Hallo zusammen,
ich muß hier mal eine Lanze brechen für die RDL.
Ich finde, daß die Servicefreundlichkeit in Bezug auf Zugänglichkeit ganz ok ist.
Nach dem Aufklappen des Gehäuses kommt man fast überall problemlos heran.
Dies gilt in erster Linie für die Mechanik und die Fehlersuche per Meßequipment an der großen Elektronikplatine.
Hat man einen Fehler erstmal lokalisiert und ein defektes Bauteil ausgemacht, dann kann es unter Umständen etwas kniffelig werden dieses auszulöten,
vor allem wenn es sich im vorderen Teil der Platine zur Frontplatte hin befindet. Also Ruhe bewahren!
Ich habe erst letztens alle Elkos an einer RDL getauscht, dazu braucht man schon Geduld und Gynäkologenfinger, es geht aber.
Mit den Kabeln muß man tatsächlich auch aufpassen, besonders beim Zuklappen.
Wenn da was abreißt, dann muß man erstmal die Stelle finden, wo es hingehört.
So extrem wie bei den tragbaren UHER Cassettengeräten, so wie bei meinem CR 124, ist das allerdings nicht.
Kontaktprobleme mit Schaltern, so wie bei fast allen japanischen Maschinen, kennen meine beiden RDLs überhaupt nicht.
Die Mechanik ist schon etwas speziell und grazil, man sollte sich damit mal auseinandersetzen und erstmal verstehen lernen, bevor man wild herumbastelt.
Die Bremsen und Reibräder sind hier der Schwachpunkt.
Eine gut gewartete und gepflegte RDL ist eine sehr gute Maschine, die hervorragende Klangqualität bietet.
Die Elektronik ist wirklich sehr simpel und sollte eigentlich keine Probleme bei der Fehlersuche bereiten.
Wer daran bereits scheitert, sollte ggf. besser Briefmarken sammeln und nicht an Bandgeräten schrauben.
Einen Schaltplan mit Platinenlayout sollte man auf jeden Fall besitzen, ansonsten wird es schwierig.
Ich besitze seit 40 Jahren die Maschine meines Vaters, der sie 1969 gekauft und mir 1981 vermacht hat, als ich zum Studieren ausgezogen bin.
Damit fing wohl auch der Tonbandvirus an.
Damals besaß ich allerdings keinerlei Serviceunterlagen und habe alles per Re-Engineering gemacht.
Das war sehr zeitaufwendig, hat aber etliche lehrreiche Erfahrungen gebracht, die ich gut bei meinem Elektrotechnik-Studium gebrauchen konnte.
Obwohl ich mich mittlerweile als Profi auf dem Gebiet bezeichne, nehme ich mir bei unbekannten Geräten grundsätzlich erstmal den Schaltplan vor und studiere diesen, bis ich alles verstanden und verinnerlicht habe.
Erst dann geht es ans praktische Werk.
Bei meinem letzten Neuerwerb, der AKAI GX-365, war mir z.B. die Ausführung der Laufwerksansteuerung in dieser Form von AKAI noch nicht bekannt.
Dort sind mal eben 15 Relais verbaut, welche nicht per Transistoren, sondern rein mechanisch angesteuert werden.
Den Schaltplan also auf den Laptop geladen und als Bettlektüre in den Abendstunden gründlich studiert, bis ich die Schaltungslogik nachvollziehen konnte.
Und nochmal zur RDL: Die Tonköpfe sind relativ weich und halten nicht ewig. Ersatz wird immer schwieriger zu bekommen.
Gebrauchte Köpfe dürften in der Regel Schrott sein.
Zum Glück habe ich noch einige komplette Tonkopfträger mit neuen Köpfen auf Lager, darunter auch eine 2-Spur Version.
Sehr wichtig ist auch die penible Höhenjustage der Köpfe wegen der eingefrästen Nuten.
Falsch eingestellte Köpfe schleifen dann an der falschen Stelle ein und eine nachträgliche Korrektur wird dadurch quasi unmöglich.
Was die RDL auch gar nicht mag, ist langes nicht Benutzen. Also alle paar Wochen mal ein Band durchdudeln und sich daran erfreuen...
Un noch was grundsätzliches:
Ich finde es grundsätzlich sehr lobenswert wenn sich Neulinge an das verrückte Tonbandhobby wagen.
Allerdings ergibt es in meinen Augen wenig Sinn sich eine defekte Maschine zuzulegen und dann hier nach Hilfe zu fragen,
wenn man so gut wie überhaupt keine Ahnung von der Materie besitzt und auch das notwendige Equipment nicht vorhanden ist.
Grundlagen muß man sich erstmal aneignen. Dazu ist so ein Forum nicht unbedingt die erste Wahl.
Daher mein Tip an Anfänger: Erstmal jede Menge Lektüre verschlingen, egal ob in Buch oder Online-Form, mit kleinen Elektronikprojekten anfangen und sich langsam einarbeiten.
Vor der Praxis kommt nunmal erst die graue und manchmal schwer verdauliche Theorie, so ist das eben.
Also Lesen was das Zeug hält... (siehe Bild)
Als Mindest-Equipment empfehle ich:
Multimeter analog und digital
Sinusgenerator
Oszilloskop
Testbänder (für Azimutheinstellung. usw.)
Gruß, Jan