich mir von Bosch-Siemens-Neff-Constructa einen neuen Mikrowellenherd gekauft. Kurz vor Ende der Garantiezeit ist der Hochspannungstrafo abgeraucht.
Kundendienst kam. Lieferzeit neues Gerät: mind. 3 Monate; Lieferzeit Ersatzteil: mind. 3 Monate. Kurz vor meinem Kauf wurde die Produktion der Geräte von Deutschland nach China verlagert. Die Trafos sind gestorben wie die Fliegen. Ich habe dann ein höherwertiges Gerät als Ersatz bekommen; funktioniert bis jetzt.

In der Nähe des FAW-VW-Werks (Audi) in ChangChun  ist ein Hotel, in dem ich öfter untergekommen bin. Der Eigentümer stammt aus Bayern, in der Nähe des Bodensees. Im Erdgeschoß gibt es ein Restaurant, im Stil eines Biergartens. Mit Biertischen, Bierbänken und abgesägtem Maibaum. Und einer kleinen Brauanlage für dunkles und helles Bier. Nach einiger Zeit hat der Eigentümer die Produktion des Biers 2 angelernten Chinesen übertragen. Nach ungefähr 2 Monaten war das Bier nicht mehr genießbar. Die Frage des Eigentümers: "Was habt ihr gemacht?" Die Antwort: "Wir haben den Prozess optimiert".
Nicht dass Chinesen kein Bier brauen könnten, eine der weltweit größten Brauereien ist in TsingTao, und die produzieren hervorragendes Bier.

In Dalian in einem Werk gib es ein 500kVA Notstrom-Aggregat. Mit Starter-Batterien. Auch ein defektes Boden-Reinigungsgerät; mit defekten Batterien; zufälligerweise die gleichen.
Batterien des Notstrom-Aggregats in die Bodenreinigungsmaschine. Der Test: Notstromaggregat startet auch ohne Batterien. Die unerwartete Überraschung beim Stromausfall: Notstromaggregat startet nicht.

Ich habe auch eine langjährige chinesische Freundin (Freundschaft), die einen Chinesen geheiratet hat. (Zu deren Hochzeit war ich eingeladen (Als Brautjungfer, damit ich auch von Anfang an dabei sein konnte)). Ihr Mann arbeitet in Freiburg in einem Architekturbüro. Dort arbeiten nur Chinesen. Und die arbeiten nur für chinesische Auftraggeber. Hintergrund ist, dass Chinesen, die es sich leisten können, lieber in Europa und USA einkaufen, als in China, da die Qualität dann besser sein soll.
Ist das dann auch Fake?

Chinesen haben eine komplett andere Mentalität als wir, aber böse Absichten oder Betrug konnte ich nie erkennen. Wobei ich "Abzocke", die es gegenüber Langnasen auch gibt, nicht als böse Absicht unterstelle. 

Das leere IC ist möglicherweise das Resultat aus Unwissenheit, dass zu einem IC mehr gehört, als ein Plastikgehäuse mit Beinen.
Und der Leistungstransistor könnte auch das Ergebnis einer misslungenen Optimierung sein.

Die selbst unerkannte Unwissenheit ist das größte Problem, aber nicht nur bei uns, sondern auch für die Chinesen selbst.

Zur Qualitätssicherung: Die Automobilisten, für die unsere Firma arbeitet hat dafür deutsche Mitarbeiter in China, dass da kein Unfug getrieben wird.

Grüße
Karl
Meine bevorzugten Zitate:
"Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher" (Albert Einstein)
"Planung ist das Ersetzen des Zufalls durch den Irrtum" (Mehrere mögliche Quellen, unbekannt)
"Wenn man sein Gewicht halten will, dann muss man auch 'mal essen können, wann man keinen Hunger hat" (unbekannt)
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#19
also sorry, das, was Du schreibst, mag ja in vielen Fällen zutreffen, aber die ganzen China-Handelsplattformen verkaufen teilweise Dinge, die so nach Fake und Betrug riechen, dass man da nichts anderes mehr reininterpretieren kann.

