Sony TCK-770ES Play funktioniert nicht mehr
#1
Hallo,
ich besitze ein Sony TCK-770ES und habe seit Dienstag ein Problem. Also, die Capstanwellen laufen, Vor-und Zurückspulen sowie der Titelsuchlauf funktionieren einwandfrei. Wenn ich aber auf "Play" drücke fährt der Kopfschlitten nach oben und dann nach zwei Sekunden wieder herunter. Ich habe den Motor ausgebaut, alle Riemen sind in Ordnung und die Mechanik für den Kopfschlitten funktioniert. Ich bin ratlos. Wer weiß weiter?
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#2
Hallo Joachim,

kann es sein, daß die Bewegung des Aufwickeldorns nicht registriert wird? Das erfolgt vermutlich mit einer Reflexlichschranke unter dem Aufwickeldorn. Wenn die z.B. auch durch ein Haar oder eine Staubflocke verschmutzt oder defekt ist, könnte der Controller Bandende vermuten und abschalten.

VG Ingo.
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#3
Bist Du sicher, dass die Riemen noch genug Kraft haben?
Auf der Platine am Laufwerk sitzen ein paar SMD-Elkos, die zum Auslaufen neigen. Schau mal nach, ob die schon etwas beschädigt haben.

Gruß
Robert
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#4
Ich bin selbst überrascht, wie "neuwertig" das gesamte Laufwerk noch aussieht. Es ist, jedenfalls äußerlich, nichts beschädigt oder verschmutzt. Selbst die Fette auf den Wellenenden wirken noch wie eben aufgebracht. Was mit aber aufgefallen ist, die Bandsortenerkennung scheint irgendwie "verwirrt" zu sein. Die Anzeige flackert zwischen Metall/CrO2 hin und her. Das mit der Bandabschaltung mittels Lichtschranke habe ich auch schon bedacht und den ganzen Block einmal vorsichtig ausgepustet. Morgen baue ich den Motor wieder ein und probiere es aus. Erstmal vielen Dank für die guten Hinweise!
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#5
Ich bin's noch einmal. Ich habe gestern Abend noch das ganze wieder zusammengebaut und eine bespielte Cassette (Typ1) eingelegt und siehe da...es lief! Also gleiche zweite Cassette rein, eine Maxell MX-110 und auch die lief ohne Probleme. Also weiter, die "dicken Brummer", eine TDK MA-XG 90, eine jener legendären mehrteiligen Hi-End Cassetten aus Verbundwerkstoffen (die waren eigentlich ebenso wie die Sony Metal Master mit ihren Keramikverstärkten Gehäusen nie wirklich besser) und siehe da...das Gerät schaltet sich wieder ab. Auch die zuvor funktionierenden Bänder liefen nun nicht mehr. Also kann es doch nicht wirklich ein echter Defekt sein. Was habe ich übersehen?
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#6
(14.05.2021, 21:15)Jochaan schrieb: Was mit aber aufgefallen ist, die Bandsortenerkennung scheint irgendwie "verwirrt" zu sein. Die Anzeige flackert zwischen Metall/CrO2 hin und her. 

Oberhalb der Kassette sitzen ja diese kleinen Mikroschalter, die Kassettentyp und Löschlasche erkennen. Wahrscheinlich stellen die nicht mehr richtig den Kontakt her. Daran könnte es auch liegen, dass das Laufwerk abschaltet, weil es "denkt", dass keine Kassette im Laufwerk liegt...

Diese Schalter sind sehr filigran. Man kann aber soweit ich mich erinnere die Plastikabdeckung abziehen und dann die Kontakte z. B. mit etwas Kontaktspray reinigen und danach vielfach aktivieren. Aber wie gesagt, die Dinger sind sehr empfindlich!

Gruß
Robert
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#7
(14.05.2021, 10:07)Jochaan schrieb: Ich habe den Motor ausgebaut, alle Riemen sind in Ordnung und die Mechanik für den Kopfschlitten funktioniert.

Woran erkennst Du Riemen die in Ordnung sind? Nach Deiner Fehlerbeschreibung ist der kleine Riemen am Ende. Dieser kleine Riemen ist für die Bewegung des Kopfschlitten zuständig.
Der Riemen hat keine ausreichende Kraft mehr um den Kopfschlitten und die beiden Andruckrollen komplett nach oben zu bewegen. Das Teil kommt nur noch bis in die Pausenstellung.
Durch die fehlende Kraftübertragung der beiden Andruckrollen und der dadurch fehlenden Bandbewegung blockiert der Aufwickeldorn und die Endabschaltung bricht den Wiedergabevorgang ab.
Oft bewegt das Laufwerk nach einer längeren Stillstandszeit wieder ein zwei Cassetten, um danach wieder das gleiche Fehlerbild zu zeigen. Spulen und das Cassettenfach werden nicht
über diesen Riemen/Motor gesteuert. Dafür wird der Reel-Motor verwendet.

Links neben dem Aufkeber sieht man den Riemen für den Kopfschlitten.

[Bild: DSCN1713_A.jpg]

Nur der vordere Motor bewegt den Kopfschlitten. Im Hintergrund sieht man den Reel-Motor.

