Butoba MT5
#1
Ein tragbares, transistorisiertes Tonbandgerät aus der Zeit um 1960, hergestellt in Deutschland, zu betreiben wahlweise mit Batterien oder mit ins Batteriefach einsetzbarem Netzteil.
Wohin wandert bei dieser Beschreibung gedanklich unser Blick auf der Landkarte?
Etwa Richtung München?
Oder eher Richtung Schwarzwald?

Wir stellen vor: das Butoba MT5, ein transistorisiertes, tragbares Tonbandgerät aus dem Jahr 1961, hergestellt von Joseph Burger Söhne in Schonach im Schwarzwald.

   

Die Firma Burger war bei Erscheinen des MT5 kein Neuling mehr auf dem Gebiet der magnetischen Tonaufzeichnung. Bei radiomuseum.org findet man mehrere tragbare Geräte der Schwarzwälder aus den fünfziger Jahren, die ersten Modelle noch mit Batterieröhren und Federwerkmotor, zum Ende der Dekade mit dem MT4 aber auch schon ein transistorisiertes Modell mit Elektromotoren. Das MT5, um das es hier geht, unterscheidet sich von seinem Vorgänger MT4 nur durch die äußere Gestaltung des Koffers.

Das MT5 kann Spulen bis 13 cm Durchmesser aufnehmen, arbeitet wahlweise mit 9,5 oder 4,75 cm/s, verfügt über zwei Köpfe in Mono-Halbspurtechnik und über zwei Motoren, wovon der eine für den Bandtransport, der andere für den schnellen Vor- bzw. Rücklauf zuständig ist. Betrieben wird das Gerät entweder mit acht 1,5-Volt-Batterien, wovon vier den Verstärker und vier den Antrieb versorgen, oder mit einem an Stelle der Batterien einsetzbaren Netzteil. Die Abmessungen des Geräts betragen 32 x 24,5 x 16 cm, das Gewicht liegt – einschließlich Batterien und eingelegtem Band - bei 5,4 kg.

Als Zubehör gab es eine Tragetasche aus Kunstleder, in der sich – dank eines seitlichen Stauraums – allerhand Kleinkram mitführen ließ, den man halt so dabei haben mußte.

   

Solchermaßen getarnt ging der Tonjäger an der Schwelle vom ausgehenden Hochvakuum- zum beginnenden Germaniumzeitalter auf die Pirsch. War das Opfer in Hörweite, zog er – ratsch! - den Reißverschluß auf, stöpselte seitlich das Mikro ein und hatte nun Zugriff auf die Bedienungstasten und den Pegelregler. Auch die Aussteuerungsanzeige lag so im Blickfeld.

   

Nach erfolgreicher Jagd in seine Behausung zurückgekehrt, konnte er das Ergebnis über den eingebauten Lautsprecher begutachten.
Da der Lautsprecher am Boden des Koffers befestigt ist, empfiehlt sich hierbei Senkrechtbetrieb.

   

   

Der Koffer ist aus Holz gefertigt und recht solide. Der Lautsprecher hat eine beachtliche Größe und erlaubt einen recht ordentlichen Klang.

   

Zum guten Klang trägt auch der Verstärker bei. Bestückt mit zwei Transistoren OC 74 liefert die Endstufe eine Sprechleistung von 1,2 Watt, das kann sich sehen und vor allem hören lassen. Vor der Endstufe werkeln noch je ein OC 603, OC 75, OC71 und ein OC 76. Wie zu jener Zeit nicht unüblich, ist in der Endstufe ziemlich viel Eisen verbaut.

Die in jenen Tagen mehr und mehr anstürmenden Germanen haben also bei diesem Gerät die Röhren bereits aus allen Teilen der Schaltung verdrängt.
Aus allen Teilen?
Nein!
Eine kleine Röhre vom Stamm der Anzeigeröhren (vom Typ DM 71) leistet noch erfolgreich Widerstand. Damit nicht genug, läßt sie einige dieser alten Germanen auch noch für sich arbeiten. Im Aufnahmebetrieb müssen die beiden Endtransistoren nämlich nicht nur den Hf-Strom für Lösch- und A/W-Kopf liefern, sondern auch noch einen Trafo speisen (noch mehr Eisen!), aus dem der Heizstrom und – nach Gleichrichtung durch eine Germaniumdiode OA 81 – auch die Anodenspannung der Röhre gewonnen werden.
Ganz schön clever!

