Frühes UHER Report 4000-S Nr. 163557 - Vorstellung und Fragen
#1
Hallo,

seit einigen Monaten faszinieren mich UHER Report-Tonbandgeräte. Auch wenn ich mich erst heute im Forum angemeldet habe und dies mein allererster Beitrag ist, habe ich bisher viel als "stiller Leser" mitgelesen und hoffe, dass diese Gerätevorstellung für einige von euch interessant ist.

Neulich fand ich auf Ebay Kleinanzeigen sehr günstig ein UHER Report 4000-S in Original-Ledertasche, mit Gebrauchsanleitung, aber ohne Netzteil und Griff. Der Preis war fast geschenkt, also dachte ich, es könnte ein schönes Belegstück für dieses Modell sein, trotz einiger Feuchtigkeitsschäden an der Tasche:

           

Als es ankam und ich es auspackte, fiel mir sofort die sehr frühe Seriennummer auf - 163557: 

   

Als schönes "Zeitdokument", als das Gerät zuletzt im Einsatz war, findet man am Boden Aufkleber, mit denen die einzelnen Knöpfe spezifiziert sind: 
   

Leider war der Geschwindigkeitswahlhebel, als das Gerät eintraf, wie auch schon auf den Fotos in Ebay Kleinanzeigen ersichtlich nicht in Neutralstellung. Ich vermute, das Gerät war Jahrzehntelang mit eingelegter Geschwindigkeit irgendwo herumgelegen. Ich probierte es mit einem Netzteil aus, und es funktionierte sofort tadellos - nur gibt es bei jeder Umdrehung einen "Klopfer", da der "Gang" eben so lange eingelegt gewesen war. Da es ein Belegstück ist, stört mich das aber nicht, es soll möglichst im Originalzustand bleiben, und auch die Riemen sind noch erstaunlich gut erhalten.

Im Inneren war ein alter Bleiakku eingelegt, und im Batteriefach sah man deutlich kristallisierte Reste, als irgendwann mal Batterien ausgelaufen und auf den Boden getropft war. Die Kontakte am Bleiakku selbst waren jedoch sauber - eventuell könnte es sein, dass ein Bleiakku eingelegt worden war, nachdem Batterien ausgelaufen waren, ohne das Gerät dazwischen zu reinigen. Auf jeden Fall war der Bleiakku "tot", und das Reinigen des Bodens und des Batteriefachs war etwas zeitraubend. Der Boden selbst wäre an sich in gutem Zustand - aber an ein paar Punkten, an denen wohl mal Säure war, hat sie sich durch das Blech "gefressen".

     

Zunächst nahm ich an, die Feuchtigkeitsschäden an der Tasche seien durch ausgelaufene Säure entstanden, jedoch merkte ich (zu meiner Erleichterung), dass das Gerät wohl einfach auf einem feuchten Untergrund gestanden hatte, da die Feuchtigkeitsflecken außen an der Tasche größer sind als innen.

   

Das Innenleben finde ich spannend. Ich vermute, dass 1968 der Motor gewechselt wurde, kenne mich aber (noch) zu wenig mit der Technik des UHER Report aus und würde mich freuen, wenn Experten hier ihre Meinung dazu sagen könnten. Im Inneren der Abdeckung findet sich ein Aufkleber, dass der Motor nur durch Fachleute ersetzt werden darf, und zwei Datumsstempel. Was könnten sie aussagen? Wann wurde das Gerät wohl hergestellt? Könnten sie auf zwei Revisionen hindeuten?

           

Hier sind Bilder des Motors - ich habe viele Rückstände der ausgelaufenen Batterien beseitigt, aber erkenne an zwei Schrauben eine "Schicht", diese werde ich noch entfernen:

       

Auf eure Meinung bin ich sehr gespannt, und hoffe, dieser Bericht war interesssant. Ich erinnere mich, dass im Forum jemand eine Datenbank mit Seriennummern von UHER Report-Geräten führt? Dieses Gerät kann dort sehr gern eingetragen werden.

Gruß

Alexander
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#2
Hallo Alexander!

Herzlich willkommen hier im Bandmaschinenforum.

Ich gratuliere zu dem bis dato bekannten zweitältesten 4000-S.
Der Zustand ist m. E. erstaunlich gut. Trotz der Korrosions-
schäden.

Und ja, es gibt eine Statistik für 6-stellige UHER Seriennummern:
https://tonbandforum.de/showthread.php?t...28&page=13
Ich bitte Dich, hier Deine SN beizusteuern (bitte mit Bild).

Und es gibt (von mir) einen Bericht über das 4000-S Report:
https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=11528

Kurz zu Deinen Fragen:
Ja, die Zeitstempel waren bei Reparatur-/Wartungsarbeiten durchaus
üblich. Aussagen über erfolgte Arbeiten kann man daraus leider kaum
ableiten.
Der Stempel von 1964 könnte einen Motoraustausch dokumentieren.
Der von 1968 vielleicht auch. Ich gebe aber zu bedenken, daß UHER da
den Umrüstsatz auf den L-Antrieb anbot, Weil der "Bürsten-Motor" nicht
mehr lieferbar war.
Anderseits hat Dein S noch den Antrieb, wie er ab Werk verbaut wurde.

Hergestellt wurde Dein 4000-S im Jahre 1963. Da war auch die Marktein-
führung.

Die Delle im Speichenrad haben, so meine Erfahrungen fast die Hälfe aller
frühen Report Typen (4000/4000-S). Erst ab dem L hatte das Speichen-
rad nur dann Kontakt, wenn die play-Taste gedrückt wurde.
Es gibt die Möglichkeit, das Speichenrad neu zu gummieren. Was nicht
ganz billg ist, zugegeben. Ein Forenmitglied (pkm) hat sich darum ver-
dient gemacht (Rabatt bekomme ich nicht!).

