Kurze Vorstellung der T222 oder RFZ R722
#1
Hallo zusammen,

letzte Woche war ich auf kleiner Einkaufstour, eigentlich um eine Ersatzmaschine für meine T221 zu erhalten.
Neben dieser bekannten Maschine brachte ich faktisch als Beifang eine T222 oder RFZ-Bezeichnung R722 mit nach Hause.
   
Die R722 ist eine transportable Koffermaschine und seltener zu finden als die stationären Truhenmaschinen (T221 oder T211)
Transportabel ist sie natürlich nur zu zweit; mit 56 kg ist sie kein Leichtgewicht.
           
Im Gegensatz zu den stationären Maschinen gibt es in der Motorsteuerung einige Unterschiede.
Der Tonmotor ist ein bürstenloser Gleichstromumwandler welcher mit Hochfrequenz über eine Lochscheibe und 3 HF-Erkennungsspulen im Motor  eine im Regelteil erzeugte proportionale Steuergleichspannung zum Antrieb nutzt.
Die Drehzahlregelung erfolgt mittels Frequenzvergleiches der Umdrehungszahl der Schwungmasse zu einer Referenzfrequenz.
Je nach Abweichung wird die Drehzahl des Gleichstrommotors dann über eine separate Wicklung mit einer Steuerspannung positiv oder negativ beeinflusst.
Die interne Referenzfrequenz kann an einer Klinkenbuchse unterbrochen und an dieser Stelle eine variable externe Referenz über einen Tongenerator eingespeist werden.
So kann auch falls benötigt eine Variospeed Funktion mit der R722 realisiert werden.

Auch bei den Wickelmotoren gibt es einige Besonderheiten.
Die Wechselstrommotore liegen in einer geregelten Brückenschaltung und können zusätzlich dazu mit Thyristoren beeinflusst werden. Es ist Rangierbetrieb möglich, dazu werden Vor und Rücklauf gleichzeitig betätigt.
Über ein Rangierpotentiometer mit Knebel kann die Drehzahl und Richtung stufenlos eingestellt werden.
Dazu wird intern der Zündwinkel (-zeitpunkt) der Thyristoren mittels diesen Potentiometers verstellt.

Gebremst wird wartungsfrei mit variabler Gleichspannung, es gibt also keine mechanischen Teile wie Bremsbänder oder Bremsklötze.

Die Aufnahme- und Wiedergabeentzerrer entsprechen denen im Truhenmodell T2221 verwendeten.

Die gesamte Steuerung ist mit vielen einzelnen Leiterkarten sowohl im zentralen Einschub aber auch dezentral an den entsprechenden Aktoren wie den Magneten und Motoren realisiert.
Und genau hier liegen aus meiner Sicht einige Schattenseiten; eine Fehlersuche an den vielen einzelnen Leiterplatten ist ungemein aufwendig, teilweise muss man Funktionsblöcke auseinander schrauben um an Meßpunkte zu gelangen.

Das liegt aber unter anderem auch daran, daß man Mitte der 1970er Jahre vieles noch diskret mit Transistoren und Dioden gelöst hat, es sind einige Platinen mit TTL-Schaltkreisen bestückt, auch Operationsverstärker wurden bereits eingesetzt.
Anfang der 1980er Jahre wurde dann das Nachfolgemodell R722/1 herausgebracht, dort wurde mehr auf die zentralen Leiterplatten integriert und das Gerät ist weniger mit verteilter Elektronik verziert.

Meine Maschine hatte einige elektrische Macken denen ich bisher auf die Spur gekommen bin, momentan warte ich noch auf einen Antriebsriemen, das magentafarbene Provisorium fällt regelmäßig von der Riemenscheibe.
Ohne daß die Maschine die korrekte Solldrehzahl des Capstan meldet, lässt sie sich nämlich nicht vernünftig bedienen.
Den Verstärker- und Entzerrerzug konnte ich bisher noch nicht testen.
Gleichfalls brauche ich noch die DDR-typischen 7-poligen Gefell-Stecker und Kupplungen für Ein und Ausgang.
   
Hier noch einige Ansichten, es gibt eine Servicestellung da kommt man überall ordentlich in die Maschine.
       
Die Motore sind auch sehr robust und unkaputtbar gebaut.
       
