Frage zum Cinchkabel am Thorens
#1
Letzten las ich hier über die Kapazität des Cinchkabels vom System zum Verstärker.
Beim Thorens ist das Kabel extrem lang mit ca. 2 Meter. Jetzt wollte ich es mal wissen mit wieviel Kapazität ich es zu tun habe.
Also habe ich den Thorens auf den Basteltisch geholt und die 4 Kabel vom System abgezogen und am Cinchstecker mal 
das Kapazitäts Messgerät angeschlossen, gemessen habe ich 245pf an jeder Leitung.

Ist da Handlungsbedarf oder ist das bei euch auch so und OK.

Grüße Klaus
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#2
Hi, das hängt vom Tonabnehmersystem ab. Dessen Induktivität bildet mit der Kabelkapazität einen Resonanzkreis und beeinflusst die Höhen. Manche Systeme sind da recht wählerisch, andere sehr gutmütig. Manche Leute machen sich einstellbare / schaltbare Kapazitäten an den Verst.Eingang.

Mit einer Kapazität um die 200 pF liegt man in den meisten Fällen ziemlich gut.
Nach meinen Versuchen sind zumindest bei einem Ortofon OM-System die Unterschiede von 100 bis 300 pF völlig unerheblich.

MfG,
Binse
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#3
Hallo
Danke für die Aufklärung, hatte schon nachgedacht ob ich nicht ein etwas kürzers mit weniger Kapazität einsetzen soll.
Aber so viel macht es wohl doch nicht aus.
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#4
Übliche Audio-Kabel haben Kapazitäten von "um" 100 pF pro Meter, können auch 80 oder 120 pF sein.
Hängt vom sogenannten Wellenwiderstand des Koax-Kables ab. Je höher der Wellenwiderstand, um so geringer die Kapazität (und so dünner der Innenleiter).
Die induktivität des Tonabnehmers bildet mit der Kapazität (Kabel-Kapazität, Eingangs-Kapazität des Verstärkers, Streu-Kapazität der Induktivität) einen Tiefpass (oft mit Resonanz-Anhebung der Höhen) , dessen Grenzfrequenz man mit der "Thomson'schen Schwingungsformel" ausrechnen kann. Bei Systemen mit hoher Induktivität kann die leicht unterhalb 20 kHz rutschen. Dann hilft (fast) nur, den Vorverstärker so dicht wie möglich am Plattenspieler aufzustellen und mit kürzestem Kabel anzuschließen.
Wer sich mit trickreicher  Elektronik auskennt, kann aber auch negative Kapazitäten parallel-schalten. Die gibt es aber nicht überall zu kaufen.
Früher, als noch Plattenspieler und Tonabnehmer in den HiFi-Zeitschriften im Detail getestet wurden, konnten man oft Frequenzgänge sehen, bei denen eine ausgeprägte Resonanz-Anhebung irgendwo zwischen 15 und 20 kHz zu sehen war.
Mit einem geeigneten Parallel-Widerstand kann man die Resonanz bedämpfen und so die Anhebung verringern.
Zur Einstellung braucht man eine Mess-Schallplatte.

MfG Kai
Korrektur: Die Mess-Schallplatte braucht man nur zur Über-Alles-Optimierung.
Die elektrische Resonanz kann man auch rein elektrisch messen.
Mancher Tonabnehmer/Nadelträger hat aber im Höhenbereich auch eine mechanische Resonanz.
Das kommt insbesondere bei "Nachbauten" früherer hochwertiger Abtastnadeln/Nadelträger vor.
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#5
Kai,
Du machst mich neugierig. 
Was sind negative Kapazitäten?

Gruß Mani
Besonders gerne repariere ich meine Philips, Braun, Akai und TEAC Geräte Big Grin
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#6
Hallo Mani,

vereinfacht (bezüglich der Phasenverschiebung) könnte man sagen, das sind Kapazitäten, aus den Strom raus- statt rein-fließt.
Das ist zugleich ein versteckter Hinweis, wie man sie realisieren kann.

MfG Kai
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#7
Hallo Kai,
klingt logisch.  Wink Wink Wink
Besonders gerne repariere ich meine Philips, Braun, Akai und TEAC Geräte Big Grin
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#8
Ist es auch,
besonders leicht nachzuvollziehen bei negativen Widerständen.