Wenn z.B. aktuelle IPhones sehr preiswert angeboten werden, die in Wirklichkeit Android Smartphones auf dem Stand von vor fünf Jahren sind, und in denen statt Kameras Platikdeckel verbaut sind, dann weiß ich nicht, wie man das noch in die Kategorie Unwissenheit oder Mentalität packen soll, beim besten Willen nicht. Ich besitze ein Diagnosegerät für meinen Mercedes, zu dem ein sogenannter Multiplexer gehört. Dieser ist ein komplexes "Relaisgrab", mit dem vor der OBD-Ära die Steuergeräte einzeln angewählt und an eine RS422 Schnittstelle durchgereicht werden. Aus China gibt es solche Multiplexer, sogar mit Aufkleber dabei, der ein originales Mercedes Teil "Made in France" vorgaukelt, und drinnen ist nichts, ein leeres Gehäuse. Gleiches gilt für den Schnittstellenumsetzer von RS422 auf RS232, der dazugehört - ein leeres Gehäuse. Ich bin wirklich jemand, der den Leuten erstmal nichts böses unterstellt und mit Worten wie Abzocke zurückhaltend umgeht, aber hier fällt mir nichts ein, was ich den Lieferanten von solchem Schrott noch zugute halten könnte.

Was ich auch extrem merkwürdig finde, ist die Eigenart chinesischer Lieferanten, einem falsch gelieferte Teile für über 100 Euro lieber zu schenken, als zehn Euro Portokosten auszugeben. Liegen da wirklich solche Margen drin, dass z.B. ein Arbiträrgenerator für 160 Euro die zehn Euro für die Rücksendung nicht mehr wert ist ? Und das war kein Goodwill, der Anbieter hat vor dem "Geschenk" drei Wochen mit mir diskutiert, wollte es aber um keinen Preis der Welt mehr zurückhaben.

Auch vor dem Hintergrund der politischen Entwicklung hoffe ich sehr, dass die EU zu mehr Zusammenhalt findet, und, dass man mal wiederentdeckt, dass wir unsere Gebrauchsgüter nicht nur selber entwickeln, sondern auch selber herstellen können. Einige Zeichen der letzten Wochen geben Anlass zur Hoffnung, dass gerade die Brutalität, mit der sich die Diktatur ausbreitet, für uns ein Segen werden könnte.

Gruß Frank
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#20
(19.02.2022, 17:31)Karl 59 schrieb:
(19.02.2022, 14:55)DropOut schrieb: Bei Chinaware gibt es 3 Qualitätsstufen:
1. Sie wollen, können es im Prinzip, haben aber keinerlei Qualitätskontrolle. Kennt jeder aus dem Baumarkt: Ihr Akkuschrauber geht nicht? Hier haben sie einen neuen. Kassenzettel? Nicht nötig, Sie sind der zehnte ... . Bei Halbleitern heißt das vielleicht, 50% gehen gut, 30% halbwegs, 20% Schrott.
2. Sie wollen, können es aber nicht wirklich, weil wichtiges Know How fehlt. Dann verschieben sich die Prozentzahlen.
3. Offensichtlicher Betrug wie in #10. Das ist schlicht kriminell, denn es kann und wird nie gehen.
...
...
Das leere IC ist möglicherweise das Resultat aus Unwissenheit, dass zu einem IC mehr gehört, als ein Plastikgehäuse mit Beinen.
Und der Leistungstransistor könnte auch das Ergebnis einer misslungenen Optimierung sein.
...
Grüße
Karl
Das ist jetzt aber nicht Dein Ernst, Karl, oder doch?
Ist ja wohl ganz klar der 3. Punkt von DropOut.
Wir hatten mal Optokoppler röntgen lassen, da war einfach nur ein Drahtkreuz drin.
Das Problem ist nicht die fehlende Qualitätssicherung, sondern die Unwilligkeit der chin. Regierung ihren Fakern konsequent das Handwerk zu legen.
VG Jürgen
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#21
"Unwissenheit oder misslungene Optimierung" das ist echt witzig.

