Dual CS 630Q: Anfängerfragen
#1
Hallo,

ein freundlicher Mensch hat mir kürzlich einen Plattenspieler vom Typ Dual CS 630Q überlassen. Das Gerät würde ich gern an eine Person im Bekanntenkreis weitergeben, aber ich möchte gern vorher abklären, ob es eine provisorische Wartung benötigt. Da ich keine Ahnung von Plattenspielern habe, stelle ich mal ein paar dumme Fragen und freue mich über nachsichtige Antworten.

- Grundsätzlich scheint der Spieler in Ordnung zu sein. Der Motor brummt beim Anlaufen, aber wenn er auf Touren gekommen ist, bleibt er ruhig. Ist das normal? Verlangt der Motor nach Reinigung oder Schmierung?

- Auf dem verbauten System steht "Ortofon DN 166 E". Die Nadel hat meine Platten abgespielt und scheint also in Ordnung zu sein, aber ich weiß nicht, wie viele km sie schon hinter sich hat, und ein Mikroskop habe ich auch nicht zur Hand. Sollte man so eine Nadel, oder evtl. gleich das ganze System, provisorisch (zum Schutz der Schallplatten oder aus irgendwelchen anderen Gründen) ersetzen, und wodurch?

- Gibt es (außer den Cinchkabeln mit Wackelkontakt) etwas, das ich provisorisch ersetzen sollte? Steuerpimpel etwa? Ich bin froh, wenn ich das Ding nicht weiter als nötig zerlegen muß, aber bevor ich es in einem halben Jahr doch muß, mache ichs lieber gleich.

- Weil der Plattenspieler an eine Kompaktanlage angeschlossen werden soll, wird ein separater Vorverstärker nötig sein. Gibt es da eine günstige Empfehlung, nicht "high-end", aber solide und brauchbar? (Ich scheue mich, für sowas größere Summen auszugeben, solange der der Gebrauchtmarkt von Verstärkern aus den 80ern und 90ern überschwemmt ist, die brauchbare Preamps serienmäßig mitbringen.) Z.B. fand ich Gebrauchtangebote für "Analogis easy phono", "Art Dj Pre II" oder "Pro-Ject Phono Box", die mir allesamt nichts sagen, über die man aber verhalten positive Äußerungen findet.

Viele Grüße
Moritz
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#2
(11.01.2022, 18:52)Joseph von Arimathäa schrieb: - Gibt es (außer den Cinchkabeln mit Wackelkontakt) etwas, das ich provisorisch ersetzen sollte? Steuerpimpel etwa? Ich bin froh, wenn ich das Ding nicht weiter als nötig zerlegen muß, aber bevor ich es in einem halben Jahr doch muß, mache ichs lieber gleich.

- Weil der Plattenspieler an eine Kompaktanlage angeschlossen werden soll, wird ein separater Vorverstärker nötig sein. Gibt es da eine günstige Empfehlung, nicht "high-end", aber solide und brauchbar? (Ich scheue mich, für sowas größere Summen auszugeben, solange der der Gebrauchtmarkt von Verstärkern aus den 80ern und 90ern überschwemmt ist, die brauchbare Preamps serienmäßig mitbringen.) Z.B. fand ich Gebrauchtangebote für "Analogis easy phono", "Art Dj Pre II" oder "Pro-Ject Phono Box", die mir allesamt nichts sagen, über die man aber verhalten positive Äußerungen findet.

Hallo Moritz,

die Cinchstecker wackeln in der Serie sehr häufig und gehören wie auch der Steuerpimpel, ein Pfennigartikel,
ausgetauscht. Zwei Elkos auf der Steuerplatine sind in der Regel trocken und stören den Motorlauf.
Meistens hat es dieser ohnehin schwer, weil der Schmierstoff im Lager nicht mehr entsprechend konsistent ist.
Eine Wartung von Geräten aus dieser Dual-Serie erfordert einige Geschicklichkeit, die bereits beim nicht
trivialen Öffnen des Gehäuses gefragt ist. Ohne Anleitung ist das Gerät vom Laien nicht zu öffnen
ohne Beschädigungen zu hinterlassen.

Wenn der Spieler an einer Kompaktanlage laufen soll, spielt die Wahl des Phono-Vorverstärkers eine
untergeordnete Rolle. Die günstigen Analogis, Behringer, Vivanco usw. kann man einsetzten.

Der Dual ist durch das ULM System extrem eingeschränkt in der Systemauswahl, daher würde ich im
Bedarfsfalle einfach eine kompatible DN166E nachkaufen.
Gruß
Michael

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#3
Hallo Moritz,
ich kann mich Michael anschließen. Falls du das Gehäuse ohne Beschädigungen öffnen willst, findest du hier eine Anleitung: https://www.dual-board.de/index.php?thre...anleitung/

Meines Erachtens ist es wichtig, dass man auch das Kurvenrad von der Achse holt, säubert und fettet. Das setzt allerdings voraus, dass man fast alles auseinandernimmt. "Lager" ist bei Michael also im Plural zu verstehen und damit ist nicht nur das Motorlager gemeint.
Liebe Grüße
Thomas
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#4
Hallo Michael, hallo Thomas,

danke für eure Antworten, für die vielen Hinweise und insbesondere für die Warnung vor unterinformierten Eingriffen.