   

Da haben wir sie (die Röhre) übrigens, oberhalb der Tasten (v. l. n. r. Aufnahme, Rücklauf, Stop, Vorlauf, Wiedergabe). Links von den Tasten sitzt der Lautstärke- bzw. Aussteuerungsregler, rechts der Klangregler. Bei gedrückter Stoptaste ist das Gerät komplett ausgeschaltet. Drückt man die Aufnahme- oder Wiedergabetaste, schaltet man den Verstärker und den Capstanmotor ein. Dieser benötigt etwa ein bis zwei Sekunden, um die Tonwelle mit ihrer Schwungmasse auf Solldrehzahl zu beschleunigen. Deshalb wird die Andruckrolle zunächst noch von der Tonwelle ferngehalten. Erst nach Ablauf von etwa zwei Sekunden löst man mit Hilfe des Schiebers oberhalb der Aufnahmetaste die Andruckrolle aus und setzt den Bandtransport in Gang.

Komplettiert wird die Ausstattung durch eine kleine, feine Banduhr …

   

… und durch den Geschwindigkeitswählhebel, der für dieses Bild in eine Mittenposition gebracht wurde (in die er eigentlich nicht gehört), damit man die Beschriftung besser sehen kann.

   

Damit im Senkrechtbetrieb die Spulen nicht herunterpurzeln, sind die Wickeldorne mit metallenen Federn versehen. Wer sich mit dem Gedanken trägt, diese abzunehmen, sollte sich deren Position merken. Steckt man sie falsch auf, lassen sich Bänder nur noch mit roher Gewalt auflegen oder abnehmen.

   

Hier ein Blick ins Batteriefach an der Geräterückseite.

   

Ein langer Stift in der rechten Hälfte des Fachs (hier in der Draufsicht schwer zu erkennen) verhindert falsches Einsetzen von Batterie- oder Netzteileinschub.

Das folgende Bild zeigt je einen solchen Netzteil- und Batterieeinschub.

   

Man erkennt bei beiden die zentrale Befestigungsschraube sowie das Loch, in das der oben erwähnte lange Stift ragt. Am Netzteil sind vier Kontakte zu erkennen, je zweimal +6 V und Masse. Wie weiter oben schon erwähnt werden Elektronik und Antrieb unabhängig voneinander versorgt.

Hier ein Blick auf die Außenseite der beiden Einschübe. Das Netzteil bietet obendrein noch eine Anschlußmöglichkeit an eine 6-Volt-Autobatterie.

   

Hier noch ein Blick ins Innere des Netzteils. Ein Trafo, eine Diode, eine Drossel und viele tausend Mikrofarad, mehr ist da nicht.

   

Ende des Rundgangs, Zeit für einen Blick ins Innere.

   

Der rechte Bandteller wird von der Tonwelle aus über eine Stahlfeder angetrieben. Zwischen den beiden Bandtellern ragt die Welle des Umspulmotors heraus. Für den schnellen Vor- bzw. Rücklauf wird er gegen den rechten bzw. linken Bandteller gekippt. Die Polung des Motors wird entsprechend dem benötigten Drehsinn verändert. Auf dem folgenden Bild ist es besser zu erkennen.

   

Hier noch ein Bild der ausgebauten Tonwelle. Erkennbar ist die Vertiefung, über die die besagte Stahlfeder läuft. Daneben liegt das winzige Kugellager, auf dem die Tonwelle mit ihrem breiteren Teil aufliegt.

   

Das folgende Bild zeigt die Schwungmasse, die am unteren Ende der Tonwelle sitzt, sowie den Capstanmotor.

   

