Half Speed Mastering - besseres Vinyl ?
#1
In letzter Zeit lese ich immer öfter von einem wohl
schon ziemlich alten Verfahren Vinyl zu pressen.
Angeblich soll das ein sehr gutes Verfahren sein.

Ist das ganze jetzt nur wieder eine Masche um Kasse zu machen, oder lohnt der Kauf tatsächlich?

Vor allem was genau soll das sein,- "half speed mastering" ?

Half Speed Mastering - Stones
.
" Der erste Schluck aus dem Glas der Wissenschaft macht Sie zu einem Atheisten,
aber Gott erwartet Sie am Boden des Glases. "

(Werner Heisenberg)


Meine Recorder wurden gefertigt in: Regensdorf, Löffingen, Hösbach und Frankfurt

Gruß
Ralf
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#2
Gib mal in Google oder Yahoo oder sonst wo "half speed mastering" ein.
Dann bekommst du "jede Menge" zu lesen.

MfG Kai
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#3
gelesen hab`ich schon, halbe Geschwindigkeit, präziseres schneiden/pressen...

schreiben kann man viel, aber hat HIER Jemand damit Erfahrung?
.
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Gruß
Ralf
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#4
Erfahrung damit habe ich nicht und wenn man mir eine solche Platte auf den Teller legt würde ich das wahrscheinlich nur dann merken, wenn ich die dazu passende „normale“ Platte zum Vergleich hätte. Aber, hier gibt es was dazu: https://artnoir.ch/bericht-half-speed-mastering/
Interessant sind die „wenns“. Ob das half speed mastering letztendlich korrekt durchgeführt wurde weiß man natürlich nie. Ich werde mal ein Auge, oder besser noch Ohr auf solche Pressungen haben, klingt auf jeden Fall interessant.
Gerhard

P.s. hier gibts sogar Files mit beiden Versionen zum Download: https://youtu.be/4QN3bTjVomk
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#5
Haben die Schneidstichel / -Köpfe denn keine untere Grenzfrequenz? Und, falls tatsächlich noch vom Analogband zugespielt wird: Die Tonköpfe?

Fragt sich: Binse
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#6
Die Geschichte des Half Speed Mastering reicht zurück bis ins Jahr 1955. Auch hier gilt, kein Vorteil ohne Hinterteil. Klarer Vorteil ist die bessere Schneidequalität bei den Höhen, dies geht jedoch auf Kosten der Tiefenwiedergabe: Um 20 Hz schneiden zu können, muss der gesamte Verstärkerzug einschließlich analoger Bandmaschine 10 Hz unvermindert übertragen können. (Der Schneidstichel und sein Leistungsverstärker haben diese Probleme nicht; prinzipiell ist es möglich, Gleichstrom magnetisch aufzuzeichnen, nur mit der Wiedergabe hapert's ...)

Abgesehen vom Induktionsgesetz entstehen die größten Probleme fast durchweg durch die zu geringen Dimensionen des Wiedergabekopfes im Verhältnis zur Wellenlänge, die bei 76 cm/s und 20 Hz immerhin fast 4 cm beträgt. Ein Blick in die technischen Daten professioneller Bandmaschinen zeigt für 76 cm/s bei praktisch allen Herstellern einen schwächelnden Tiefenfrequenzgang.

Zu den physikalisch bedingten Grenzen kommen noch Probleme der technischen Realisierung, zu denen die Umrechnung der Entzerrungszeitkonstanten für die halbe Wiedergabegeschwindigkeit gehört. Und dolbysierte Masterbänder sind für HSM prinzipiell ungeeignet.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#7
(08.05.2021, 21:10)Peter Ruhrberg schrieb: prinzipiell ist es möglich, Gleichstrom magnetisch aufzuzeichnen, nur mit der Wiedergabe hapert's ...
Prinzipiell ist es möglich, sich vom induktiven Wiedergabe-Verfahren mittels Spule auf dem Kernblech-Paket samt "Omega-Gang" zu verabschieden, indem man in den Spalt des Wiedergabe-Kopfes einen modernen Halbleitersensor einfügt. Dann bekäme man ein Ausgangssignal proportional zum Feld statt zur zeitlichen Feldänderung.
Nur investiert da niemand Entwicklungsarbeit angesichts der Verfügbarkeit digitaler Audio-Aufzeichnung.

