Welcher Drucker? Welche CAD-Software?
#1
Vielleicht kann jemand Tipps für einen 'Absolute Beginner' geben?
Als Drucker habe ich den da Vinci 1.0 pro 'im Auge', ist der ok?
Dann brauche ich ja auch noch CAD-Software...
Und Filamente...
Und?
VG Jürgen
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#2
Ich hab' zwar keinen 3D-Drucker, aber nach allem, was ich mitbekommen habe, wird von Einsteigern als CAD-Software oft die Web-App Tinker-CAD verwendet. Gut: Kostenlos, einfach zu bedienen, plattformunabhängig. Nachteil: Es ist halt eine Web-App. Wenn der Hersteller (rein spekulativ) irgendwann beschließen würde, sie nicht mehr (oder nicht mehr kostenlos) anzubieten, wären bereits erstellte Modelle u.U. nicht mehr nutzbar.
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#3
ich versuche mal, eine halbwegs kompakte Einführung hinzubekommen.

Als erstes brauchst Du für den 3D-Druck eine 3D-Datei. Durchgesetzt hat sich hier das sogenannte stl-Dateiformat. Du kannst Dir fertige stl-Dateien runterladen ( z.B. von Thigiverse ), kannst sie mit einem CAD-Programm erstellen, kannst per Fotometrie dreidimensionale Scans machen usw. Es gibt tausende Möglichkeiten, am Ende steht das virtuelle 3D-Modell, die stl-Datei. Es geht jedes Programm, das stl-Dateien erzeugen kann - ich benutze z.B. für Zeichnungen das CAD-Programm TurboCAD.

Um die 3D-Datei dann drucken zu können, musst Du sie horizontal in ganz viele Scheiben "zerschneiden", weil der Drucker ja ganz viele zweidimensionale Flächen übereinanderlegt. Dieses Zerschneiden erledigt eine weitere Software, der sogenannte Slicer. Der Slicer zerlegt das 3D-Modell in horizontale Flächen mit der Höhe, die der Auflösung des Druckers entsprechen, und legt eine Folge von Steuerbefehlen an, die dem Drucker sagen, wie er den Kopf zu verfahren hat, und wie viel Filament er fördern muss. Eine weitere Aufgabe des Slicers ist die allgemeine Steuerung des Druckers, z.B., wie heiß das Heizbett werden muss, wie heiß der Extruder für das Filament, ob der Drucker eine Struktur zum besseren Haften am Druckbett drucken soll, ob die erste Lage höher sein muss, um "Elefantenfüße" zu vermeiden usw. Auch die Füllstruktur des Objekts wird im Slicer festgelegt. Objekte werden selten komplett massiv gedruckt, meistens sind sie nur aussen massiv und bestehen innen aus einer Art Gitterstruktur, ob man ein Objekt massiv oder eher innen luftig haben will, das bestimmt man auch in den Druckereinstellungen im Slicer. Aus den Druckereinstellungen und dem Objekt erzeugt die Slicer Software eine Skriptdatei, die eine Aneinanderrreihung von Steuerbefehlen für den Drucker enthält. Die Sprache für diese Befehle nennt sich GCode, die Ausgabedatei heisst folglich GCode-Datei. Diese GCode-Datei lädt man üblicherweise auf eine Speicherkarte, steckt diese in den Drucker und startet den Druck. Man kann den Drucker auf per USB direkt an den PC anschließen, da die Drucke aber meist sehr lange laufen, ist die Methode mit der Speicherkarte zuverlässiger und blockiert den PC nicht.

Die Open Source Slicer-Software, die den China-Druckern üblicherweise beiliegt ist Cura von Ultimaker. Bei Druckern wie dem Da Vinci ist man oft auf die Slicer Software des Herstellers angewiesen, während man bei den offenen Geräten auch verschiedene Slicerprogramme benutzen kann. Wenn Du den Da Vinci auch nach dem Lesen dieser Einführung noch kaufen möchtest, solltest Du zwei Dinge prüfen: a) hat er einen Speicherkartenslot, über den man die Druckdatei in den Drucker spielen kann, und b) versteht er GCode Befehle. Wenn eins von beidem nicht gegeben ist, würde ich die Finger von dem Ding lassen.

