Revox A77 Lautsprecher
#1
Hallo,

bei meiner Kofferversion der A77 hat auf einer Seite eines der beider parallelgeschalteten Lautsprecherchassis den Geist aufgegeben.

Jetzt suche ich nach einem geeigneten Ersatzteil. Hat hier jemand einen Rat für mich ?

Beste Grüße

Arno

P.S.: interessant ist, dass die, obwohl sie so nah an dem Bandmaterial, Tonköpfen usw sitzen, nicht magnetisch abgeschirmt sind, Offenbar ist die Angst vor Magneten in der Nähe von Tonbändern etwas übertrieben
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#2
Hallo,

ich schwanke inzwischen zwischen einer Billiglösung mit zwei in Reihe geschalteten 8 Ohm 4 W Einbaulautsprechern (auch die originalen, parallel geschalteten Chassis mit 12 Ohm wohl von Philips (Bezeichnung AD 5080/M15) klingen absolut grauenvoll, da ist nichts verloren) und einem "Upgrade" des ganzen durch den Einbau von zwei dann wieder parallel zu schaltenden Visaton BG 13 P - 8 Ohm (die halten 20 W aus, der Einbauverstärker liefert 8 W Sinus an 8 Ohm, soll aber auch für 4 Ohm geeignet sein)

Letztere haben interessante Einbaumaße mit einem breiten Montagerand, in den man wohl problemlos noch zwei weitere Montagelöcher hineinbohren könnte. Wenn das gut klingt, würde ich dann auch den linken Kanal entsprechend umbauen. Die sind aber pro Stück ca 180 g schwerer als die Originale und ich habe etwas Sorge wegen des dünnen Plastik-Seitenwand des A77 Koffers.

Ich gehe davon aus, dass die Leistungsverstärker beide Lösungen antreiben könnten.

Ich bin für alle Anregungen dankbar

Beste Grüße

Arno
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#3
Reihenschaltung ist grundsätzlich schlechter, weil dann die Eigenresonanz viel weniger bedämpft wird als bei direktem Anschluß an eine nieder-ohmige Endstufe.

MfG Kai
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#4
Hallo Kai,

vielen Dank, dann lasse ich das. Der Gedanke basierte ohnehin vor allem darauf, dass die angedachten auch von den Einbaumaßen günstigen Chassis nur 4 W Sinus vertragen und nach meiner Vorstellung als gegenseitige Schutzwiderstände dienen sollten.

Inzwischen tendiere ich dazu, auf beiden Seiten einfach eines der vorhandenen Chassis rauszuschmeißen und durch das klanglich vermutlich deutlich bessere Visaton Chassis (s. oben) zu ersetzen. Das hat 8 Ohm und verträgt 20 Watt Sinus. Ich weiß nur noch nicht, ob ich dann das jeweils 2 Chassis einfach ablöte und so dessen Öffnung in der Seitenwand geschlossen halte, was bequem und unauffällig wäre, aber das dann vermutlich als Passivmembran irgendwie ungut mitschwingt.

Grüße

Arno
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#5
Passivmembranen funktionieren doch nur in geschlossenen Gehäusen. Die Lautsprecherabteile im A77-Koffer sind aber offen!

Ich finde den Klang der Originalbestückung auch gar nicht so fürchterlich in Anbetracht der Konschtruktion. Hifi wirst du da auch mit anderen Chassis nicht rausbekommen.
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#6
Kommt drauf an, was man mit "funktionieren" meint. Mit-Vibrieren tun sie bestimmt irgendwie.

Ich kann mir aber diese Gelegenheit nicht ergehen lassen, eine merkwürdige Diskrepanz in dem Anspruchsdenken von Arno anzusprechen:
Lautsprecher in Tonbandgeräte-Gehäusen sind ein Notbehelf für Fälle, in denen man nichts Ordentliches aufstellen kann. Sie klingen dürftig (können nicht anders) und regen die Mechanik im Tonbandgerät zu unnützen, teils störenden Schwingungen an.
Das steht in krassem Widerspruch zu den eher high-endigeren Ansprüchen/Ansichten, die du in anderen Threads vertritts.

MfG Kai
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#7
(07.12.2021, 12:11)kaimex schrieb: Kommt drauf an, was man mit "funktionieren" meint. Mit-Vibrieren tun sie bestimmt irgendwie.