Man erkennt an der Motorwelle die beiden Stufen für die beiden Bandgeschwindigkeiten. Das Bild wurde bei gedrückter Stoptaste und in Stellung 4,75 cm/s aufgenommen. Drückt man die Aufnahme- oder Wiedergabetaste, so wird der Motor durch die erkennbare Feder gegen den Gummiring der Schwungmasse gedrückt und versetzt so Schwungmase und Tonwelle in Drehung. Dieser schwarze Gummiring ist nicht original, dazu gleich noch mehr. Zum Umschalten der Bandgeschwindigkeit wird der gesamte Motor vertikal versetzt, sodaß mal die kleinere, mal die größere Stufe die Tonwelle antreibt.
Wichtig ist, daß nach Gebrauch die Stoptaste gedrückt wird, nicht nur, um das Gerät komplett auszuschalten und ein Entladen der Batterien zu verhindern, sondern auch, um den Motor von der Schwungmasse wegzuziehen, damit sich keine Dellen im Gummi bilden. Auf dem Bild sieht man, daß das in Stellung 4,75 cm/s prima klappt. Die Konstruktion hat aber leider insofern einen Schwachpunkt, als in Stellung 9,5 cm/s auch bei gedrückter Stoptaste der Motor nicht vollständig von der Schwungmasse zurückgezogen wird und weiterhin auf den Gummi drückt. Deshalb weist die Bedienungsanleitung ausdrücklich darauf hin, daß bei längerer Nichtbenutzung der Geschwindigkeitswählhebel unbedingt in Stellung 4,75 cm/s zu bringen ist. Leider haben nicht alle Besitzer diese Empfehlung beherzigt, Dellen im Gummi und daher unruhiger Lauf sind die Folge. Das ist aber kein Grund zu besonderer Sorge, weil der Gummi nach über fünf Jahrzehnten ohnehin Kummer macht. Ich schreibe hier « Gummi », obwohl ich nicht weiß, woraus das originale Material besteht. Ordinärer Gummi war es wohl nicht, sondern irgendeine weiche Masse, die im Lauf der Zeit verhärtet ist und auch ohne Dellen zu heftigem Rumpeln führt.

Das folgende Bild zeigt eine Schwungmasse so, wie man sie als Käufer eines unrestaurierten Gerätes üblicherweise vorfinden wird, nämlich mit einer bräunlich-gelben Masse, welche ziemlich hart ist und einige deutlich erkennbare Dellen hat.

   

Zur Lösung des Problems habe ich einen O-Ring mit den Abmessungen 47 x 2,5 mm besorgt und von der originalen Masse soviel abgetragen, bis sich mit aufgesetztem O-Ring wieder der ursprüngliche Durchmesser ergab. 2,5 mm Abtrag waren ausreichend, um alle Dellen verschwinden zu lassen. Der O-Ring wurde dann aufgeklebt. Hörbare Abweichungen von der Sollgeschwindigkeit (unter Verwendung ordinärer Musikaufnahmen, nicht von Meßbändern) konnte ich nicht feststellen.

   

Zum Schluß noch ein Bild des Antriebs ohne Schwungmasse.

   

Man erkennt den Capstanmotor mit den beiden Federn, die ihn gegen die Schwungmasse drücken. Links vom Motor ist noch das untere Ende der Tonwelle zu sehen. Man erkennt auch das Gestänge, mit dem der Motor zur Geschwindigkeitsumschaltung auf und ab bewegt wird. Rechts davon « über Kopf » der Umspulmotor.

Nochmal ein Blick auf die Oberseite des Geräts, diesmal ohne Bandteller. Hier sieht man das Gestänge, welches den Capstanmotor von der Schwungscheibe wegdrückt und gleichzeitig oben die Bremsen der Bandteller betätigt, und man sieht eine kleine Wippe mit zwei Federn, welche den Umspulmotor je nach Bedarf nach links oder rechts drückt.

   

Zu guter Letzt noch ein Blick auf die Elektronik. Im Vordergrund die Verstärkerplatine, im Hintergrung all das, was mit Aufnahme zu tun hat, darunter auch, was zum Betrieb der Anzeigeröhre nötig ist. Auf dieser zweiten Platine befindet sich auch die simple Motorelektronik für den Capstanantrieb. Übrigens bleibt der Frequenzgang des Verstärkers bei Umschaltung der Bandgeschwindigkeit unverändert.

   

Der scharfäugige Kenner historischer Elektronik wird sicher bemerkt haben, daß selbst hier noch einige der berüchtigten braunen WIMA-Bonbons verbaut wurden. Dennoch hat die Elektronik noch funktioniert. Hier wurde kein einziges Teil getauscht.

Alter Schwede?

   

Alter Germane!
Obwohl ich eher Röhrenliebhaber bin, konnte ich mir dieses Bild dann doch nicht verkneifen.
Diese Germanen aus der Transistorfrühzeit der fünfziger Jahre erwecken selbst bei mir Respekt und Sympathie.
Man hat ihnen übrigens im Hause Burger durchgehend sehr lange Beine gelassen.

So, damit wäre der Rundgang um und durch das Gerät beendet.
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#2
Was noch aussteht, ist die Bewertung dieses guten Stücks.
Konnte der Kunde mit seinem Kauf zufrieden sein?

