Universelle Schaltung Aufnahme / Wiedergabe Entzerrer und HF Generator
#1
Hallo zusammen, 

Ich habe mehrere Tonbandtransportlaufwerke ohne zugehörige Verstärkerelektronik.
Die zugehörigen Einbautruhen sind sehr schwer einzeln zu bekommen und ausserdem unhandlich und wiegen viel.
Um die Geräte trotzdem sinnvoll nutzen zu können überlege ich ob ich die im externen Einschub befindlichen Baugruppen nicht durch eine universelle moderne Schaltung mit einigen OPV ersetzen kann.
Dazu suche ich einfache und erprobte Schaltungen, gerne auch aus dem Hifitonbandbereich, möglichst ohne NF Übertrager. Symmetrie ist nicht unbedingt erforderlich.
Wichtig wäre mir eine Anpassung an die Magnetköpfe ebenfalls ohne Übertrager.
Ich habe zwar diverse Schaltungen bereits gesehen, leider habe ich noch nicht eine komplett überzeugende einfache  Gesamtlösung gefunden.
Entzerrertechnisch sollte 38 und 19cm/s realisierbar sein.
Ein und Ausgangspegel sollten 1,55V betragen, wie gesagt gerne unsymmetrisch.
Aber das kann man ja mit einem Doppel OPV einfach realisieren.
Mir ist klar, dass da Kompromisse eingegangen werden, falls jemand einzelne Schaltungsvorschläge aus verschiedenen TB -Geräten hat immer her damit.
Wie gesagt dass Ganze soll zum Schluss relativ einfach und übersichtlich bleiben, am besten mit einigen OPV. 

Viele Grüße,  Jan
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#2
Die Schaltungen der B77 bzw. PR99 gehören mit zum effektivsten und einfachsten, was sich dafür eignen könnte.
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#3
Danke Peter,
hab mir das mal im B77 Manual angesehen, ist wirklich sehr einfach und übersichtlich aufgebaut.
Und vor allen super dokumentiert.
Die einzigen Unbekannten sind die Oszillatorspule T1 und die Bias Sperrkreise im Aufnahmeverstärker.
Hat da jemand technische Daten oder eine Bezugsquelle für die Oszillatorspule?
Die B77 hat den Charme mit +24V Betriebsspannung auszukommen, die brauche ich ohnehin für die Transportlaufwerke.
Ich glaub wenn ich so eine Induktivität preisgünstig bekomme kann ich in den Wintermonaten mal einen Versuch wagen...

Gruß,  Jan
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#4
Interessantes Projekt.
Induktivitäten kann man nachmachen, wenn man ein Original als Muster zur Verfügung hat?
Wenn also ernsthaft Interesse besteht, die Sachsen machen das, wenn die Wintermonate lang sind.

Bernd
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#5
L1 des Bias Trap ergibt sich aus C16 und der Bias Frequenz nach der Thomson'schen Resonanz-Formel.

MfG Kai
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#6
(06.06.2021, 11:53)capstan schrieb: Interessantes Projekt.
Induktivitäten kann man nachmachen, wenn man ein Original als Muster zur Verfügung hat?
Wenn also ernsthaft Interesse besteht, die Sachsen machen das, wenn die Wintermonate lang sind.

Bernd

Zumindest wenn man die Windungszahlen und die Permeabilität des Schalenkernes kennt sollte etwas daraus werden.
Kommt darauf an ob man aus gemessenen Widerstand und verwendeter Drahtstärke Rückschlüsse auf die Windungszahlen ziehen kann.
Ist ja keine Raketenwissenschaft, ein Trafo mit primärer Mittelanzapfung für den astabilen Multivibrator nebst einer Hilfswicklung.
Besser wäre natürlich die Bauvorschrift oder ganz einfach 1 oder 2 Trafos aus Altbeständen, falls es so etwas gibt.

Gruß Jan
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#7
Auf zwei Dinge möchte ich aufmerksam machen:

1) Nicht jeder ältere Löschkopf verträgt 150 kHz (B77) mit einer Stromstärke, zur für ausreichenden Löschdämpfung notwendig ist, ohne dass ihm zu warm um die Wicklungen wird. Das wäre als erstes zu klären.