Ich kann mir aber diese Gelegenheit nicht ergehen lassen, eine merkwürdige Diskrepanz in dem Anspruchsdenken von Arno anzusprechen:
Lautsprecher in Tonbandgeräte-Gehäusen sind ein Notbehelf für Fälle, in denen man nichts Ordentliches aufstellen kann. Sie klingen dürftig (können nicht anders) und regen die Mechanik im Tonbandgerät zu unnützen, teils störenden Schwingungen an.
Das steht in krassem Widerspruch zu den eher high-endigeren Ansprüchen/Ansichten, die du in anderen Threads vertritts.

MfG Kai

Hallo Kai,

ich verstehe Deinen Vorhalt und löse die Diskrepanz gerne auf:

ich weiß nicht, ob Du gesehen hast, dass es hier um eine A77 im Koffergehäuse geht, die Lautsprecher schon serienmäßig - hier wohl von Studer - auf den Weg bekommen hat. Es handelt sich um eine der vergleichsweise seltenen A77 Professionell  (gerne aber eigentlich falsch als ORF Version bezeichnet) , also ohne den normalen Eingangsverstärker, sondern mit Eingangsübertragern, symmetrischer Ausgangsstufe von Studer, verstärktem Bandzug, 38cm/sek, ohne Aussteuerungsregler  usw. Innen steht überall Studer aufgestempelt. Sie hat noch einen Inventuraufkleber einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt auf dem daher wohl Original-Koffergehäuse. Den Deckel habe ich auch.

Es geht somit nicht darum, eine grausam klingende tragbare Tonband-Anlage zu erschaffen, sondern deren defekten Lautsprecher wieder zum Tönen zu bringen. Dabei ist es, wenn man ohnehin etwas machen muss, für einen Schrauber/Bastler/Maker aber doch überaus reizvoll, mal auszuprobieren, ob klanglich nicht doch noch etwas "Luft nach oben" ist. Da die Lautsprecherkonstruktion nur auf einer Seite defekt ist, ist auch ein vorher/nachher Vergleich möglich. Bringt ein Umbau etwas, ist auch der andere Kanal fällig.

Läuft alles wieder, wird die Taste "Speakers off" - wie bisher auch - außer zu Kontrollzwecken dauerhaft gedrückt bleiben Cool .

Beste Grüße
Arno
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#8
So, habe dieses Wochenende endlich die Sache anpacken können.

So sieht das Koffergehäuse seitlich innen aus:


   

So die Konststoffabdeckung mit den beiden Lautsprechern (einer schon abgelötet) ":

   

Der untere war "fest", daher die ganze Aktion.

Eingebaut habe ich jetzt den:

   

Das ist ein Visaton BG 13 P - 8 Ohm 20 W Sinus Breitbandlautsprecher, der innen den Durchmesser des Originallautsprechers hat (ca 120 mm), aber einen sehr breiten Rand (außen ca 131 mm)

Wegen des Außendurchmessers musste ich den im Bild rechten, oberen Steg zwischen den Befestigungsschrauben "wegdremeln" und auch etwas vom Holz der Front innen und die Öffnung hin zur A77 vergrößern.
   

Zwei der Montagelöcher des Visaton habe ich nach innen hin etwas ausgefeilt und in den breiten Rand zwei zusätzliche Löcher gebohrt für die 4 Befestigungsschrauben. Dafür war genug Platz
Sah dann so aus:

         

Arno

Weiter geht's:

Angeschlossen habe ich jetzt nur den neuen Lautsprecher, der wie die beiden alten parallelgeschalteten zusammen 8 Ohm hat. Den neuen habe ich an die obere Position gesetzt und den einen noch intakten alten noch unten, um die Öffnung verschlossen zu halten. Das ist eventuell akustisch nicht so dolle, wenn jetzt der alte passiv mit flattert. Ich habe da etwas rumprobiert und es war jedenfalls besser, als die zweite Öffnung offen zu lassen. Und der Lautsprecher ist auch aufgeräumt Big Grin.

Dann der spannende Hörtest mit einer Monoaufnahme. Zuerst rechts neu, linke "Box" Originalzustand.

Und ein Vorhang ging auf. Ein tiefschwarzer Hintergrund im Klangbild, exakt definierte Bässe, keine Härte mehr in den Höhen. Die Instrumente waren sauber auf der Bühne unterscheidbar. Angel 

Grüße
Arno
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#9
Ist natürlich alles Quatsch.

