Revox PR99 Mono
#1
Vor ein paar Wochen habe ich nach langem Suchen endlich eine PR99 in der Vollspur-Mono Ausführung gefunden. Warum Mono? Vor ein paar Jahren wurde eine PR99 Mono bei eBay angeboten und der letztendliche Preis war auch gar nicht mal so hoch. Ich hatte aber damals nicht mitgeboten aber dachte hinterher dann, vielleicht hätte ich doch...
Außerdem haben sich hier, ohne es darauf anzulegen, inzwischen einige Vollspur-Mono Bänder angesammelt, hauptsächlich Archiv-Bänder und Sendebänder von Radiosendern. Außerdem war ich neugierig, ob sich das Ganze auch klanglich bemerkbar macht. Immerhin nutzt ja selbst 1/2-Spur im Normalfall nur gut 1/3 des Bandes pro Kanal (wegen der Trennspur).
Nachdem ich zwei Angebote bei eBay Kleinanzeigen knapp verpasst hatte (die dann entweder in Einzelteilen weiterverkauft wurden [grrrr] oder auf Stereo umgebaut wurden [als ob es nicht genug Stereo PR99 gäbe]) hat es dann kürzlich endlich geklappt. Und verglichen damit, was in letzter Zeit für Preise für die PR99 gezahlt werden, auch noch relativ günstig. Das Geräte hatte einige Fehler, die meisten konnte ich beheben. Ein paar kleinere Probleme sind geblieben. Da ich hier im Forum aber nichts zur Mono-Version gefunden habe, dachte ich, ich schreibe etwas mehr zum Gerät als nur Fragen zu stellen...

   
Das ist mein bisheriges Ergebnis. Wie zu sehen eine MK I, laut verschiedener Datumsstempel im Gerät wohl vom April 81. Die Seitenteile sind von einem Reststück Leimholzplatte, das ich noch im Keller liegen hatte und von Innen an den Einbaukorb geschraubt habe.

   
Hier hat man einfach den Schalter zum Umschalten zwischen L/R/Reverse/Stereo/Mono weggelassen, da er hier ja keinen Sinn ergeben würde.

   
Bei den Eingängen hat man beide Kanäle beibehalten. Sehr praktisch, da man so auch ein Stereo-Signal recht einfach zu Mono mischen kann. Der Aufnahmeschalter für den rechten Kanal fehlt natürlich.

   
Anstatt ein VU Meter einfach komplett wegzulassen, zeigt das linke immer das Eingangssignal an und das rechte immer das Ausgangssignal.

Die Platine vom Schalterprint ist übrigens identisch zur Stereo-Version. Nicht benötigte Schalter hat man durch leere Gehäuse ersetzt, wohl damit keine Schrauben weggelassen werden müssen.
Bei den Audioplatinen hat man teilweise die Stereo-Versionen unverändert übernommen, teilweise gibt es spezielle Mono-Versionen. Der Eingangsverstärker hat ja eh nach wie vor zwei Kanäle, Aufnahme- und Wiedergabeverstärker sind einfach die voll bestückten Standardversionen inkl. Trimmer für den rechten Kanal. Für die gibt es dann im Abschirmblech einfach kein Loch. Oszillator und Output-Amp sind spezielle Mono-Versionen. Einen Sync-Verstärker gibt es nicht. 


Was war nun kaputt? Es geht wohl schneller aufzuzählen, was funktionierte: Das Gerät ließ sich einschalten, Capstan-Motor lief, Lampen leuchteten und die VU-Meter schlugen beim Einschalten kurz aus, also waren die auch schonmal OK. Der Verkäufer hat aber alle Mängel im Angebot angegeben, von daher wusste ich ja schon in etwa, was mich erwartet. Das Gerät lag wohl Jahr(zehnt?)e lang auf einem Dachboden, enstprechend dreckig war auch alles, was nach oben zeigt. Im Gerät selbst war aber alles erstaunlich sauber.