China kann High Tech, bei teuren Produkten für Firmen welche die Qualität prüfen können, aber selten bei Massenartikeln, da will nur Kohle gemacht werden.
Jahrelang bin ich auf alle möglichen Messen gefahren, Hannover Messe, Electronica, Productronic usw. Dort waren auch immer viele Chinesen, anfangs aber nicht als Aussteller, sondern als Fotografen. Mit den Jahren wurden auch die Aussteller häufiger, mit vielen Produkten die ein Jahr zuvor fotografiert wurden. Es ist doch Tatsache, dass die auch heute noch alles kopieren, weil das billiger und viel schnelle als Eigenentwicklung ist und somit vielen renommierten Firmen großen Schaden zufügen. Sieht man mal von dem Schaden ab, könnte man als Endverbraucher ja noch mit den Produckten zufrieden sein, wenn die Qualität passte. Dass die Chinesen hier immer noch in großem Stil High Tech Firmen kaufen ist auch ein Witz.

Noch ein Tipp zum Einlauf aus China, viele Produkte haben Bewertungen aber Vorsicht:

Gearbest, TomTop, Alibaba und Co. lassen keine Bewertung zu die weniger als 4 Sterne haben, oder den Händler nicht gut bewerten, die werden einfach ignoriert und nicht veröffentlicht. Eine Ausnahme ist Bangood, dort habe ich einige Produkte mit einem Stern bewerten können, denen ist scheinbar nicht egal was die Lieferanten dort anbieten.
Gruß Peter
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#22
(19.02.2022, 18:33)JUM schrieb:
(19.02.2022, 17:31)Karl 59 schrieb:
(19.02.2022, 14:55)DropOut schrieb: Bei Chinaware gibt es 3 Qualitätsstufen:
1. Sie wollen, können es im Prinzip, haben aber keinerlei Qualitätskontrolle. Kennt jeder aus dem Baumarkt: Ihr Akkuschrauber geht nicht? Hier haben sie einen neuen. Kassenzettel? Nicht nötig, Sie sind der zehnte ... . Bei Halbleitern heißt das vielleicht, 50% gehen gut, 30% halbwegs, 20% Schrott.
2. Sie wollen, können es aber nicht wirklich, weil wichtiges Know How fehlt. Dann verschieben sich die Prozentzahlen.
3. Offensichtlicher Betrug wie in #10. Das ist schlicht kriminell, denn es kann und wird nie gehen.
...
...
Das leere IC ist möglicherweise das Resultat aus Unwissenheit, dass zu einem IC mehr gehört, als ein Plastikgehäuse mit Beinen.
Und der Leistungstransistor könnte auch das Ergebnis einer misslungenen Optimierung sein.
...
Grüße
Karl
Das ist jetzt aber nicht Dein Ernst, Karl, oder doch?
Ist ja wohl ganz klar der 3. Punkt von DropOut.
Wir hatten mal Optokoppler röntgen lassen, da war einfach nur ein Drahtkreuz drin.
Das Problem ist nicht die fehlende Qualitätssicherung, sondern die Unwilligkeit der chin. Regierung ihren Fakern konsequent das Handwerk zu legen.
VG Jürgen

Hallo Jürgen,
das ist schon mein absoluter Ernst.
Die Chinesen sind die größten, die besten und die perfektesten. Warum sollte die Regierung daran was ändern?
Die sind davon wirklich überzeugt; alle anderen Nationen sind Mitläufer oder Idioten
Nebenbei: von Arbeitskollegen weiß ich aus Indien, dass mal versucht wurde ein Notstromaggregat mit leerer Batterie durch Anschieben zum Starten zu 
Bewegen; beim Auto geht das ja auch. Was soll ich sagen: Hat nicht geklappt.
Wir sollten mal unsere Erwartungshaltung deutlich reduzieren

Grüße Karl
Meine bevorzugten Zitate:
"Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher" (Albert Einstein)
"Planung ist das Ersetzen des Zufalls durch den Irrtum" (Mehrere mögliche Quellen, unbekannt)
"Wenn man sein Gewicht halten will, dann muss man auch 'mal essen können, wann man keinen Hunger hat" (unbekannt)
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#23
(19.02.2022, 18:31)nick_riviera schrieb: also sorry, das, was Du schreibst, mag ja in vielen Fällen zutreffen, aber die ganzen China-Handelsplattformen verkaufen teilweise Dinge, die so nach Fake und Betrug riechen, dass man da nichts anderes mehr reininterpretieren kann.

