Philips NTRX100 - der Schwiegermutterschreck
#1
Moin,

seit kurzem ist mir dieses "Mini-Hifisystem" (wie es Philips selbst nennt) zugeflogen. Von ferne sieht man die Verwandtschaft zu den Ghetto-Blastern - indes läuft es mit seinem knapp 15kg nicht mehr mit Batterien, sondern mit 220 V - ausschließlich. Dass es nicht für Schwiegermütter gedacht ist, verrät der Blick auf das Gerät selbst. Integriert sind je zwei überblendbare Eingänge für Bluetooth, Klinke und USB; 2 Mikros können zusätzlich angeschlossen werden und Radioempfang (FM) ist möglich. Die Ausgangsleistung von 300 W RMS klingt erst einmal beeindruckend, ist allerdings (wie für alle portablen Geräte) auf einen Klirrfaktor von 10% bezogen. Heute habe ich den Praxistest gemacht.

Der Sound ist brachial und auch außerhalb des Hauses gut vernehmbar. Die untere Grenzfrequenz von 40 Hz scheint annähernd plausibel. Mit einem Pegelmessgerät (dB a) konnte ich ohne größeren Verzerrungen bis ca. 100 dB Musik hören; verschiedene Musikrichtungen und Bassverstärkungsgrade können gewählt; ist aber bei jeder Einstellung ziemlich basslastig. Für kleine Partys scheint es durchaus brauchbar.

Gruß
Peter

p.s. Probehören könnte ich arrangieren.


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#2
DAS nenne ich mal einen Ghettoblaster !! Höllenmaschine !!
2 Dreher und ca. 38 Tonbandgeräte an drei Anlagen ............  Rolleyes
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#3
Kann man erkennen, wer das Teil wirklich baut ?

MfG Kai
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#4
Es scheint sich um ein relativ junges Gerät zu handeln, ein ähnliches Modell wird (oder wurde zumindest vor kurzem) immer noch vertrieben (klick). Somit liegt der Verdacht nahe, daß es vom chinesischen Unternehmen TPV Technology bzw. TP Vision hergestellt wurde, das die Philips-Unterhaltungselektronik-Sparte übernommen hat.
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#5
(15.09.2021, 00:04)timo schrieb: Es scheint sich um ein relativ junges Gerät zu handeln, ein ähnliches Modell wird (oder wurde zumindest vor kurzem) immer noch vertrieben (klick).

Dieses Produkt ist leider nicht mehr verfügbar
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#6
Hi,

aus diesem Bericht (http://www.techsmart.co.za/hardware/audi...eaker.html) scheint hervorzugehen, dass das Teil wohl 2014 auf den Markt kam. Das fällt ungefähr in die Zeit, wo sich Philips von seiner verbliebenen Unterhaltungselektronik-Sparte trennen wollte. Den Zuschlag erhielt die Woox Innovations, die dann später (April 2014) an Gibson Brands verkauft wurde, 2019 pleite ging und von TP Visions seit dem fortgeführt wird.

Das von mir vorgestellte Gerät dürfte damit also zwischen fünf und sieben Jahre alt sein. Es wird zwar als Hifi-System vorgestellt, die Stoßrichtung ist indes eine andere. Niemand mag sich vorstellen, dass ein mittelaltes Ehepaar sich so etwas in seinen Partyraum stellt. Gedacht ist es vor allem wegen seiner Bedienungsmimik für jüngere Hobby-DJs. Dafür spricht auch die brachiale Leistung (für ein Gerät dieser Größe) und die Warnaufkleber (dauerhafte Pegel > 85 dB können das Gehör schädigen. Tatsächlich produziert das NTRX100 relativ verzerrungsfrei Pegel an die 100 dB (in einem Meter Entfernung gemessen); mehr wollte ich mir jetzt nicht antun.

Gruß
Peter
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#7
Ich teile Timos Vermutung, da der Design chinesischem Geschmack entspricht.

Wer macht eigentlich den Service für solche Teile, auf denen nur Philips draufsteht ?

MfG Kai
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#8
Hallo Kai,
die Philips-Website habe ich rauf und runter durchsucht: kein spezieller Reparaturservice; Ersatzteile gibts aber hier: https://www.technische-fundgrube.de/Phil...47,54.html
Ansonsten: Selbst Hand an legen
Gruß
Peter
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#9
Meine Frage war mehr prinzipiell gemeint.
Sind die Händler für Reparatur-Service solcher Geräte und zB aller TV-Geräte, auf denen Philips steht, zuständig ?
Bei Philips gibt es keine Unterhaltungs-Elektronik mehr.
Also auch keinen Philips Service.