Die Drucker, die heute im Billigsegment den Markt anführen, sind im Prinzip alle Urenkel vom Prusa i3. Vor einigen Jahren musste man sich noch mit irgendwelchen Holzbausätzen rumärgern, das hat sich massiv zum Guten verändert. Wenn ich mir heute einen 3D-Drucker kaufen müsste, wäre ein Anycubic i3 Mega die erste Wahl, gefolgt vom Creality Ender. Der Anycubic ist solider und kostet ab knapp 300 Euro, der Creality ist im Detail etwas schlechter, druckt aber genauso gut und kostet ab unter 200 Euro. Anycubic hat auch Resindrucker im Angebot, wenn Du Dir zu dem kleinsten i3 Mega noch den kleinsten Resindrucker dazukaufen würdest, hättest Du noch nicht so viel Geld ausgegeben, wie der DaVinci alleine kostet.

Bei Filament kommt es darauf an, was Du machen willst. Zum Anfangen würde ich PLA nehmen, das lässt sich sehr leicht drucken, ist aber nicht besonders temperaturstabil ( schmilzt bei 80 Grad, kann z.B. im Auto im Sommer schon weich werden ), und es ist sehr hart und nicht besonders schlagzäh, was bei Teilen ein Problem werden kann, die mechanisch stärker belastet werden müssen. Anfangen würde ich dennoch mit PLA, weil das am einfachsten zu Ergebnissen führt - mit ABS etc. kannst Du dann weitermachen, wenn Du mit dem Apparat vertraut bist, und weisst, wie man das Ganze parametriert. Als Filament zum Anfangen kann ich das PLA der Firma Geeetech empfehlen, das kostet pro kg um 20 Euro, kommt im Vakuumbeutel mit Trockenmittel und hat eine gleichbleibende Qualität. Was bei Filament wichtig ist, ist die Lagerung - am besten im Vakuumbeutel mit Trockenmittel, die Beutel gibt es preiswert als Zubehör. PLA ist in Grenzen hygroskopisch, und das wirkt sich auf die Druckqualität stärker aus als der Drucker selber.

YouTube ist grade beim Thema 3D-Druck eine sehr gute Informationsquelle, hier mal ein paar Tipps zum Anfangen:

https://www.youtube.com/watch?v=VI-o1JxMIMw

https://www.youtube.com/watch?v=WL3T_ijUUs8

Nur Mut, Du schaffst das Cool .

Ach ja, nur mal als Merker - wenn Du später belastbare Funktionsteile drucken willst, es wird immer öfter PETG anstelle von ABS empfohlen. Auch dazu kann man sich bei Youtube Unmengen an Infos "reinziehen".

Gruß Frank
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#4
Hey, Jürgen,
vor daVinci kann ich aus eigener Erfahrung nur abraten.
Verdongeltes Originalfilament zum 3-fachen Preis, was dann vom Drucker nicht erkannt wird, war nur der Tropfen....

LG
Mike

@Frank: nette Zusammenfassung Shy
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#5
Hallo Jürgen,

ich kann mich Mike nur anschließen.
Ich würde diese Kompaktlösungen nicht empfehlen - Zubehör und Verbrauchteile sind zu teuer.

Hingegen bekommt man auch mit den meisten China-Druckern sehr gute Ergebnisse, hier gibt es vor allem eine große Community und dadurch kontinuierliche Verbesserungen.
Auch musst Du dich zwangsläufig mit ein paar Grundlagen beschäftigen, was zum Verständnis nicht schadet.

Ich bin mit einem Geetech A10 unterwegs, den ich aber modifiziert habe.
Verwendete Software: Cura bzw. Slic3r
als CAD-Software kann ich OpenSCAD empfehlen. Skriptbasiert und gut verständlich. Das ist aber nicht jedermanns Sache - Video anschauen vorher!

Grüße
Andreas
Festina lente!

Motto der SN-Sammler: Irgendwann haben wir sie alle...
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#6
Hallo!

Nachdem ich diesen Test des da Vinci 1.0 pro gelesen habe (https://www.pcmag.com/reviews/xyzprintin...nci-10-pro)
bin ich etwas zwiegespalten: einseits ist die Ausstattung und die Möglichkeiten die er bietet nicht übel.
(geschlossene Bauweise, beheiztes Bett, KEIN Filament-Dongle mehr!, wird sogar mit ABS-Filament geliefert, die Slicer-Software sieht ordentlich aus)
allerdings ist die Geschichte mit dem mal mehr oder weniger glückenden Ausrichten und den, wie ich finde, mäßigen Druckergebnissen, die andere Seite

Gerade die Druckbettausrichtung ist mit das A und O für einen gelungenen Druck!
Das mit dem Kreppband ist auch nicht so Ohne Probleme. Drum bin ich froh auf die Anycubic Glasplatte umgestiegen zu sein!. Haftung ist damit überhaupt kein Problem mehr!

