Gewölbte Orwo / Agfa Wolfen CH und CR
#1
Hallo zusammen,

durch Zufall bin ich an einen ganzen Stapel Orwo CH und Orwo CR-Bänder gekommen. Klanglich sind diese einwandfrei, wurden damals sogar in 19 cm/s bespielt und klingen auch für heutige Verhältnisse noch top.

Leider haben all diese Bänder ein sehr störendes Problem gemeinsam, welches massive Probleme beim Aufwickeln macht. Die einzige meiner Maschinen die wirklich damit klar kommt ist meine Teac A3300. Und auch da ist das Ganze alles andere als angenehm. Ich habe euch einmal Bilder angehangen: Das Band ist richtig gewölbt statt glatt, aus meiner Sicht ist es ein pures Wunder, dass man das Ganze nicht am Klang bemerkt. Von den Wickeleigenschaften fange ich mal gar nicht erst an, die kann sich jeder denken. Das Problem zeiht sich jeweils durch das gesamte Band.

Kann man diese Bänder irgendwie retten, gibt es da irgend eine gut funktionierende Methode, diese Wölbung wegzubekommen? Ich möchte nicht nur den Inhalt, sondern auch die Bänder selbst gerne erhalten und bringe es nicht übers Herz, diese zu entsorgen.

Hat jemand eine Idee? Vielen Dank!


Schöne Grüße
Alexander


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Schnürsenkelband: Teac A3300SX-2T, Revox A77 MK3, Sony TC-366, Grundig TK 3200, Grundig TK 8, Simonetta TB 491
Kassette: Onkyo TA-2870, RFT SK 3000 Hifi
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Lieblings-Bandsorten / Empfehlungen in zufälliger Reihenfolge:
Standardband: Orwo 104, Orwo 106, Orwo 103, Orwo 100, BASF/Agfa PER-528
Langspielband: Orwo 113, BASF/Agfa PER-368, LPR-35, BASF PES-40, BASF LGS-35, Agfa PE-31/PE-36/PE-39
Doppelspielband: Orwo 120, BASF LGS-26, Agfa PE-41/PE-46/PE-49, Grundig GD15
Dreifachspielband: Orwo 130
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#2
Die Bänder waren einfach zu hohem Bandzug ausgesetzt, deswegen diese Verformung.
Vermutlich liefen sie auf einem BG19 oder MTG2x.

Ich habe erst kürzlich welche aus der Minibucht gefischt, die auch hohlkrümmig, aber nicht so schlimm wie Deine, sind. Auf M15a und A807 gehen die sogar noch auf Offenwickel zu verwenden.
Ändern kann man daran nichts mehr, das Material ist halt verformt.
Sicher werden sie sich nur auf stabilen Aluspulen aufbewahren lassen.
Ein CR mit Weihnachtsmusik von 1969 ist so wellig, das sieht aus wie diese ital. Nudeln....

Hier mal ein AGFA Ost C-Band von 1957 auf 22er Spule auf der Mechlabor:

   

Ist noch Schicht außen gewickelt und 19/Halbspur-Mono bespielt.
Viele Grüße,

Matthias
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#3
"Die Bänder waren einfach zu hohem Bandzug ausgesetzt, deswegen diese Verformung.

Vermutlich liefen sie auf einem BG19 oder MTG2x."

Ich glaube nicht dass der Bandzug daran Schuld ist. Ich habe mehrere 100m Vorspannband weiß auf einem Bobbi welches noch nie durch eine Maschine gelaufen ist aber bestimmt schon 50 Jahre alt ist. Das ist ebenso gewellt. Das liegt wohl an der Trägerbandunterlage Acetat.
Wenn das Audiomaterial wichtig sein sollte würde ich das/die Bänder digitalisieren und dann das Bandmaterial ruhen lassen.

Gruß Dietmar
Fostex R8; REVOX B77; Uher 4200 Report IC, Uher 4000 L, Tesla B115; Tesla B90; Technics RS AZ7; Mirano Echo Chamber T-4;
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#4
Hallo,

nur mal so geraten: vielleicht sind die auch bei der Lagerung (Sonneneinstrahlung, Heizung) zu warm geworden und haben sich dann seitlich von außen nach innen verformt ? Ich habe hier noch Acetatbänder, die zumindest optisch absolut einwandfrei sind.

Grüße
arno
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#5
Kann man solch einen Effekt irgendwie nutzen, dass sie sich "zurück biegen"? Wäre ja mit einem der Bänder ganz interessant, dass auszuprobieren, sobald der Inhalt digitalisiert ist
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#6
Ich würde mal versuchen, so ein Band auf einer Maschine mit starkem Wickelzug , zB. Deine T2221, auf einen Metallbobby laufen zu lassen und dann den festen Wickel mal lagern und sehen ob sich da was glättet. Glauben tu ich es aber nicht.

Ich hab meine ca. 30 1000m CR Bänder mal durchgeschaut, die sind alle gerade und wickeln glatt auf.

Anbei noch  ein Foto des C Bandes, welches auf der Mechlabor lag. Hier nun der Wickel nach dem Durchlauf:



   



Und hier das wellige CR mit Weihnachtsmusik von 1969, das Band wurde lt. Vorbesitzer laufend auf einer SJ100 benutzt:

   
Viele Grüße,

Matthias
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#7
Danke für den Tipp, das werde ich probieren!
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#8
Die Neigung von Tonbändern auf Azetatbasis war vor in den Kindertagen des Tonbandes ein Grund für AEG die deutsche Schichtlage zu verwenden.
(Ich habe nur die erste Auflage "Bandschichten" in Buchform und eben festgestellt, dass der Begriff Hohlkrümmigkeit nicht im Register erscheint.)