2) Werden Löschköpfe unterschiedlicher Induktivität betrieben, sind Oszillatorschaltungen nicht gut geeignet, bei denen die (transformierte) Induktivität des Löschkopfs die Resonanzfrequenz beeinflusst. Besser wäre es, einen separaten klirrarmen Oszillator (mit nachfolgender Verstärkung) zu verwenden, dessen Frequenz und Ausgangsspannung auf die Eigenschaften und Möglichkeiten des Lösch- und Aufnahmekopfes abgestimmt werden kann.
Grüße
Peter


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#8
(06.06.2021, 12:19)kaimex schrieb: L1 des Bias Trap ergibt sich aus C16 und der Bias Frequenz nach der Thomson'schen Resonanz-Formel.

MfG Kai

Da hast du recht, es sind 2,4mH.

Gruß,  Jan

(06.06.2021, 13:16)Peter Ruhrberg schrieb: Auf zwei Dinge möchte ich aufmerksam machen:

1) Nicht jeder ältere Löschkopf verträgt 150 kHz (B77) mit einer Stromstärke, zur für ausreichenden Löschdämpfung notwendig ist, ohne dass ihm zu warm um die Wicklungen wird. Das wäre als erstes zu klären.

2) Werden Löschköpfe unterschiedlicher Induktivität betrieben, sind Oszillatorschaltungen nicht gut geeignet, bei denen die (transformierte) Induktivität des Löschkopfs die Resonanzfrequenz beeinflusst. Besser wäre es, einen separaten klirrarmen Oszillator (mit nachfolgender Verstärkung) zu verwenden, dessen Frequenz und Ausgangsspannung auf die Eigenschaften und Möglichkeiten des Lösch- und Aufnahmekopfes abgestimmt werden kann.

Da hast du natürlich Recht , darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.
Ich schau mal nach mit welcher Frequenz und Amplitude die Löschköpfe an der RFZ T221 betrieben werden.

Gruß,  Jan
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#9
Hallo zusammen,
die einzelnen Wicklungen der Löschköpfe in meinen Bandmaschinen werden "nur" mit 80kHz und 70mA max. Löschstrom betrieben.
   
Insoweit hat Peter recht, es bleibt ein Risiko ob ich die B77 Schaltung so verwenden kann.
Kennt jemand eine alternative erprobte Schaltung des Lösch und VM Oszillators, ansonsten müsste ich die Frequenz verändern welche jedoch von der Kopfinduktivität beeinflusst wird.
Oder ich verwende die Originalschaltung der T221 die vom elektrischen Prinzip fast identisch zur B77 ist.

Kennt jemand auch die Wicklungsinduktivitäten des LK und ggf. des Aufnahme/Wiedergabekopfes bei der B77?

Gruß, Jan
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#10
(06.06.2021, 15:12)Ferrograph schrieb: Kennt jemand auch die Wicklungsinduktivitäten des LK und ggf. des Aufnahme/Wiedergabekopfes bei der B77?

Siehe Anhang.


Angehängte Dateien
.pdf   Studer Revox Head Catalog Tonkopfliste 1.pdf (Größe: 846.64 KB / Downloads: 29)
Grüße
Peter


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#11
Laut Peters Katalog beträgt die Induktivität des LK der B77 nur 0,2mH.
Da ist wesentlich weniger als die 1,6mH bei den Goldpfeil Studioköpfen.
Wie müsste nun die Schaltung der B77 verändert werden um die Goldpfeil LK zu betreiben?
Gibt es da Hinweise?

Gruß,  Jan
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#12
Primäreres Orientierungsmerkmal ist der vom Löschkopf für seine Aufgabe (bestimmte Löschdämpfung bei einem bestimmten Bandmaterial erreichen) benötigte Löschstrom. "Alles andere kriegn meer späder" bzw ist sekundär (Induktivität/Impedanz etc).
Am flexibelsten wirst du mit einem getrennten Oszillator, der sich nur um Sinus und Frequenz "kümmert" und separate Treiber-Verstärker "meinswegen" mit resonanten Trafos, die schließlich die Löschkopf-Wicklungen treiben und den Bias-Pegel erzeugen. Da gibt es erprobte Schaltungen. Ich meine, sowas bei Grundig gesehen zu haben oder in Profi-Schhaltungen, bei denen Lösch- und Bias-Pegel "programmiert" werden können, zB über gesteuerte Verstärker oder Stellglieder.
Die Folge solcher Aktionen kann nur leicht sein, daß du dich mehr mit Design, Aufbau, Revision, Umbau von Tonbandtechnik beschäftigst, als mit der bestimmungsgemäßen Nutzung dieser Geräte.