Gruß
Wolfgang

PS.: Die eine Kufe des Bodendeckels stammt vom 4000-L. Das S hatte nur helle Kufen
verbaut.
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#3
Hallo Alexander,
Glückwunsch zum Report.
Zu meiner Schulzeit waren diese Geräte ein unerfüllbarer Traum für mich.
Jetzt stehen hier einige davon.
Eines soll ich schon länger im Auftrag verkaufern, bin aber davon abgekommen.
Den Beitrag mit einigen interessanten Äusserungen von Forumskollegen kannst Du bei Bedarf hier nachlesen

https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=19649

Gruß
Alfred

Meine Freude an der Tonbandtechnik verdanke ich Hermann Hoffmann, dem Erfinder der Radio-Comedy.

http://www.sender-zitrone.de/
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#4
Hallo Wolfgang, Hallo Alfred,

vielen Dank für eure sehr freundlichen Antworten!

Wolfgang, ich fühle mich geehrt, dass du gleich schreibst, ich habe viele deiner Beiträge studiert, dein Wissen über die UHER Report-Geräte ist beeindruckend. Vielen Dank für die Hinweise mit dem Motor - dann freue ich mich, dass dieses Report-S da noch den Werkzustand dokumentiert. Dann ist darin der frühe Motor verbaut, der sich schneller abnutzt? In dem Fall sollte man es wahrscheinlich wenig laufen lassen, oder? Dein Bericht zur Report-S ist faszinierend und toll zu lesen. Ich bin drei Jahrzehnte danach geboren, deshalb finde ich besonders spannend, wie du die Zeit in den 60ern beschreibst, als das Report-S neu war. Dein Schreibstil, der die Geschichte des Geräts mit deiner persönlichen Geschichte verbindet, ist als Zeitzeugenbericht richtig spannend zu lesen.

Das mit den dunklen Kufen ist faszinierend. Wahrscheinlich war dieses Gerät öfter im Einsatz, und wurde dann zwei Mal gewartet; vielleicht hängt der Tausch der Kufen bzw. der Bodenplatte ja auch mit den Feuchtigkeitsschäden in der Tasche zusammen... Man kann zwar über die Geschichte spekulieren, aber natürlich nichts Sicheres herausfinden, das finde ich, macht den Reiz an historischen Geräten für mich mit aus. Danke für den Hinweis mit dem neu gummieren des Reibrads. Ich denke, ich belasse das Gerät in diesem (bis auf Reinigung) vollständig wie vorgefundenen Zustand, da auch die Delle für mich die Probleme bei jahrzehntelanger Lagerung mit eingelegtem Gang "dokumentiert". Wenn ich das Gerät ab und zu laufen lasse, kann es durch die Delle irgendwie weiteren Schaden nehmen, oder ist das Klopfen bei der Drehung eher ein "kosmetischer" Fehler, der aber keine weiteren Auswirkungen hat?

Alfred, vielen Dank für den Link, das "Ur-Report" gefällt mir sehr, und im Beitrag findet man sehr viele spannende Informationen. Ich hab dir gerade eine PN geschickt. Übrigens, angeregt durch deine Signatur habe ich gerade über Hermann Hoffmann gelesen, das ist spannend, ich werde mich demnächst mehr mit seinem Werk beschäftigen.

Gruß

Alexander
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#5
Hallo Alexander!

Ja, Dein S ist mit dem Motor, der eine  sehr begrenzte Lebensdauer hat, ausgerüstet.

Dein S nimmt keinen weiteren Schaden durch die Delle im Gummibelag des Speichenrades.

Wegen der arg begrenzten Lebensdauer des orginalen Motors, würde ich auch die regel-
mäßigen in Abständen von 3 -6 Monaten (um Standschäden zu vermeiden) relativ kurz
(1 -1,5h) halten. Dann hält der Motor noch eine ganze Weile. Die angegebenen 100h darf
man nicht all zu ernst nehmen. Es kann trotzdem nicht verkejhrt sein, einen Ersatz-Motor
auf Halde zu haben. Für den Fall  der Fälle...

Es kann übrigens nicht schaden, alle Lagerstellen (auch die des Motors, entgegen der
Anmerkung im SM) ein wenig nachzuölen. Der Motor dankt es Dir mit einer geringeren
Stromaufnahme,  weil er dann den Antrieb leichter betreiben kann.

Tipp:
Der lange Antriebsriemen ist, wie beim 4000 Report, noch ein "gefangener" Riemen.
Soll er gewechselt werden, so ist die kleine Zugfeder am Kulissengestänge auszuhaken
und unbedingt zu fixieren. Sie verdünnisiert sich gern im Inneren des Report, und ver-
klemmt sich ggf. . Ohne diese Feder ist das Report nicht mehr betriebsfähig!

Gruß
Wolfgang
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#6
Hallo Alexander,

jetzt hast Du eine PN.

Gruß

Alfred

Meine Freude an der Tonbandtechnik verdanke ich Hermann Hoffmann, dem Erfinder der Radio-Comedy.

http://www.sender-zitrone.de/
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#7
Hallo Wolfgang, hallo Alfred,

vielen Dank für die Antworten. Eine Frage habe ich noch - welches Netzteil wäre passend für dieses frühe Report-S? Es gibt verschiedene Varianten, und bei dem Gerät war keins dabei. Jetzt überlege ich, noch eins dazuzuholen..

Gruß

Alexander
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#8
Hallo Alexander!

Das 4000-S wurde überwiegend mit dem Z111 ausgelefert.
Die letzten Exemplare sollen schon  mit dem Z114 (4000-L)
ausgeliefert worden sein (Wissen aus 3. Hand!).

Gruß
Wolfgang
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