MfG Kai
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#10
Damit könntest Du doch eventuell Dein Tiefbassproblem beheben ???

War nur so ein Gedanke......

Liebe Grüße !
Klobürsten werden wieder wie neu, wenn man sie mit in die Spülmaschine gibt.
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#11
Moin,
die Frage nach dem Philips-Service ist eher theoretischer Natur: Garantie ist keine mehr drauf; im Falle eines Falles geht's an einen Kollegen oder einem vertrauenswürdigen Service. Im Übrigen würde sich eine Reparatur vermutlich nicht wirklich lohnen. Ja, ich könnte Kai mit Tiefbass unter die Arme greifen.
Habt noch einen schönen Tag
Peter
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#12
Ich habe kein  Tiefpass-Problem.
Wenn es sein muß, kann ich meine Lautsprecher-Boxen auf MFB-Antrieb umschalten, dann gehen sie im Prinzip runter bis ca. 5..7 Hz, was aber sehr unvernünftig wäre und deshalb auf knapp 30 Hz hochpass-beschränkt wird.

Meine Frage zielte auch nicht auf dieses spezielle Gerät ab, sondern auf alle Unterhaltungs-Elektronik, die zur Zeit unter dem Label "Philips" verkauft wird, zB neueste TV-Geräte.
Philips befasst sich  nur noch mit
"Diagnosis & Treatment", "Connected Care & Health Informatics", and "Personal Health".
Von denen schraubt keiner an Unterhaltungs-Elektronik rum, auf der ein Philips Label klebt.

MfG Kai
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#13
Vorsicht, off topic, by the way: Kai hatte ja schon einmal irgendwo erwähnt, die MFB - Boxen machen ordentlichen Tiefbass.
Und sie würden bei, oder mit zunehmender Lautstärke dann dabei begrenzt, was ja irgendwie klar ist.
Ich wusste gar nicht das man den MFB-Modus abschalten kann!
Habe übrigens, die (Valvo-) Lautsprecherchassis die u.a. dabei mit verbaut wurden, in der Clearaudio Delta 3.
Natürlich fehlt dort der Sensor. Als Hochtöner sind dort auch die runden Bändchen verbaut (4 Stück pro Box).

Viele Grüße !!!

PS: Klingt so, als ob Kai die ganz großen hätte, meine Valvos haben je 20cm Bässe, dafür je 2 im Transmissionlinegehäuse.
Sound wie ein Studiomonitor. Deshalb war der Erfolg wohl nur mäßig. Ausserdem waren Sie teuer, für die Zeit.
Klobürsten werden wieder wie neu, wenn man sie mit in die Spülmaschine gibt.
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#14
Hallo,

meine sind Anfang der 70er Jahre selbstgebaut - da mußte die Bearbeitung der Diplom-Arbeit erstmal warten...
Verbaut wurden 25 cm Bass-Chassis von Isophon, in die nach Philips-Vorbild Piezo-Beschleunigungs-Sensoren plus FET-Impedanzwandler eingebaut wurden.
Der Bass kann entweder mit MFB oder passiv entzerrt hinab bis circa 30 Hz betrieben werden.
Anfänglich verwendete Isophon-Mittelton-Kalotten wurden später durch Philips-Mittelton-Kalotten ersetzt.

Ich bin froh, daß damals Schaumstoff-Sicken beim Bass noch nicht üblich waren, denn so werden die Boxen demnächst 50 Jahre alt.

MfG Kai
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#15
Hallo,

danke für die Beschreibung. Damit habe ich nun gar nicht gerechnet, Kai war also damals schon ein Genie !!!

Liebe Grüße !!!
Klobürsten werden wieder wie neu, wenn man sie mit in die Spülmaschine gibt.
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#16
Naja,

andere meinen "Fach-Idiot".
Ich war "einseitig" interessiert und froh, daß ich beim Abitur nicht in Fächern geprüft wurde, die mich nie interessiert hatten, wie zB  Erdkunde, Bio, Reli, Geschichte, deutsche Dichter ...