Wenn z.B. aktuelle IPhones sehr preiswert angeboten werden, die in Wirklichkeit Android Smartphones auf dem Stand von vor fünf Jahren sind, und in denen statt Kameras Platikdeckel verbaut sind, dann weiß ich nicht, wie man das noch in die Kategorie Unwissenheit oder Mentalität packen soll, beim besten Willen nicht. Ich besitze ein Diagnosegerät für meinen Mercedes, zu dem ein sogenannter Multiplexer gehört. Dieser ist ein komplexes "Relaisgrab", mit dem vor der OBD-Ära die Steuergeräte einzeln angewählt und an eine RS422 Schnittstelle durchgereicht werden. Aus China gibt es solche Multiplexer, sogar mit Aufkleber dabei, der ein originales Mercedes Teil "Made in France" vorgaukelt, und drinnen ist nichts, ein leeres Gehäuse. Gleiches gilt für den Schnittstellenumsetzer von RS422 auf RS232, der dazugehört - ein leeres Gehäuse. Ich bin wirklich jemand, der den Leuten erstmal nichts böses unterstellt und mit Worten wie Abzocke zurückhaltend umgeht, aber hier fällt mir nichts ein, was ich den Lieferanten von solchem Schrott noch zugute halten könnte.

Was ich auch extrem merkwürdig finde, ist die Eigenart chinesischer Lieferanten, einem falsch gelieferte Teile für über 100 Euro lieber zu schenken, als zehn Euro Portokosten auszugeben. Liegen da wirklich solche Margen drin, dass z.B. ein Arbiträrgenerator für 160 Euro die zehn Euro für die Rücksendung nicht mehr wert ist ? Und das war kein Goodwill, der Anbieter hat vor dem "Geschenk" drei Wochen mit mir diskutiert, wollte es aber um keinen Preis der Welt mehr zurückhaben.

Auch vor dem Hintergrund der politischen Entwicklung hoffe ich sehr, dass die EU zu mehr Zusammenhalt findet, und, dass man mal wiederentdeckt, dass wir unsere Gebrauchsgüter nicht nur selber entwickeln, sondern auch selber herstellen können. Einige Zeichen der letzten Wochen geben Anlass zur Hoffnung, dass gerade die Brutalität, mit der sich die Diktatur ausbreitet, für uns ein Segen werden könnte.

Gruß Frank
Hallo Frank,

was soll ich dazu noch groß sagen. Natürlich hast Du Recht. aus unserer Sicht. Aus chinesischer Sicht ist die Benennung vielleicht anders, aber das Ergebnis der Käufer dann doch wider gleich.
Auf chinesischen Plattformen kaufe ich selten, und kann mich auf Grund meiner chinesischen Freunde auch rückversichern.

Gruß Karl
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#24
"dass man mal wiederentdeckt, dass wir unsere Gebrauchsgüter nicht nur selber entwickeln, sondern auch selber herstellen können"

Das war früher mal ganz ok, aber in der heutigen Zeit wo jeder Hersteller nur auf maximalen Profit bei geringstem eigenen Einsatz - also Auslagerung der Produktion (und evt Forschung) ins Ausland - bedacht ist, wird sich das leider nicht so entwickeln.

Die Zeiten sind vorbei.

Gruß Dietmar
Fostex R8; REVOX B77; Uher 4200 Report IC, Uher 4000 L, Tesla B115; Tesla B90; Technics RS AZ7; Mirano Echo Chamber T-4;
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#25
Das ist auch so ein Pauschalvorwurf, der überwiegend nicht stimmt.
Ein Unternehmer folgt immer den Gesetzmäßigkeiten, die er vorfindet.
Eine Firma funktioniert nicht mit dem bloßen Wunsch, Gewinn zu machen.
Da braucht man die entsprechenden Rahmenbedingungen von unternehmerischen Freiräumen und Kostenstrukturen bei Immobilien, Logistik und Manpower.
Ohne das ist der Laden in ein paar Monaten zu und man selbst in Privatinsolvenz.

Wenn hier die Abwanderung in Billiglohnländer beklagt wird, sollte man sich ernsthaft überlegen, welche Parteien man selbst in den letzten Jahrzehnten so in diesem Land gewählt hat und welche Kostenstrukturen aus deren planlosem Handeln resultieren.
Da liegt der Hase im Pfeffer und das war auch für jeden Unternehmer abzusehen.
Aber das sagt hier keiner mehr freiwillig laut.