[Bild: DSCN1715_A.jpg]

VG Ralf
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#8
Vielen Dank an alle für die spontanen und, wie bei Ralf sehr ausführlichen und sogar detailliert bebilderten Tipps. Die Lösung: Über der Cassette, wenn diese im Schacht sitzend und eingefahren ist liegen vier Sensoren. Diese überprüfen wohl: 
1.) Cassette Ja/Nein
2.) Sorte
3.) Löschschutz Ja/Nein

Bewegt man die beiden äußeren mit einem Schraubendreher in Richtung Cassette, drückt sie also minimal herunter, beginnt die Wiedergabe.
Jetzt weiß ich wenigstens, woran es liegt und das nichts großartiges defekt ist.
Vielen Dank an Euch alle für Eure tollen Tipps.
Endlich mal wieder ein hilfreiches und sehr freundliches Forum.
Vielen Dank!
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#9
Sei froh, wenn es nur der Schalter ist. Den kleinen Riemen für den Kopfschlitten zu wechseln ist spaßig.
Ich bekomme den mittlerweile gewechselt ohne alles zu zerlegen.....mit Trick 17 sozusagen.
Gruß André
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#10
Gut zu wissen. Ich hoffe, ich muss nicht darauf zurück kommen. Danke.

Wie sind überhaupt die Erfahrungen von Euch mit diesen Decks. So in den späten Achtzigern bis Mitte der Neunziger war ich eifriger Leser der Zeitschrift "Stereo". Die haben diese Sony Decks vor allem aufgrund ihrer robusten Konstruktion gelobt (Stichwort "Gußlaufwerk"). Ich war seinerzeit von der Ausstattung und vom Klang sehr angetan. Das hat sich bis heute gehalten.
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#11
Man sollte bei diesem Sony-Laufwerk auf alle Fälle die linke Andruckrolle genau kontrollieren. Sony hat für diese Rolle ein weißes Kunststofflager und eine andere Gummimischung verwendet.
Diese wird nach vielen Jahren zu 90% steinhart und sollte dann gewechselt werden. Eine harte Andruckrolle verschlechtert den Bandlauf und kann das Band an der Capstanwelle beschädigen.
Die rechte Andruckrolle hat ein Sinterlager und eine Gummimischung, die auch nach 30 Jahren immer noch sehr gut ist. Bei der linken Andruckrolle waren ca. 90% der Rollen dagegen Schrott
und mussten immer gewechselt werden.

Links sieht man die originale Sony Andruckrolle mit dem weißen Kunststofflager.


[Bild: DSCN1796.jpg]

VG Ralf
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#12
Aha! Gibt's da noch Ersatzteile?
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#13
So, der "Patient" läuft jetzt seit knapp 10 Stunden, störungsfrei mit den verschiedensten Cassetten. Nach dem er heute morgen ein 110er TDK Band angeknabbert hat, habe ich noch einmal die Andruckrollen, Capstanwellen und die Köpfe mit Isopropyl gereinigt und den Cassettenschacht vorsichtig ausgepustet. Seither ist Ruhe. Der Klang ist wie ehedem recht dynamisch und druckvoll, die Höhen sind auch voll da. Alles top! Ich schätze das war es.
Noch einmal meinen Dank an alle!
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#14
System-64 schrieb:Man sollte bei diesem Sony-Laufwerk auf alle Fälle die linke Andruckrolle genau kontrollieren. Sony hat für diese Rolle ein weißes Kunststofflager und eine andere Gummimischung verwendet.
Diese wird nach vielen Jahren zu 90% steinhart und sollte dann gewechselt werden.

Hallo Ralf,

gab es für die seinerzeitige Verwendung eines Kunststofflagers (anstelle Metall-Gleit- oder Sinterlager) und für die Verwendung eines anderen (weicheren?) Gummis an der linken Andruckrolle denn einen bestimmten Grund?

Schöne Grüße
Frank
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#15
(16.05.2021, 16:52)Jochaan schrieb: Nach dem er heute morgen ein 110er TDK Band angeknabbert hat, habe ich noch einmal die Andruckrollen, Capstanwellen und die Köpfe mit Isopropyl gereinigt und den Cassettenschacht vorsichtig ausgepustet. Seither ist Ruhe.


Eine 110er Cassette sollte das Sony-Laufwerk eigentlich ohne Probleme bewegen. Mal sehen wie lange die Ruhe anhält. Nach meinen Erfahrungen mit diesem Laufwerk wird es nicht die letzte angeknabberte Cassette sein.


(16.05.2021, 20:45)kesselsweier schrieb: gab es für die seinerzeitige Verwendung eines Kunststofflagers (anstelle Metall-Gleit- oder Sinterlager) und für die Verwendung eines anderen (weicheren?) Gummis an der linken Andruckrolle denn einen bestimmten Grund?


Die Gründe für die Verwendung dieser Andruckrolle waren bei Sony Kostengründe. Bei den Laufwerken der Vorgänger (TC-K 666ES, TC-K 555/777/ES, TC-K700) hat Sony jahrelang sehr gute Andruckrollen auf beiden Seiten eingesetzt.
Aber bei diesen Laufwerken waren auch die Achsen für die beiden Wickeldorne noch aus Metall und nicht, wie beim letzten Laufwerk (z.B TC-K770ES) nur noch billiger Kunststoff.

VG Ralf
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#16
Ah, bloß Ratio halt...
Danke, Ralf.
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