MfG Kai
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#8
(08.05.2021, 21:10)Peter Ruhrberg schrieb: Und dolbysierte Masterbänder sind für HSM prinzipiell ungeeignet.

Grüße
Peter

Hallo Peter,

für diese Anwendung gab es angepasste Module. Die Firma MFSL hatte einige Dolby-Master in ihrem Angebot.
Ich habe hier jedoch eine LP von denen, wo leider das Dolby nicht korrekt läuft ...


Viele Grüße

96k
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#9
(09.05.2021, 01:58)96k schrieb: für diese Anwendung gab es angepasste Module.

Hätte es mir fast denken können.
Gab es sowas auch in good old Germany? Bei der Teldec jedenfalls nicht, auch bei keinem anderen Schneidebetrieb, an den ich mich erinnern kann ...
Grüße
Peter


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#10
(09.05.2021, 00:03)kaimex schrieb: indem man in den Spalt des Wiedergabe-Kopfes einen modernen Halbleitersensor einfügt.
Nur investiert da niemand Entwicklungsarbeit angesichts der Verfügbarkeit digitaler Audio-Aufzeichnung.

Hallsensoren wurden seit Ende der 1960er Jahre zur elektronischen Kommutierung drehzahlgeregelter Gleichstrommotoren verwendet. Gab es seitdem erfolgreiche Bestrebungen, Sensoren mit genügendem Übertragungsfaktor (Rauschabstand) auf eine Dicke im µm-Bereich zu bringen?

Möchte jetzt aber auch nicht wieder zu weit vom Ursprungsthema abkommen ...
Grüße
Peter


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#11
Wenn ich da jetzt nicht ganz falsch liege, werden Hallsensoren auch bei magnetischen Datenträgern eingesetzt. Es dürfte natürlich ein ziemlicher Entwicklungsaufwand sein, so etwas für Tonköpfe zu entwickeln, den niemand bezahlen möchte, vor allem, weil es digital so leicht geht.
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#12
@Peter:
Sicher,
die brauchte man für Festplatten in Computern mit immer weiter gesteigerter Datendichte.
zB.:
https://en.wikipedia.org/wiki/Giant_magnetoresistance
oder
https://de.wikipedia.org/wiki/GMR-Effekt
und
https://de.wikipedia.org/wiki/Magnetoresistiver_Effekt
und schließlich
https://en.wikipedia.org/wiki/Tunnel_magnetoresistance

MfG Kai
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#13
(09.05.2021, 08:28)kaimex schrieb: die brauchte man für Festplatten in Computern mit immer weiter gesteigerter Datendichte.

Gibt/Gab es Anhaltspunkte zu dem für Analogaufzeichnung nötigen Störabstand?
Grüße
Peter


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#14
Eventuell lohnen Neu - Weiterentwicklungen auf diesem Gebiet wieder.
habe da z.B. vor kurzen gelesen, in Hannover Langenhagen hätte ein
Presswerk wieder aufgemacht. Dort werden wohl im industieellem Umfang
wieder Platten gepresst.
.
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Gruß
Ralf
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#15
Mit den Details hab ich mich nicht ge"quält".
Deshalb hab ich  ja auch "Im Prinzip" geschrieben.
Vielleicht käme man beim Versuch der Entwicklung auch bald (wieder) darauf, am besten gleich existierende Festplatten (oder nun Halbleiterspeicher) für digitale Audio-Aufzeichnung zu verwenden, statt "mit aller Gewalt" eine alte Analog-Technik mit einer Teil-Innovation in die Neuzeit zu überführen.
Es gibt sicher Analysen über den Störabstand, da man ja Berechnungen oder Messungen zur Fehlerhäufigkeit machen und erforderliche  Gegenmaßnahmen treffen muß, damit kein falsches Bit aus der Festplatte kommt.