Die Kopfbrücke ist mit nagelneuen Ferrit Stereo Rundfunkköpfen versehen, der gute Stoff von Goldpfeil aus Hartmannsdorf.
   

Hier steckt aber noch einiges an Arbeit drin, es wird nicht langweilig.
Gruß, Jan
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#2
Hallo Jan,
herzlichen Glückwunsch zu den schönen Maschinen und viel Erfolg beim Instandsetzen. Ich würde mich freuen, wenn Du über den Fortgang Deiner Arbeiten weiterhin berichten könntest, denn ich finde diese robusten und doch sehr aufwendig konstruierten Laufwerke außerordentlich interessant.

Mit den besten Grüßen

Manfred
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#3
Danke Jan für die Vorstellung!
Faszinierende Geräte. Ich kann nur staunen, wo du die alle aufgabelst. Da würde ich mich auch gern mit beschäftigen. Aber erstens wüsste ich nicht, woher nehmen und zweitens müsste ich ein Haus drum herum bauen. Das wird nichts mehr in diesem Leben. Und einen Nachteil haben die Geräte: Der WAF ist lausig [Bild: sad.png] [Bild: biggrin.png].

Liebe Grüße - Frank.
In Rust We Trust!
T e s l a  B 1 1 6 (A.D.),  R E V O X  B 7 7
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#4
Hallo Jan,

vielen Dank für die Bilder und die Vorstellung. Verblüffend für mich war dabei, dass es offenbar auch von der R722 eine spätere und eine frühere Version gegeben hat, wobei Du eindeutig die frühere Version Dein eigen nennst. Die Tasten ähneln hier sogar der frühen Version der T2221. Zum Vergleich, hier mal ein Bild einer späteren R722, diese wiederum ähnelt in ihrem Äußeren bereits dem Nachfolgemodel R722/1:

   

Offenbar wurde bei der T222 (R722) auch der Kopfträger der T221 übernommen, der müsste voll kompatibel sein. Es sind ja auch die Goldpfeil Köpfe verbaut.
Davon ist man dann bei der R722/1 abgegangen. Der Kopfträger ist rein mechanisch nicht mehr kompatibel und es gibt auch keine Goldpfeil- Köpfe mehr. Hier wurden dann ungarische Mechlabor- Köpfe verbaut, mit leichtem Schmetterlingsschliff.


                       

Die Revox Klebeschiene ist natürlich nicht original, die hat der Vorbesitzer drauf geschmiedet... Big Grin

Grüße, Rainer
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#5
Danke Rainer fürs Zeigen.

Deine Version der R722 kannte ich noch nicht, gefällt mir ausgesprochen gut mit der silbern abgesetzten Bedienleiste.
Das hat den Vorteil weniger abgegriffen zu werden.
Auch die runden Bedienknöpfe deiner R722/1 gefallen mir gut, die klemmen wahrscheinlich weniger als die viereckigen.
Meine Maschine hat die Seriennummer 081, ist damit tatsächlich eine der frühen Maschinen der ersten R722-Serie.

Weshalb man später auf die Import Köpfe der Mechlabor gesetzt hat ist mir rätselhaft.
Mit den Goldpfeil TK hatte man doch Spitzenprodukte aus dem eigenen Lande zur Verfügung...
Oder war das wieder so eine fehlgeleitete RGW Entscheidung, daß nur noch Ungarn Studioköpfe produzieren sollte?
Irgendwo habe ich auch mal gelesen daß in den Mechlabor Philips TK eingebaut wurden, muss aber nicht stimmen.
Kannst du etwas zur Haltbarkeit der Mechlaborköpfe sagen?


Gruß, Jan
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#6
Hallo Jan,

ich denke, das mit den Tonköpfen war eher so ein Kompatibilitätsding. Die schmale Trennspur mit 0,75mm gab es bei Goldpfeil ja nur in Form von Ferritköpfen und die Schmetterlingsform wurde überhaupt nicht angeboten. 
Nun war ja Mechlabor beim DDR- Rundfunk weit verbreitet, alle Sendemaschinen bei DT64 waren Mechlabor. Die R722/1 war weitestgehend als Portable (Ü- Wagen) - Maschine konzipiert. Auch war sie direkt für Stereo- Betrieb vorgesehen. Es gab hier keine Kopfträger mit Vollspurbestückung wie bei T221