Außerdem grassierte an dem Institut, an dem ich meine Diplom-Arbeit machte, das Bauen von MFB-Boxen gerade als lokale Epidemie. Man konnte einiges von dem übernehmen, was die Assistenten schon vorgearbeitet hatten.

MfG Kai
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#17
Hallo Kai,

mit den Fächern, die dich nie interessiert haben, sprichst du mir aus der Seele.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#18
Hallo,

Fachidioten hin oder her, egal, Ihr seid für mich hier mit die Größten.

So !!!

Liebe Grüße !!!
Klobürsten werden wieder wie neu, wenn man sie mit in die Spülmaschine gibt.
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#19
Ja, das Ding war echt erstaunlich und die Lautsprecher selbst machen sogar einen recht wertigen Eindruck. Ich meine auch es auf 2014 zu datieren. Ich hatte damals eine Freundin mit der ich oft im Freibad ihres Ortes war und die hatten da auch so ein Ding stehen.

Aber 300 Watt RMS?
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#20
300 W RMS - bei 10% Klirr. Tatsache ist jedoch, das Teil ist brutal laut (90-100dB / 1m) und das ohne wahrnehmbare Verzerrungen. Theoretisch wäre auch wesentlich mehr gegangen, ich wollte jedoch meine (alten) Ohren schonen.
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#21
Naja ich hab n alten Ghettoblaster von Sharp (GF 9000), der hat 2x7 W mit 10% Klirr, klar kommt da nicht mehr viel Bass und man hört ausserdem auch die Verzerrungen, aber der schafft auch über 100 dB, schon weit unter der maximalen Lautstärke und mit Batterien, schön klingt das dann halt nicht mehr. Das hängt glaub ich eher vom Wirkungsgrad der Lautsprecher ab, bei alten Röhrenradios ist das noch extremer. Die haben ja noch mal weniger Leistung und schaffen mit den handgewickelten Papplautsprechern trotzdem Lautstärken wie eine große Anlage nur eben mit einem sehr hohen Klirr.

Ich habe 2 JBL Xtreme 1, die kann man paaren und die laufen dann auf voller Lautstärke zwischen 6 und 8 Stunden mit Akkubetrieb. Das sind 5000 mAh Akkus mit 10 V oder so. Im Freien habe ich Beide mal aus gut 2 m Entfernung gemessen, da kam ich so auf um 90 dB. Du kannst dir ausrechnen wie gering die Leistung da sein muss, damit der Akku so lang hält. Auch hier greift der DSP extrem stark und es kommt zu hörbaren Kompressionsartefakten und Verzerrungen. Der Sound ist aber noch gut annehmbar.

Man braucht also nicht so viel Leistung um hohe Lautstärken zu erreichen. Mir gehts in erster Linie darum, dass das Philips Ding ja jetzt nicht sonderlich teuer ist und solche Leistungen auch mit hohem Klirr immer noch relativ kostspielig sind, zumal man auch Lautsprecher braucht die das ab können. So Billigdinger sind ja immer mit Mörder Leistungen beschriftet, oft sind auch die RMS Werte gefaked. Ich hatte mal so billige Standboxen von CAT, da war eine Belastbarkeit von 180 Watt RMS angegeben, die haben im Dauerbetrieb keine 80 vertragen und sind mir auf ner Party Beide abgeraucht.

Man muss auch bedenken, dass ein Verstärker der 300 Watt RMS mit 10% Klirr leistet bei nicht deutlich weniger kaum noch Klirr hat. Bei 250 Watt ist der garantiert schon unter einem Prozent und um da dann noch hörbar Lautstärke raus zu holen, bräuchte man ja das 10 Fache ab Leistung.

Aber ich denke, wenn das Ding echte 100 oder 150 Watt leistet ist das für so ne Konstruktion schon sehr sehr viel! Leistungen sind ja schon immer gerne geschönt worden, selbst zu Zeiten der Dampfradios.

LG Tobi
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#22
Hallo,

ich glaube auch nicht ganz an die 300W RMS. Meine eine Crownendstufe (oldskool) braucht bei echten 350W/8Ohm pro Kanal schon 1Kw/h und wiegt 20 Kilo. Mit entsprechender Abwärme. Ausserdem habe ich weit mehr als 100 db, jedenfalls mehr als ich je aushalten würde.
Wie sehen die Verhältnisse bei Class-D Verstärkern aus ?
Wäre das dort machbar ?
Es gibt ja schon Kleinstverstärker mit 50W, insofern scheint es schon fast wieder möglich.