MfG Kai
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#16
https://www.hifi-wiki.de/index.php/Technics_RS-AZ_6

Der Kopf mit Dünnfilmtechnik ist freilich nicht, wie im Eintrag dargestellt, der Aufnahme- sondern der Wiedergabekopf.

Das auch: https://www.hifi-wiki.de/index.php/Technics_RS-AZ_7

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#17
Seit 1983 kaufe ich Halfspeed gemasterte LPs von MFSL, Nautilus, CBS-Mastersound etc.

Der Sound ist durch die Bank sauberer, druckvoller und dynamischer als bei den normalen Pressungen. Bei manchen Platten ist der Unterschied immens, bei anderen eher marginal.

Es kann natürlich sein, dass diese Unterschiede daher rühren, dass man sich generell mehr Mühe gibt, den bestmöglichen Sound herauszukitzeln.
Speziell bei den MFSL Platten aus den 80ern begeistert mich die unglaubliche Störgeräuschfreiheit des verwendeten Vinyls von JVC aus Japan.

Das sind, wohlgemerkt, meine persönlichen Erfahrungen, die sich unbedingt von denen anderer Freaks unterscheiden können !

Herzlichen Grüße vom Niederrhein,
Frank
Hau wech, den Schiet - aber sech mir, wohin


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#18
(09.05.2021, 09:22)niels schrieb: Der Kopf mit Dünnfilmtechnik ist freilich nicht, wie im Eintrag dargestellt, der Aufnahme- sondern der Wiedergabekopf

Funktioniert der nicht nach dem Induktionsprinzip?
Ich frage, weil als untere Grenzfrequenz 30 Hz angegeben wird.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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#19
Da war ich auch überrascht und frage mich, ob diese Begrenzung aus dem Aufnahmezweig herrührt.

Die Gebrauchsanleitung der Decks (es gibt nur eine, die für 6 und 7 gilt) ist leider nicht sehr lesefreudig und beim überfliegen habe ich keine explizite Erwähnung der Technik gefunden. Es wird nur darauf hingewiesen, keinesfalls! die Köpfe zu entmagnetisieren, da der Wiedergabekopf nach einem anderen Prinzip funktionieren würde.

Bei Erscheinen des Decks hatte ich in der Stereoplay des Test dazu gelesen, in dem einerseits erwähnt wurde, dass die Technik aus den DCC-Rekorden übernommen worden sei und andererseits, dass die theroretische untere Grenzfrequenz bei 0 Hz liegen würde.
Als ein Vorteil des Technics-Kopfes wurde die etwas geringere Spurbreite als die üblichen 0,6 mm erwähnt, die den Kopf unempfindlicher gegenüber Aufzeichnungen mit einem nicht korrekt justiertem Aufnahmekopf machen würden.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#20
Information 
(09.05.2021, 11:16)niels schrieb: Da war ich auch überrascht und frage mich, ob diese Begrenzung aus dem Aufnahmezweig herrührt.

Dies wiederum wäre für mich unbegreiflich, denn einen AK mit Gleichstrom zu speisen wäre mit DC-gekoppelten Verstärkern schon damals kein Problem gewesen. Mysteriös ...

Wie auch immer, in der gesamten Fachliteratur bis zum seligen Ende der Analogära kann ich keine Arbeiten in vergleichbarer Richtung für Studiomagnetbandköpfe finden.
Grüße
Peter


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#21
Die untere Grenz-Frequenz kann man eher dem Schaltbild als der Gebrauchsanleitung entnehmen.
Zu Niels' Anmerkung "Es wird nur darauf hingewiesen, keinesfalls! die Köpfe zu entmagnetisieren, da der Wiedergabekopf nach einem anderen Prinzip funktionieren würde.":
Das dürfte seinen Hintergrund darin haben, daß magneto-resistive Sensoren, wie man den Wikipedia-Artikeln entnehmen kann, eine gerade Kennlinie haben. Hier ist mit "gerade" nicht "gradlinig" sondern "grader Ordnung" gemeint, d.h. die Kennlinie läßt sich durch ein Polynom mit nur geraden Potenzen darstellen bzw R(-B)=R(B) , (B=Flußdichte). Das hat zur Folge, daß so ein Sensor ein statisches Bias-Feld braucht, damit ein zusätzliches äußeres Feld in einem mehr oder weniger linearen Abschnitt der Kennline zur Widerstands- und damit Spannungsänderung führt.
Alle Schwankungen im Bias-Feld, zB bewirkt durch Änderungen im Band-Abstand bewirken dann natürlich auch Spannungsvariation. Man wird deshalb auch bei "im Prinzip" flachem Frequenzgang Sub-Audio-Frequenzen mit Hochpass entfernen. Es dürfte sich folglichbei der 30 Hz Grenzfrequenz um eine Art "Rumpel-Filter" handeln.

