A700-Bremsen bringen mich zum Wahnsinn. ERLEDIGT!
#1
Hallo. 
Wie einige wissen, habe ich im letzten Herbst eine Revox A700 überholt und bis vor Kurzem erfreute sie mich mit zuverlässiger Funktion. Dann fing es mit ein paar kleinen Macken an: das nachgerüstete Echtzeitzählwerk verliert beim Ausschalten den Zählerstand, das rechte VU-Meter zeigt nach einer Stunde immer 3 dB mehr an als das linke. 
Aber jetzt nervt mich auch noch die linke Bremse.

Es fiel seit einigen Tagen auf, dass beim Stoppen leichte Schlaufen entstanden und die Bandzugregelung das Band immer noch etwas weiter zog, wenn es eigentlich anhalten sollte. Die Bandzugregelung arbeitet bei der A700 ja fast bis zum Bandstillstand.

Ich stellte fest, dass die linke Bremse nicht mehr korrekt funktioniert. In beiden Drehrichtungen war links das Bremsmoment nahezu gleich und betrug etwa 90 p. Beide Bremsen hatte ich bei der Restaurierung mit neuen Baumwollbändern (die sich schon mehrfach bewährt haben) und Federn versehen und die Stahlbänder mit Isoprop entfettet. Danach haben sie einwandfrei funktioniert, die Bremsmomente links-/rechtsrum verhielten sich nahezu wie 2 : 1 und auf der jeweils abwickelnden Seite lag die Bremskraft bei 200 p.

Und nun bremst es plötzlich links in beiden Richtungen gleich schwach. Ich habe daraufhin den Trommelbelag und das Bremsband erneut entfettet und die Feder um zwei Windungen gekürzt. Keine Änderung. Das Bremsband wird aus irgendwelchen Gründen einfach nicht genügend von der Trommel mitgenommen und dadurch wird die Bremskraft in Gegenzeigerrichtung nicht verstärkt. Nun habe ich heute nochmals das Textilband getauscht und dabei natürlich mit Baumwollhandschuhen gearbeitet, sowie das Stahlband gegen ein fabrikneues ersetzt. 
Keine Änderung. Wenn man von Hand die Bandteller hin und her dreht, wird rechts das Bremsband deutlich hör- und sichtbar mitgenommen. Es klackt in der Revox-typischen Weise und es bremst in Abwickelrichtung stärker. Links bewegt sich das Bremsband nur ganz wenig, es klackt nicht und bremst in Abwickelrichtung nicht stärker. 
Natürlich ist zwischen dem gelochten Endstück des Bremsbandes und dem Bolzen des Lösehebels knapp 2 mm Luft und die Bremsfedern sind so eingehängt, wie werksseitig.

(Entschuldigt, dass ich so überdeutlich und umständlich schreibe, aber das hilft vielleicht Rückfragen zu vermeiden.) Wink

Nun bin ich mit meinem Latein am Ende und weiß überhaupt nicht mehr weiter. Jemand einen Tipp? Wäre es sinnvoll, die Bremse nochmals mit Bremsenreiniger oder Aceton zu behandeln oder entfettet das auch nicht mehr als Allohol? Das müsste ich mir dann aber erst besorgen...

Gruß
Holgi
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#2
Hallo Holgi,

die Bremsbänder lassen sich in den Nieten an den Enden mit sehr viel Fingerspitzengefühl etwas nach oben oder unten bewegen. Das Bremsband liegt in deinem Fall nicht auf der ganzen Fläche der Bremstrommel auf, sondern hauptsächlich mit der oberen oder unteren Kante des Bremsbands. Durch das Verschieben in den Nieten stellt man das Bremsband parallel zur Bremstrommel. Ich hoffe, ich habe mich einigermassen verständlich ausgedrückt.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#3
Ja, hast du, Tobias, vielen Dank. Ich werde mir das morgen ansehen.
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#4
Daran lag es leider nicht.
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#5
Hallo Holgi,

ich hatte bei meiner B67 ein ähnliches Problem! Nachdem ich die ganze Bremskulisse gelockert und etwas verschoben habe
war der Fehler behoben. Die Prozedur ist etwas frickelig weil schon ein paar 1/10mm zwischen zu viel und zu wenig Bremswirkung reichen
aber vielleicht hilft dir das weiter...

Grüße Werner
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#6
Da hilft nur Bremstrommeln neu belegen. Meist ist der Belag abgeschliffen und hat zu wenig Grip.
Bei den nächsten Wahlen wähle ich die NSA, denn die sind die einzigen die sich um mich kümmern.
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#7
Lieber arricchito, lies doch meinen Ursprungsbeitrag bitte mal...  Rolleyes

Ich werde nachher noch mal eine Entfettung mit Aceton versuchen.
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#8
Hab ich latürnich gelesen. Sichtlich falsches bzw ungeeignetes Material verwendet wenn es nun nicht mehr funzt.
Verwende https://www.conrad.at/de/p/coroplast-802...07761.html
Nach dem Aufziehen einmal mit einem in Aceton oder Tangit-Reiniger getränkten Lappen abwischen um Klebereste entfernen.
Mit diesem Band werden ziemlich hohe Bremsverzögerungen bis zu 4:1 erzielt.
Bei den nächsten Wahlen wähle ich die NSA, denn die sind die einzigen die sich um mich kümmern.
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#9
Also, vorerst ist das Problem gelöst. Ich hoffe auch, es bleibt so! Smile

Ich habe das Bremsband innen etwas angeraut (240er Papier), dann Band und Trommelbelag mit sauberem Papiertuch und Aceton gereinigt und wieder montiert. Bremskraft ist jetzt fast identisch mit dem rechten Teller.