Ich denke, da wollte man einfach Problemen aus dem Weg gehen, zumal die Mechlabor- Köpfe sehr gut sind. Das der Ursprung dieser Köpfe bei Philips liegt habe ich auch schon gehört, kann ich aber weder bestätigen noch dementieren. Vielleicht die ersten. Spätere Köpfe scheinen ungarische Produktion zu sein, möglicherweise in Lizenz hergestellt. Es gibt sie im Netz auch noch neu, zu teilweise fragwürdigen Preisen. Ich hab bei meinen noch nicht nachgesehen was dort drauf steht, sind zu gut im MU- Metall eingehaust. Da will ich ungern dran herum drehen. Zumal in der Anleitung steht, dass der Kopfträger beim RFZ auf dem Messmikroskop eingestellt wurde und man dort tunlichst nicht an den Einstellungen drehen sollte.
Da das RFZ solche Arbeiten heute nicht mehr macht, gehe ich da also nur im Ernstfall dran, wenn es sich nicht vermeiden lässt... Big Grin

Grüße, Rainer
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#7
Guten Morgen,

gestern habe ich mich wieder meiner Baustelle R722 gewidmet.
Da ich nicht über die kompletten Unterlagen verfüge ist das manchmal "Try and Error".
Ist gar nicht so mein Ding aber ohne komplette Schaltungsunterlagen kann man leider manches nur erahnen.

Mehrere Baustellen gibt es zur Zeit:

Der Tonmotor läuft jetzt und treibt über den neuen Riemen die Schwungmasse mit Capstan an.
Die Sollgeschwindigkeit wird auch erreicht und geregelt.
Allerdings ist das dabei erzeugte Geräusch sehr präsent, ich glaube nicht daß es so sein soll.
Ob das Geräusch vom Motor oder der Schwungmasse kommt kann ich nicht so richtig lokalisieren, wenn ich beides ohne Riemen per Hand betätige sind beide relativ leise.
Das Lager der Tonwelle hat eine Lebensdauer von 10.000 Stunden, es ist kein Schlag zu spüren; nachölen ist laut BDA nicht vorgesehen.
Ich werde mal versuchen den Tonmotor auszubauen, der ist elastisch mit Gummipuffern aufgehängt.
Ölen kann kann man dessen Filze ohnehin nur im ausgebauten Zustand.

Das andere Problem ist das Vorspulen bei 38cm/s:
hier scheint es keine Zündimpulse für den Thyristor des VWM zu geben.
Komischerweise funktioniert das bei 19 cm/s.

Weiterhin wird die Gleichspannungsbremse beim Bremsen aus dem Vorspulen auf der Abwickelseite zu spät betätigt.

Die TTL Steuerung und die mit OPV realisierten Drehzahlregler ohne Stromlaufpläne zu analysieren funktioniert leider nicht.
Wenn ich Austauschkarten hätte könnte ich wenigstens den Fehler auf die Baugruppen eingrenzen.
Habe ich aber leider nicht, also bleibt nur irgendwie die Steuersignale zu finden.
Alle Transistoren, Thyristoren und Dioden auf den externen Baugruppen habe ich bereits geprüft, die scheinen i.O. zu sein.
Das ist und bleibt eine harte Nuss....

Viele Grüße, Jan
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#8
(02.05.2021, 12:18)Ferrograph schrieb: [...]
Gleichfalls brauche ich noch die DDR-typischen 7-poligen Gefell-Stecker und Kupplungen für Ein und Ausgang.

[...]
Gruß, Jan

Moin Jan,
wenn ich mir die Buchse da so ansehe: die Kontakte sehen etwas misshandelt aus... ö_ö
Viel Spaß beim suchen nach Ersatz.
Sehe ich das richtig, dass zwar die Wiedergabe-Entzerrer drin sind, aber die Endverstärker für Line-Pegel fehlen?

