Vorteile Doppelcapstan?
#1
Moin Forumgemeinde!

Ich nutze in letzter Zeit vermehrt Bandmaschinen mit Doppelcapstan. 
Was mir auffällt und nervt ist dass anscheinend bei diesen Maschinen der Bandlauf und die Andruckrollen  stets  penibel sauber sein müssen... ansonsten läuft das Band aus dem Bandlauf und/ oder wird beschädigt. 
Und wenn das Band nicht richtig an den Tonköpfen dran ist  gibt es natürlich auch dumpfen Sound.

Sobald alles gereinigt ist läuft alles wieder gut aber wie gesagt nicht lange.
Sind meine Maschinen vlt. Nicht richtig eingestellt oder ist dies ein normales Verhalten bei Doppelcapstanmaschinen?

Allgemein: Warum wurden Maschinen mit Doppelcapstan gebaut? Welchen Vorteil hat dies?
Meine TOP - Wickler:
Akai GX 747
Sojuz 111
Revox A 77 1/4 Spur und HS
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#2
Moin, Moin

neben der Sauberkeit müssen bei den Doppelcapstan-Decks auch noch folgende Punkte erfüllt sein, sonst kommt es zu den von Dir beschriebenen Bandbeschädigungen.

- Bandwickelbremse links am Bandteller muss zu 100% funktionieren
- Riemen für den 2. Antrieb darf nicht ausgeleiert sein
- Bandführung, besonders die Justierung der linken Andruckrolle muss stimmen
- Andruckrollen müssen in Ordnung sein.

In diesen Punkten ist ein Dualcapstan-Gerät anfälliger, als ein Singel Capstan Gerät. Wenn dann alles passt, gibt es diverse Vorteile:

-Stabilerer Gleichlauf
-Durch die Bandstraffung werden "wellige Bänder" besser wiedergegeben. Weniger Drop-Outs
-Der Andruckfilz hat einen nicht so großen Einfluss auf die Audioqualität. Teilweise werden Kassetten ohne Andruckfilz perfekt abgespielt.
-Besserer Band-Kopf Kontakt

...hab ich was vergessen?

Edit:
P.S.: Das gilt für Kassettendecks... Ich glaube Du meintest nur "richtige" Bandmaschinen  Wink Smile Wink
Viele Grüße 
Manfred

"The warm sound of analog recordings is made of harmonic distortion and Tape hiss - I like it".
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#3
Welche Maschine macht denn diese Probleme?
Gerhard
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#4
Alle zuletzt genutzten Bandmaschinen.... und ich meine definitiv reel to reel! Benutze keine tapedecks .
Teac x10r , akai GX 400 d , Philips n 4450!
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#5
Das Problem kenne ich von meiner Wega B4610, zwei neue Andruckrollen und der Spuk war vorüber.
Ich war auch der Meinung die Rollen wären noch ok und nicht zu hart.....

Grüße Werner
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#6
(26.03.2021, 22:23)rindenmulch schrieb: Das Problem kenne ich von meiner Wega B4610, zwei neue Andruckrollen und der Spuk war vorüber.
Ich war auch der Meinung die Rollen wären noch ok und nicht zu hart.....

Grüße Werner

Die hatte ich vergessen mit aufzuzählen.
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#7
Hallo PeterSIB,
Du hast in #4 die Philips N4450 erwähnt, das ist doch keine Doppel-Capstan Maschine wo die beiden Andruckrollen zur gleichen Zeit an den jeweiligen Capstan drücken, oder? Wenn ich mich richtig errinnere ist das doch bei dem Gerät abhängig von der Laufrichtung, vorwärts ist nur die rechte Andruckrolle in Betrieb, Reverse nur die Linke.
Viele Grüße
Volkmar
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#8
Was bei der Cassette Sinn macht, nämlich durch die zweite Welle die Bandführung vom Cassettengehâuse zu entkoppeln, ist bei Open Reel komplett überflüssig.
Reine Reklame- und Konkurrenzstrategie nach dem alten Motto: Wer hat den längsten ?
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#9
In den Zeitschichten beschreibt Friedrich Engel das Antriebskonzept der M 10, zwei Andruckrollen, zwei Tonwellen, wobei in dieserm Falle die Welle auf der abwickelnden Seite vom Band geschleppt wurde. Das Ziel war es, niederfrequente Längsschwingungen des Bandes mit f<20 Hz zu filtern. Eventuell zeigen also Doppelcapstan-Bandmaschinen ein stabileres Verhalten in diesem Bereich, so wie bei Klebestellen und über die Länge eines Wickels. Das wären meines Erachtens Vorteile, die für den Heimnutzer, der eigentlich nicht schneidet und montiert, nicht von Bedeutung sind.