MfG Kai
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#22
(09.05.2021, 06:33)Peter Ruhrberg schrieb:
(09.05.2021, 01:58)96k schrieb: für diese Anwendung gab es angepasste Module.

Hätte es mir fast denken können.
Gab es sowas auch in good old Germany? Bei der Teldec jedenfalls nicht, auch bei keinem anderen Schneidebetrieb, an den ich mich erinnern kann ...

https://superdeluxeedition.com/feature/a...eat-vinyl/

Zitat:
There are about 20 half-speed Dolby A cards in the entire world, none of which I have and the Dolby company aren’t forthcoming about what they did to modify the card to decode Dolby because that’s there secret knowledge and they don’t care about that anymore and that’s all history.

MFSL muß von diesen "20" mindestens 2 Stück gehabt haben.
Die Teldec hat ab Anfang der 80er Jahre DMM eingesetzt. Haben die in der Zeit davor "Half Speed Mastering" angeboten?


(09.05.2021, 10:50)moxx schrieb: Speziell bei den MFSL Platten aus den 80ern begeistert mich die unglaubliche Störgeräuschfreiheit des verwendeten Vinyls von JVC aus Japan.

Das sind, wohlgemerkt, meine persönlichen Erfahrungen, die sich unbedingt von denen anderer Freaks unterscheiden können !

Ja, die laufen sehr ruhig und haben viel Dynamik, nur ist der Frequenzgang oft etwas nach Badewanne ...



Viele Grüße

96k
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#23
(09.05.2021, 19:04)96k schrieb: Die Teldec hat ab Anfang der 80er Jahre DMM eingesetzt. Haben die in der Zeit davor "Half Speed Mastering" angeboten?

Nicht dass ich wüsste, aber nach so langer Zeit geht auch einiges verloren, wenn's nicht wieder aufgefrischt wird Angel
Grüße
Peter


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#24
(09.05.2021, 19:04)96k schrieb: Zitat:
...the Dolby company aren’t forthcoming about what they did to modify the card to decode Dolby because that’s there secret knowledge ...

Es kann sich nur darum handeln, alle Zeitkonstanten im "sliding band expander" zu verdoppeln, sowohl die, die die Frequenzgänge bestimmen, als auch die, die das Ein-/Ausschwingverhalten der Stellglieder bestimmen, weil das aufgezeichnete Audio-Spektrum eine Oktave tiefer wiedergegeben wird und Ein/Ausschwingvorgänge halb so schnell ablaufen.
Zusätzliche Voraussetzung ist, daß die Wiedergabe-Entzerrung des Bandgerätes der halben Geschwindigkeit angepaßt wurde.

MfG Kai
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#25
wo Half Speed mastering keine Option, sondern ein Muss war, war bei der Herstellung von CD4-Quadro-Schallplatten. Da mussten Frequenzen bis über 40kHz sauber in die Rille geschnitten werden, damit die Technologie funktioniert.

Der Aufriss, der bei CD4 Quadro sowohl beim Mastering als auch beim Abspielen getrieben werden muss, damit 40kHz sauber übertragen werden, führt auch alle High End Theorien ad absurdum, wonach die Platte deshalb besser klingen soll als digitale Aufnahmen, weil die obere Grenzfrequenz nach oben offen ist. Theoretisch mag das sein, in der Praxis sind normale ellyptische Nadeln überhaupt nicht in der Lage, Frequenzen weit oberhalb der CD-Grenze noch abtasten zu können, und beim Mastern in Echtzeit bekommt man die auch nicht geschnitten.

Gruß Frank
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