Und, wie äußert sich das Geräusch beim Capstanantrieb, Schleifen/ Surren/ Klopfen?
Den Tonmotor in meiner T2221 musste ich knapp 3 Jahre nach der Revision reinigen und nachschmieren (Depotfilze), weil er (wieder) anfing zu klopfen, vorallem bei 38cm/s...
Die Kugel unten im Gegenlager scheint auch verschleißanfällig zu sein, hatte beide male einen deutlichen "Eindruck" bekommen. (Ist die bei dir überhaupt vorhanden?)
Auf völlige Wartungsfreiheit würde ich nicht vertrauen, nach so vielen Jahrzehnten zumindest. ^^

Gruß, Kabelsalat. :3
Ich bin alleinstehend. Aber nicht nachts - da leg ich mich hin. Big Grin
---
Aufnahmen bestätigen die Pegel Big Grin
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#9
Hallo Kabelsalat,

Ersatzbuchse habe ich bereits, genauso je einen Steckverbinder 7 polig von Neumann (Gefell).

Geräusch ist unterschiedlich, manchmal surrt es manchmal poltert es etwas.
Das untere Lager der Schwungmasse hatte ich bereits neu gefettet, hat aber keinen Effekt.
Es sind alle Kugeln im Käfig des Lagers vorhanden.
Kein Spiel des Lagers fühlbar...

Daher vermute ich dass es der Tonmotor ist welcher für den Geräuschpegel verantwortlich ist.

Gruß, Jan
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#10
Zu den Mechlabor-Köpfen in Beitrag #5 und #6.

Ich habe hier 2 Blätter aus einem Mechlabor Prospekt:

       
Da wird unter anderem Recovac und Philips erwähnt.

Viele Grüße
Volkmar
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#11
Zinsik schrieb mal auf seiner Homepage dazu:

"Magnetköpfe STM200 und 300 mono stammen von Philips, ab Mitte 70er Mechlabor Budapest unter Verwendung von Kernmaterial der Vakuumschmelze Hanau (RECOVAC)"
Viele Grüße,

Matthias
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#12
(08.05.2021, 02:02)MatthiasB. schrieb: Zinsik schrieb mal auf seiner Homepage dazu:

Hier:
https://www.zinsik.de/NOISELAB/STM-310.html
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#13
Zitat:Abweichung der Bandgeschwindigkeit +/-2 %

Das hört sich aber nicht so gut an, ein Tippfehler ?

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#14
(08.05.2021, 09:29)bitbrain2101 schrieb: Das hört sich aber nicht so gut an, ein Tippfehler ?

Halb und halb, wie mir scheint.

Die STM-300/310 hat einen Synchronmotor, hier hat Mechlabor ±2% angegeben, wegen der im damaligen Haupt-Vertriebsgebiet üblichen Netzfrequenzschwankungen.

Die STM-600/610 ist offenbar quarzgeregelt, denn hier steht in den technischen Daten als Abweichung von der Sollgeschwindigkeit <10*-5/°C (ein für nicht temperaturkompensierte Schwingquarze typischer bzw. durchschnittlicher Koeffizient).

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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#15
Hallo Peter,

vielen Dank für die Info

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#16
(08.05.2021, 09:51)Peter Ruhrberg schrieb: Die STM-300/310 hat einen Synchronmotor, hier hat Mechlabor ±2% angegeben, wegen der im damaligen Haupt-Vertriebsgebiet üblichen Netzfrequenzschwankungen.

Die STM-600/610 ist offenbar quarzgeregelt, denn hier steht in den technischen Daten als Abweichung von der Sollgeschwindigkeit <10*-5/°C (ein für nicht temperaturkompensierte Schwingquarze typischer bzw. durchschnittlicher Koeffizient).

Grüße
Peter

Die letzten Exemplare scheinen aber auch den neuen Motor bekommen zu haben:

   

Im Gegensatz dazu der ältere Motor:

   
Viele Grüße,

Matthias
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#17
Die bisher gezeigte T222 hat es in sich.
Hier sind einige Fehler die ich nur mit einem Feinmechaniker behoben bekomme.
Den Tonmotor habe ich komplett ausgebaut und demontiert und entsprechend Vorschrift mit Schmiermittel versorgt. Der Tonmotor surrt jetzt leise und scheint soweit wieder in Ordnung zu sein.
Trotzdem erzeugt die Maschine noch Geräusche.
Im unteren Lager der Tonwelle poltert es manchmal verdächtig, ich habe mir nochmal das Kugellager angeschaut, das muss sicherlich getauscht werden.
Das mache ich aber nur mit einem feinmechanisch begabten Mitstreiter, ich will hier nichts verbiegen.
Da die Maschine insgesamt in einem stark gebrauchten Zustand ist überlege ich mir ob ich die nicht als Ersatzteilträger verwende, wäre zwar schade aber hier muß ich Aufwand zu nutzen abwiegen....

