Auf LPR35 eingemessen - aber andere Bänder
#1
Liebe alle

Vor ca. acht Jahren kaufte ich aus einer Laune heraus einem älteren Ehepaar seine Erste-Hand-Revox A77 Mk IV ab - als Beifang gab es eine Kiste Tonbänder auf Revox-Novodurspulen (alle 1100m). Der A77, die etwas gar einseitig und auch dumpf aufnahm, gönnte ich eine Revision beim Revox-Service, den es damals in Regensdorf/Schweiz noch gab. Zudem sammelte ich der Optik wegen noch einige in Kleinanzeigen herumschwirrende Alu-Spulen ein, teilweise mit Band drauf. Und da die A77 von Revox bei der Revision frisch auf LPR35 eingemessen wurde, kamen dann auch noch fünf gebrauchte BASF LPR35-Bänder dazu.

Dann jedoch hatte die letzten Jahre die Familie Vorrang, zudem fokussierte ich mich auf Audiokassetten. Jetzt aber habe ich wieder etwas mehr Zeit und bespielte zunächst die BASF-Bänder. Mit der etwa erwartbaren Erfolgsquote: Zwei Bänder sind nicht mehr so dolle, drei performen hingegen überragend gut. Was die alte A77 da klanglich rausholt, ist grosses Kino.

Jetzt stellt sich die Frage, was ich mit den alten Beifang-Bändern machen soll. Erste Tests zeigen, dass deren Zustand unterschiedlich ist - einige schmieren, die Mehrheit scheint aber noch gut zu sein. Ich gehe davon aus, dass es sich bei den Bändern vom Vorbesitzerpaar um Revox 601 aka Scotch 207 handelt (zumal ein Band sogar noch in der entsprechenden, wenn auch etwas mitgenommenen OVP ist). Ausserdem liegen noch zwei jungfräuliche Agfa PER 525 auf Bobbys herum, die ich damals auf einem Flohmarkt ohne viel Nachzudenken ergattert hatte.

Was nun... Das LPR35 gibt es erfreulicherweise noch in neu, aber nicht gerade billig. 

Meine A77-Maschine ist ja auf LPR35 eingemessen. Doch nun hört es mit meinem (Halb-)Wissen auf: Wie nahe (oder weit weg) entfernt liegen meine Altbänder von Revox und Agfa von den LPR35-Specs? Lohnt sich eine Bespielung der noch guten Exemplare, obschon die A77 nicht auf diese Bänder eingemessen ist oder ist das vergebene Mühe, weil man da zu viel an möglicher Performance vergibt?

Die A77 möchte ich lassen wie sie ist, also nicht auf einen anderen Bandtyp einmessen - LPR35 ist längerfristig sicher die richtige Lösung.

LG
Manuel
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#2
Lieber Manuel,
ich bin nicht die hellste Leuchte im Kronleuchter, was eine Antwort auf deine Frage ergibt. Aber offen gestanden würde ich da wie folgt rangehen: Schnapp dir ein Band, mache eine Probeaufnahme und vergleiche den Klang abwechselnd Vor- und Hinterband. Du kannst den Monitor-Schalter nach links oder rechts drehen - in der Mitte hast du das Original-Signal, rechts (NAB) das Signal, wie es korrekt entzerrt wird (es wird auch mit diesem Standard aufgezeichnet) und links (IEC) hast du eine andere Entzerrung, die bei meiner A77 dazu führt, dass das Signal etwas heller klingt. Wenn du nun zwischen Input und NAB hin und her schaltest und das Signal gleich klingt, ist alles gut (das müsste auf jeden Fall bei LPR35-Band der Fall sein). Wenn das Signal etwas dumpfer klingt, schalte mal auf IEC um und vergleiche Input und IEC - wenn das in etwa gleich klingt, kannst du mithilfe der "falschen" Entzerrung dennoch ein brauchbares Signal erhalten und die Bänder auf jeden Fall benutzen. Sollte das Band hingegen auf jeden Fall sehr viel dumpfer klingen und der Pegel der Aufnahme gegenüber dem Input deutlich abfallen, würde ich das Band nicht mehr verwenden.
Liebe Grüße
Thomas
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#3
...die MkIV wird großer Wahrscheinlichkeit bereits vom Werk auf Typ 621 justiert worden sein, so sind die Bänder Typ 601 bereits damals nicht passend gewesen und hätten für eine erträgliche Aufnahmequalität bei 9,525cm/s eine Neueinmessung benötigt. 

