Uher Report Stereo 4400 IC für Vintage-Drum-Sounds
#1
Moin und Hallo!

Ich verstehe nur sehr wenig von Audiotechnik und Tonbandgeräten. Nutze diese aber intensiv für Live-Musikaufnahmen zur Dokumentation historischer Schlagzeugspielweisen.  Daher ist mein Bericht über die Nutzung eines Uher Report 4400 IC mehr aus der Perspektive des Anwenders als aus der eines Technik-Kenners geschrieben. Vielleicht ja auch ganz interessant. 

Hier mein Artikel auf stompology.org

Über Anregungen und Rückmeldungen freue ich mich.

Viele Grüße

Christian
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#2
Hallo Christian,
interessanter Artikel, vor allem der Vergleich mit dem Silbernegativ bei der analogen Fotografie begeistert mich.
Vor allem ist mir der Beitrag sympathisch weil er zeigt, daß es kein super teures Equipment bedarf um sowohl auf analoger Seite als auch bei der Digitalisierung vernünftige Ergebnisse zu erzielen.
Sicher gibt es da wieder Plugins aber deine Methode finde ich charmanter....
Gruß, Jan
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#3
(03.10.2021, 17:24)stompology schrieb: Hier mein Artikel auf stompology.org

Respekt! Toller Bericht, tolle Anwendung. Viel Erfolg weiterhin!

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#4
Hallo Jan, hallo Anselm!

Ich bedanke mich für eure freundlichen Antworten.

25 Jahr habe ich als Fotoreporter gearbeitet und daher weiß ich solide und schlicht gehaltene Technik sehr zu schätzen. Die Uher Tonbandgeräte erinnern mich sehr an die Bauidee der alten analogen Profi-Kameras ( z.B. die F3 von Nikon) für den machmal rauhen Berufsalltag. Gelernt habe ich damals, dass sparsam verbaute Technik gegenüber einer Überladung an Features ihren Sinn hat.

Ich bin wirklich froh dieses Gerät erworben zu haben und freue mich jeden Tag über den Anblick der sich drehenden Spulen und über den Auschlag der analogen Pegel während des Aufnehmens. Die Aufnahmen klingen tatsächlich sehr unterschiedlich zu meinen ersten Aufnahmen mit dem Computer. Für mich klingt es weicher (musikalischer) ohne dabei ein Verlust an Kraft und Frische zu hören.

Viele Grüße aus Kiel

Christian
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#5
Hallo Christian,

vor Jahrzehnten gebaut, heute noch begeisternd - das geht runter wie Öl!

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#6
Das freut mich, Anselm!

Ich habe festgestellt, dass sich einige Probleme, verursacht durch langen Stillstand und maglende Pflege, mit etwas Geduld, Zeit und Respekt auch für den Laien lösen lassen.

Insgesamt würde ich sagen, dass man ein gut erhaltens Exemplar (welches nicht im Profi-Einsatz eines Radio-Reporters war) erwerben sollte und dann weitere Mühen in die Wartung und eventuellen Reparaturen dieses Gerätes stecken sollte.

Weniger sinnvoll ist es, weitere Geräte über Kleinanzeigen in der Hoffnung eines perfekten Treffers zu kaufen. Es tauchen dann eben nur andere Bausstellen mit anderen Geräten auf.

Wenn ich das noch bestellte Zubehör zusammen habe für meine Schlagzeug-Aufnahmen, werde ich mein Uher an ein Fachwerkstatt zum Durchchecken übersenden. Damit ich mindestens noch 50 Jahre Freude am analogen Aufnehem habe. :-)

Viele Grüße aus Kiel

Christian
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#7
Es tauchen an den ICs ja immer dieselben Probleme auf. Ob die jeder Laie lösen kann ist die Frage.

Stichworte wären das der linke Bandteller gebrochen ist, welcher zumindest häufig getauscht werden muss. Verhärtete Treibräder - eigentlich keine IC sondern eine Monitor Krankheit - weil dieses schon für ein Report Monitor verwendet wurde und im IC das alte verhärtete Monitor Treibrad gelandet ist. Weiterhin müssen häufig noch Kondensatoren getauscht werden. Neue Riemen kommt dann auch mit dazu. Defekt wäre m.E. erst etwas was darüber hinaus geht.

