Lindenberg
#1
Ich habe grundsätzlich keine Probleme mit Udo Lindenberg, er hätte jedoch 1980 erschossen werden müssen. Dummerweise laufen die Irren zumeist nur in den USA mit Knarren herum oder lassen in Arabien oder dem fernen Osten töten - in Deutschland muss man sich wohl totsaufen.

Widmet man sich ausschließlich der Musik und lässt Lindenberg privat oder in Interviews beiseite, so sind 4 Dinge markant: seine scheinbar ausgesprochen disharmonische Stimme, sein perfektes Schlagzeugspiel, seine Probleme mit der englischen Sprache und sein Vermögen, Millionseller zu schreiben. Ich denke aber, dass ich sicher ebenso gesungen hätte, wenn es mir einfach Spaß macht. Gewöhnungssache das und im Grunde ist das auch gar nicht schlecht...

Hier ein wenig Bio- und Diskographie aus dem Internet:

Zitat:"Das erstemal soll unser Künstler bei der BORDER-TOWN-JAZZBAND mitgetrommelt haben. Mit 13 Jahren gründete er dann die DIXIE DEVILS. Eine Schülerkapelle, die Dixieland-Musik spielte. Nach kurzer Pause wegen abgebrochener Kellnerlehre fand Udo 1963 zu den MISTER ADAM´S JAZZ-OPATERS. Nach etwas Studiererei in Münster gab es dann ein Engagement in Tripolis. Nach einem Jahr geht's wieder zurück, einerseits um völlig fertig von Drogen und Alkohol von seiner Mama und einem Nervenarzt gepflegt zu werden, andererseits um weiterzustudieren. Dort fing er dann bei den MUSTANGS an zu spielen. Dann die Bundeswehrzeit als Kanonier einer Artillerieeinheit in Hamminkeln bei Wesel. Wegen flatterndem Nervenkostüm wurde Udo nach vier Monaten entlassen. Dann kam der 13.August 1968. Udo trifft in Hamburg ein.
Und es gab kurze Anstellungen als Trommler in diversen Dixieland Bands. Und endlich etwas festes bei den CITY PREACHERS (Inga Rumpf!). Nach 3 Monaten wird die Band aufgelöst und Udo wird Haustrommler im JAZZ-HOUSE und wird Mitglied im Michael-Naura-Quartett und Schlagzeuger in der Kiesewetterkapelle (Oha!). FREE ORBIT wird gegründet, doch die erschienene LP wird ein Flop. Klaus Doldinger holt ihn in die PASSPORT Formation, wo Udo auf der ersten LP trommelt. Nebenbei wurde aber auch noch für EMERGENCY aufs Fell gehau´n. NIAGARA wurde zwischendurch auch noch bedient. Und jetzt kommt die Zeit, wo die erste Lindenberg LP gepresst wird." Quelle: http://people.freenet.de/udo-lindenberg/...cover.html
Bliebe noch zu erwähnen, dass er bei Frumpy für Inga Rumpf getrommelt hat. Später wird von ihr nochmal die Rede sein. Seinen Durchbruch schaffte er über das Onkel Pö in Hamburg, einer Szenekneipe, die damals eher einem Zirkus geglichen hat und die fast zeitgleich eine Vielzahl von Berühmtheiten ausspuckte. U.a. Otto Walkes - von dem später noch die Rede sein wird - oder Insterburg & Co (die Wiege von Karl Dall), Hans Scheibner, Rentnerband, Meyers Dampfkapelle, Kiesewetter...

Daumen im Wind ("Hoch im Norden") war dann seine erste typische Scheibe, nun ging es Schlag auf Schlag. Hier einige Platten mit Kommentaren, chronologisch etwas durcheinander:

Niagara

Wohl eher ein Konzept von vielen damals. Ein Haufen guter Trommler trommelt sich auf 3 LPs mit großem künstlerischen Anspruch die Seele aus dem Leibe.