MfG Kai
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#13
(07.06.2021, 05:46)kaimex schrieb: Die Folge solcher Aktionen kann nur leicht sein, daß du dich mehr mit Design, Aufbau, Revision, Umbau von Tonbandtechnik beschäftigst, als mit der bestimmungsgemäßen Nutzung dieser Geräte.

MfG Kai
Hallo Kai:

Mir machts Spaß...

Nach meiner Erfahrung sind komplizierte Schaltungsentwürfe nicht immer die besseren.
Weißt du in welchem Grundig Gerät die beschriebene Schaltung enthalten war?

Gruß, Jan
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#14
Vieles geht mit zunehmendem Alter immer langsamer,
aber im Vergessen werde ich immer schneller.
Es könnte der CF7500 gewesen sein. Bei dem gibt es zumindest zwei getrennt Pegel-steuerbare HF-Erzeuger für Löschung und Bias. Es sind im Grunde zwei Gegentakt-Oszillatoren, die durch Verkopplung synchronisiert sind ( Injection-Locking). Trotzdem lassen sich beide unabhängig durch recht einfache Steuerung über Betriebs-Spannung bzw -Strom mittels einer komplementären Darlington-Transistor-Schaltung im Pegel einstellen.
Eine Steuerung mittels VCA gibt es, glaube ich, in Tandberg's TD20 und bei Studer/Revox in den professionelleren Maschinen. Andreas(42) hatte sich auch mal dafür interessiert, als er noch Zeit hatte, seine Steuerungs- und messtechnischen Ideen an Tonbandgeräten zu verfolgen.

MfG Kai
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#15
Vielleicht könnte ich ja auch einen Satz Revox-A77 Leiterkarten preisgünstig erwerben und in einen Rahmen in die T221 einbauen.
Dann wäre lediglich der HF-Oszillator auf eine niedrigere Frequenz als 120 kHz (neu ca. 80 kHz) abzugleichen.
Die Schaltungen der A77 sind bewährt und durchsichtig und ich brauche ja kein Switchboard zur Montage der 5 oder 6 Baugruppen da ja mit festem Eingangspegel und ohne internem VU-Meter gearbeitet wird.
Dann noch die dokumentierten Änderungen für 19/38cm IEC Entzerrung einbauen, sollte nicht unlösbar sein.
Wäre nur die Frage ob die Anpassung der Goldpfeil Ton- und Löschköpfe passt oder einfach ohne großen Aufwand machbar ist.

Gruß, Jan
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#16
(07.06.2021, 18:41)Ferrograph schrieb: Vielleicht könnte ich ja auch einen Satz Revox-A77 Leiterkarten preisgünstig erwerben und in einen Rahmen in die T221 einbauen.

Ich habe das genau so vor vierzig Jahren so an einer Telefunken T9u praktiziert. Auch deren Köpfe lag die Lösch- und VM-Frequenz bei 80 kHz. Details weiß ich nicht mehr, aber es hat problemlos funktioniert. Ob der Löschstrom bei deinen Goldpfeis ausreicht, weiß ich natürlich nicht.

Die Entzerrungen lassen sich nicht nur einfach modifizieren, sondern nach Bedarf auch im Wiedergabezweig in Tiefen und Höhen justierbar machen, um unterschiedliche Kopfeigenschaften glattzubügeln.

Zu beachten ist noch der HF-Sperrkreis im Aufnahmeverstärker, der durch Vergrößerung von C517 auf 80 kHz abzustimmen wäre. Dafür kann der 38 kHz Resonanzkreis L502//C514 schadlos gebrückt werden. Pilottonreste, die mit der VM-Frequenz interferieren könnten, sind bei allen moderneren UKW-Tunern nicht mehr zu befürchten.
Grüße
Peter


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#17
(07.06.2021, 19:18)Peter Ruhrberg schrieb: Pilottonreste, die mit der VM-Frequenz interferieren könnten, sind bei allen moderneren UKW-Tunern nicht mehr zu befürchten.