Der neu zu alt Vergleich ergab, dass die "Originalbox" auf der linken Seite vergleichsweise viel stärker verzerrt. Das war mir bisher nicht aufgefallen. Ich hatte mir das aber auch noch nie so genau angehört, sondern nur mal kurz angeschaltet, um zu hören, ob das Signal da ist. Ich hatte schon öfters mal mit solchen alten Lautsprecherchassis rumgebastelt, die ich mal im Bereich von 4-5 Watt Sinusleistung vermute, weswegen man wohl auch 2 a 16 Ohm parallel geschaltet hat (die Endstufe hat laut Revox 8 Watt Sinus an 8 Ohm). Der neue schluckt bei etwa gleicher Größe 20 W Sinus und 40 W Musik. Das ist halt der Fortschritt Wink


Der neue ist auch viel klarer im Klang. Aber: Bässe: 0.

Ein Blick ins Herstellerdiagramm zeigt auch, dass trotz der Frequenzgangangabe 120- 20.000 Hz er Schalldruck unterhalb von 200 Hz im 45 Grad Winkel nach unten abfällt.

Ich hatte dieses Chassis ausgesucht, weil es den passenden Innendurchmesser hat, einen Korbrand hat, in den man zusätzlich Befestigungslöcher bohren kann, die Leistung verträgt und einfach zu beziehen war. Es wurde auch für kleinere Monitorboxen beworben. Passt also insoweit alles.

Damit es nicht zu übel wird, habe ich dann auch die linke "Box" entsprechend umgebaut. Klingt jetzt alles sauber und klar, aber keinerlei Bässe.

Mein Fazit:  Das o.g. Chassis kann man mit etlicher Bastelei in den Koffer - meiner - A77 zu Reparaturzwecken einbauen, der Einbau macht auch Spass, es klingt deutlich besser als das Original zu Kontrollzwecken, aber zum entspannten Musikhören... nö. Repariert ist der Koffer jetzt aber und das war der Zweck der Übung.

Beste Grüße
Arno
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#10
Dass du da keine Bässe hast, liegt zum einen an der harten Aufhängung der Breitbänder (es gibt auch welche mit weicher Membranaufhängung und ohne Hochtonkegel, dafür mit einer Polycarbonatkalotte, die klingen deutlich bassreicher), und zum anderen daran, dass du jetzt durch das Offenlassen der zweiten Öffnung einen akustischen Kurzschluss gebaut hast. Die tiefen Frequenzen löschen sich aus, weil sie auf kurzem Weg von der Vorder- auf die Rückseite der Mebran gelangen.
Es wäre sicher einen Versuch wert, die zweite Öffnung mit einer eingeleimten Holz- oder MDF-Scheibe zu verschließen!

LG
Holgi
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#11
Bei Lautsprechern wird üblicherweise die untere Grenze bei ungefähr -10 dB angegeben, nicht bei -3 dB.
Der Schalldruck fällt unterhalb der Eigenresonanz bei geschlossenen Boxen mit -12 dB/Oktave ab (bei Bassreflex unterhalb der Abstimmfrequenz mit -18 dB/Oktave))
Wenn das Chassis eine Eigenresonanz bei 200 Hz hat, kommen bei 120 Hz überschläglich (120/200)²=0.6²=0.36 raus entsprechend -8.9 dB, kommt also pi*Daumen hin.

MfG Kai
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#12
(19.12.2021, 19:16)hannoholgi schrieb: Dass du da keine Bässe hast, liegt zum einen an der harten Aufhängung der Breitbänder (es gibt auch welche mit weicher Membranaufhängung und ohne Hochtonkegel, dafür mit einer Polycarbonatkalotte, die klingen deutlich bassreicher), und zum anderen daran, dass du jetzt durch das Offenlassen der zweiten Öffnung einen akustischen Kurzschluss gebaut hast. Die tiefen Frequenzen löschen sich aus, weil sie auf kurzem Weg von der Vorder- auf die Rückseite der Mebran gelangen.
Es wäre sicher einen Versuch wert, die zweite Öffnung mit einer eingeleimten Holz- oder MDF-Scheibe zu verschließen!

LG
Holgi

Ist doch zu mit dem alten Chassis, das ist deshalb noch drin

Grüße
Arno

(19.12.2021, 19:42)kaimex schrieb: Bei Lautsprechern wird üblicherweise die untere Grenze bei ungefähr -10 dB angegeben, nicht bei -3 dB.
Der Schalldruck fällt unterhalb der Eigenresonanz bei geschlossenen Boxen mit -12 dB/Oktave ab (bei Bassreflex unterhalb der Abstimmfrequenz mit -18 dB/Oktave))
Wenn das Chassis eine Eigenresonanz bei 200 Hz hat, kommen bei 120 Hz überschläglich (120/200)²=0.6²=0.36 raus entsprechend -8.9 dB, kommt also pi*Daumen hin.