Liebe Grüße !!!

.......im Normalbetrieb läuft bei mir ein Luxman L-410 mit 180W die Stunde. 
Die Crowns und so weiter (ReVox B750MKII/ 550W/h), machen da eher den 
Museumsbetrieb aus. Bevor ich als Umweltsau geoutet werde, wollte ich das 
doch noch nachtragen.

Liebe Grüße !!!
Klobürsten werden wieder wie neu, wenn man sie mit in die Spülmaschine gibt.
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#23
@Peter

...das ist nicht nur ein Schwiegermutter-Schreck sondern auch ein Augenkrebs-Förderer... Du lieber Himmel, was für ein designerischer Fehlgriff. Dabei können auch Ghettoblaster "schön" sein... ..aber das ist natürlich Geschmacksache.
Viel Spaß mit dem Ding... ...und mit den Nachbarn.

@Kai

"Service"? "Reparatur"? So etwas wird "nachhaltig" entsorgt, wie viele moderne Elektrogeräte. Ist doch im Sinne vieler grünen Umweltfreunde - Hauptsache es wird ein Nachfolgegerät mit "besserer" Energieeffizienzklasse gekauft.  Big Grin  Aber im Ernst, ein Blick ins Innere dürfte jeden Reparaturversuch im Keime ersticken zumal solche zerklüfteten Gehäuse im Nachhinein schwer zu öffnen sind.

@Laetitia

...diese Leistungsangaben haben halt eine andere Bezugsgröße. Irgendein Frequenzbereich wird dann da wohl schon in diese Schalldruckgrenzen vorstoßen und elektrische in mechanische Energie umwandeln (was Stromfluß und damit Leistungsabgabe hervorruft.) Frei nach dem Motto "Ihr da ohm, macht doch watt ihr volt"... Wink

PS: wer ist die grössere Umweltsau? Jemand, der ab und an einem Class-A Verstärker (mit zugegeben schlechtem Wirkungsgrad) ein paar kW/h entlockt oder jemand, der alle paar Monate irgend ein Billig-Elektrogerät in den Müll wirft und sich das Nächste kauft?


Gruß
P.


Zitat:...Ich hatte mal so billige Standboxen von CAT, da war eine Belastbarkeit von 180 Watt RMS angegeben, die haben im Dauerbetrieb keine 80 vertragen und sind mir auf ner Party Beide abgeraucht.

@Tobi

Das kann auch am Verstärker gelegen haben. Eine Endstufe, die bei hoher Leistungsabgabe nur noch "Sägezahn-Signale" abliefert, können den dicksten Boxen den Garaus machen.

Gruß
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#24
@peter
An die 300 Watt RMS glaube ich auch nicht:
Ein erster Blick aufs Typschild bzw. die Angabe der auf der 230-Volt-Seite konsumierten maximalen Leistungsaufnahme sollte schon eine grobe Abschätzung ermöglichen. Wenn man dann auf einen Gesamtwirkungsgrad des Verstärkers (den Rest lassen wir mal unberücksichtigt) von über 100 % kommt, wundert mich das nicht...

(Ich habe hier eine Mini-Stereoanlage stehen, die laut Betriebsanleitung 2x15W "Dauerleistung" - wie auch immer definiert - liefert, dabei aber nur einen Netzanschlusswert von 20 VA und einen entsprechend mickrigen Netztrafo aufweist. Wenn ich die nun voll aufdrehe, müsste sie aus den max. 20 VA Primärenergie 30 Watt Verstärkerleistung rausholen, was einem Wirkungsgrad von 150% entspricht. Eine neue Methode der Energie-Erzeugung!? - Satire aus - Ob das der Realität entspricht, wage ich leicht zu bezweifeln...)

Interessant dazu der einschlägige Wikipedia-Artikel - Stichworte Musikleistung / RMS-Leistung / P.M.P.O-Leistung

Viele Grüße vom BandWolf / Wolfgang, der gerade mit schätzungsweise 30 bis 50 mW Musik hört
Revox A-77 MkIII Dolby (2-Spur) / Revox A-77 MkII (4-Spur) / Revox A-77 MkIII (4-Spur) / Uher Variocord 263 / Telefunken M85KL / Grundig TK28 / Grundig TK14 d.L. / Uher Universalgerät 5000 / SABA TG454 / Webster Chicago 288 Wire Recorder (Drahtbandgerät)
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