Das ist ein willkommenes Stichwort,
mal auf allerlei potentiellen Störsignal-"Nebel" hinzuweisen, der aus modernen Digital-Receivern (zB Kabel-, Sat- , DVBT- oder DAB+) oberhalb des Audio-Spektrums heraus kommen kann.
Aus Kostengründen wird hinter den DA-Wandlern nur minimal analog gefiltert. Da "schwirren" allerlei "spurious" Signale herum, teils sogar in Nadel-Gestalt.
Kein Entwickler dieser Geräte macht sich Gedanken darüber, daß es heute noch Leute geben könnte, die per Tonbandgerät oder Tapedeck Aufnahmen davon machen. Man bemüht sich nur darum, Rauschen und Störungen in den Bereich oberhalb der Hörgrenze zu bekommen.
Bestes SNR erreicht man deshalb per Digital-Aufnahme (besser: Daten-Übernahme), möglichst per optischem S/PDIF. Nimmt man analog in einen PC auf, kann ein analoger Tiefpass uU den Störabstand verbessern, weil andernfalls Störungen oberhalb des Audio-Spektrums durch die erneute Abtastung in den Hörbereich herab"gemischt" werden. Bei der analogen Aufnahme mit Bandgerät/Tapedeck passiert ähnliches an den kubischen Kennlinien mit der VM-Frequenz sowie "kreuzweise". Deshalb kann auch da ein Tiefpass, der den Schmutz oberhalb des Audio-Spektrums reduziert, das SNR im Audio-Bereich "nach" Band verbessern.

Es gab und gibt übrigens Billigst-Sound-Chips eines Taiwanesischen Herstellers, die auf vielen Interfaces am untersten Rand des Preisspektrums verwendet wurden. Diese Chips/Karten filtern überhaupt nicht. Funkamateure mögen sich darüber freuen, daß sie mit den Karten per Sub-Sampling Signale aus dem Längst- und Langwellen-Berich empfangen können. Leute, die damit arglos Bandaufnahmen digitalisieren, werden sich über einen Störabstand wundern, der deutlich schlechter ist, als was man per Ohr analog vom Band hören kann.

MfG Kai
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#18
(07.06.2021, 20:39)kaimex schrieb:
(07.06.2021, 19:18)Peter Ruhrberg schrieb: Pilottonreste, die mit der VM-Frequenz interferieren könnten, sind bei allen moderneren UKW-Tunern nicht mehr zu befürchten.

Das ist ein willkommenes Stichwort,
...
kann ein analoger Tiefpass uU den Störabstand verbessern, weil andernfalls Störungen oberhalb des Audio-Spektrums durch die erneute Abtastung in den Hörbereich herab"gemischt" werden. 
...
MfG Kai

Hierzu könnte man ein einstellbares NF-Filter gut gebrauchen...
Aber Scherz beiseite.
Da meine Ohren auch schon älter sind, hätte ich gerne im ersten Schritt ein (Tiefpass-)Filter, dass bei 15 kHz scharf abschneidet (ansonsten das Audio-Signal aber nicht weiter verfälscht). Zur Not auch mit Batteriebetrieb (bspw. 9 Volt-Blöcke für +/- Versorgung).
VG Jürgen
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#19
(07.06.2021, 22:24)JUM schrieb:
(07.06.2021, 20:39)kaimex schrieb:
(07.06.2021, 19:18)Peter Ruhrberg schrieb: Pilottonreste, die mit der VM-Frequenz interferieren könnten, sind bei allen moderneren UKW-Tunern nicht mehr zu befürchten.

Das ist ein willkommenes Stichwort,
...
kann ein analoger Tiefpass uU den Störabstand verbessern, weil andernfalls Störungen oberhalb des Audio-Spektrums durch die erneute Abtastung in den Hörbereich herab"gemischt" werden. 
...
MfG Kai

 hätte ich gerne im ersten Schritt ein (Tiefpass-)Filter, dass bei 15 kHz scharf abschneidet (ansonsten das Audio-Signal aber nicht weiter verfälscht).
Und wo ist das Problem ?
Das rechnet man sich aus, lötet es zusammen, und fertisch...