Slicer-Software kann Cura sein (habe damit bisher sehr gute Erfahrungen gemacht), aber auch andere Väter haben schöne Töchter

Zum selbst konstruieren (bin da selbst noch Anfänger!) benutze ich ViaCAD 2D/3D von punch!Software. Ist relativ günstig (gibt bei eBay günstige, ältere Versionen), die deutsche Übersetzung ist in Ordnung und ich bin mit der Software auf Anhieb recht gut zurecht gekommen, was bei anderen CAD-Programmen nicht so einfach geklappt hat.

Ich habe hier einen älteren Creality CR-10 mit dem ich PLA-Filament mißbrauche. Andere Formen wie ABS habe ich noch nicht ausprobiert. Ist bei der Heizleistung des Druckbetts und der offenen Bauweise etwas schwieriger. Durch den großen Druckraum (30x30cm) kann ich jedoch sogar Spulen drucken. Für die allermeisten Fälle reichen aber 20x20cm aus.

Wenn ich mir heute einen Drucker zulegen würde, wäre es wahrscheinlich ein Creality Ender. Das Auspacken, Aufstellen, Filament rein und in guter Quaslität losdrucken hat mir schon gleich zu Anfang eine Menge Ärger und Frust erspart.

Ich hoffe ich konnte die Verwirrung noch verstärken...
Gruß
Oliver
Mist! Angry Man sollte nix vor dem zweiten Kaffee posten. Man blamiert sich nur.. Confused

Das Avatar-Maschinchen war mein erstes Bandlaufwerk -  Philips N2213
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#7
es gibt ja zwei Philosophien - einmal die, alles selber machen zu müssen, aber auch alles selber machen zu können, und dann die, von einem Hersteller versprochen zu bekommen, dass alles vorbereitet und ganz einfach ist, und sich für die Bequemlichkeit in eine Abhängigkeit zu begeben.

Ich persönlich kann an der Ausstattung und an den Möglichkeiten erstmal nichts berauschendes finden. Ein beheiztes Druckbett hat seit Jahren jeder 99 Euro China Druckerbausatz. Filament-Dongles haben die 99 Euro Bausätze noch nie gehabt, und eine "ordentliche" Slicersoftware ist ja kein Qualitätskriterium - viel wichtiger wäre, ob man auch alternative Slicer einsetzen könnte und ob sich das Gerät bei den Druckdateien an offene Standards hält, hierzu schweigt man sich bei DaVinci komplett aus.

Das mit dem geschlossenen Druckraum kann man auch nicht pauschal als Vorteil sehen. Für PLA braucht man ihn nicht, da behindert er nur die Arbeit. Und für ABS und ähnliche Kunststoffe bräuchte es eigentlich eine Druckraumheizung, die bei dem Preis des DaVinci eigentlich problemlos drin gewesen wäre, und fürs unbeaufsichtgte Drucken bei höherer Temperatur sollte auch sowas wie ein Rauchmelder vorhanden sein - Da Vinci wird doch nicht müde, in den Unterlagen auf der WLAN-Fähigkeit des Gerätes rumzuhacken, ein Rauchmelder, der in die WLAN Funktionalität eingebunden ist, wäre ein wirklich sinnvolles Feature.

Wie "liebevoll" der DaVinci konstruiert ist, kann man daran sehen, dass man das Druckbett mit Klebeband bekleben muss. Selbst beim halb so teuren Anycubic i3 Mega liegt mittlerweile eine flexible magnetische Matte bei, die auf dem Druckbett haftet, und zusammen mit dem gedruckten Objekt rausgenommen und zerstörungsfrei getrennt werden kann. Beim DaVinci hackt man noch mit dem Spachtel auf dem Druckbett rum und verklebt Klebebänder wie bei den Sperrholz-Schrottbausätzen von vor fünf Jahren.

Meiner Meinung nach ist der beste Weg, einen offenen Drucker rausnehmbar in ein wärmebeständiges Schränkchen zu stellen bzw. eine abnehmbare Haube zu bauen, und hier die Technik zu integrieren, die für einen unbeaufsichtigten Betrieb sinnvoll ist. einen WLAN-fähigen Printserver mit Raspberry Pi, an den man Rauchmelder, Abzug, Druckraumheizung usw. anklemmen kann, und mit dem man den Drucker aus der Ferne überwachen kann zum Beispiel. Für den Preisunterschied zwischen einem Creality Ender und dem Da Vinci kann man sich da richtig austoben.