Ich habe mir daher vorsorglich für kleines Geld eine weitere Maschine zugelegt.
Das ist das neuere Modell der T222 welches schon den Übergang zur R722/1 markiert.
Das Gerät wurde 1978 produziert.
Die Fehlersuche in der Laufwerkssteuerung hatte mich ja schon fast die letzten Haare gekostet aber nun scheint mechanisch/elektrisch alles soweit in Ordnung und die Maschine läuft relativ leise.
   
Hauptsächlich waren die IR-Dioden des Drehzahlgebers und der Richtungserkennung Vor/Rückspulen durchgebrannt,
Das hat bei dieser Maschine katastrophale Auswirkungen:
Als erstes dreht der Tonmotor ungeregelt bis zum Anschlag hoch, klingt wie ein Hubschraubermotor.
Als zweites wird über die Laufrichtungserkennung mittel der Lichtschranken der Bremsstrom und die Reihenfolge der Gleichstrombremsung beim Stoppen aus den Spulvorgängen bestimmt.
Wenn da keine Impulse kommen werden die falschen Wickel-Motoren zuviel oder zuwenig gebremst.
Dann gibt es fliegenden Bandsalat mit 1000m Offenwickel, sehr unangenehm...
Einfache Fehler mit großer Wirkung...
   
Da hier die Standard Studio Baugruppen aus der T2221 verbaut sind wusste ich bereits, was mich im Audioteil erwartet.
Zum Glück lässt sich alles prima reparieren.
In den letzten Tagen habe ich mich also hier mit Elko und GBR-Relais wechseln beschäftigt.
Eine Sträflingsarbeit war allerdings das Anfertigen der notwendigen Verbindungschnüre, Gefell-Neumann auf Chinch und ja, ich fahre die Maschine erst einmal unsymmetrisch.
Die Gefellstecker waren schwarz korrodiert, da half nur noch Sandpapier und Glasfaserpinsel um eine lötbare Oberfläche herzustellen.
   
Fehlersuche im Audioteil:
Traurig sind die gelben Plaste-Frolyt Elkos, da ist wirklich jeder durchgeschlagen, alle haben 0 Ώ Widerstand.
Auch die größeren 220µF und die 47µF von 1976 haben ihre beste Zeit hinter sich und sind teilweise ausgetrocknet.
Ein Transistor in der Spannungsstabilisierung des Aufnahmeverstärkers hatte eine offene B-C Strecke.
Und erstaunlicherweise nur ein einziges GBR-Relais hatte zu hohen Kontaktübergangswiderstand.
   
Jetzt metert die R722 bei 38cm/s und +6dBu locker vor sich hin, auch bei 19cm/s werden die Aufnahmen auf LGR50 sauber und klar produziert.
           

Grüße, Jan

PS.: ich sehe gerade dass ich links das Band nicht richtig um die Bandzugregelung gelegt habe, sorry dafür...
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#18
Hallo Jan,

ich fasse es nicht, wo holst Du nur all die schönen Maschinen her ? Ich würde glatt auch noch so eine nehmen, wenn ich eine bekommen könnte !
Da hast Du ja wieder eine Klasse- Arbeit abgeliefert, Hut ab ! Gefällt mir sehr gut. Das ist dann "Version Nr. 3" der R722, mit runden Einzeltasten. 

Eine Bitte: Könntest Du mal bitte Fotos von den Endverstärkern V771.150 einstellen ? Die Bestückungsseite, die Leiterbahnseite und die Zeichnungsnummer (122.104 (x?)) wäre interessant. Ich bin momentan dabei, die Unterschiede der einzelnen Versionen aufzunehmen, denn zwischen 122.104 und 122.104 6  haben sich in der Schaltung Änderungen ergeben.

