Bänder in Stahlblechkisten aufbewahren?
#1
Hallo Gemeinde,

Wären alte Munitionskisten aus Stahlblech geeignet, um Bänder aufzubewahren oder holt man sich damit magnetische Felder ins Haus, die den Bänder nicht gut tun würden?

Gruß,
Oliver
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#2
Stahlblech sollte man auf jeden Fall erstmal entmagnetisieren, man weiß ja nicht, was vorher in den Kisten drin war oder wo sie herkommen.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#3
(08.02.2022, 22:13)bitbrain2101 schrieb: Stahlblech sollte man auf jeden Fall erstmal entmagnetisieren, [...]

Mit so einem Entmagnetisierer? Und dann die ganze Kiste auf- und abfahren?
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#4
Eine Entmagnetisierdrossel für Tonköpfe wird das nur schwer schaffen.
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#5
Hmm, womit ginge es ansonsten? Außer die Kiste vielleicht in ein Lagerfeuer zu legen?
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#6
Im Lagerfeuer müsste die Kiste auf die Curie-Temperatur des Stahlblechs erwärmt werden, damit die Magnetisierung verschwindet.
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#7
Also eher keine geeignete Aufbewahrungsmethode?
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#8
Nee, nicht wirklich. Die Kisten könnten ja trotz Spezialbehandlung später wieder eine Magnetisierung bekommen. Das müsste man erstmal irgendwie testen, mir wäre die Sache zu unsicher. Vielleicht reicht es auch, die Wände innen zu verkleiden, um die Tapes auf Abstand zu halten, aber dann passt nicht mehr soviel rein.
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#9
Ein alter Netztrafo mit E-I Kern geht dazu wunderbar . Man entfernt den I Kern sodass der Trafo eine offene Seite hat ,
schließt an Netzspannung an und kann entmagnetisieren .
Mache ich selbst bei Bändern die früher mit 2 Spurtechnik aufgenommen waren und mit 4 Spur weiterverwendet
werden sollen ,

Kann sein das der Trafo etwas warm dabei wird ist aber nicht schlimm .

MfG charly-7 Smile
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#10
(09.02.2022, 11:25)charly-7 schrieb: Ein alter Netztrafo mit E-I Kern geht dazu wunderbar.

Bitte dabei nicht vergessen, dass dispergierte Magnetbandschichten einen Volumenfüllfaktor von maximal um 40 % haben, und die Schicht nur etwa 1/3... 2/3 der Gesamtdicke des Bandes ausmacht.

Bei Reineisen wird man es also durchschnittlich mit etwa fünffach magnetischen Kräften zu tun bekommen, die so stark werden können, dass man Drossel und Kiste nicht mehr voneinander trennen kann. Da hilft dann nur noch ein genügend starker Stelltransformator.

Mich würde nebenbei interessieren, weswegen Bänder in Munitionskisten aufbewahrt werden sollen. Ich habe noch nie etwas davon gehört.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
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(Konrad Adenauer)
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#11
Rein aus dem Bauch heraus behaupte ich mal, die Magnetfelder in einem Konsumer-Tonbandgerät aufgrund des Netztrafos und der Motore sind größer als die von den Wänden einer Stahblechkiste.
Man sollte allerdings nicht auf die Idee kommen, in der Stahlblechkiste mit Hilfe einer LED-Lampe aus dem Baumarkt nach Bändern zu suchen. Einige von denen haben nämlich auf der Rückseite eine sehr praktische Pille von etwa dem Durchmesser eines Cents, mit dem man die Lampe an der nächsten Blechwand "anheften" kann. Die Pille ist ein "Super-Magnet".

MfG Kai
Nachtrag zur Verwendung von EI-Kern Netz-Trafos ohne das I-Teil: Die Induktivität der Primär/Netz-Wicklung ist dann viel kleiner als mit dem I-Teil. Folglich fließt ein sehr viel höherer Strom. So ein Teil ist dann möglicherweise nicht mehr Dauerbetrieb-fähig.
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#12
Wenn, dann würde ich eher einen magnetisch neutralen Kasten nehmen und den mit MU-Metallfolie ausschlagen.