Allerdings wird mir das aber jetzt zu allgemeinpolitisch.
Mir ging es mehr um die Tatsache, daß selbst geringwertige Bauteile, wie die in den Allerweltsbausätzen, mittlerweile vom Plagiatsproblem betroffen sind.
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#26
@ Dietmar:
"...aber in der heutigen Zeit wo jeder Hersteller nur auf maximalen Profit bei geringstem eigenen Einsatz - also Auslagerung der Produktion..."
Das klingt so nach Ausbeuter und Aasgeier. Tatsache ist, wir haben in Deutschtland mit die höchsten Produktionskosten der Welt. Würden die üblichen Konsumartikel, sei es Elektronik, Bekleidung oder sonstwas, alle hier bei uns produziert, wie es in den siebziger Jahren noch üblich war, wären sie kaum bezahlbar. Dann kostete die Bosch-Borhmaschine einfacher Ausführung eben nicht mehr 79 Euro, wie heute üblich, sondern 300. Und die Waschmaschine statt 500 eher 1800 Euro, also Preise, wie sie vor 50 Jahen - inflationsbereinigt! - üblich und auch akzeptiert waren (was blieb einem damals anderes übrig). Da diese Produkte mit der billigen Importware in einem Regal ständen, wären sie chancenlos.

@ eudatux (Post '11)
"Quatsch, ich kaufe jetzt seit vielen Jahren regelmäßig Noname-Elkos, die allesamt die Werte hatten die drauf standen und nie Probleme machten."

Erstens, "Quatsch" ist eine Unhöflichkeit die ich mir verbitte. Zweitens, mit deinem Argument schießt du dich selber ins Aus. Du hast schon mehrmals mit Noname-Produkten über "viele Jahre" (wieviel sind denn viel? fünf?) gute Erfahrung gemacht. Das ist für dich also der Beweis dass nicht nur ich, sondern alle Fachleute (Servicetechniker, Ingenieure, Entwickler...) weltweit Idioten sind, die "Quatsch" erzählen, ja? Weil du als Hobbybastler ein paarmal Glück gehabt hast beim Kauf?
Tja, bei einer solchen Argumentation bin ich machtlos.

@ Frank, Post #13

"Es gibt auch eine Menge Geräte, in denen 50 Jahre alte deutsche Marken-Elkos werkeln, die noch völlig in Ordnung sind."
Stimmt. Und wer den Durchblick hat, also entsprechende Erfahrung, wechselt nur jene Elkotypen die als anfällig im hohen Alter bekannt sind. Sofern er das Gerät regelmäßig nutzt und er es daher möglichst zuverlässig haben will. Pauschales Wechseln ALLER Elkos macht nur in wenigen Fällen Sinn. Aber die Fälle gibt es.
"Trotzdem gilt es als schick, diese pauschal gegen Chinaware auszutauschen." Schön gesagt. Als "schick" gilt es bei all denen, die keine oder zuwenig Fachknntnis haben, und versuchen, die fehlende Kenntnis durch fleißige Lötarbeiten zu ersetzen. Was gutgehen kann, aber nicht muss.
"Ein Motorola Leistungstransistor, der nicht kaputt ist, und 1970 100 Watt Ptot konnte, der kann das im Jahr 2022 immer noch" Volle Zustimmung. Deswegen wechselt auch kein Techniker der noch ganz bei Trost ist, originale Halbleiter ohne Grund gegen neue aus.
Insgesamt ist dein Vorgehen - austauschen, aber mit Bedacht - die richtige Herangehensweise. Wobei man nicht alle Teile testen muss. Beispiel a) Es gibt bestimmte Elko-Typen, die man wirklich nicht testen muss, weil sie immer fehlerhaft sind bzw im hohen Alter größte Ausfallraten haben. b) Spezialfälle wie Tantal-Elkos. Die messen sich fast immer sehr gut, neigen aber im hohen Alter zu Kurzschlüssen. Die Wahrscheinlichkeit dass das passiert ist nicht besonders hoch, dennoch sollte man sie erneuern, wenn bei einem Defekt seltene, wertvolle Teile in Gefahr sind. Beispiel: Du ärgerst dir ein Loch in den Bauch, wenn bei einer Revox A700 eines der raren ICs in der Laufwerksteuerung stirbt, nur weil einer der Tantalelkos, Wert 20 Cent, Schluss kriegt.