Die vorhandenen Schmierbänder werden dann die Nachfolgegeneration vom 601 sein. Also etwa typ 621 und 631 welche recht gut zur Einstellung einer Maschine auf LPR35 passen würden. Leider sind die Typen 621 und 631 alle etwas für die Tonne, da sie schmieren und mehr. Die Bänder typ 601 (Scotch 207), sind i.d.R. noch prima für Neuaufnahmen geeignet (wenn Gerät darauf eingemessen!) und stauben sowie schmieren nicht, weisen eine deutlich dunklere Beschichtung ins schwarzgehende auf, hingegen 621 und 631 eher braunfarbig sind.

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#4
Moin Manuel,
so ganz verstehe ich Dich nicht. Du hast die Revox auf LPR35 einmessen lassen, das ist doch prima. Daran etwas zu ändern, macht auch aus meiner Sicht wenig Sinn. Damit ist doch die Basis geklärt.
Wenn ich also eine Band unklarer Herkunft hätte, würde ich eine Probe-Aufnahme machen. Ist sie gut (genug), bliebe das Band. Wo ist da das Problem??? Da können wir Dir doch eh nicht helfen...
Und was das 601/207 angeht, bin ich immer wieder erstaunt, was auch hier dazu an Unsinn geschrieben wird. Diese Bänder sind i.d.R. noch sehr gut zu nutzen und zwar auch, wenn auf LPR oder Maxell eingemessen wurde. Es fehlt natürlich ein Tickelchen, aber auch das nur, wenn man direkt vergleicht...
Es mag ja noch den einen oder anderen Profi hier geben, der die 100% für sich braucht, allen anderen reichen doch auch weniger %, oder? Ohne Vergleich ist das doch später alles Kaffeesatzleserei.
601 ist ein wunderbar günstiges Band für Allerwelts-Aufnahmen...
VG
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#5
Das Einmessen einer A 77 auf einen (nahezu beliebigen) Bandtyp ist keine Raketenwissenschaft und mit etwas Übung in kaum fünf Minuten erledigt. Es zu lernen kann sich lohnen, und bis auf einen Tongenerator und einen Aussteuerungsmesser braucht es auch keine weiteren Gerätschaften, Software & Soundkarten beispielsweise werden heute fast an jeder Ecke für kleines Geld nachgeworfen.

Nachtrag: Das PER 525 ist mit LPR 35 in allen Parametern nicht kompatibel. Als Standard-Rundfunkband ist es für 38 cm/s und Bandzüge ab 90 p optimiert und macht wegen seiner vergleichsweise rauen Schichtoberfläche Revox-Köpfen keine Freude.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#6
Vielen Dank für die Hinweise. Damit ist schon mal klar: Das PER 525 geht (ich hätte eh ein Problem gehabt, das auf meine Spulen zu bringen). Den Tipp von Thomas/Darwin finde ich gut - ich teste die einfach durch. Was schmiert geht in die Tonne, was gut ist wird weiterverwendet. Ich will nicht ausschliessen, dass da auch noch 621 oder 631-Bänder darunter sind. Auffallend ist bei vielen das grüne Vorlaufband.

LG
Manuel
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#7
(10.07.2021, 10:19)Marsilio schrieb: Das PER 525 geht ...

Je nach dem Erhaltungszustand des PER 525 könnte sich noch jemand dafür interessieren, der mit Studiobandmaschinen arbeitet.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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#8
Die PER 525 sehen so aus, das links ist noch in einem Schutzplastik. Die letzten fast zehn Jahre standen sie bei mir im Bücherregal, Vorgeschichte unbekannt. Vermutlich unbespielt, kann ich aus bekannten Gründen aber nicht testen. Falls sie jemand möchte bitte PM; ich lebe aber in der CH, von da ist Versand teuer und mühsam (Zoll); Mitte August bin ich aber in D und könnte die von dort versenden.