Eventuell kann Peter Ruhrberg zu meiner Vermutung noch was beisteuern.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#10
M.E. gibt es nur eine (Studio)bandmaschine die das Doppelcapstan Antriebskonzept perfekt umgesetzt hat. Das ist die T-Audio von Nagra. Zwei direkt angetriebene Tonwellen und ein in die Tonkopfbrücke integrierter Bandzugsensor welcher dafür sorgt, dass die Bandspannung durch Regelung der nachlaufenden Welle immer konstant ist. Das für sämtliche Geschwindigkeiten, Varispeed, Jog und Shuttle Betrieb und natürlich fürs semi-automatische Schneiden. Da ich die T-Audio regelmäßig nutze kann ich bestätigen, das funktioniert perfekt.
Gerhard
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#11
(27.03.2021, 11:06)Sonicman schrieb: M.E. gibt es nur eine (Studio)bandmaschine die das Doppelcapstan Antriebskonzept perfekt umgesetzt hat. Das ist die T-Audio von Nagra. Zwei direkt angetriebene Tonwellen und ein in die Tonkopfbrücke integrierter Bandzugsensor welcher dafür sorgt, dass die Bandspannung durch Regelung der nachlaufenden Welle immer konstant ist. Das für sämtliche Geschwindigkeiten, Varispeed, Jog und Shuttle Betrieb und natürlich fürs semi-automatische Schneiden. Da ich die T-Audio regelmäßig nutze kann ich bestätigen, das funktioniert perfekt.
Gerhard

Hallo,

ich kenne wenigstens eine halbprofessionelle Maschine, die den Doppelcapstan-Antrieb sehr gut umgesetzt hat. Möglichkeiten, der Bandzug wie bei der Nagra zu regeln, gab es damals noch nicht (das war ja auch ein Problem der Entwicklungsingenieure der Telefunken M15, die sich deshalb für eine mechanische Lösung entschieden), weil die Regelelektronik zu langsam war (was im Falle der M15 zu Schwingungen geführt hätte. Studer hat das mit der A80 anders gemacht, konnte aber wegen des geschilderten Problems auf eine mechanische Dämpfung in Form der Potis unter den den Bandzug regelnden Tellern nicht verzichten):

Und das war die Sony TC 850. Sie wurde 1971 (für schlappe 3700.- DM) in den Markt eingeführt und war m.W. das erste Tonbandgerät mit Doppelcapstan-Antrieb.
Und der funktioniert bis heute. Ich hatte in grauer Vorzeit einmal die Gleichlaufschwankungen hier eingestellt, vielleicht finde ich sie noch....
Während bei der TC 850 (wie bei den späteren TC 755 ff) ein Motor die beiden Capstan antrieb, spendierte Sony dann der Nachfolgerin 2 Capstanmotore für direkten Antrieb der Capstan. 

Viele Grüße

Frank
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#12
(27.03.2021, 10:42)niels schrieb: Eventuell kann Peter Ruhrberg zu meiner Vermutung noch was beisteuern.

Vielleicht genügt Telefunkens Patent auf die M10-Antriebsidee, das 1956 angemeldet und 1961 ausgegeben wurde, siehe Anhang.


Angehängte Dateien
.pdf   DE000001090445B Telefunken - Tonantrieb M10 (1961).pdf (Größe: 213.62 KB / Downloads: 14)
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#13
Auch in Ostdeutschland hat man bereits 1967 eine viermotorige Studiobandmaschine (R700) mit Doppelcapstanantrieb speziell für die Verwendung in Übertagungswagen entwickelt und betrieben. 
Sie hatte bereits eine völlig kontaktlose Steuerungselektronik und konnte am 24V- Netz der LKW direkt betrieben werden. Nach Auflegen der Bandwickel verriegelten die Bobbies selbstständig elektrisch.
Man kann sie auch im Rundfunkmuseum sehen.

Bernd
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#14
Die Blaubuchbeschreibung zur R 700 ist im Anhang.