MfG Kai
PS.: Wenn man im Rechnen nicht so gut ist, guckt man in die Schaltung guter alter UKW-Tuner und baut deren Ausgangsfilter nach. Das war idR so entworfen, daß es bis 15 kHz durchließ und spätestens ab 19 kHz alles stark unterdrückte.
Heutzutage würde man natürlich sämtliche Spulen durch äquivalente aktive Filterschaltungen vermeiden.
Die Rechnerei wird dadurch erleichtert, daß es Kataloge normierter Standard-Tiefpässe gibt, die man nur noch auf seine Bedürfnisse umskalieren muß.
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#20
Bitte noch mal zurück zum Ursprungsthread:

Wie Peter bereits anmerkte wäre es wichtig für die Adaption von Fremdschaltungen zu wissen  mit welcher elektrischer Leistung ein vorhandener Löschkopf maximal betrieben werden darf.
Ich möchte nur sicherstellen das beim Betrieb am A77 Löschoszillator nicht mein Goldpfeil LK gebraten wird.

Kann jemand eine Aussage zur maximalen Gesamt- oder Verlustleistung eines A77 Löschkopf treffen?
Besser wäre noch der maximale Löschstrom, über beiden bei Stereo in Reihe geschalteten Wicklungen liegen ja 44V HF Spannung?

Der Standard LK aus dem Goldpfeil Werk zur DDR Studiomaschine hat 130 mW Verlustleistung
(bei f=80kHz, I=60mA)


Gruß, Jan
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#21
Es gibt weder im Manual der A77 noch der B77 Angaben zum Löschstrom.
Die Schaltung der B77 ist flexibler als die der A77. Sie hat noch zwei kapazitive Spannungsteiler zwischen Oszillatorspule und LK-Wicklungen. Außerdem werden da beide Wicklungen separat gegen Masse gespeist im Gegensatz zur A77 mit ihrer unvorteilhaften Serienschaltung.
Die Kompatibilitätsfrage kannst du selbst klären, indem du mal ermittelst, wieviel Spannung an den Goldpfeilköpfen liegt bei 60 mA, 80 kHz. Wenn du bei Speisung mit A77 oder B77 Schaltung bei gleicher Frequenz nicht mehr Spannung drauf gibst, bist du im "grünen" Bereich.
Die HF-Spannung läßt sich über die Betriebsspannung und zB kapazitive Spannungsteiler reduzieren.
Zu Berechnung der Verlustleistung brauchst du übrigens außer dem Strom noch den Verlust-Widerstand der Wicklungen bei 80 kHz. Der will erstmal gemessen sein. Aus Spannung und Strom bekommst du "nur" eine scheinbare Leistung (VA) aber nicht die Verlustleistung (W, VA>W).

MfG Kai
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#22
(09.06.2021, 10:45)kaimex schrieb: Aus Spannung und Strom bekommst du "nur" eine scheinbare Leistung (VA) aber nicht die Verlustleistung (W, VA>W).

Visuell ausgedrückt:

   

Angel
Grüße
Peter


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#23
(07.06.2021, 22:24)JUM schrieb: hätte ich gerne im ersten Schritt ein (Tiefpass-)Filter, dass bei 15 kHz scharf abschneidet (ansonsten das Audio-Signal aber nicht weiter verfälscht). Zur Not auch mit Batteriebetrieb (bspw. 9 Volt-Blöcke für +/- Versorgung).
Übungshalber hab ich mal ein klaschisches Filter entworfen, von der Art, wie sie im vorigen Jahrhundert in UKW-Tunern eingesetzt wurden:
   
Das ist ein "elliptisches" Filter 5ter Ordnung, auch Cauer-Filter genannt, mit ca. 1 dB Ripple im Passband bis 15 kHz und 43 dB Dämpfung im Stopband ab 19 kHz. Man könnte natürlich auch die erste Nullstelle genau auf 19 kHz legen.
Die linke Version ist für 2.7 kOhm Quelle und 3.3 kOhm Last berechnet, die rechte Version für nahezu Last-losen Betrieb, hier mit 1 MOhm angesetzt.
Die Filter kommen ohne Batterie aus Big Grin .
Man kann identische Frequenzgänge mit aktiven Filtern völlig ohne Spulen erzeugen.