Was nicht ging:
Das Gerät war absolut stumm. Kein Eingangssignal hörbar, nichts vom Band hörbar. Die VU-Meter bewegten sich ebenfalls nicht. Play und Spulen funktionierte, aber nur so lange, wie man die Taste festhielt. Ich hatte mich schon gefragt, ob grundlegend etwas nicht stimmt, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass so viel gleichzeitig kaputt ist. Die Versorgungsspannungen waren aber korrekt vorhanden. Da viele Platinen ja zur B77 identisch sind, konnte ich die Fehler durch hin und her tauschen dann etwas eingrenzen und nach und nach beheben:
- Der Wiedergabeverstärker hatte einen Kurzschluss durch defekte Elkos. Nach deren Tausch war bei Wiedergabe wieder etwas zu hören.
- Am Eingangsverstärker selbst funktionierte nur der rechte Kanal. Gleichzeitig hat aber wohl der Schalterprint eine Unterbrechung zwischen Anschlusskabel und Kartensteckplatz. Ich dachte eigentlich, ich hätte beim Ausbau des Schalterprints alle Kontakte überprüft, aber scheinbar nicht. Da ich nicht alles noch einmal auseinandernehmen wollte, hängt das zweite Eingangssignal jetzt an den Kontakten für die Radio-Buchse, die es hier ja eh nicht gibt. Nun funktionierte immerhin ein Eingang, der andere blieb weiterhin stumm. Schuld war letztendlich das IC2, das auf einem Kanal tot war. Zum Glück ein absolutes Standard IC (RC4558), das man überall für ein paar Euro bekommt.
- Ich hatte gehofft, dass sich das Problem der nicht haltenden Bandlauffunktionen nach Austausch der Elkos erledigt. Letztendlich war dies auch so, allerdings waren nicht die Elkos auf der Tape-Drive-Control schuld, sondern der Frako-Elko auf der Faderstart-Platine. Generell waren die radialen Frakos in dem Gerät eine Katastrophe. Mehrere hatten Kurzschluss und teilweise war schon das Elektrolyt ausgelaufen. Wenn man die Tüte mit den ausgebauten Elkos öffnet, riecht es wie im Fischladen. Von den blauen Philips-Elkos gab es im Gerät übrigens keinen einzigen...
- Nun lief das Gerät schon recht gut, aber es gab immer mal wieder Tonaussetzer. Schuld war das Relais auf dem Output Amp.

Soweit so gut, beim Einmessen zeigten sich dann aber weitere Probleme.
   
PER368, 19cm/s: Den Anstieg um ca. 1 dB im Hochtonbereich finde ich gar nicht mal schlimm, aber der Frequenzgang wird dann doch recht zackig. Schon beim Einmessen fiel auf, dass der Pegel nicht besonders konstant war.

   
PER368, 38cm/s: Hier war dagegen der Pegel stabil. Auch ein leichter Anstieg, aber ansonsten bis 25khz gut. Die Delle bei ca. 50Hz wundert mich etwas. Woran könnte das liegen?

Schuld an dem eher schlechten Frequenzgang bei 19cm/s sind wohl die Köpfe, deren Dreck ich einfach nicht komplett abbekomme:
   

Und wer jetzt meint, dass das schlimm aussieht - so sahen die Köpfe aus, als ich das Gerät bekommen habe:
   

Der (erfreulich schmale) Kopfspiegel hat sich durch das Abspielen einiger Bänder schon recht gut glatt und glänzend poliert. Ich nehme aber an, dass der Dreck daneben für schlechten Kontakt sorgt und daher für die Pegelschwankungen. Bei 38cm/s scheint sich das durch die Geschwindigkeit dann nicht mehr auszuwirken. Oder liege ich damit falsch? Habt ihr eine Idee, wie ich den übrigen Dreck abbekommen könnte? Ich möchte die Köpfe ungern ausbauen.

Davon abgesehen klingen die Aufnahmen bei beiden Geschwindigkeiten absolut einwandfrei, was man nach Anblick von Köpfen und Frequenzgang wohl nicht unbedingt vermuten würde.

Dann habe ich noch ein weiteres Problem, was ich bisher nicht ergründen sondern nur umgehen kann. Das Gerät hat ja zum einen einen Monitor Ausgang mit DIN-Anschluss. Hier wird auf einem Kanal das Eingangssignal ausgeben und auf dem anderen das Ausgangssignal. Das klappt auch ohne Probleme.
Am XLR-Ausgang fängt es aber nach spätestens ein paar Minuten an zu brummen. Wenn ich nun gleichzeitig den Monitor-Ausgang mit dem Verstärker verbinde, brummt es auch über den XLR-Ausgang nicht mehr. Am Verstärker sind die Masse-Kontakte aller Eingänge miteinander verbunden, weshalb ich vermute, dass das damit zusammenhängt. In der PR99 hat die Masse vom Monitor-Ausgang aber keinerlei Verbindung zum XLR-Ausgang und soweit ich das im Service-Handbuch sehe ist das auch nicht so vorgesehen. Ich frage mich aber doch, was hier die genau Ursache ist. zumal das Brummen ja nicht immer auftritt. Und einfach die Masse beider Ausgänge im Gerät zu verbinden scheint mir nicht die beste Lösung zu sein, auch wenn das derzeit ja letztendlich über den Verstärker ohnehin passiert. Aber da muss es doch eine bessere Lösung geben. Hat da jemand eine Idee dazu?