Ein Gerät wo all das schon gemacht wurde ist durchaus ein paar Taler wert! Zumal die linken Bandteller als Ersatzteil irgendwann mal zur Neige gehen dürften.

Ich stimme aber zu. Mehr wie theoretisch voll funktionsfähig siehe Bilder ist den meisten Anzeigen nicht zu entnehmen.

VG
Martin
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#8
Zur Abrundung meines Berichtes über den Kauf, jetzt das Uher Report 4400 Stereo IC in seiner eigentlichen Bestimmung zur Dokumentation von Schlagzeug-Grooves im Rahmen von Artikeln über die Beats der Songs der 20er bis 60er Jahre für ein Internet-Archiv.

Zum Einsatz für eine Stereo-Aufnahme von "I'm Walking" von Fats Domino sind zwei sehr einfache Uher Mikrofone gekommen. Das bei Schlagzeugern heute beliebte M534 wurde 20 cm schräg an der Snare (kleine Trommel) platziert und das M517 ca. 40 cm nahezu frontal vor der Bassdrum aufgestellt. Ich meine, das M534 ist für die Abnahme von Snare und Hi-Hat tatsächlich gut geeignet. Und sogar auch die Bassdrum ist totz des hohen Pegels und der Luftzüge des Fells mit einem einfachen M517 erstaunlich gut aufzunehmen. Das hatte ich wirklich nicht erwartet. Beide Mikros wurden in der M-Schaltung genutzt.

Spaß macht es, da das Uher Report schon eine Menge Schalldruck aushält. Ohne dass man - wie bei vielen moderneren Geräten - die Empfindlichkeit per verlustreicher Eingangs-Schaltung runteregeln muss. Die Aussteuerung bewegt sich (zumindest bei meiner Spielweise im Beispiel) im 1. Drittel. Die Potis arbeiten in dem Bereich sogar überraschend fein, so dass sich die Trommeln gut aussteuern lassen. 

Natürlich rauscht es. Na und? Ist kein Computer. So soll es bei mir ja auch so sein. Und: Noch nie wurde ein Hit auf Grund eines analogen Rauschens verhindert. :-)

Hier das Hörbeispiel ( Berühmte Grooves: " I'm Walking") im Artikel:

https://stompology.org/2021/10/09/drum-g...ts-domino/

Ich bereue den Kauf, die ganze Aufregung und die Kosten um die olle Kiste nicht. Und ich habe wirklich viel Freude mit dem Aufnahmegefühl bei der Bedienung. Es passt. Ich stelle fest, dass ich mich viel mehr fokussiere auf die eigentliche Aufgabe beim Aufnehmen. Es hat etwas feierliches, wenn sich die Bandteller drehen.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende wünscht

Christian (aus Kiel)
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#9
Hallo Christian,

macht doch gute Aufnahmen dein 4400! Hätte mich auch gewundert. Ich hatte einmal einen Fehler auf einer 4400 der sehr schwer zu finden war und beim An und Aus schalten von Play immer zu einem üblen krachen auf den Lautsprechern geführt. Ich glaube es existiert noch irgendwo ein Thread über "Montagsmaschine". Naja, Montagsgeräte wird es bei Uher tatsächlich wohl nicht gegeben haben und die Bezeichnung war eher dem Frust den Fehler trotz nahezu kompletter Überholung nicht finden zu können geschuldet. Am Ende war es ein Tantal auf der Endstufenplatine der dafür verantwortlich war. Will sagen, das so ein Report seinen Job nicht macht ist auch heute sehr selten der Fall. Das waren eben einfach gut durchdachte grundsolide Geräte. Kein Tonbandler der nicht mindestens auch ein Report zuhause hat,