VG Stefan
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#27
hi Stefan, der Witz ist ja, dass sowohl Waschmaschinen wie auch Bosch Bohrmaschinen noch zu großen Teilen in der EU hergestellt werden, trotz der hohen Lohnkosten und des Preisverfalls sogar mit Gewinn. Ich habe hier z.B. eine IKEA/Electrolux Spülmaschine, die 350 Euro gekostet hat, die aus dem ehemaligen AEG-Werk in Rothenburg kommt, und für die es nach zehn Jahren noch Ersatzteile gegeben hat.

Und wenn Du bei Elektrogeräten die Preise von 1975 ansetzt, und die inflationsbereinigt nach oben rechnest, kommst Du fast immer zu dem Ergebnis, dass man für das, was 1975 Allerweltsware gekostet hat, heute High End bekommt. Und bei den billigen Sachen wie den grünen Bosch Geräten kann ich nicht über einen Qualitätsverfall jammern, sondern bin eher positiv erstaunt, dass man für solche Preise brauchbare Werkzeuge herstellen kann, die dann noch eine ganze Weile durchhalten. Gerade bei den Elektrowerkzeugen habe ich das Gefühl, dass die Qualität im Billigsegment in den letzten 20 Jahren Quantensprünge nach oben gemacht hat.

Zu der teilweisen Rückkehr der Gebrauchsgüter-Produktion: Dass das Gebaren von China und Russland, und die Erfahrungen in Zusammenhang mit Corona zu Anstrengungen führen, sich wieder unabhängiger zu machen, das ist doch nur eine logische Konsequenz - genau wie steigende Rohstoffpreise schneller zu einem allgemeinen Umdenken führen werden wie alle politischen Anstrengungen zusammen. Dass sich da ein Trend abzeichnet, kann man u.a. hier sehen:

https://www.pinsentmasons.com/de-de/out-...powerhouse

https://www.aktiv-online.de/news/c-a-lae...igen-16528

Letztere Nachricht finde ich deshalb so erwähnenswert, weil es ausgerechnet ein Discounter und keine Edelmarke ist, der hier eine Trendwende versucht.


Zum Ärger über gefakte Bauelemente noch eine Bemerkung: China hat ein ganz großes Problem, das aber scheinbar von der Regierung übersehen oder sogar gewollt wird - es gibt quasi keinen durchsetzbaren Produktschutz. Wenn irgendein Hersteller etwas baut, sei es eine Netzteilplatine oder ein CO2 Laser, und sich zeigt, dass sich das Zeug verkaufen lässt, sind sofort zig Firmen da, die das Produkt kopieren und die Preise nach unten treiben. Für den Käufer in Deutschland sieht das dann so aus, als ob alles das gleiche wäre, in Wirklichkeit sitzen da aber zig Hersteller dahinter und die Qualitätsspanne ist riesig. So lange es nur um harmloses Hobby-Gefrickel geht, ist das vielleicht noch tolerabel, wenn aber z.B. bei einem 40 Watt Lasercutter aus Kostengründen die Schutzeinrichtungen weggelassen werden und eine Schutzbrille beiliegt, an der der einzige Schutz der gefälschte CE-Aufdruck ist, dann hört der Spaß auf. Noch schlimmer ist, dass auch die Industrie von den Fake Halbleitern betroffen ist, und teilweise eine aufwändige eigene Qualitätskontrolle betreiben muss. Das ist ein ernsthaftes Problem, und wenn China nicht dahinterkommt, dass man sich an internationale Gepflogenheiten halten muss, wenn man vollwertig mit dabei sein will, dann enden die irgendwann wieder da, wo sie unter Mao schonmal waren, nur mit einer höher entwickelten Industrie. Auch wenn das, was im Moment aus China und Russland kommt, sehr bedrohlich anmutet, glaube ich, dass es für die EU eher positive Effekte hat. Vielleicht finden wir ja mal wieder zu uns, es wäre schön.