Ich habe ein paar Weißblechkisten. Da habe ich mal meine kleine Drossel dran gehalten, von innen einen Schraubendreher, der vibrierte, als ich beides auf einige Millimeter jeweils von der Blechwand entfert hielt. Bringt also nicht wirklich was gegen Magnetfelder.
Gruß André
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#13
(09.02.2022, 17:17)Peter Ruhrberg schrieb: [...]
Mich würde nebenbei interessieren, weswegen Bänder in Munitionskisten aufbewahrt werden sollen. Ich habe noch nie etwas davon gehört.
[...]
Mometan stehen bei mir einige Spulen ohne Karton im Schrank und rollen hin und her.
Und für den Preis von 2 bis 3 Kartons könnte ich o.g. Kisten bekommen, in welchen gut 6 bis 7 Spulen unterzubringen wären.

Gruß,
Oliver
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#14
(09.02.2022, 20:15)Captn Difool schrieb: Wenn, dann würde ich eher einen magnetisch neutralen Kasten nehmen und den mit MU-Metallfolie ausschlagen.

Falls es um die Abschirmung gegen magnetische Felder gehen sollte, reicht es schlicht aus, Bandmaterial von magnetischen Feldern fernzuhalten.

Dazu Belger & Schiesser in Winckels „Technik der Magnetspeicher“ 1978 S. 206:

Unbeabsichtigte Löschung oder Anlöschung setzt Feldstärken von einigen Oerstedt voraus. Daher sind Einwirkungen des Erdfeldes (0,2 Oe), von Mehrleiterkabeln (bei 3 X 50 A 0,1 Oe in unmittelbarer Nähe) oder Antennen von Großsendern (0,35 Oe bei 10 V/m Feldstärke) ausgeschlossen, Blitzeinschläge von 20 kA in 50 m Entfernung (10 Oe) gerade merklich. Aber die Wirkung kleiner Permanentmagnete wie in Entmagnetisierungsvorrichtungen, Lautsprechersystemen, magnetischen Hafteinrichtungen oder Kinderspielzeug enthalten, in unmittelbarer Nähe (1 000 Oe) kann die Aufzeichnung völlig zerstören. Haarrisse in Tonrollen mit nur schwacher remanenter Magnetisierung oder im Falle eines Erdschlusses über einem Bandkarton liegende Zuleitungen eines Haushaltsgerätes können eine periodische Störaufzeichnung hervorrufen. Schwache Gleichfelder von einigen Oe erhöhen das Rauschen, schwache Wechselfelder begünstigen das Kopieren der Magnetisierung der Nachbarwindungen.

(09.02.2022, 20:15)Captn Difool schrieb: Ich habe ein paar Weißblechkisten. … Bringt also nicht wirklich was gegen Magnetfelder.

Nur gegen den elektrischen Teil eines elektromagnetischen Feldes. Dazu wiederum würde allerdings auch Alufolie reichen.



(09.02.2022, 22:18)omue schrieb: Momentan stehen bei mir einige Spulen ohne Karton im Schrank und rollen hin und her.
Und für den Preis von 2 bis 3 Kartons könnte ich o.g. Kisten bekommen, in welchen gut 6 bis 7 Spulen unterzubringen wären.

Das ist natürlich was anderes, da sehe ich kein wirkliches Problem. Halte einen magnetisierbaren Schraubendreher an die Gehäuse, und wenn da keine fühlbaren Kräfte auftreten, ist auch ein hochkoerzitives Band sicher. Im Zweifelsfalle einfach eine ältere Bandtype mit einer hochfrequenten Aufzeichnung hineinlegen und schauen, ob sich der Pegel verringert oder das Rauschen vergrößert hat.

Es hat sich nebenbei als günstig erwiesen, wenn Magnetbänder nicht von der Umwelt hermetisch abgeschlossen gelagert werden, ihre eigenen Ausdünstungen können sie frühzeitig zerstören. Ich habe noch nie Waffenkisten in natura gesehen; falls sie luftdicht verschlossen sein sollten, müsste es ausreichen, die Dichtungen zu entfernen.

Peter
Grüße
Peter


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#15
(09.02.2022, 22:28)Peter Ruhrberg schrieb: [...]
Es hat sich nebenbei als günstig erwiesen, wenn Magnetbänder nicht von der Umwelt hermetisch abgeschlossen gelagert werden, ihre eigenen Ausdünstungen können sie frühzeitig zerstören. [...]

Aha, dann sollte ich also meine paar Bänder, die im Karton gelagert sind aus ihrer Plastikhülle befreien, damit sie "atmen" können?

Gruß,
Oliver
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#16
Dazu hätte ich auch eine Idee,

fahre mit den Kisten, aber ohne Bänder drin, in die Gegend von Rügen, da gibt/gab es eine Entmagnetisierungsstation für Schiffe der ehemaligen NVA, die kann sicher nochmal in Betrieb genommen werden. Bin 2013 da drüber geflogen und hab lange gebraucht bis ich den Zweck dieser Einrichtung erfahren habe.