Tolles Thema übrigens auf deiner Seite. Werde mal versuchen mich da ein wenig reinzudenken. Vor über 45 Jahren war es als 10 jähriger vor meinem jetzigen Instrument Gitarre im Grunde das Schlagzeug was mich immer am meisten interessiert hat. Wie bei den vielen Menschen ist es über Waschmitteltrommeln Kochlöffel und Kochtöpfe nicht hinaus gekommen. Bei Schlagzeug fällt eben leider der Zugang nicht besonders leicht. Einen der Gitarre spielt trifft man an jeder Hausecke. Übungsopfer waren damals Stones Songs wie "Dandelion" oder "Honky Tonk Women". Wenn es damals schon deine Seite gegeben hätte wär es sicher eine große Bereicherung für einen jungen Menschen gewesen zu erkennen was da gemacht wurde. Den Groove singen ist interessant. Auf die Idee wär ich nicht gekommen. Ich kannte das bisher nur von den Bluesharp Spielern. So ist ja zum Beispiel der Manfred Mann Songtext aus den 60ern "Doo Wah Diddy Diddy Dumm Diddy Doh" einem Blasschema auf der Harp gewidmet. Dem Film "Beware of Mr. Baker" könnte ich entnehmen das Ginger Baker schon auf der Schulbank mit den Fingern getrommelt und seine Mitschüler damit begeistert hat. Dabei kam bei mir der Gedanke auf ich hätte als junger Mensch vielleicht doch noch etwas länger an den Kochtöpfen weiter arbeiten können. Smile

Schön auch zu sehen wie das Intro von "I'm Walking" später im Glamrock von Sweet's Ballroom Blitz Anfang der 70er wieder auftaucht. Sowas erkennt man nur wenn einen ein Sachkundiger mal drauf hinweist. Man sieht das Musik eine große Reise ist und wo die Künstler ihre Inspiration her hatten. Mick Tucker wird ja von einigen als enorm unterschätzter Schagzeuger gehandelt. Jetzt erkennt man auch warum!

Danke Dir dafür !

VG
Martin
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#10
Hallo Martin,

danke dir für deine Gedanken, die mich sehr erfreuen.

Zum Uher 4400 IC:

Es läuft akzeptabel und ich kann weiter an den Wochenenden die Grooves aufnehmen. Einige Dinge möchte ich noch in den Griff bekommen. So muss das Antriebsrad ausgewechselt werden. Das Gummi ist sehr hart und angegriffen. Da mache ich mich ganz in Ruhe schlau (auch hier im Forum) und bestellt habe ich auch schon ein Ersatzrad.

Die Elekronik möchte ich lieber von einer/einem Fachkundigen anschauen lassen und ich bin auf der Suche. Viel Gegensätzliches ist über den richtigen Umgang mit Reparaturen durch Fachbetriebe zu lesen und es braucht wohl Vertrauen in die Kentnisse.

Die Tonköpfe müssten eingestellt werden und das Gerät durchgemessen werden. Der linke Kanal ist spürbar schwächer als der rechte Kanal. Ein leichtes Aufnahmebrummen (auch im Batteriebetrieb und mit sehr kurzen Kabeln an den Mikros) ist auch noch über den linken Kanal zu hören. Sonst scheint alles ok.

Zur Musik:

Damals gab es ja kaum Schlagzeugunterricht für Jazz und Pop in Deutschland. Wer heute Feuer fängt, kann super leicht einsteigen. Vielleicht wärest du heute dabeigeblieben. (Warum eigentlich nicht spät einsteigen, wenn du schon Musik machst und Gitarre spielst?) Ich denke da auch an einige hilfreiche Erklärvideos auf YouTube und die inzwischen gut ausgebildeten Schlagzeuglehrer in jedem Teil des Landes.

Als ich mit 18 (bin Jahrgang 56) von der Klampfe auf die Trommeln umstieg, gab es nur zwei Bücher zum Jazz. Eines von Gene Krupa und eines von Buddy Rich. Habe kein Wort verstanden und Noten konnte ich auch nicht lesen. Später hatte ich einen Lehrer, der immer nur Paradiddles geübt haben wollte und "Beat-Musik" war ein Schimpfwort. Habe dann einfach weiter versucht die Spielweisen von den Kinks, Stones und Beatles herauszuhören und nachzuahmen. Das hatte dann Grenzen. Erst 2010 konnte ich mir den Wunsch erfüllen, bei einem richtigen Profi und prakmatischen Lehrer über drei Jahre lernen zu dürfen.