Das Prinzip habe ich mal im vorigen Jahrhundert benutzt, um die Resonanz eines ELAC STS-444 Tonabnehmers mit dem Standard-Anschlußkabel auf etwas über 20 kHz zu "ziehen".

MfG Kai
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#9
Danke für die detalierte Auskunft. Über den ansatz mit dem VV nahe an den Deher zu gehen habe ich auch schon nach dem messergebniss nachgedacht.
Aber da habe ich mir gedacht ich frage mal hier, und dann kommt noch das mit den Negativ Kapazitäten ins spiel. ;-)
Jetzt bin ich doch schon 33 Jahre Funkamateur, aber davon habe ich auch noch nichts gehört, aber ich habe auch nie danach gefragt.
Vielleich liegt es ja auch daran das ich mehr zu den Ghz freunden gehöre als zu den gleichstrom Funkern.
Beim schauen nach Vorverstärkern fielen mir an manchen Geräten schaltbare Wiederstände auf und habe mich gefragt wofür diese wohl sind weil sie sehr niederohmig waren. Das hat uns jetzt ja der Kai gut erklärt Danke dafür.
Der Plattenspieler ist ein Thorens TD 280 MK2 mit einem VM95ML was mir die Kollegen hier empfohlen haben, womit ich sehr zufrieden bin.
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#10
Wenn du Funker bist, kannst du bestimmt auch die Resonanzkurve eines Schwingkreises aufnehmen/messen.
Der Tonabnehmer samt Kabel verhält sich genauso.
Du brauchst nur mit einem Vor-Widerstand >> gegenüber dem typischen Abschlußwiderstand(50 kOhm)||Verlustwiderstand aus einem Tongenerator Signal einspeisen und die Spannung am Einspeise-Punkt aufzeichnen gegenüber der Frequenz oder einfach das Maximum suchen.

Bei Mikrowellen ist die Beschreibung von Oszillatoren mit dem Modell des negativen Widerstands "gang und gäbe".
Negative Kapazitäten kommen, wenn ich mich recht entsinne, in parametrischen Verstärkern vor.

Ein Exemplar der "dhfi Schallplatte 2 Hörtest- und Meßplatte" kann nie schaden, um dem Rillen-Kratzer mal auf den Zahn zu fühlen.

MfG Kai
Nachtrag:
Bei
https://www.hifisound.de/de/Hifi-Zubehoe...nadel.html
lese ich "erschütternde" Zahlen: Spuleninduktivität: 550 mH (1 kHz)
Wenn das auch noch oberhalb 10 kHz stimmt (muß nicht), ergäbe das mit 245 pF -> 13,71 kHz :-(
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#11
Hallo,

ohne etwas zu negativen Kapazitäten beitragen zu können, kann ich aber sagen, dass es für die meisten Tonabnehmer vom Hersteller empfohlene Werte für deren Anschlusskapazität (eher bei MM Systemen) und den Abschlusswiderstand (eher bei MC Systemen) gibt. Heutzutage kocht da fast jeder Hersteller sein eigenes Süppchen auch bei seinen unterschiedlichen Systemen. Ein Entzerrervorverstärker ab der Mittelklasse aufwärts braucht heute Einstellmöglichkeiten für häufig vorkommende Werte bei der Kapazität und dem Eingangswiderstand (nur 47 KOhm ist schon lang vorbei, heute ist da oft ein Einstellpoti für MC's und verschiedene schaltbare Werte für die Kapazität).

An die sollte man sich halten, aber dabei bedenken, dass bei der Kapazität auch das Kabel eine Rolle spielt und die Kabelkapazität sich zu er des Verstärkers addiert.
Da haben schon etliche ein sehr langes Gesicht gezogen, wenn sie das "billig" aussehende Anschlusskabel des Herstellers gegen irgendein sündhaft teures Phonokabel ausgetauscht haben, das aber eine andere Kapazität hat, wie das auf das Originalsystem abgestimmte ursprüngliche Kabel.

Generelle Aussagen über die "richtige" Kapazität eines Phonokabels kann man daher ohne Berücksichtigung von Tonabnehmersystem und Entzerrervorverstärker nicht machen.

Grüße
Arno
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