An technischen Daten teilt Burger folgendes mit:
Frequenzumfang 60 – 5000 Hz bei 4,75 cm/s, 50 – 13000 Hz bei 9,5 cm/s

Das ist schon nicht schlecht. Zwar erreichten stationäre Geräte wie z. B. das Telefunken M76 zu jener Zeit bereits 16000 Hz bei 9,5 cm/s, aber mit denen konnte man ja auch keine Vogelstimmen im Wald aufnehmen oder die Party am Baggersee beschallen. Der Klang über den eingebauten Lautsprecher ist durchaus ordentlich und bei Bedarf kann das Gerät an einen externen Verstärker angeschlossen werden. Ein Batteriesatz soll für 20 bis 40 Stunden reichen.

Ja, ich denke, die Käufer werden erst mal sehr zufrieden gewesen sein. Der eine erwähnte Schwachpunkt, nämlich die Verhärtung dieser weichen Masse im Antrieb, dürfte sich erst nach einigen Jahren bemerkbar gemacht haben, genau so wie die Dellenbildung bei Nichtbeachtung der BDA.
Es gibt noch einen zweiten Schwachpunkt. Zwar sind Holzkoffer und Chassis sehr solide, viele Plastikteile sind jedoch hauchdünn und haben die Zeit nur in seltenen Fällen ohne Brüche und Risse überstanden. Die Klarsichtscheibe im Deckel ist bei so manchem Exemplar zu Bruch gegangen. Bei sehr vielen Geräten ist die Plastikabdeckung um die Tasten im Bereich oberhalb der Anzeigeröhre zersprungen. Auch bei meinem Exemplar ist das der Fall. Auf einem der oberen Bilder ist es zu sehen. Der Vorbesitzer hat versucht, die Bruchstelle mit Epoxidharz zu kleben und hat gleichzeitig zur Verstärkung von unten her ein dickeres Plastikteil aufgesetzt. Der Deckel ist an seinen Rändern nur hauchdünn. Als Folge brechen bevorzugt die Ecken an jenen Stellen, an denen der Deckel mit dem Unterteil überlappt, wie man auf folgendem Bild sehen kann.

   

Auch der Bereich um die Mikrobuchse (bzw. die Radiobuchse auf der gegenüberliegenden Seite) bekommt leicht Risse, wenn die oberhalb sitzende Befestigungsschraube dieses Plastikteils zu fest angezogen wird. Die Funktion wird dadurch nicht beeinträchtigt, aber es sah nicht schön aus, wenn die Teile schon nach kurzer Zeit zerbrachen.

Das ist ärgerlich, denn die Geräte waren nicht billig. Radiomuseum.org nennt als Verkaufspreis des MT5 DM 640,-.
Mein Exemplar stammt aus Frankreich. Dort wurde der Vorgänger MT4 1960 zum Preis von 1750 Neuen Francs (NF) verkauft. Einen großen Philips Röhrenkoffer EL 3543 (18-cm-Spulen, 3 Bandgeschwindigkeiten, großer Tieftöner plus Hochtöner) war schon für 1390 NF zu bekommen, ein Héraphone, ein sehr schön gestalteter, großer Röhrenkoffer der kleinen Firma Charollais & Marsone (ebenfalls 18-cm-Spulen, 9,5 und 19 cm/s) gab es für 1560 NF.
Immerhin wurde der Nachfolger, das MT5, mit 1580 NF etwas billiger.
Nebenbei: 1000 NF des Jahres 1960 entsprechen 1582,49 Euro des Jahres 2015.

Der Vorbesitzer meines Exemplars erhielt zu seinem Gerät noch die Bedienungsanleitung des Vorgängers MT4, aber wenigstens in französischer Übersetzung. Handschriftlich darauf vermerkt ist das Datum 6. 2. 61 und der Hinweis, daß das MT5 sich von diesem MT4 nur durch die Gestaltung des Koffers unterscheide.

   