Zu Deinen letzten 3 Bildern: Entweder bin ich blind, oder... Falsch eingefädelt (oder nicht richtig herum gelegt) ist das Band auf der linken Bandzug- Fühlseite nämlich nicht, nur ist der Play- Bandzug offenbar viel zu hoch, bzw. der Gegenzug. Der Fühlhebel darf nicht am unteren Ende des Regel- Ausschnittes anschlagen, er sollte sich in der Mitte des Bereichs befinden. Die Abweichung aus der Mitte beträgt normalerweise um +/-5mm. Mehr kann es im Spulbetrieb sein, aber auch dort sollte der Hebel nie anschlagen. Ich weiß aber, daß das in der Praxis sehr schwer einzustellen ist.

Grüße, Rainer
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#19
Hallo Rainer,

danke für den Zuspruch, die RFZ-Maschinen sind schon eine schöne Art Technik.
Ich hab mal etwas aufgeräumt:
   
An anderer Stelle stehen noch 4 weitere Studiopanzer...
Zum Thema Endverstärker:
Die T222 oder R722 nutzt nur die AV und WV Baugruppen aus der T2221 Studioserie.
Die Endverstärkern V771.150 sind hier ausnahmsweise nicht verbaut.
Ich habe aber mal das komplette "Servicemanual" der Version 3 gescannt und beigelegt.

.pdf   V771.150a 3 geänderte Ausgabe_compressed.pdf (Größe: 1.25 MB / Downloads: 17)
Wenn ich meine T2221 mal wieder demontiere denke ich hoffentlich an die Fotos, spätestens wenn wir uns mal bei mir treffen....


Gruß, Jan
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#20
Hallo allerseits,

ich habe diese schönen alten Bandmaschinen mit Freude betrachtet. Das wollte ich nur mal vermelden.

Danke für die Vorstellung!
MfG,
Binse
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#21
(14.07.2021, 17:42)Ferrograph schrieb: Zum Thema Endverstärker:
Die T222 oder R722 nutzt nur die AV und WV Baugruppen aus der T2221 Studioserie.
Die Endverstärkern V771.150 sind hier ausnahmsweise nicht verbaut.

Hallo Jan,

danke für die Erklärung. Das finde ich aber jetzt ziemlich ungewöhnlich. Die Karte Magnetton- Wiedergabeentzerrer WV (V761.150) hat einen unsymmetrischen Ausgangspegel von -8dB, bei einem Ausgangswiderstand von <= 5kOhm. Der Ausgangspegel ist fest, lässt sich also auch nicht höher drehen. Das ist alles andere als normgerecht, denn den symmetrischen Ausgangs- Normpegel von +6dB gibt es nur in Kombination mit dem V771.150 (Endverstärker)... Das klingt also höchst ungewöhnlich.

Eine wirklich blöde Frage, aber bist Du sicher, das es sich bei der WV- Karte um einen V761.150 handelt ? Ich frage deshalb, weil ich selbst zwei Kartenbausteine besitze, die der normalen Wiedergabeentzerrer- Karte ähnlich sehen, es sind aber keine. Sie haben auch eine abweichende Kartennummer. (wie die genau lautet kann ich heute Abend nachsehen). Es handelt sich um Wiedergabe- Verstärker, welche die Entzerrerkarte und die Endverstärkerkarte auf einer gemeinsamen Karte vereinigen. Es befinden sich sowohl der Eingangsübertrager als auch der Ausgangsübertrager auf dieser Karte. Ich kenne kein Gerät, in welchem diese im Einsatz waren. Deine T222 wäre aber eine Möglichkeit.

Bei meiner R722/1 ist das übrigens genau so gelöst, daher kam ich erst auf diese Idee. Die Kartenbausteine der R722/1 sind moderner und etwas kleiner. Der Wiedergabeverstärker der R722/1 wurde dann sogar in fast unveränderter Bauform in der T5234 genutzt (Baujahr 1993). 

Treffen klappt hoffentlich mal Ende August / Anfang September. Eher wird es bei mir leider nicht..

Grüße, Rainer
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#22
Hallo Rainer,

Vielen Dank für die Nachfrage.
Da habe ich doch etwas ganz Falsches geschrieben:
"Die T222 oder R722 nutzt nur die AV und WV Baugruppen aus der T2221 Studioserie"
Richtig muss es lauten:
"Die T222 oder R722 nutzt nur die AV Baugruppen aus der T2221 Studioserie"
Der Wiedergabeverstärker ist ein anderes Modell welches in der Frontansicht dem V761.150 ähnlich sieht.
Tatsächlich handelt es sich um den WV V746.150
Und der hat den symmetrische 1,55V Ausgang gleich mit auf der Karte.
               