Von selbstklebenden Textilbändern halte ich erfahrungsgemäß nichts, weil da nach relativ kurzer Zeit der Kleber durchschlägt. Ich hatte mal den Fall, dass beide Bremstrommeln im Stand festgeklebt waren, weil ich Leukoplast benutzt hatte. Seitdem verwende ich 10 mm-Baumwollband, das mit lösemittelfreiem Textilkleber, sparsam aufgetragen, auf der Trommel befestigt wird. Relativ weiche, fast geräuschlose Bremsvorgänge mit der vorgeschriebenen Verzögerung sind die Folge.

Vielen Dank für eure Mithilfe!

LG
Holgi
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#10
Nachtrag am 14.8.:

Ich will mir ja nicht nachsagen lassen, ich sei ein Sturkopf und Änderungen gegenüber womööchlich nicht aufgeschlossen! Deshalb habe ich das von arricchito empfohlene Coroplast-Textilklebeband heute ausprobiert. Aufgeklebt, den unten überstehenden Teil mit einer neuen (sprich: wirklich scharfen!) Rasierklinge abgetrennt und mit einem sauberen Lappen und Aceton abgewischt. Dann die Bremsbänder ebenfalls noch mal "acetoniert" und die Trommeln wieder montiert. Bremst gut. Und nach dem Kürzen der rechten Feder auch auf beiden Seiten gleich.

Ich hoffe, es bleibt so und die Klebeschicht verharrt brav auf der ihr zugedachten Innenseite des Textilbandes..... Wink

LG Holgi

   

   
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#11
Na, wer sagt's denn?
Zu Deine Beruhigung: auch nach 4 Jahren noch kein Austritt des Klebers, da die Bänder "plastifiziert" (dicht) sind.
Bei den nächsten Wahlen wähle ich die NSA, denn die sind die einzigen die sich um mich kümmern.
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#12
Hallo Holgi,
ich möchte mal nachfragen, ob die Bremsen mit dem empfohlenen Klebeband immer noch ihren Dienst tun.
Grund ist, dass ich gerade dieselben Sorgen habe....
Danke im Voraus!
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#13
(07.02.2022, 10:32)Herbert schrieb: Hallo Holgi,
ich möchte mal nachfragen, ob die Bremsen mit dem empfohlenen Klebeband immer noch ihren Dienst tun.
Grund ist, dass ich gerade dieselben Sorgen habe....
Danke im Voraus!

Hallo Herbert,

ja, tun sie. Zwar quietscht die rechte Bremse kurz vor dem Stillstand aus dem Rückspulen heraus manchmal kurz, aber das nehme ich in Kauf. Die Bremskräfte sind nach wie vor im grünen Bereich. 
Mehr stört es mich, dass der linke Wickelmotor im Play-/Record-Betrieb konstant leise vor sich hin pfeift...

LG
Holgi
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#14
Ja... irgendwas haben die Teile immer.
Wie ich dich lese, hast du gerantiert neue Lager drin.
Daher wird das Pfeifen ja nicht kommen.
Meine Kiste lief monatelang, nachdem ich die Bandzugwaagen gemacht hatte.
Plötzlich habe beim Spulen einen Haufen Fehlfunktionen an Bandanfang und - ende.
Bei der A700 ist man ohne gewisse Fähigkeiten echt am A.......
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#15
Ja klar sind neue Lager drin. Es pfeift auch nur, so lange der Motor Strom kriegt.
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#16
Das Quietschen der Bremsbänder wird bei den Studiomaschinen durch ein dickes Gewebeband an der Aussenseite des Bremsbands gedämpft. Nicht über die komplette Länge, nur an den Enden, wo das Bremsband nicht auf der Bremstrommel aufliegt, denn da schwingt das Bremsband, wenn es quietscht.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#17

(07.02.2022, 11:22)Herbert schrieb: [...] Plötzlich habe beim Spulen einen Haufen Fehlfunktionen an Bandanfang und - ende. [...]

Laß mich raten: es sind die unmotivierten Aufschwingvorgänge beim Stop / Richtungswechsel / Wechsel von Fast -> Play u.umgekehrt ? Auch mal durchhängendes Band & STOP?

©DK1TCP
Klasse Ersatzkomponenten aus CH, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz
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#18
Lieber Pit, du hast natürlich ins Schwarze getroffen.
Ich habe auch die Laufwerkssteuerung noch nicht revidiert, so dass ich die Ursache auch dort vermute.
Die Bandzugwaagen hatte ich wirklich gut hinbekommen und vernünftig justiert.
Insgesamt war die A700 eine einzige Baustelle, bei der es mir sogar gelungen war, den verstellen Bandpfad zu korrigieren.
Falsche Teile ersetzt, so habe ich eine Menge repariert.
Offen gesagt, fehlt mir auch noch immer ein geeignetes Werkzeug zum Messen der Bremskräfte.
Ich hätte mal lieber bei der B77 bleiben sollen Cool
Diese habe ich mit einem Bausatz revidiert und nach SM eingestellt, sie läuft gut. 
Ich habe das Riesenteil jetzt erstmal in der Küche geparkt, weil ich nicht mehr weiterweiß. 
Ab einem gewissen Defekt geht es ohne fundierte Kenntnisse nicht mehr weiter und das gibt mir sehr zu denken. 
Deine Beschreibung passt aber wie die Faust aufs Auge.

Abseits der mutlosen Momente, zerlege ich sie aber schon recht wacker und setze sie auch wieder zusammen.


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