Interessant ist noch ein Test des MT5, den die französische Zeitschrift « Le Magnétophone » seinerzeit durchführte und veröffentlichte.
Vom äußeren Erscheinungsbild war man überwiegend angetan, den Stil bezeichnete man als « germanisch », was auch immer das heißen mochte. Als nachteilig empfand man das hohe Gewicht. Witzig ist hier der besonders aufgeführte Punkt « Le point de vue de la Femme », also was hält man als Frau von diesem Gerät. Dem Äußeren des MT5 verlieh die Französin ein uneingeschränktes +.
Was die Robustheit des Geräts angeht, so gab es hier fast nur + (so z. B. für Platine, Verkabelung, Lötpunkte, Köpfe, Trageriemen, Scharniere). Nur die Tasten bekamen ein +/-, die waren wohl etwas zu robust (will heißen: etwas schwergängig; kann ich bestätigen). Auch der Antrieb kam nicht über +/- hinaus, keine Ahnung, weshalb. Die französische Frau hatte zum Thema Robustheit keine Meinung.
Auch die Mechanik bekam ziemlich viele + (z. B. für die Motoren, die Kühlung, die Zugänglichkeit im Reparaturfall), das Umspulen bekam ein sattes – (nicht ganz zu unrecht, da nicht besonders schnell, dafür aber recht laut, wie ich finde). Auch hierzu hatte die französische Frau keine Meinung.
Die elektroakustischen Eigenschaften kamen nicht ganz so gut weg. Für Klangqualität, Ausgangsleistung, Grundrauschen, für die Klangregelung und die Aussteuerung per Anzeigeröhre gab es nur +/-. Für die Reparaturfreundlichkeit gab's immerhin ein +. Erstaunlicherweise äußerte sich die französische Frau zu diesem Kapitel und zeigte sich höchst ungnädig. Ergebnis: ein sattes -.
Tja, meine Herren Burger, da hätte man sich vielleicht bei den Damen auf der anderen Rheinseite mal etwas umhören sollen, wäre ja nicht weit gewesen.
Aber auch so reichte es für 69 von 100 möglichen Punkten.
Unter dem Strich war man also recht angetan von diesem Gerät und man könnte es noch heute ohne größere Einschränkung sein, hätte man im Hause Burger für diverse Gehäuseteile nur ein solideres Material verwendet.

Gruß
TSF
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#3
Hallo "TSF"!

Vielen Dank für diesen umfänglichen, informativen und interessanten Bericht über ein
Batterie-Tonbandgerät der ersten Stunde.

Wer sich damals so ein tragbares Köfferchen leisten konnte, gehörte gewiß nicht zu
den ganz Armen...

Gruß
Wolfgang
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#4
Hallo TSF (hast du keinen Vornamen?),

auch von mir herzlichen Dank für die ausführliche Vorstellung des seltenen Gerätes. Das bekommt man so gut wie nie zu Gesicht. Im deutschen Großhandelskatalog Saison 1960/61 ist es tatsächlich mit 640 DM (allerdings als unverbindliche Preisempfehlung) verzeichnet. Das erklärt die geringe Verbreitung, ein netzbetriebenes vergleichbares Gerät mit 13er Spulen und 9,5/4,7, nämlich das Uher 502, kostete gerade mal 423,-. Transistortechnik und Niedervolt-Gleichstrommotoren waren damals eben noch teuer. Nach deinen Bildern macht es einen guten und soliden Eindruck. Dünnwandiger Kunststoff, damals ganz überwiegend Polystyrol, war in diesen Jahren leider weit verbreitet. Das Uher report gab es 1960 noch nicht, als es 1961 herauskam (Preis 598 DM), hatte das Butoba eigentlich keine Chance mehr. Dennoch ist es bis einschließlich Jahrgang 1964/65 im VDRG-Handbuch enthalten!! Es kostete immer unverbindliche 640 Mark, außer im letzten Jahr 540 Mark. Ab 1962 gab es das MT 5 wahlweise auch in der Ausführung MT 5 S für 740 Mark, das "für eine 8- oder 16 Watt-Endstufe anstelle des Batteriefachs vorbereitet" war. Preis der Endstufen 8 Watt plus 220 Dm, 16 Watt plus 320 DM. Wieviele Burger davon wohl verkauft hat? (Zusätzlich gab es ab diesem Jahr das MT 7 für 8cm-Spulen in moderner kantiker Optik, ähnlich den späteren typischen Cassettenrecordern.) Bedenkt man die enorme Bauzeit des MT 5 von 1960 bis 1964/65, müsste es eigentlich heute häufig zu finden sein. Da es das nicht ist, scheint Burger das Ding nur in minimalsten Stückzahlen verkauft zu haben. Seltsam.