1) Sangandongo

Free Orbit "Free Orbit"

Noch muss Udo englisch singen, aber die Band gehört ihm und er wagt sich auch an das Texten, mit mittelmäßigem Erfolg, jedoch sind die Songs recht eingängig. Pflicht war natürlich, irgendwie den Künstler rauszuhängen, also wurde das Ganze mit einer kräftigen Prise Jazz gemischt, er hatte es ja zuvor erlernt. Eine nette Kombination: Jazz +Rock. Auf dieser Platte singt aber nicht immer nur Udo selbst, was mich etwas verwirrt, aber ich kann ihn schlecht fragen, warum das so war :-) Ein paar markante Titel:

- Never felt so free
- Amsterdam
- All my love girl
- Flying windmill

Votan Wahnwitz

Ich glaube, dies ist sein Meisterwerk. Perfekte deutsche Texte, fein abgestimmt, nicht zu platt (so wie heute) und mit enormem Tiefgang kombiniert mit teils riesiger, orchestraler Besetzung. Teledecs samtweicher Klang kommt hier recht gut rüber. Vielleicht könnte man 'Alles im Lot...' rausnehmen, es ist der Versuch, den Massen einen Nachfolger für 'Andrea Doria' zu präsentieren. Zum Malocher kann ich noch eine Story von einem 60jährigen, geschiedenen Ex-Malocher erzählen, der auf dieses Stück voll abfuhr und sich kurzerhand alle Lindenberg-Platten kaufte. Hier ein paar Titel:

- Der Dirigent
- Votan Wahnwitz
- Daniels Zeitmaschine
- Da war so viel los
- Der Malocher
- Guten Tag, Herr Filmproduzent
- O-Rhesus-Negativ
- Elli Pyrelli
- Alles im Lot auf dem Riverboat
- Das kann man ja auch mal so sehen
- Jack

Odyssee

Machen wir doch einen Sprung in das Jahr 1983, also das Jahr, wo Lindenberg bereits seit 3 Lenzen tot sein sollte. Sein Sonderzug nach Pankow wurde zum Evergreen und weil er sich immer geschickt nach vorn manövrierte, obwohl ihn dort niemand haben wollte, ist dieses Stück eine Art Hymne des Mauerfalls geworden. Immerhin gab es noch die Schalmei-Übergabe. Die Platte macht ihrem Namen zweifache Ehre: platte Texte, schlechte Kompositionen bzw. wie 'Dr. Kimbel' oder der 'Sonderzug', gecovert und überdies fragt man sich, wohin die Linderbergsche Odyssee gehen wird. Zumindest nutzt er die Neue Deutsche Welle wiedereinmal geschickt für sich aus.

Galaxo Gang

Eine Scheibe von 1976, sie zeigt, dass Udo ausgesprochen platte, lustlose oder an den Haaren herbeigezogene Texte mit langweiliger Minderakkord-Musik zu kombinieren versteht. Das einzige brauchbare Stück, Bodo Ballermann, ist vom Text wie von der Komposition völlig unpassend und wirkt wie ein Fremdkörper - hätte doch dieses Stück viel eher zu einer der vorherigen Scheiben gepasst. Der Freiraum anderer Musiker ist hier völlig verschwunden, Lindenberg singt ohne Unterbrechung...

Ballhaus Pompös

Man trifft sich bei Lindenberg: Otto Walkes und Hans Scheibner, Lonzo an der Geige oder Inga Rumpf, alles, was Rang und Namen hat, gibt sich hier 1974 ein Stelldichein. Das vielleicht beste Stück dieser Platte 'Cowboy Rocker' lässt dann sowohl Otto als auch Inga hören. Ich bin mir nicht ganz aber ziemlich sicher, dass sie auch mit Udo das Cover ziert. Insgesamt ein hervorragendes Album, dass den Intellektuellen 'Leider nur ein Vakuum' gab. Ein paar hörenswerte Tracks:

- Jonny Controlletti
- Honky Tonky Show
- Leider nur ein Vakuum
- Rudi Ratlos
- Bitte keine Lovestory
- Gerhard Gösebrecht
- Riskante Spiele
- Cowboy Rocker
- Nostalgie Club Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt
- Glitzerknabe