[attachment=48904]

Koordinaten sind vorhanden,   Smile
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#17
(10.02.2022, 00:18)pkm schrieb: Dazu hätte ich auch eine Idee,

fahre mit den Kisten, aber ohne Bänder drin, in die Gegend von Rügen, da gibt/gab es eine Entmagnetisierungsstation für Schiffe der ehemaligen NVA, die kann sicher nochmal in Betrieb genommen werden. Bin 2013 da drüber geflogen und hab lange gebraucht bis ich den Zweck dieser Einrichtung erfahren habe.



Koordinaten sind vorhanden,   Smile

Die Lösung kann so einfach sein! Alternativ mit Bändern die man eh löschen wollte kurz spontan vorbei schauen, ist ja gleich ums Eck.
Schnürsenkelband: Teac A3300SX-2T, Revox A77 MK3, Sony TC-366, Grundig TK 3200, Grundig TK 8, Simonetta TB 491
Kassette: Onkyo TA-2870, RFT SK 3000 Hifi
--
Lieblings-Bandsorten / Empfehlungen in zufälliger Reihenfolge:
Standardband: Orwo 104, Orwo 106, Orwo 103, Orwo 100, BASF/Agfa PER-528
Langspielband: Orwo 113, BASF/Agfa PER-368, LPR-35, BASF PES-40, BASF LGS-35, Agfa PE-31/PE-36/PE-39
Doppelspielband: Orwo 120, BASF LGS-26, Agfa PE-41/PE-46/PE-49, Grundig GD15
Dreifachspielband: Orwo 130
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#18
(09.02.2022, 22:45)omue schrieb: Aha, dann sollte ich also meine paar Bänder, die im Karton gelagert sind aus ihrer Plastikhülle befreien, damit sie "atmen" können?

Es reicht, sie auf etwa Wickelgröße (oder etwas größer zurechtzuschneiden), vorausgesetzt die Lagerbedingungen entsprechen dem Artikel (im Anhang) von Dr. Andreas Merkel, Leiter des Technischen Services der Anwendungstechnik Magnetband bei Agfa-Gevaert bis 1987.

(Die dortige Forderung nach möglichst luftdichter Aufbewahrung hat sich übrigens später als unnötig, in manchen Fällen sogar als falsch herausgestellt. Bandkartons sind unproblematisch, solange sie imprägniert und säurefrei sind.)

Werner Singhoff (u.a. langjähriger Leiter bei Agfa-Gevaert Anwendungstechnik Magnetbandprodukte, internationaler Vertrieb und Qualitätssicherung, von 1991-1996 bei BASF Magnetics wiederum Leiter der Anwendungstechnik) hat sich ebenfalls zur Frage der Langzeitlagerung geäußert, siehe weitere Anhänge.

Grüße
Peter


Angehängte Dateien
.pdf   Andreas Merkel, Agfa - Lagerung von Magnetbändern.pdf (Größe: 569.63 KB / Downloads: 26)
.pdf   Werner Singhoff - Langzeitstabilität der Aufzeichnung auf Magnetband (1995).pdf (Größe: 2.87 MB / Downloads: 21)
.pdf   Werner Singhoff - Langzeitstabilität der Bild- und Tonaufzeichnung auf Magnetband (1995).pdf (Größe: 107.65 KB / Downloads: 15)
.pdf   Werner Singhoff - Sachgerechte Langzeitlagerung von Analog- und Digitalbändern (c 992).pdf (Größe: 113.23 KB / Downloads: 24)
Grüße
Peter


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#19
Hallo Peter,
und  schon wieder kracht es auf der Festplatte.
Wenn das so weitergeht mit Deinen Beiträgen, komme ich nicht mehr ins Bett, obwohl die Bettkarte schon lange gestempelt ist.
Aber das muß noch in den Kasten.
Vielen Dank auch hier
und viele Grüße
Manfred
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#20
Vielen Dank für den zwiefachen Blumenstrauß, aber mir will sich nun mal einfach nicht erschließen, weswegen die Ergebnisse jahrzehntelanger, intensivster Forschung in einem mehr oder weniger historisch gewordenen Forschungsgebiet der Nachwelt vorenthalten bleiben sollten Angel

Magnetische Grüße
Peter
Grüße
Peter


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