Heißt "im Bedarfsfalle": solange es keine ohrenfälligen Störungen gibt, die alte Nadel weiterverwenden? Das würde mir eine Sorge nehmen, denn DN166E oder ähnliche Ortofon-Nadeln scheint es neu nicht mehr zu geben. – Woran bemerkt denn der Normalnutzer, daß die Nadel seines Spielers abgenutzt ist?

Der bebilderte Thread im Dual-Board sieht sehr hilfreich aus. Damit hoffe ich einen Versuch wagen zu können, werde aber davon ablassen und erneut fragen, bevor ich was kaputtmache. Da es aber eine größere Aktion zu werden scheint, werde ich die Sache wohl noch ein paar Wochen aufschieben müssen.

Wie sind Motorlager und Kurvenrad zu schmieren? PDP65, Kontakt 61, Nähmaschinenöl und Robbe Präzisionsfett hätte ich da.

Über die Qualität besagter Kompaktanlage kann ich momentan nicht urteilen; mir selbst wäre bei einem Vorverstärker z.B. wichtig, daß die Stromversorgung sauber ist (kein Brumm, was beim Analogis nach vereinzelten Berichten vorkommen soll).

Viele Grüße
Moritz
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#5
Hallo Moritz,

Wenn bereits anfängliche Probleme mit dem Motor bestehen, solltest Du eine Wartung schon in Betrachrt ziehen.

Das sieht dann aber so aus:


   

   

   


Wenn der Ton sauber und nicht von Nebengeräuschen begleitet ist und wenn der Hochtonbereich stimmt,
sollte die Nadel in Ordnung sein.

Wenn Du beim Phono-Vorverstärker auf der sicheren Seite sein willst, nimm die erschwingliche einfache Phono-Box E von Pro-Ject. Mehr ist für den angedachten Einsatzbereich nicht nötig.

Meine Schmier-Empfehlung für die Mechanik ist ein alterungsstabiles und silikonfreies Lithiumseifenfett, das nicht verharzt. Wer nach Werksangabe arbeitet nimmt das Shell Gadus S2 V100 2.
Dieses ist nicht überall zu bekommen und auch gerade für die einmalige Anwendung nicht unbedingt preiswert.

Die beste Alternative ist das Ballistol Mehrzweckfett 35350 für weniger als € 5,-- in der 400 Gramm Kartusche.
Zu beziehen bei nahezu jedem Elektronikversand und im Baumarkt.
Kontakt 61 ist hier ungeeignet.

   

Für den Motor kann man, so nichts anderes vorhanden ist, ein Mehrbereichs Motoröl nehmen.

Die beiden in  meinem ersten beitrag genannten Kondensatoren sind 85° Typen, die neben einem besonders heiß
werdenden Wärmeableitungsblech positioniert wurden. Diese sind auf jeden Fall gegen 105° Typen zu tauschen.
Gruß
Michael

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#6
"Das sieht dann aber so aus: "

Ich wünschte, bei mir würde es so ordentlich aussehen.....

Grüße
Arno
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#7
Hallo Michael,

schöne Werkstattbilder Smile Danke für die Empfehlungen und Ratschläge. Ich werde mal das Notwendige beschaffen und das Projekt aufgreifen, wenn wieder genug Zeit für solche Basteleien ist. Leider wohl erst gegen Ende Februar.

Viele Grüße
Moritz
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#8
Jo, Michael,
so in etwa würde ich mir meine Werkstatt erträumen Heart 
Da ich aber auch Holz- und Fräsarbeiten in meiner Werkstatt ausführen muß, sieht sie "etwas" rustikaler aus....


LG
Mike
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#9
(12.01.2022, 10:56)R2R schrieb: Ich wünschte, bei mir würde es so ordentlich aussehen.....

(12.01.2022, 17:33)dynamike schrieb: Jo, Michael,
so in etwa würde ich mir meine Werkstatt erträumen Heart 
Da ich aber auch Holz- und Fräsarbeiten in meiner Werkstatt ausführen muß, sieht sie "etwas" rustikaler aus....

Ich wollte eigentlich Bilder eines Dual Drehers dieser Serie zeigen, keine Werkstattbilder Big Grin 

Aktuelle aufgeräumte Werkstatt-Bilder habe ich nicht. Diese vier Jahre alten Exemplare habe ich
gerade dem Dual Board entnommen. Die Ausstattung ist heute deutlich besser, die 5 Meter Arbeitsplatte
sind nach wie vor ein Geschenk.

   

   
Gruß
Michael

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#10
Hallo Michael,

aber etwas pessimistisch bist Du ja schon mit Deinem "First Aid Kit" rechts auf dem zweiten Foto...obwohl.... Confused

Beste Grüße

Arno
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#11
Wieso pessimistisch? Ich finde das gut und habe es auch (wenn ich es finde) Confused 
Bereits mehrfach gebraucht, zumindest Pflaster... noch keinen Druckverband.

LG
Mike
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