Gruß Frank
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#28
(21.02.2022, 11:25)nick_riviera schrieb: der Witz ist ja, dass sowohl Waschmaschinen wie auch Bosch Bohrmaschinen noch zu großen Teilen in der EU hergestellt werden, trotz der hohen Lohnkosten und des Preisverfalls sogar mit Gewinn.

es gibt quasi keinen durchsetzbaren Produktschutz
Hallo Frank,

jetzt wird's ja doch wieder politisch.

zu 1: Das ist möglich durch den hohen Automatisierungsgrad, den wir bei uns haben. Ohne den würden wir auch keine Autos mehr bauen. In den Billig-Lohn-Ländern wird lediglich das automatisiert, was für die Qualität absolut erforderlich ist. Wobei es dann aber auch wieder Mischungen gibt. Ich bin Automatisierer, überwiegend in der Automobilindustrie. Fahrzeuge mit relativ hohem Lohnanteil werden dann in "Mittel-Lohn-Ländern" produziert. Z.B. Q7, Tuareg und Cayenne auf dem gleichen Band bei Skoda in Bratislava. Wobei ich beim Cayenne mir nicht ganz sicher bin, ob das im weiteren Sinne ein "Fake" ist, da Karosse und Fahrgestell getrennt nach Deutschland transportiert werden, und die "Hochzeit" mit den 12 letzten Schrauben in Deutschland stattfindet, damit im Fahrzeugbrief dann auch Deutschland als Herstellungsland angegeben werden kann.

zu 2: Frage mal einen Chinesen zu dem Thema. Seide, Papier, Porzellan. Wer hat's erfunden? Wer hat's im großen Stil kopiert? Das ist eingebrannt, und rechtfertigt jegliches Plagiat. Auch wenn die Regierung wollen würde, es wäre nicht durchsetzbar. Wenn keiner mitmacht endet selbst deren Macht.

Noch was zu eigentlichen Thema. Ich vermute dass ein Großteil der gefälschten Bauelemente von Klein- und Kleinstbetrieben stammt. Da hat jemand eine Idee zum reich werden, das Geld dazu kommt von der Bank. Der Großteil dieser Betriebe hat aber eine relativ kurze Lebensdauer. Was aber nicht verhindert, dass ein anderer eine ähnliche Idee hat.

VG Karl

Edit: Was ich noch erwähnen sollte: In China gibt es keine gesetzliche Krankenversicherung, die Grundversorgung ist miserabel, und verhindert nur das Sterben. Bildung ist extrem teuer; die Grundbildung reicht nur für das absolut Notwendige. Für einen normalen Arbeiter ist weder das eine noch das andere möglich zu verbessern.

Edit 2, zum ersten Punkt. Natürlich können auch wir mithalten, und wie. Ich bin SPS-Programmierer. Überwiegend programmiere ich auf Grund der Notwendigkeiten Steuerungen von Siemens. Entwicklung in Nürnberg. Weltmarktanteil ca. 36 %. Und dann erst mal ganz lang gar nichts. Steuerungen für u. A. Kernkraftwerke, Kraftwerke, Züge, Ampeln, Uran-Zentrifugen im Iran. Und vieles vieles mehr. Made in Nürnberg. Wenn sich jemand mal die Dimensionen in dem Bereich ansehen möchte, empfehle ich die "Automation-Messe" in Nürnberg. Das ist an sich die Automation-Messe weltweit, da sind alle vertreten. Im Gegensatz zu allen anderen Ausstellern mit einzelnen unterschiedlich großen Parzellen hat Siemens da eine komplette Messehalle. Nicht irgendeine; die größte, die es auf dem Gelände gibt.
Meine bevorzugten Zitate:
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#29
hallo Karl 59,

ich war in meinem ersten Berufsleben auch SPS Programmierer, das ist allerdings schon 25 Jahre her, bei der AEG, die damals noch existiert hat. Wir haben Anlagen im Wasserbau wie Schleusen und Hebewerke sowie Stahl-/Walzwerkstechnik gebaut. Siemens hat uns damals zwei von drei Aufträgen weggeschnappt, und mehrmals mussten wir SPSsen von Siemens zukaufen, obwohl wir selber welche gebaut haben.