Die zusätliche Lernweise über "Lautmalerei" ist in Europa etwas ungewöhnlich. Ich habe irgendwo mal gelesen, dass diese Herangehensweise aus Afrika stammt. Gene Krupa hat so auch erklärt, wie er ein Solo komponiert: Er singt die Schlagfolge. Noten, Zählen und Mitsingen der Schlagfolge; alles kann hilfreich sein und es gibt wohl viele Wege.

Mick Tuker ist auch in meinen Ohren ein besonders guter Drummer gewesen. Er hatte Swing-Gefühl und eine elegante Technik, verwurzelt in dem soliden Fundament eines Jazz Drummers. Absolut eben kein "Bolzer".

Ach, mir fällt noch so viel ein.... aber das würde wohl den Rahmen dieses Forums sprengen. :-)

Vielen Dank für den Austausch und bis bald

Christian

P.S. Über Hinweise auf einen guten Tonband-Service in Schleswig-Holstein oder Hamburg würde ich mich auch freuen. Vielleicht gibt es ja auch den einen oder anderen erfahrenen Uher-Bastler, der (natürlich gegen Honorar) die Elektronik meines Gerätes überprüft.
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#11
(10.10.2021, 11:06)stompology schrieb: Wer heute Feuer fängt, kann super leicht einsteigen. Vielleicht wärest du heute dabeigeblieben. (Warum eigentlich nicht spät einsteigen, wenn du schon Musik machst und Gitarre spielst?) Ich denke da auch an einige hilfreiche Erklärvideos auf YouTube und die inzwischen gut ausgebildeten Schlagzeuglehrer in jedem Teil des Landes.

Ich kann ja mal ein bischen auf meinem Fingerschlagzeug üben. Smile 

   

Was gibt es da so empfehlenswertes an Erklärvideos? Mit was kann man zuhause üben ohne die Nachbarn auf die Palme zu bringen?

VG  Martin
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#12
Ok, immerhin schon mal macht es Spaß!

Einfach Andy Gillmann auf You Tube suchen. Ein ganz besonders guter Lehrer, Autor und ein super angenehmer Mensch. Für den wirklich allerersten Basis-Einstieg müsste ich mal genauer schauen. Bestimmt gibt es Gute. Leute die nicht nur zeigen, wie toll sie sind. :-)

Üben ohne viel Krach einfach auf einem Übungsbrett (z. B. "Real Feel") mit den Sticks und mit den Jazz-Besen am Küchentisch auf einer alten Zeitung. Linker Fuß spielt die (imaginäre) Bassdrum und der rechte Fuß die Hi-Hat. Das Tackern auf dem Brett ist allerdings nicht ganz so leise und kann Mitbewohner nerven. Ich übe nur noch so und kann jederzeit loslegen ohne den riesigen Aufwand. Aufnehmen dann natürlich am richtigen Set.

Viele Grüße

Christian
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#13
Hier für absolute Neulinge, so dass man schon mal einen einfachen Groove spielen kann:

https://www.youtube.com/watch?v=MR5WEcgdvzs

Grüße und bis bald

Christian
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#14
...der "Billy Jean"  Groove!... Shy

Nach ein wenig trocken Übung meine ich sowas könnte ich durchaus hin kriegen...mal sehen vielleicht schaffe ich mir mal so aweng was zum üben daheim an.

Was ist denn eigentlich von so einem E-drum Set zu halten?

https://www.musik-produktiv.de/roland-td...m-set.html

....oder erst mal sowas?

https://www.thomann.de/de/yamaha_dd_75.htm

VG
Martin
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#15
Hallo Martin,

das Ding von produktiv ist schon geeignet zum Üben. Das andere Ding nicht. Du brauchst ja ein Gefühl für die Sticks und die Spieltechnik. Allerdings sind auch die E-Drums nicht ganz leise beim Anschlag. In Wohnungen gibt es regelmäßig Streit um die Geräusche.

Übrigens werden im Drummerforum.de super gerne Einsteiger beraten. (Nicht dass ich das nicht gerne mache!) Ich denke, dort bekommst du sehr viele Tipps (auch gerne von mir) und wir stören hier im Forum nicht mit weniger sachbezogenen Mitteilungen zum Thema "Tonband und Anwendugen in der Praxis".

Wir lesen uns im Drummerforum? Ich bin dort auch zu finden unter "stompology".

Viele Grüße und einen guten Start in die Woche wünscht

Christian
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