Unser Treffen verliere ich nicht aus den Augen, bald geht es erst einmal 3 Wochen in den Urlaub...

Gruß, Jan
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#23
Hallo Jan,

vielen Dank für die Erklärung, damit stimmt mein Weltbild jetzt wieder.  Smile Und ich bin ebenfalls schlauer, weiß ich doch jetzt, wo diese Karten hingehören.
Um Dich noch etwas zu verwirren; es hat von diesen Wiedergabeverstärkern offenbar drei verschiedene Versionen gegeben:
Deine Version V746.150, dann eine Version mit der Zeichnungsnummer 03 und einem Regler weniger als bei Deinem und dann einen V746.150/1, mit einem Einstellregler mehr als bei Deinen Karten (für die Tiefen, bei 19cm/s). 

               

Ich habe mal die Seriennummer fotografiert, die letztgenannten sind von 1982, scheinen mir also die Jüngsten Karten dieser Art zu sein.
Die Karte mit dem Regler weniger ist aus den 70er Jahren, genauer ist es leider nicht erkennbar. 

       

Daher folgt dann jetzt auch wieder eine neugierige Frage an Dich: Unterscheiden sich die WV- Karten Deiner beiden T222 durch die Anzahl ihrer Einstellregler, oder sind es bei allen 4 Karten 7 Regler ?



Viele Grüße + schönen Urlaub,

Rainer
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#24
(21.07.2021, 09:28)GDR 22 schrieb: Unterscheiden sich die WV- Karten Deiner beiden T222 durch die Anzahl ihrer Einstellregler, oder sind es bei allen 4 Karten 7 Regler ?
Hallo Rainer,
es sind alle Ausführungen mit 7 Einstellreglen.
Um die Sache noch ganz verwirrend zu gestalten:
Auf der technischen Beschreibung für den V746.150/1 vom RFZ mit 8 Einstellreglern steht "Takt-Wiedergabeentzerrer", sehr eigenartig.

Viele Grüße, Jan
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#25
OK, das ist in der Tat merkwürdig.. Da Dir die Beschreibung offenbar vorliegt- könntest Du mir diese zukommen lassen ? Würde mich sehr interessieren.

Danke & Grüße, Rainer
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#26
Hallo Rainer,

siehe Anlage, weswegen das jetzt Takt-WV heißt ist mir unklar, hängt vielleicht mit dem zusätzlichen Einstelloption für die Tiefenentzerrung bei 19cm/s zusammen?

.pdf   V_746_150-1.pdf (Größe: 1.16 MB / Downloads: 13)
Gruß, Jan
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#27
(21.07.2021, 12:07)Ferrograph schrieb: "Takt-Wiedergabeentzerrer"

Takt-Wiedergabe (neudeutsch "Sync") bedeutet üblicherweise, dass der WV an den AK angeschlossen wird, um eine Spur zu hören, während auf einer zweiten zeitrichtig ("taktgenau") aufgezeichnet wird.

Da AK-Spalte meist 2...3mal breiter sind als WK-Spalte, muss die Höhenentzerrung der WV entsprechend angepasst (= vergrößert) werden.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#28
Hallo Peter,
danke für die Erklärung, leuchtet ein.
Da muß man erst einmal drauf kommen, was hier mit Takt gemeint 
Steht ja auch in der Beschreibung des Verstärkers (für Wiedergabespannung eines Aufzeichnungskopfes mit 7 mH Induktivität....)
Ich konnte nur den Zusammenhang nicht herstellen ....

Gruß, Jan
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#29
Vielen Dank Jan für das Dokument und vielen Dank Peter, für die Erklärung. Was es nicht alles gab...
Im Dickreiter wird die "Takt- Wiedergabe" auch erwähnt, dort steht dass diese üblicherweise in der Mehrspurtechnik angewendet wurde.
Immer wieder spannend, was nach vielen Jahren noch so alles auftaucht...

Viele Grüße, Rainer
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#30
Ich bin mal im Manual der Studer J37 über die Taktspurwiedergabe gestolpert und konnte damit erstmal nichts anfangen. Beim Studium des Schaltplans wurde dann schnell klar, was damit gemeint war.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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