MfG Kai

Danke für die Erklärung ! Verkauft sich so ja auch besser
Wieder was gelernt

Euch allen einen schönen 4. Advent

Arno
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#13
Ich weise mal dezent darauf hin, dass etliche Lautsprecher für den Einbau in Tonbandgerätegehäuse ungeeignet sind, weil ihr Magnetfeld nach außen zu stark ist. Immerhin befindet sich der Magnet nur wenige Zentimeter vom Bandwickel entfernt. Die originalen Lautsprecherchassis haben nicht umsonst Magnete mit Bügeln, die ein geringeres Streufeld haben.
Perfekt als Ersatz geeignet sind Lautsprecher aus alten Farbfernsehern, denn diese hatten immer einen sehr gut abgeschirmten Magneten - mussten sie ja, sonst hätte die nebenliegende Bildröhre ja Farbverfälschungen gezeigt.
Besonders kleine Hochleistungschassis, z.B. Visaton etc., haben besonders starke Magneten, um einen guten Wirkungsgrad zu erreichen. Da ist Vorsicht geboten.

VG Stefan
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#14
(20.12.2021, 08:25)Vollspurlöschkopf schrieb: Die originalen Lautsprecherchassis haben nicht umsonst Magnete mit Bügeln, die ein geringeres Streufeld haben.

Hallo Stefan,

meine Original Lautsprecher nicht (siehe das 2-te Bild oben). Revox/Studer hatte da also keine Bedenken. Magnetisch abgeschirmte passen leider nicht hinein. Ich habe mich aber auch schon gefragt, ob es so gut ist, dass die neuen Lautsprecher sicher auch stärkere Magnete haben...andererseits können die modernen Studio -Bänder auch mehr ab...

Ich mache da im kommenden Jahr mal ein paar praktische Versuche

Grüße

Arno
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#15
Hallo,

Das mit dem "Magnetismus" hat mir dann doch keine Ruhe gelassen. Da ich keine Möglichkeit habe, Magnetfelder zu messen,  habe ich ein paar einfache und vermutlich technisch gesehen kindliche  Angel Versuche gemacht.

1.) Ich habe ca 700m Per 528 mit meiner M15a bei 19 cm/sek mit einem 12 kHz Sinuston und +6 dBu bespielt, also voll ausgesteuert und die Aufnahme mit meinem RTW kontrolliert

2.)Den Wickel habe ich dann ca. 30 Std.  auf einen der AEG-Bandteller der ausgeschalteten A77 gelegt, um zu sehen, ob schon der Lautsprechermagnet  an sich das Band anlöscht. Anschließend habe ich das Band auf der M15a abgespielt und festgestellt, dass der Pegel auf dem Band gemäß meinem RTW unverändert und auch über die Gesamtlänge weitgehend gleichmäßig war.

3.) wie 2.) aber diesmal habe ich die A77 auf input gestellt, die Lautsprecher bzw Verstärker der A77 eingestellt und ca 8 Std lang Musik laufen lassen, also die Lautsprecher betrieben, um zu sehen, ob das sich nun wohl ändernde Magnetfeld des Lautsprechers das Band anlöscht. Aber das Band hatte auch danach keinen Pegelverlust.

4.) wie 3, nur habe ich diesmal die A77 auf Wiedergabe gestellt, während ich über den Input wieder Musik eingespielt habe. Damit wollte ich ausprobieren, ob sich etwas ändert, wenn sich das Band bewegt. Wieder kein Pegelverlust

5.) Zuletzt habe ich noch einen 14 kHz Sinuston mit der A77 selbst mit eingeschalteten Lautsprechern aufgenommen und abgespielt um zu sehen, ob die dazukommende  Vormagnetisierung des Bandes sich erkennbar negativ auswirkt. Auch hier war aber der Wiedergabepegel dann gleichmäßig und nicht abgeschwächt.

Das war wahrscheinlich alles Quatsch und ich habe mir überlegt, ob ich das hier überhaupt schreiben soll Confused  Auch müsste man das Ganze wohl auch mal mit einer niedrigen Frequenz ausprobieren, aber die höre ich dann ja Cry

Jedenfalls habe ich jetzt keine Sorge mehr, dass auf der A77 Professional mit den jetzt eingebauten modernen und wesentlich stärkeren Lautsprechermagneten  ein aufgelegtes Band merklich angelöscht werden könnte. Die Bänder scheinen mehr auszuhalten, als man ihnen gemeinhin zutraut.

Grüße

Arno
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