Angehängte Dateien
.pdf   R 700.pdf (Größe: 1.39 MB / Downloads: 22)
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#15
Ich kann mich aus Erfahrung zwar nur auf Cassettendecks beziehen, diese besagt aber, daß Doppelcapstan erheblich empfindlicher auf abgenutzte oder verschutzte Andruckrollen reagiert und in meinen Augen keine wirklichen Vorteile bietet, außer Probleme zu machen.
Ich persönlich mag das daher nicht so sehr, obwohl ich zwei Cassettendecks besitze mit Doppelcapstan.
Mein GXC-750D hat ganz erhebliche Problem damit gehabt.
Ich habe noch ein GXC-725D, das war mein erstes Cassettendeck, welches ich 1979 gekauft habe. Das Ding läuft heute noch wie eine Eins.
Die Andruckrolle habe ich allerdings auch dort bereits getauscht, sowie den Capstanriemen.

Gruß, Jan
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#16
Abgenutze Teile lasse ich als Argument nicht gelten, bei verschmutzt weiß ich nicht genau.

Die Frage ist doch: Was hat sich der Hersteller dabei gedacht und wurde das Ziel erreicht?

niels
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#17
(30.03.2021, 15:33)niels schrieb: Abgenutze Teile lasse ich als Argument nicht gelten, bei verschmutzt weiß ich nicht genau.

Die Frage ist doch: Was hat sich der Hersteller dabei gedacht und wurde das Ziel erreicht?

niels

Hallo Niels,

der Gedanke dahinter ist folgender:
Der rechte Capstan läuft geringfügig schneller bzw. hat einen geringfügig größeren Durchmesser als der linke.
Dadurch wird eine kontinuierliche Bandspannung aufgebaut, die von dem Zug an den Spulen unabhängig sein soll.
Der Bandkontakt soll so stabiler hergestellt werden. Ob es in der Praxis wirklich so einen Vorteil hat, wage ich zu bezweifeln.

Gruß, Jan
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#18
Wenn es läuft wie gedacht ist es super, aber wehe...dann gibt es so richtig Ärger mit Bandsalat und Bandknicken volles Programm.
Viele Grüße
Michael
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#19
Rechts geringfügig größer als links ?
Okay, wenn das so ist, darf das aber bei einer Reverse-Maschine sicherlich nicht so sein.
Wäre ja dann der gewünschte Effekt in´s gegenteilige umgeschlagen. Oder ?
Jürgen
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#20
(30.03.2021, 18:01)Doc.Order schrieb: Okay, wenn das so ist, darf das aber bei einer Reverse-Maschine sicherlich nicht so sein.

Deswegen gibt es ja die Lösung, daß die beiden Schwungscheiben eine erhabene Lauffläche haben und beim Richtungswechsel der Gummiriemen dann auf den anderen Durchmesser wandert.
Leider weiß ich im Moment nicht, wer das so machte (Akai, Teac???)

Laut den "Analogen Hitmaschinen"  gab es außerdem eine Studiomaschine von Leevers-Rich, die Proline 2000TC, die ebenfalls über Dualcapstan verfügt.
Viele Grüße,

Matthias
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#21
Das wurde bei der TEAC X-1000 R und der X-2000 R so gelöst. Eine feine Sache, wenn alles ordnungsgemäß funktioniert...

Grüße, Rainer
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#22
Hallo Jan,

da war ich missverständlich. Das Prinzip ist mir wohl klar. Meine Frage zielte dahin: Was hat der Hersteller beabsichtigt und wird das Ziel erreicht?
Als Ziele könnte ich mir vorstellen: Verringerung des Modulationsrauschens, stabiler Gleichlauf über die Bandlänge, da Einfluss durch wechselnden Bandzug minimiert wird.

niels
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#23
(27.03.2021, 03:01)Wickinger schrieb: Hallo PeterSIB,
Du hast in #4 die Philips N4450 erwähnt, das ist doch keine Doppel-Capstan Maschine wo die beiden Andruckrollen zur gleichen Zeit an den jeweiligen Capstan drücken, oder? Wenn ich mich richtig errinnere ist das doch bei dem Gerät abhängig von der Laufrichtung, vorwärts ist nur die rechte Andruckrolle in Betrieb, Reverse nur die Linke.
Viele Grüße
Volkmar

Stimmt! Sorry, habe mich vertan. Die Maschine hatte ich länger nicht benutzt... hatte aber in Erinnerung dass die den selben Fehler hatte mit dem Bandlauf.  Gut ... hier wird wohl ein anderer Fehler vorliegen das nichts mit dem "Doppelcapstan" zu tun hat.



Aktuell  nervt es bei der Teac x10r auf der die Probleme nach bereits kaum einer Seite durchgelaufenen 27er Spule Maxellband beginnen. Maxell hat ja nun wirklich kaum Abrieb ... und wenn ich die Andruckrollen reinige ist da nur minimal was drauf.
Allerdings läuft nach der Reinigung wieder alles bestens.
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