Sister King Kong

Wie Galaxo Gang von 1976, jedoch später erschienen. Im Gegensatz dazu ist Sister King Kong eine völlig neue Sorte Udo: er ist lauter, brutaler und seine Texte giftiger. Damals konnte man hier eine Menge Wörter lernen. Die Musik tendiert zum richtigen Rock, weg vom Panik-Orchester-Sound. Tatsächlich gab es da auch einen mehrfachen Bruch. Lindenberg meinte damals in einem Interview, warum er so etwas hartes bringt, das wollen seine Fans womöglich gar nicht ~"Die softe Tour läuft zur Zeit nicht.". Auf dieser LP wirkt u.a. Ulla Meinecke mit, ein Lindenberg-Zögling. Damals machte sie Platten, die hörten sich wie von Udine Lindenberg gemacht an, aber nicht schlecht. Vor ein paar Jahren hatte sie noch einen Achtungserfolg.
Damit wir uns verstehen: das Album ist alles andere als perfekt, daher nur wenige hörenswerte Stücke:

- Sister King Kong
- Jenny
- Udo on the rocks

Daumen im Wind

Seine zweite Scheibe als Lindenberg. Zum ersten mal mit deutschen Texten und 'Hoch im Norden' bringt ihn zumindest bei den Nordlichtern positiv ins Gespräch, Dauerbrenner im Radio. Außerdem gab es da noch 'Good live City', was zwar eingängig ist, jedoch textlich daneben.

Panik Udo

so heisst der besagte Sampler, der jedoch auch Stücke beinhaltet, die sonst nicht erschienen sind. Dazu zählen 'Candy Jane', 'Rock'n'Roll Band', 'Tief im Süden', 'Wandering man' und 'Cello', sein vielleicht bestes Liebeslied. Außerdem gab es noch den Rudi Ratlos auf englisch, mit einer wie ich finde erstklassigen Übersetzung.

- Hoch im Norden
- Candy Jane
- Good live city
- Rock'n'Roll Band
- Tief im Süden
- Wanderin' man
- Cello
- Rudi Ratlos engl.
- Wir wollen doch einfach nur zusammen sein

Andrea Doria

Nach wie vor hält sich das Gerücht, der Titel 'Andrea Doria' hätte 1973 den Durchbruch gebracht. M.E. war es aber 'Hoch im Norden' und die Hörerschaft bekam nun eine Art Faschingslied - ich will es mal so ausdrücken: man gewöhnte sich an Lindenberg und griff etwas bevorzugt zu seinen Platten. Weil 'Hoch im Norden' so gut funktioniert hat, wurde wohl noch ein Seemannslied nachgelegt, was von seiner Komposition durchaus interessant ist und textlich heute zu Lindenberg selbst passt.

- Andrea Doria
- Boogie Woogie Mädchen
- Nichts haut einen Seemann um
- Ganz egal
- Du heisst jetzt Jeremias
- Dr. Chicago (instrumental)
- Er wollte nach London
- Die grösste Liebe

Zum Abschluss einige recht gute Titel aus den 80ern und 90ern:

- Club der Millionäre
- Du knallst in mein Leben
- Ein Herz kann man nicht reparieren
- Reeperbahn

Wie gesagt: heute bringt er längst nichts mehr: auf der Bühne ist er geradezu peinlich: bewegungsunfähig, stimmlos, hat Probleme mit den Noten und Texten, ein einziges Grauen. Aber offenbar reicht die blosse Existenz seiner Person auf der Bühne aus, um die Zuhörer zu verzücken...ich hätte Tomaten geworfen...faule.

Juli 2004 wird in seiner Heimatstadt Gronau in Westfalen das erste europäische Rock-Pop-Museum eröffnet ( http://www.rock-pop-museum.de ). Er selbst ist Initiator und auch Geldgeber. Er hat jedoch angedroht, zur Eröffnung dort auftreten zu wollen Sad
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