Gruß
Stefan
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#5
Hallo TSF,
toller Bericht,hat mich sehr interessiert.Bei dem belegen der Schwungscheibe bin ich etwas skeptisch bzw.neugierig ,wie lange das hält.Auch ich habe mal -in einemanderen Gerät,einem 8mm Filmprojektor-mangels passendem Riemen einen von den Abmessungen genau passenden 0-Ring verwendet.
Das Gerät lief damit einwandfrei,nur nach etwa 5-10 Betriebsstunden brannte die Sicherung durch wegebn überlastetem Motor.Der Grund war,daß sich der 0 Ring tief in die Riemenscheibe eingearbeitet hatte.Sicherungstausch und Riemenwechsel waren kein Problem,nur war der gesamte Projektor im Gehäuse voller Gummiabrieb,bis in den letzten Winkel.Der Grund ist,daß O-Ringe eigentlich Dichtringe aus einer relativ weichen Gummimischung sind und deshalb als Riemen/Reibradbelag nicht sehr dauerhaft,bzw.geeignet sind.Deshalb würde ich bei häufigem Betrieb Deines Butobas den O-Ring im Auge behalten,ich habe Lehrgeld bezahlt,es ist eine ziemliche Arbeit den Abrieb zu entfernen.(Mit einem richtigen Antriebsriemen hat der Projektor inzwischen ca.50 Betriebsstunden ohne Probleme geschaft).Sieh das nicht als Kritik,Dein Bericht ist hochinteressant und auch informativ bebildert.
Mehr über die Firma Burger findest Du im Buch "Federwerk Tonbandgeräte"(Funk Verlag) und auf der Website der Burger Gruppe,Tonbandgeräte waren immer nur ein Randbereich der Firma mit sehr kleinen Stückzahlen. Viele Grüße Ralf
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#6
Hallo,

herrlich! Vielen Dank für diesen Bericht. Endlich mal etwas von einem seltenen Gerät.
Damit ist das Sommerloch gestopft und die herbstliche Tonbandbastelzeit kann bald wieder beginnen.
Ein paar Tage muss der Klump aber noch warten, erst geht es noch zum Baden.

Das Butoba kannte ich bislang nur aus Katalogabbildungen, schön und sehr interessant, diese Einblicke,

Gruß
Peter S.
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#7
Hallo zusammen,

danke für die lobenden Kommentare und die ergänzenden Informationen.

Bandzugkomparator,'index.php?page=Thread&postID=193692#post193692 schrieb:Deshalb würde ich bei häufigem Betrieb Deines Butobas den O-Ring im Auge behalten
Danke auch für diesen Hinweis, den ich beherzigen werde. Ich werde dann hier berichten, wenn sich meine Reparatur als untauglich erweisen sollte.

Gruß
TSF
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#8
Nachdem ich die Leser bereits mit der Auflistung aller im Butoba verwendeten Transistortypen gelangweilt habe, möchte ich jetzt noch eins draufsetzen und noch ein paar Zeilen mehr zu diesen Transistoren schreiben. Wink
Der Grund: einige dieser Typen gehören zu den frühesten in Europa produzierten Transistoren.

Als Geburtstag des Transistors wird üblicherweise der 23. Dezember 1947 angegeben, als in den Bell Laboratories in den USA der erste bipolare Transistor seine Funktionsfähigkeit bewies.
Erst 1952 luden die Bell Labs. einige externe Firmenvertreter zu einem Symposium ein, auf dem sie die Transistortechnologie diesen Firmen zugänglich machten und Lizenzen vergaben. Zu den Lizenznehmern gehörten u. a. Philips, Siemens und Telefunken.
Dies war der eine Weg, auf dem der Transistor nach Europa kam.

Der andere führte über einen kleinen Ort bei Paris. Zwei deutsche Wissenschaftler, Herbert Mataré und Heinrich Welker, die sich bereits vor 1945 mit Halbleitern beschäftigt hatten, erhielten nach Kriegsende eine Einladung, bei der Compagnie des Freins & Signaux Westinghouse in Aulnay-sous-Bois bei Paris ihre Arbeiten fortzusetzen. Nur wenige Wochen nach den Amerikanern und unabhängig von diesen konnten sie den ersten europäischen Transistor, genannt Transistron, präsentieren. In Frankreich verlor man schnell das Interesse an diesen neuen Bauteilen, so kehrten Mataré und Welker zurück nach Deutschland. Welker ging zu Siemens, Mataré gründete die Intermetall, die zu den frühesten Herstellern von Halbleiter-Dioden und Transistoren gehört.