Aber zum Thema zurück - dass es Gründe gibt, wieso Chinesen sowas machen, das ist mir schon klar. Das ändert aber nichts daran, dass dadurch verhindert wird, dass China aus der Billig-Falle herauskommt. Wir Deutschen haben auch einige Dinge, die eigentlich zu unserer Kultur gehören, die man aber nicht einfach laufen lassen kann, weil wir uns damit selber schaden würden. Mir fehlt ehrlich gesagt der Glaube, dass ein Staat, der als Synonym für totale Kontrolle gilt, die Dinge einfach laufen lässt, die ihn in der Position des nicht vertrauenswürdigen Billigproduzenten festhält. Oder ist es vielleicht so, dass wir Deutschen wieder mal ein Land höher einschätzen, als es tatsächlich dasteht ? Ich bin wirklich kein Angehöriger der "früher war alles besser"-Liga, aber den Bauteilehandel aus der guten alten Zeit, den würde ich mir schon zurückwünschen, wo man in dicken Katalogen blättern konnte, es zu jedem Bauteil ein Datenblatt gab, und die Daten dann auch garantiert eingehalten wurden.

Kann man die Messe in Nürnberg auch als private Einzelperson besuchen, oder ist das eine reine Fachmesse ? Interessieren würde mich das schon, alleine, um zu sehen, wie Automatisierungstechnik heute funktioniert.

Gruß Frank
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#30
Hallo Frank,

"mussten wir SPSsen von Siemens zukaufen, obwohl wir selber welche gebaut haben."

Das habe ich auch schon umgekehrt gesehen, AEG SPS im Siemens Schaltschrank.

"Oder ist es vielleicht so, dass wir Deutschen wieder mal ein Land höher einschätzen, als es tatsächlich dasteht ?"

Vermutlich. Jetzt komme ich halt nochmal mit Beispielen. In der BMW-Lackiererei in Shenyang arbeiten mehrere hundert Mitarbeiter, aber es gibt nur einen einzigen unter den Instandhaltern, der auch Ahnung hat, und weiß was er tut. Er hält die Produktion am Laufen.
Mit einem Linde-Mitarbeiter war ich in Dalian zur Inbetriebnahme eines Lötofens. Da wurden bei einer Besprechung diverse Funktionen erklärt. Unter anderem, dass bei den Diffusions-Vakuumpumpen regelmäßig das Öl gewechselt werden muss; mit dem Nachsatz: so wie beim Auto halt auch. Erstaunte Gesichter in der Runde. Wie? Ölwechsel beim Auto? Da waren Ingenieure mit dabei. Ich wüsste nicht, wie man China beschreiben kann, um es zu verstehen. Man muss es gesehen und erlebt haben. Am besten mit einem Geschäftsvisum, dann kann man sich im ganzen Land frei bewegen. Ein letztes noch. Wenn man es mal mit dem Taxi sehr eilig hat, kostet das dann ein bisschen mehr. Für den Fall hat aber auch der Taxifahrer ein paar Sätze gefälschte Nummernschilder im Kofferraum, von denen dann einer angebracht wird.

"Kann man die Messe in Nürnberg auch als private Einzelperson besuchen, oder ist das eine reine Fachmesse ? Interessieren würde mich das schon, alleine, um zu sehen, wie Automatisierungstechnik heute funktioniert."

Es ist zwar eine Fachmesse, aber für den Veranstalter nicht nachvollziehbar, wer privat oder beruflich die Messe besucht. Die Eintrittskarten sind nicht gerade billig, aber die Aussteller sehr großzügig bei kostenlosen Eintrittskarten. Meist hatte ich schon ohne Anforderung mehrere, da könnte ich 'was organisieren. Letztes Jahr war es etwas schwieriger, die Besucheranzahl war täglich limitiert, da brauchte man einen Einladungs-Code eines Ausstellers, mit dem konnte man dann nach Online-Registrierung beim Veranstalter eine persönliche Eintrittskarte herunterladen. Letztendlich wurde die Messe dann aber 3 Tage vor Beginn abgesagt.
Die nächste Messe:
https://sps.mesago.com/nuernberg/de.html

Gruß Karl
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"Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher" (Albert Einstein)
"Planung ist das Ersetzen des Zufalls durch den Irrtum" (Mehrere mögliche Quellen, unbekannt)
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