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#9
Mal so als Idee: Wenn ich das Band einmal "falschrum", also mit deutscher Schichtlage, durchlaufen lasse, kann ichs vermutlich nicht zurück wölben oder?
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#10
Meiner Ansicht nach bleibt ein verformtes Band ein verformtes Band. Probiere was du möchtest und freue dich, sollte sich ein Erfolg einstellen.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#11
Moin,

ich hab schon viele Tonbänder derer Art, allein schon durch die Tonbandgeräte, gehabt. Vom Bandzug kommt die Wölbung nicht, weil weder BG19 noch BG20 mit einem solchen hohen aufwarten. Beim MTG weiß ich es nicht, aber das hatte ja auch überwiegend 22er Spulen.
Egal. Die Bänder sind nur noch mit gutem Druck auf den Kopf und ab in die Digaitalkiste rettbar.  Einen straffen Wickel hab ich z.B. auf dem Smaragd nicht hinbekommen.
   

Einlauf
   

Rückspulen zur Entsorgung ging auch schief
   

Es gibt natürlich Ausnahmen, weil hab ja welche, die eben nicht so sind. Bei den C Bändern sowieso nicht. Ich hab CR, CH, CHL die noch richtig gut sind, aber eben wahrscheinlich immer gut gelagert und das scheint die Krux bei den Bändern zu sein.

Gruß Andre
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#12
Hallo in die Runde,

das hier dargestellte „Phänomen“ der Hohlkrümmung von Bändern auf Acetatat-Cellulose-Basis ist ein altes Problem schon aus den Anfangstagen der Magnetbandherstellung. Die Bandqualität war damals nahezu mit jedem Guß anders. Wenn man bedenkt, mit welcher Präzision hier in großem Maßstab gearbeitet werden mußte, dann wundert man sich eigentlich, welch ein hoher Standard zum Schluß erreicht worden ist.

Ich kenne die alten L-Extra Bänder noch aus meiner Jugendzeit und habe kürzlich einige Bänder aus den Zeiten ab 1936 erhalten. Mehrere davon sind noch im Zustand der Fabrikauslieferung.
Weil ich in Hamburg aufgewachsen bin, kannte ich damals die Agfa-Bänder aus Wolfen noch nicht. In den 1950er Jahren wurden nahezu alle Schichtbänder für Studiogeräte weltweit auf AC-Basis hergestellt,

Die hier im Faden vorgestellte Hohlkrümmung ist bei AC-Bändern durch Bandzugwirkung nicht zu erreichen, weil das Band vorher brechen würde. Trotz der Bruchneigung dieser Bänder wurde es gleichzeitig als Vorteil angesehen, dass beim Bruch nahezu keine plastischen Verformungen auftraten, und die Bänder nach Klebung wieder sendefähig waren. Die Bruchspannung ist nur ganz wenig höher, als die Spannung zur Erzeugung der höchstzulässigen Verformung des Bandes ohne hörbare Tonhöhenschwankungen. 

Die Hohlkrümmung ist ein Fertigungsmangel, dessen Vermeidung sehr schwierig war, denn die Herstellung von Tonbändern ist eine Probierwissenschaft und die Fertigungstechniker hatten „ dauernd damit zu kämpfen, daß die Eigenschaften der Einsatzstoffe unvorhersehbar schwankten …., woraus öfter teils zu steife, teils querkrümmige Bänder resultierten. Versuchte man es mit einer dünneren Schicht, um die Querkrümmung zu vermeiden, verfehlte das Produkt wichtige Kennwerte. (...) Voraussagen über das wahrscheinliche Verhalten einer Gießdispersion sind schlecht zu treffen. Die Fertigung ist deshalb hier zunächst noch eine rein empirische Angelegenheit, die durch langwierige Versuchsarbeit und Erfahrung unterbaut werden muß. 
Wie hatte es 1943, auf dem Höhepunkt der Magnetophonband-Krise, geheißen: „Die Eigenschaften des Magnetophonbandes sind im ganzen weder vorausbestimmbar, noch reproduzierbar.“ Engel, F. Et al. , Zeitschichten: Magnetbandtechnik als Kulturträger… S.314,


Die optimale und reproduzierbare Beherrschung der Herstellung von Magnetband erbrachte einem Hersteller sofort einen Wettbewerbsvorteil, der dann automatisch zum Betriebsgeheimnis wurde.


Wer noch wichtige Hinweise zum Problem durch Fachlektüre vertiefen möchte, der kann hier noch bei Zeitzeugen aus den Anfangstagen nachlesen:

Kallenbach, W., Meßtechnik der Magnetspeicher, in Winkel, F. Technik der Magnetspeicher, S. 367
Schiesser, H., Die Normung in der Magnetspeichertechnik, ebenda, S.548
Engel, F. Et al. , Zeitschichten: Magnetbandtechnik als Kulturträger… S.70 f,

Nun zur Praxis:
Erste und wichtigste Abhilfemaßnahme: Band mit Schicht nach außen wickeln und lagern!!!
Vor einer Digitalisierung das Band in feuchter Umgebung lagern, damit der Träger etwas Feuchtigkeit aufnehmen kann, falls er zu trocken ist. Das solltest Du aber vorher unbedingt an einem Probestück probieren.
Ich habe damit beste Erfahrungen gemacht und konnte alle meine historischen Bänder zu einem ordentlichen, freitragenden Wickel überreden.

Viele Grüße

Manfred
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