MfG Kai
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#24
Nach einem Jahr intensiven Forschens, Optimierens und vor allem Hilfe durch die Forenten DropOut, Kaimex, Peter Ruhrberg, GDR22 und andere konnte ich endlich meine Prototypen für die gewünschten Universal-Wiedergabeentzerrer fertigstellen.

Grundlagen hierfür bildeten folgende Threads:

Wiedergabeverstärker: Norm-Entzerrung

Wiedergabeverstärker: Rauschen

Wiedergabeverstärker: Kopf-Entzerrung

Rauscharmer JFET Vorverstärker

Daraus entstanden ist ein universeller Wiedergabentzerrer mit folgenden Eigenschaften:
  • Rauscharme Anpassung an niederinduktive Wiedergabeköpfe (zum Bsp. alle Typen der DDR-Studioköpfe) ohne Transformator
  • Umschaltbare Entzerrung für 9,5; 19; 38cm/s
  • Umschaltung zwischen CCIR und NAB Entzerrung (bei 9,5 und 19cm/s)
  • Wahlweise symmetrisch oder unsymmetrischer nutzbarer Ausgang ohne Transformator
  • Schaltbare Stummschaltung des Ausgangssignales
  • Ausgangspegel +6dbu
Der gesamte Entzerrer ist 4-stufig aufgebaut.

In der 1. Stufe erfolgt die Eingangsverstärkung über 2 parallelgeschaltete extrem rauscharme JFET CPH6904-Arrays (insgesamt 4 parallele Feldeffekttransistoren) und anschließend eine weitere Verstärkung mit einem rauscharmen Operationsverstärker LT1007.
Extrem rauscharme JFETs werden neu nur noch als SMD Bauelemente angeboten.
Der Einbau der 6-poligen SMD-Gehäuse funktionierte jedoch hervorragen ohne spezielles Equipment.
Die gesamte Vorstufe wurde in ein separates Abschirmgehäuse auf der Leiterplatte integriert.

Anschließend folgen 3 mit der Bandgeschwindigkeit umschaltbare Filter zur Anpassung des Band-Kopf-Systems.
Die Filter liegen in der Gegenkopplung eines rauscharmen NE5532 Operationsverstärkers.
Die Umschaltung der Filter erfolgt über Reed-Relais Kontakte.

In der 3. Stufe erfolgt die geschwindigkeitsabhängige Normentzerrung mittels eines umschaltbaren Filters.
Dieses Filter liegt gleichfalls in der Gegenkopplung eines weiteren NE5532 OPV.
Weiterhin ist über ein separates Reed-Relais die Umschaltung der zusätzlichen Zeitkonstanten für NAB-Entzerrung bei 9,5 und 19cm/s möglich.

Nach einem 24KHz Tiefpass und einer  Vormagnetisierungssperre (Bias-Falle) gelangt das entzerrte Signal über einen symmetrischen Audiotreiberschaltkreis DRV134PA mit Studiopegel an den Ausgang.
Das Tonsignal kann nach der Bias-Falle über einen weiteren Reed-Relais-Kontakt stummgeschaltet werden.

Für diejenigen die es interessiert; die Leiterplatte habe ich mit dem Program Target 3001 entworfen.
Leider war ich hier auch inkonsequent und habe die Boards in China fertigen lassen; in Deutschland habe ich auch für den doppelten Preis keinen Produzenten gefunden. Da werde ich weiter schauen ob es in der EU Alternativen gibt.

Herausgekommen ist im Modell und Layout folgende Leiterplatte.
   

Hier ein Bild der leeren Platine, die wurde absolut sauber nach meinem Layout hergestellt.
   
Nach der Bestückung sieht es so aus.
       
Hier sieht man die SMD Bestückung der Eingangs-JFETs. Ich habe mich etwas vermessen, daher die Drahtbrücke.
   
Und noch mal mit Abschirmkappen.
   
Bei den Bauelementen verlasse ich mich wie immer auf die Firma Reichelt, lediglich bei den JFETs und LT1007 Operationsverstärkern habe ich mich bei Farnell bedient.

Die Leiterplatten werde ich schrittweise unter Zuhilfenahme von 3 Bezugsbändern in Zusammenarbeit mit Frank (DropOut) in Betrieb nehmen und abgleichen.
Das wird aber erst erfolgen wenn die Garten- und Urlaubssaison das erlauben.
Ich hoffe dann nur Positives berichten zu können.