Nun ist dieser Beitrag doch ganz schön lang geworden und ich hoffe, dass überhaupt jemand bis zu meinen Fragen liest. Wink


Gruß
Robert
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#2
Alter Falter! Ich habe Tonköpfe noch nie in solch schlechter Verfassung (Verschmutzung / Oxidation) gesehen.
Gruß André
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#3
Hallo!

Schon mit Polierpaste hingegangen?

Das dürfte einer der wenigen Fälle sein wo ein Schleifband...äh...PER525 seine Berechtigung haben könnte Big Grin 

Gruß
Oliver
Mist! Angry Man sollte nix vor dem zweiten Kaffee posten. Man blamiert sich nur.. Confused

Das Avatar-Maschinchen war mein erstes Bandlaufwerk -  Philips N2213
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#4
Hallo Robert,

welche Entzerrung hat den die Revox? Din/CCIR?
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#5
Hallo Robert,

für die Köpfe empfehle ich Dir Elsterglanz (schwarze Tube). Das ist ein Mittel, um Glaskeramik-Herdplatten zu reinigen. Es eignet sich aber auch hervorragend, um verschmutzte Tonköpfe zu reinigen. Aber danach mit Isoprop "nachspülen".

Gruß
Wolfgang
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#6
Soviel Unterschied hört man m.E. nicht in Mono und man kann die Vollspurbänder auf jedem Tonband wieder abspielen!

Allerdings ist da schon noch Putzarbeit an der Maschine notwendig!

VG  Martin
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#7
Hallo.

(21.03.2021, 19:33)ozimmer schrieb: Hallo!

Schon mit Polierpaste hingegangen?

Das dürfte einer der wenigen Fälle sein wo ein Schleifband...äh...PER525 seine Berechtigung haben könnte Big Grin 

Gruß
Oliver

Ich habe tatsächlich schon ein paar "Schleifbänder" abgespielt. Der Kopfspiegel ist sauber, am Rest vom Kopf hat sich nicht viel verändert.

(24.03.2021, 09:52)Olivinyl schrieb: Hallo Robert,

welche Entzerrung hat den die Revox? Din/CCIR?

CCIR

(24.03.2021, 10:16)Tonkopf65 schrieb: Hallo Robert,

für die Köpfe empfehle ich Dir Elsterglanz (schwarze Tube). Das ist ein Mittel, um Glaskeramik-Herdplatten zu reinigen. Es eignet sich aber auch hervorragend, um verschmutzte Tonköpfe zu reinigen. Aber danach mit Isoprop "nachspülen".

Gruß
Wolfgang

Danke für den Tipp. Werde ich mal ausprobieren.

(24.03.2021, 10:46)leserpost schrieb: Soviel Unterschied hört man m.E. nicht in Mono und man kann die Vollspurbänder auf jedem Tonband wieder abspielen!

Allerdings ist da schon noch Putzarbeit an der Maschine notwendig!

VG  Martin

Ja, auf den Fotos habe ich einiges an Dreck gesehen, der mir so direkt nicht aufgefallen war. Ich habe schon nachgeputzt...


Mir ist aufgefallen, dass ein auf der PR99 bespieltes Band auf einer 1/2-Spur A700 oder B77 in "Stereo" abgespielt auf dem linken Kanal knapp 1dB lauter ist als auf dem rechten. Wenn ich zur Kontrolle mein relativ neues Einmessband abspiele, sind beide Kanäle bei 1000Hz gleich laut. Ich habe noch ein zweites, uraltes Messband, dass zwar einige Tonaussetzer hat, aber dazwischen ebenfalls bestätigt, dass beide Kanäle gleich laut sind.
Nicht, dass knapp 1dB jetzt ein dramatischer Unterschied wäre bzw. wirklich hörbar wäre. Aber ich frage mich schon, wie das sein kann. 


Gruß
Robert
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#8
(24.03.2021, 23:46)q-tip schrieb: Aber ich frage mich schon, wie das sein kann. 

Da gibt es mehrere Möglichkeiten, evtl. auch in Kombination: Bandzug, Bandlauf, Kopfjustage (in allen drei Ebenen), Kopfzustand ...

Wenn du deine Messaufzeichnungen rückwärts wiedergibst (d.h. Spulen vertauschen), gibt es vielleicht mehr Aufschlüsse. Auch die Aufzeichnung einer kurzen Wellenlänge (z.B. 10 kHz bei 19 cm/s) mit nachfolgender Wiedergabe in beiden Laufrichtungen kann Anhaltspunkte liefern.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#9
Hallo Robert,

mit Polierpaste oder Elsterglanz werden auch die Abschirmgehäuse wieder blank, ich benutze dazu eine Plexiglas Polierpaste.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#10
Hallo.