   


Aber zurück zum eigentlichen Thema: 621 und 631 wären von den Parametern her gar nicht so schlecht geeignet für ein auf LPR35 eingemessenes Gerät. Weiss zufällig jemand, wie das mit dem 601 aussieht? Klar werde ich das auch testen, aber vielleicht hat sich schon mal jemand mit der Frage beschäftigt...  Smile

LG
Manuel
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#9
Auszug aus dem Wartungsmanual:

   

   


Thomas

PS: Meiner Meinung niemals in 10 Minuten machbar, da stehen einem zu viele Schrauben entgegen bis man an den Stellgliedern ist und dann wieder alles zusammengesetzt ist.

Von den Vorbereitungen dazu spreche ich nicht einmal. Gerät richtig aufbauen alles am Rechner vorbereiten und dann die Zeit bis die ReVox wieder im Regal steht!
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Noa and Mira Awad
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reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#10
Peter sprach sicherlich vom reinen Einmessvorgang, der bei etwas Übung nun wirklich nicht länger dauert.
Die Randbedingungen von denen du sprichst sind ja unbekannt, weil bei jedem anders.
Meine B77 muß ich lediglich auf den Rücken legen, das Meßgerät, welches im Schrank darunter verstaut ist, anschließen und los geht‘s.
Ein Ausschnitt im Boden der Maschine macht‘s möglich  Big Grin
Viele Grüße
Jörg
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#11
Wie gesagt, nach etwas Übung Cool

Der Arbeitspunkt lässt sich - normgerecht - durch das Klirrfaktorminimum bestimmen. Mit etwas Übung geht das sogar nach Gehör (bei 1 kHz lässt sich das Minimum der 3 kHz Oberschwingung gut heraushören und justieren).

Eine andere Möglichkeit wäre die Justage auf Modulationsrauschminimum, hier unterscheidet sich allerdingsdas Verhalten der Bandtypen recht stark, bei 9,5 cm/s ist das Minimum kaum noch wahrnehmbar.

Aufnahmepegel und Frequenzgang gehen ebenfalls flott, das erste durch einen externen Aussteuerungsmesser, das zweite durch VB/HB-Vergleich mit aufgezeichnetem Rauschen.

Eine A77 Aufnahmeeinmessung ist schneller erledigt als ich diesen Text geschrieben habe.

Die Rüstzeit habe ich nicht mitgerechnet, weil bei mir die Messeinrichtung immer bereitsteht und ich die A77 Gehäuse mit den nötigen Bohrungen versehen habe. Natürlich mag das nicht jeder Angel

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#12
Hallo Manuel,

die Revox 601 Bänder solltest Du auf jeden Fall vor der ersten Benutzung einmal umspulen und dabei durch ein Papiertuch laufen lassen - auch das, was noch verpackt ist. Danach kannst Du es in der Regel problemlos bespielen und abspielen, ohne das was an den Köpfen zurück bleibt. Ist also nur einmal nötig, jedenfalls gab es bei mir bisher auch zwei Jahre später keinen neuen Abrieb.

Eine LPR35 Einmessung ist meist ein recht guter Kompromiss für recht viele typische Bandsorten. Das 601 wird aber etwas dumpfer klingen als die Quelle, groß ist der Unterschied aber nicht. Die Einmessung anpassen ist natürlich der optimale Weg, wenn Du das aber nicht selbst machen kannst oder möchtest, ist eine Anpassung für jeden neuen Bandtyp aber natürlich nicht sinnvoll, allein was den Aufwand und die Kosten betrifft. Dann leg Dich lieber beim Bandkauf auf einen Typ fest, ob nun neu oder gebraucht.

Gruß
Robert
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#13
Ja, deshalb bleibe ich in Sachen Einmessung auch beim LPR35. Da ist der Nachschub an Bandmaterial sichergestellt. 

Die 601er werde ich - sofern in gutem Zustand - noch weiterverwenden. Gestern habe ich eins bespielt, das ist ganz ordentlich herausgekommen. Nicht ganz so superscharf wie auf dem LPR35, aber doch gut anhörbar und ohne jegliche Dropouts. Auch die nachfolgende Tonkopfreinigung wäre wohl gar nicht nötig gewesen; das Band hat sich offensichtlich gut gehalten. 