Gruß Jan
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#25
Hallo Jan,

es hält mich nicht mehr auf dem Sitz.

Das Lesen und Betrachten ist ein Hochgenuß.

Da ziehe ich meinen Hut und wünsche Dir beste Meßergebnisse. Das wird aber richtig spannend.

Viel Erfolg und
viele Grüße
Manfred
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#26
Meine Güte Jan, das ist ganz großes Kino!  Smile
Vielen Dank fürs zeigen und erläutern, ich schließe mich meinem Vorredner an, es ist eine Hochgenuss.

Gruß Steffen
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#27
Sehr gute Arbeit, dafür hast du meinen vollsten Respekt. 

Gruß Mani
Besonders gerne repariere ich meine Philips, Braun, Akai und TEAC Geräte Big Grin
Keine Hilfe bei fehlender Rückmeldung
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#28
Hallo Jan,

ganz tolle Arbeit, Respekt. Aber warum sind die 10mH Drosseln so groß ? Da fliesst doch kein hoher Strom.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#29
(18.06.2023, 12:14)bitbrain2101 schrieb: ... Aber warum sind die 10mH Drosseln so groß ? Da fliesst doch kein hoher Strom....
Hallo Tobias,

ich habe einfach Normteile verwendet die auch im NF Bereich noch eine ausreichende Induktivität haben.
Selber wickeln wollte ich nicht, mit Schalenkern wären die auch nicht kleiner geworden.

Gruß Jan
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#30
Hallo Jan,

ich habe an Drosseln dieser Bauart gedacht, die Induktivität wird laut Datenblatt bei 1kHz gemessen. Habe ich da etwas übersehen ?

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#31
Danke für den Link Tobias.

Gruß Jan
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#32
(18.06.2023, 17:07)bitbrain2101 schrieb: Hallo Jan,

ich habe an Drosseln dieser Bauart gedacht, die Induktivität wird laut Datenblatt bei 1kHz gemessen. Habe ich da etwas übersehen ?

MfG, Tobias

Zuweilen ist der nicht spezifizierte Gleichstrom-Widerstand bzw die Güte bei einer kritischen Einsatz-Frequenz von Belang.
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#33
Hallo!
Als erstes: meinen allergrößten Respekt! Tolle Arbeit!

Bezüglich der europäischer Leiterplattenerstellung habe ich die Firma Aisler (https://aisler.net/) in meinen Lesezeichen gefunden.
Selbst habe ich jedoch keine Erfahrungen mit dieser Firma.

Da war noch eine Firma in den Niederlanden. Da finde ich aktuell aber den Link nicht.

Gruß
Oliver
Mist! Angry Man sollte nix vor dem zweiten Kaffee posten. Man blamiert sich nur.. Confused

Das Avatar-Maschinchen war mein erstes Bandlaufwerk -  Philips N2213
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#34
Mensch Jan,

da bin ich total begeistert !  Smile Das hast Du richtig toll gemacht, meinen größten Respekt. Ich drücke die Daumen für beste Messergebnisse. Falls Du noch ein originales Stereo- Bezugsband für die Messungen benötigst, kann ich Dir sicher aushelfen...

Grüße, Rainer
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#35
(19.06.2023, 06:55)ozimmer schrieb: Bezüglich der europäischer Leiterplattenerstellung habe ich die Firma Aisler (https://aisler.net/) in meinen Lesezeichen gefunden.
Danke Oliver, die sind auch recht preisgünstig, werde ich das nächste Mal vielleicht ausprobieren.

Gruß Jan
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#36
Hallo, auch ich benutze Target, die 4 Lagen Version.
Heute lasse ich meine Platinen alle bei der Firma Fischer Leiterplatten in Witten fertigen, die sind von der Qualität wesentlich besser als die von PCB.
Vor allem die Durchkontaktierungen sind stärker, ich hatte mal einen Test gemacht und Verlötungen zum Test abgesaugt, neu verlötet und abgesaugt.
Die China Platine war nach 3mal defekt, Lötpunkt abgelöst. Die von Fischer haben sich nicht gelöst.
Der Platinen Preis ist zwar nicht so günstig, aber es gibt keine hohen DHL Portokosten und die Qualität ist super. 

Bei Bedarf schicke ich einen Link.

Gruß - Theo
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