(25.03.2021, 00:09)Peter Ruhrberg schrieb:
(24.03.2021, 23:46)q-tip schrieb: Aber ich frage mich schon, wie das sein kann. 

Da gibt es mehrere Möglichkeiten, evtl. auch in Kombination: Bandzug, Bandlauf, Kopfjustage (in allen drei Ebenen), Kopfzustand ...

Wenn du deine Messaufzeichnungen rückwärts wiedergibst (d.h. Spulen vertauschen), gibt es vielleicht mehr Aufschlüsse. Auch die Aufzeichnung einer kurzen Wellenlänge (z.B. 10 kHz bei 19 cm/s) mit nachfolgender Wiedergabe in beiden Laufrichtungen kann Anhaltspunkte liefern.

Grüße
Peter
Hallo Peter,
meinst Du den Bandzug, Kopfjustage etc. vom aufnehmenden Gerät (PR99) oder vom Abspielgerät (A700/B77)?
Rückwärts abspielen werde ich mal ausprobieren...


Ansonsten habe ich jetzt wirklich mal die Köpfe mit Elsterglanz bearbeitet. 100%ig glänzend sind sie zwar noch nicht, sehen aber schon deutlich besser aus. 

Dann wollte ich natürlich wissen, ob sich das auf den Frequenzgang auswirkt:

   
PER368, 19cm/s
Sieht schon mal deutlich besser aus. Gut 0,5dB Anstieg ab 2khz und relativ konstant bis 20khz. Da kann man doch mit leben. Wink

   
PER368, 38cm/s
Der Anstieg im Hochtonbereich ist jetzt noch stärker geworden. Ich habe aber den Trimmer für EQ-Fast schon auf dem Minimum stehen. Experimente das ganze über den BIAS-Regler etwas auszugleichen führten immer dazu, dass schon ab ~12khz der Frequenzgang deutlich bergab ging.
So sind es jetzt ab 10khz ca. +2dB - die allerdings auch bis 25khz. 
Bei PER368 hatte ich diesen Anstieg schon öfter bei unterschiedlichen Geräten, bei LPR35 noch nie. Merkwürdig. 


Gruß
Robert
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#11
(27.03.2021, 12:04)q-tip schrieb: meinst Du den Bandzug, Kopfjustage etc. vom aufnehmenden Gerät (PR99) oder vom Abspielgerät (A700/B77)?

Ich würde jede Maschine getrennt überprüfen um herauszufinden, woran ich bin. Vor allem solche ohne Bandzugregelung stellen sich manchmal als etwas eigenwillig heraus, sobald die Messungen etwas genauer ausfallen.

(27.03.2021, 12:04)q-tip schrieb: Bei PER368 hatte ich diesen Anstieg schon öfter bei unterschiedlichen Geräten, bei LPR35 noch nie. Merkwürdig.

Für mich zumindest insofern, als dass die Emtec-Arbeitspunktkurven eher das Gegenteil anzeigen.

Die Aufnahmeentzerrung lässt sich durch kleineren Wert von C1 verringern. Um diesen näher zu bestimmen, braucht es den Höhenfrequenzgang im optimalen Arbeitspunkt.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#12
Hallo Robert,

(21.03.2021, 17:33)q-tip schrieb: PER368, 38cm/s: Hier war dagegen der Pegel stabil. Auch ein leichter Anstieg, aber ansonsten bis 25khz gut. Die Delle bei ca. 50Hz wundert mich etwas. Woran könnte das liegen?

wenn ich es nicht übersehen habe, war Deine Frage nach der "Delle bei ca. 50 Hz" noch unbeantwortet. Was man dort im Bild sieht sind die Spiegelwelligkeiten, manchmal auch Kopfspiegelresonanzen genannt, und kein Grund zur Beunruhigung. Wir hatten mal einen Thread dazu, wo ich auch verschiedene Köpfe auf der ASC verglichen habe.

Weil sie von der Wellenlänge abhängen, sind sie hier vor allem bei 38 cm/s sichtbar, bei 19 cm/s liegen sie bei der halben Frequenz und gehen im Tiefenabfall unter. Vermeiden kann man sie nur durch eine andere Geometrie des Wiedergabekopfes. Asymmetrische Schmetterlingsköpfe gab es deswegen wohl bei den späteren Telefunken-Maschinen.

Viele Grüße
Andreas
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