09.12.2021, 00:12
Hallo,
gerade habe ich ein Deck auf dem Tisch, das unter Gleichlaufproblemen leidet. Es handelt sich um ein Sony TC-KE600S, single capstan, 3-Motoren-Laufwerk (TCM-200V).
Antriebsriemen, Modusriemen und Andruckrolle mußten ersetzt werden. Die Ersatz-Andruckrolle habe ich von fixyouraudio.com bezogen. Der Bandpfad wurde sodann mit Aceton (Tonwelle) und Isopropylalkohol (Rest) gereinigt und mit einer Spiegelcassette überprüft. Die Kopfhöhe mußte ich nicht verstellen.
Dann habe ich nach Serviceanleitung die Wiedergabepegel und -geschwindigkeit eingestellt mit entsprechenden Cassetten von Hanspeter Roth und Alex Nikitin, und das Drehmoment der beiden Bandwickel mit einer Torquemeter-Cassette gemessen. Der rechte Bandwickel zieht mit ~30 g⋅cm, der linke leistet ~1 g⋅cm Widerstand (also praktisch keinen). Beides ist in der Spezifikation (30–60 g⋅cm, 1–5 g⋅cm).
Bevor ich den Azimut einstelle, wollte ich den Gleichlauf überprüfen. Dazu habe ich auch eine Cassette von Hanspeter Roth, deren Signal ich mit dem Programm WFGUI analysierte.
WFGUI bewertet nun den Gleichlauf mit etwa ±0,12% WRMS (schwankt stark) bzw. ±0,26% Peak. Das ist extrem schlecht, denn laut Serviceanleitung sollte der Gleichlauf ±0,045% WRMS bzw. ±0,12% Peak betragen.
Nun ist die Frage: wie finde ich heraus, woran das liegt?
---
Mir kam jedenfalls die Idee, daß man periodische Störungen des Gleichlaufs, wie sie von diversen rotierenden Komponenten verursacht werden könnten, ja im Spektrum des demodulierten Signals sehen müßte. Also habe ich von WFGUI das demodulierte Signal speichern lassen, in Audacity (ging am schnellsten) importiert und eine Spektralanalyse durchgeführt. Das Spektrum habe ich exportiert und mit Python geplottet, wobei ich die ersten paar "Obertöne" der charakteristischen Frequenzen von Bandwickeln, Andruckrolle, Tonwelle und Motor eingetragen habe:
Das sieht erstmal plausibel aus, finde ich. Der zweitgrößte Beitrag scheint von der Andruckrolle zu kommen.
Der stärkste Peak ist jedoch zwischen 4 und 5 Hz, und dazu ist mir noch nichts eingefallen. Könnte das vielleicht eine Schwebung zwischen Tonwellen- und Andruckrollenfrequenz sein?
Und wenn die naheliegende Folgerung hieraus ist, daß die Andruckrolle nichts taugt: hätte jemand einen Vorschlag, wo man eine bessere herbekommen könnte?
Viele Grüße
Moritz
gerade habe ich ein Deck auf dem Tisch, das unter Gleichlaufproblemen leidet. Es handelt sich um ein Sony TC-KE600S, single capstan, 3-Motoren-Laufwerk (TCM-200V).
Antriebsriemen, Modusriemen und Andruckrolle mußten ersetzt werden. Die Ersatz-Andruckrolle habe ich von fixyouraudio.com bezogen. Der Bandpfad wurde sodann mit Aceton (Tonwelle) und Isopropylalkohol (Rest) gereinigt und mit einer Spiegelcassette überprüft. Die Kopfhöhe mußte ich nicht verstellen.
Dann habe ich nach Serviceanleitung die Wiedergabepegel und -geschwindigkeit eingestellt mit entsprechenden Cassetten von Hanspeter Roth und Alex Nikitin, und das Drehmoment der beiden Bandwickel mit einer Torquemeter-Cassette gemessen. Der rechte Bandwickel zieht mit ~30 g⋅cm, der linke leistet ~1 g⋅cm Widerstand (also praktisch keinen). Beides ist in der Spezifikation (30–60 g⋅cm, 1–5 g⋅cm).
Bevor ich den Azimut einstelle, wollte ich den Gleichlauf überprüfen. Dazu habe ich auch eine Cassette von Hanspeter Roth, deren Signal ich mit dem Programm WFGUI analysierte.
WFGUI bewertet nun den Gleichlauf mit etwa ±0,12% WRMS (schwankt stark) bzw. ±0,26% Peak. Das ist extrem schlecht, denn laut Serviceanleitung sollte der Gleichlauf ±0,045% WRMS bzw. ±0,12% Peak betragen.
Nun ist die Frage: wie finde ich heraus, woran das liegt?
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Mir kam jedenfalls die Idee, daß man periodische Störungen des Gleichlaufs, wie sie von diversen rotierenden Komponenten verursacht werden könnten, ja im Spektrum des demodulierten Signals sehen müßte. Also habe ich von WFGUI das demodulierte Signal speichern lassen, in Audacity (ging am schnellsten) importiert und eine Spektralanalyse durchgeführt. Das Spektrum habe ich exportiert und mit Python geplottet, wobei ich die ersten paar "Obertöne" der charakteristischen Frequenzen von Bandwickeln, Andruckrolle, Tonwelle und Motor eingetragen habe:
Das sieht erstmal plausibel aus, finde ich. Der zweitgrößte Beitrag scheint von der Andruckrolle zu kommen.
Der stärkste Peak ist jedoch zwischen 4 und 5 Hz, und dazu ist mir noch nichts eingefallen. Könnte das vielleicht eine Schwebung zwischen Tonwellen- und Andruckrollenfrequenz sein?
Und wenn die naheliegende Folgerung hieraus ist, daß die Andruckrolle nichts taugt: hätte jemand einen Vorschlag, wo man eine bessere herbekommen könnte?
Viele Grüße
Moritz