Wenn es aber mal wieder perfekt sein muss werde ich mir ein LPR35 holen.

LG
Manuel
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#14
habe gerade heute ein Studioband, BASF LGR 30 P ( rosa Backcoated) neu bespielt.
Im übrigen trotz seines Alters ein wirklich hervorragendes Bandmaterial,-

Eingemessen ist das Aufnahmegerät ( ReVox PR99 MK III, 0,75 Trennspur, Schmetterlinge, ICCR Entzerrung )
auf LPR 35,- wie alle meine Maschinen.
Ich höre absolut keinen Unterschied zum LGR 30 P, weder bei Vor- noch Hinterband, auch keine Pegelabsenkung
o.ä.

Zumindest hier scheint die eigentliche Einmessung der Maschine und das benutzte Bandmaterial nicht
wirklich hörbaren Einfluss auf die Aufnahme/Klang zu haben.
.
" Der erste Schluck aus dem Glas der Wissenschaft macht Sie zu einem Atheisten,
aber Gott erwartet Sie am Boden des Glases. "

(Werner Heisenberg)


Meine Recorder wurden gefertigt in: Regensdorf, Löffingen, Hösbach und Frankfurt

Gruß
Ralf
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#15
(11.07.2021, 18:57)R@lly schrieb: trotz seines Alters ein wirklich hervorragendes Bandmaterial,

Die Langzeitstabilität hat es mit PER 525 gemeinsam. Sogar noch ältere Typen spielen teilweise wie neu, z.B. PER 555, LGR 30 …

(11.07.2021, 18:57)R@lly schrieb: Ich höre absolut keinen Unterschied zum LGR 30 P

Das kommt daher, dass die geringe Höhenempfindlichkeit des LGR 30 P in seinem optimalen Arbeitspunkt durch Justage auf den Arbeitspunkt des LPR 35 (der für das LGR 30 P zu niedrig ist) zufälligerweise hinkommt.

(11.07.2021, 18:57)R@lly schrieb: Zumindest hier scheint die eigentliche Einmessung der Maschine und das benutzte Bandmaterial nicht wirklich hörbaren Einfluss auf die Aufnahme/Klang zu haben.

Man kann es am Modulationsrauschen nachweisen, aber nur bei entsprechend kritischem Programmmaterial.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#16
(09.07.2021, 23:26)Darwin schrieb: (...) Wenn du nun zwischen Input und NAB hin und her schaltest und das Signal gleich klingt, ist alles gut (das müsste auf jeden Fall bei LPR35-Band der Fall sein). Wenn das Signal etwas dumpfer klingt, schalte mal auf IEC um und vergleiche Input und IEC - wenn das in etwa gleich klingt, kannst du mithilfe der "falschen" Entzerrung dennoch ein brauchbares Signal erhalten und die Bänder auf jeden Fall benutzen.

Dieser Tipp hier ist gut; ich habe in dem Konvolut nun einige 601er-Bänder gefunden (sie sind am Anfang des Vorspannbandes teilsweise angeschrieben); mit der quasi "falschen" Entzerrung sind die Aufnahmen mit dem Eingangssignal ab Schallplatte fast nicht zu unterscheiden. Vielleicht ganz leicht heller; das kann ich aber jetzt ausgleichen, in dem ich auf Seite Plattenspieler einen in der Höhenwiedergabe leicht abgedunkelten Tonabnehmer verwende (Elac). Oder umgekehrt einen eher hell auflösenden Tonabnehmer à la Audio Technica einsetze und dann das Band doch auf dem NAB-Signal anhöre. Das ist ein Vorteil gegenüber digitalen Quellen - man kann da auch noch etwas "mechanisch" nachbessern...

Nun gibt es viel zu tun, sollen die Dinger doch neu bespielt werden (auf die drei Stunden Orgel-Unterhaltungsmusik pro Band, auf die der Vorbesitzer stand, verzichte ich gerne Smile)

Nochmals vielen Dank

LG
Manuel
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