Ach ja, mit dem Leveln des Druckbetts wird ja auch gerne Angst und Schrecken verbreitet. Wenn das Druckbett plan ist, was selbst bei 99 Euro Kisten der Fall ist, reicht es aus, wenn man an allen vier Ecken die Höhe prüft und einstellt. Das ist mit einem Blatt Papier als "Fühlerlehre" selbst mit der billigen Flügelschraubenkonstruktion an meinem CTC Sperrholzdrucker in drei Minuten erledigt. Automatisches Leveln hat da für mich die Qualität von Keyless Go am Auto - eine Lösung, die keiner braucht, die aber Geld kostet und neue Schwierigkeiten aufwirft.

Gruß Frank
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#8
ACHTUNG   OT:  "ein"

Hallo Frank, Dein letzter Satz ist köstlich. Ich wäre fast vom Stuhl gerutscht.

Viel Grüße

Manfred

OT:   "aus"
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#9
Klasse und Danke! für die Hinweise.
Also Anycubic i3 Mega...oder doch Anycubic Vyper?
Warum ich frage, ist natürlich wieder mal der Mangel an Ersatzteilen.
In meinem konkreten (ersten) Fall ein Gelenk einer Schiebedachluke von unserem Wohnmobil.
Gemeint ist nur das gebrochene, weiße Teil im Bild.
Da wäre also zunächst - mit Hilfe einer Schieblehre - die CAD-Datei zu erstellen.
Und gleich die Frage, ob PLA das sinnvolle Material ist (die Luke ist eine Dachluke, also der direkten Sonne ausgesetzt...).
VG Jürgen


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#10
dass man PLA für sowas nicht nehmen sollte und warum, das habe ich weiter oben geschrieben. Und dass Kunststoffe wie ABS im 3D-Drucker nichts für Anfänger sind, auch. Ebenfalls angedeutet habe ich, dass es bei ABS viele verschiedene Rezepturen gibt, und, dass man sich da ein wenig in die Materialkunde reinfuchsen muss. In Deinem Fall bräuchtest Du ja nicht nur Wärme- sondern auch UV-Beständigkeit.

Das Gelenk des WoMo Schiebedachs ist eigentlich ein Paradebeispiel dafür, dass 3D-Druck kein Allheilmittel ist. Du musst für einen simplen Winkel mit drei Löchern ( es geht doch um das linke weiße Teil, oder ? ) einen Wahnsinnsaufwand treiben, und weißt danach trotzdem nicht, ob das Ergebnis drei Jahre oder drei Stunden hält. Ich würde erstmal nach Verfügbarkeit und Preis eines Originalteils fragen, und wenn das bis 50 Euro kostet, würde ich es kaufen, mich kurz ärgern, es einbauen und anschließend vergessen. Und wenn es unbedingt ein handgedengeltes Teil sein muss, würde ich mir einen Aluwinkel mit passender Materialstärke besorgen, und zur Säge, zur Bohrmaschine und zur Feile greifen. Das ist schnell erledigt, und geht garantiert nicht mehr kaputt. Lohnen würde sich so eine Arbeit nur dann, wenn Du aus dem Gelenk eine Kleinserie zum Verkaufen machen wolltest, in dem Fall würde ich aber einen professionellen Druckdienstleister beauftragen, der Dir dann auch ein CE-Zeichen auf das Teil kleben kann.

Ach ja, zur Wahl des Druckers - der Mega i3 ist ein seit ca. fünf Jahren gebauter ausgereifter Drucker, der Viper ist teurer, technisch moderner, sieht stylisher aus, und hat die ( für mich überflüssige ) automatische Druckbettlevellierung. Ich denke, das ist Geschmackssache, aber auch dazu gibt es bestimmt YouTube Videos. Warum schaust Du nicht einfach mal rein ?

Gruß Frank ( der zugeben muss, an seiner kleinen CNC-Fräse mittlerweile deutlich mehr Spaß zu haben als an dem 3D-Drucker )
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#11
Ok, kein 3D-Druck (für dieses Teil)...
Metallwinkel (bspw. T-Blech abwinkeln) geht auch nicht, weil die Senkrechte die Schraubenlöcher schneidet.
Hab es jetzt mal mit Cyan-Acrylat geklebt und zum Aushärten über Nacht quer in einen Schraubstock eingespannt.
Wieder eingebaut hält und funktioniert es erstmal.
Wenn es wieder bricht, lasse ich mal aus Alu CNC fräsen...
VG Jürgen
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