Zum Schmökern:
https://de.wikipedia.org/wiki/Transistor
https://sites.google.com/site/transistorhistory/Home
http://semiconductormuseum.com/Museum_Index.htm

Zu den im Butoba verwendeten Transistoren:
OC 603
rauscharmer Nf-Transistor im Glasgehäuse, erstmals vorgestellt von Telefunken auf der Hannover-Messe im April 1955,
http://www.semiconductormuseum.com/Trans..._Page5.htm
in Serie produziert ab 1956 in Ulm.
Liebhaber von Röhrenkoffern haben ihn vielleicht schon gesichtet. Er steckt als erste Verstärkerstufe in einigen der ersten Viertelspur-Geräte um 1960, z. B. Telefunken Magnetophon 76 und 77 und Körting MT108, in denen jeweils der restliche Verstärkerzug mit Röhren arbeitet.

OC 71
Nf-Transistor im Glasgehäuse, erhältlich ab 1954 von verschiedenen Philips-Töchtern, z. B. Valvo, Mullard,
http://www.semiconductormuseum.com/Trans..._Page4.htm
http://www.wylie.org.uk/technology/semic...ullard.htm
einer der ersten von Philips und seinen Töchtern in bedeutenden Stückzahlen hergestellten Transistoren.

OC 75
Nf-Transistor im Glasgehäuse, erhältlich ab 1957 von verschiedenen Philips-Töchtern, z. B. Valvo, Mullard
http://www.radiomuseum.org/tubes/tube_oc75.html

OC 76
Nf-Kleinleistungstransistor im Glasgehäuse, auch mit übergestülpter Aluminiumhülse, ab 1955 von Philips und Töchtern
http://www.radiomuseum.org//tubes/tube_oc76.html

OC 74
Nf-Kleinleistungstransistor im Glasgehäuse mit übergestülpter Aluminiumhülse, ab 1958 von Philips und Töchtern
http://www.radiomuseum.org/tubes/tube_oc74.html

Gruß
TSF
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#9
Vielen Dank TSF für die Vorstellung! Das MT5 ist für much sehr speziell, dann mein Vater so ein Gerät hat als ich Kind war. Das Gerät ist Leider nun zerlegt, habe aber vor einem Jahren einige Butoba-Geräte meistens im 'Bucht gekauft.

Kann nur hinzufügen das der Batteriehalter als beschrieben bei der MT5 ungewöhnlich ist, viel häufiger ist die Version komplett aus Kunstoff (kann jetzt kein Bild finden).

Ich glaube dass das MT5 in ganz grossen Zahlen gebaut war; erst had das Gerät 5-stellige Serienummern (beginnt mit "5"), und später 6-steillige, ich glaube dafür das man über 100 000 gebaut haben. Viele ging auf Export, und ich glaube dass das Problem mit dem Antribsgummi auf dem Schwungrad zur zeit die größten stückzahl ins Mülleimer verurteilt.
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#10
Hallo Ricard,

danke für Deine Hinweise zu Batteriehalter und Seriennummern.

Ich habe zwei von diesen MT5. Auf den Bildern ist das ältere zu sehen. Es hat eine fünfstellige Seriennummer, die mit 5 beginnt, genau so, wie von Dir beschrieben. Zu diesem Gerät gehört der gezeigte Batteriehalter. Ich habe in diesem Gerät nirgends einen Hinweis auf das Baujahr gefunden. Es gibt nur das handschriftliche Datum auf der Bedienungsanleitung vom Februar 1961. Demnach sollte es Anfang 1961 oder schon 1960 gebaut worden sein.

Das zweite Gerät trägt einen Datumsstempel von 1962 im Koffer. Es hat bereits eine sechsstellige Seriennummer. Von diesem Gerät stammen das Netzteil und die Tragetasche.

Die Geräte unterscheiden sich etwas an der Rückseite. Das ältere hat rund um den Netzteil-/Batterieschacht vier metallene Füße, auf die man es bei Senkrechtbetrieb abstellt. Man sieht sie auf einem der Photos oben. Das neuere hat statt der Metallfüße links und rechts des Schachts einen breiten Plastikwulst.

Wegen der Seriennummern werde ich noch genau nachschauen.

Bist Du der Betreiber einer Internetseite über diese Butobas? Ich habe eben versucht, sie aufzurufen, lande aber immer auf der Werbeseite einer Pharmafirma.

Gruß
TSF
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#11
Ich habe drei Varianten von den Füßen gesehen: 1) (Älteste) Metalfüße auf Underseite und Rückseite, 2) Plastikfüße auf die Unterseite (gleiche Form) und Plastikwulst auf der Rückseite, 3) Noch einmal Metalfüße, und Plastikwulst. Die im 2) beschriebenen Plastikfüße sind ganz zerbrechlich und leicht gebrochen (ich habe so ein Gerät, und zwei Füße von vier waren schon aufgebrochen), deshalb glaube ich das man nach einer Zeit zurück zu Metallfüße umgedreht hat.

Ich habe nun einige Bildern von dem Plastik-Batteriekasten gefunden. Sollte aber mehr aufnehmen.

       

Ich habe eine Homepage von diese Geräte (http://www.butoba.net/homepage/mt5.html), es gibt aber dort nicht so viele Details von verschiedenen Varianten. Die Serviceanleitung dort zu finden kann ich empfehlen.

Seit einem Jahr oder so gibt es bei der Vortsetzungsfirma (SBS-Feintechnik) etwas von Butoba-Tonbandgeräte:
http://www.burger-gruppe.com/de/burgergruppe/historie (siehe Bereich 1955).

Ich habe auch zwei MT5: ein alt, mit 8 Metallfüße, und einer mit Plastikfüße und Plastikwulst, beide mit Plastikbatteriekasten. Auch zwei MT4, davon einer umgebaut bei Fargo in den USA für Strafverfolgungszwecke (Überwachung), das heißt dass die DIN-Kontakte zur Steck-Kontakte getauscht sind: ein 1/4" für das Mikrofon und in etwas kleiner für Fernbetrieb (Capstanmotor auf/zu). Und dazu auch zwei mit Uhrwerkebetrieb ("Export" und TS61).
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#12
Wie versprochen trage ich noch die Seriennummern nach.

Wie schon erwähnt fand sich im älteren meiner beiden MT5 nirgends ein Hinweis auf das Baujahr. Es gibt nur den handschriftlichen Datumsvermerk "6. 2. 61" auf der beigefügten Bedienungsanleitung.
Die Seriennummer ist nicht eindeutig erkennbar und lautet entweder 53514 oder 58514.

Das neuere Gerät trägt auf dem Kofferboden einen Datumsstempel vom 25. 5. 1962. Die Seriennummer lautet 510860.

Zwischen beiden liegt ein Riesensprung. Ich glaube kaum, daß in so kurzer Zeit eine knappe halbe Million Geräte gebaut wurden.
Bei den fünfstelligen SN mag noch ein Zusammenhang mit der Produktionszahl bestehen. Beim Übergang zu den sechsstelligen scheint ein willkürlicher Sprung erfolgt zu sein.

Gruß
TSF
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#13
Ich glaube dass das erste "5" bedeutet dass es um ein MT5 handelt - die zwei MT4:er in meinem Besitz hat Seriennummer die mit "4" beginnen, mein TS61 beginnt mit "61", usw. Ich habe niemals ein Gerät gesehen, dass nicht dieses System folgt.

Meine Theorie ist das man zum Anfang eine Serie von 10000 Geräte vorgesehen hat, d.H. 50000 bis 59999. Dann hat man zum sechsstelligen Nummern umgestellt, die jedoch mit "5" begonnen. Eine Frage ist dann, ob das erste Gerät mit sechstelligen Nummern 500000 war oder 510000? Ich habe nie ein Gerät gesehen dass mit "50" beginnen, ich habe aber nur etwa 15 Gerätnummern in meinen Erkänntnis. (Das höchste Nummer bei mir ist übrigens 516512).
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#14
Hallo alle, die ein MT5 mal auseinandergenommen haben.
Bei mir ist die Gummischeibe an der Schwungmasse leider total zerbröselt.
Kann evtl. jemand den originalen Durchmesser der Gummischeibe angeben ?
Dann könnte ich mir ein Drehteil mit O-Ring anfertigen , ohne lange herumprobieren zu müssen.

vg
Jürgen
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#15
Hallo,

nachgemessen am originalen, aber schon sehr verhärteten Gummiring eines Schlachtgeräts:
Außendurchmesser 54,3 +/- 0,2 mm.

Gruß
TSF
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#16
Vielen herzlichen Dank!  das hilft mir schon mal viel weiter!

Werde berichten, wie sich die Restaurierung bewährte.

vg
Jürgen
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#17
Das MT5 läuft wieder ;-)
Habe die kaputte Gummischeibe komplett abgedreht. Dann einen Ring aus Hart-PVC mit einem Innendurchmesser (Loch) von 44mm gedreht. Aussendurchmesser beträgt komplett 57,5 mm incl. O-Ring (2,5mm stark). Den Ring mit aufgespanntem O-Ring dann mit Sekundenkleber an der Schwungscheibe angeklebt.  Somit läuft das Teil wieder ganz gut.

Viele Grüße und nochmals vielen Dank !
seti2
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