Alter Revox A78 Inbetriebnahme
#1
Hallo,

ich habe zur A77/A76- Kombi nun auch den passenden A78 aufgetrieben. Von außen war er sehr gut und nicht verkratzt, das war mir wichtig.
Nach dem Öffnen war ersichtlich, das vermutlich noch die originalen Teile darin arbeiteten, also noch nichts mal abgebrannt war.
Auch das ist m.E. immer ein Pluspunkt.
Die Zerlegung erschien zuerst mehr als furchtbar zu sein, aber nach Verstehen des Prinzips war's dann halb so wild- im Gegenteil, man kommt wirklich an jedes Schalterchen und Poti ran um sie zu reinigen.
Das war trotz quasi null Staub oder Korrosion im Inneren aber auch nötig. Mit etwas Isopropanol und Oszillin war's zügig erledigt.
Die Goldkontakte der Platinenschalterflächen haben noch einen Hauch Vaseline bekommen.
Getauscht habe ich die 'Schiffchen' und Tantale, die Verfärbungen hatten oder an kritischen Stellen sitzen, alle Trimmer der Endstufe und alle Elkos und Trimmer des Netzteils.
Die teilweise fragwürdig isolierten Netzspannungsführenden Leitungen bekamen der mutmaßlichen Schutzklasse II angemessenere zusätzliche Isolierung verpasst.
Nach dem Zusammenbau habe ich den Amp sanft hochgefahren per Stelltrafo.
Offset am Ausgang und Ruhestrom iterativ justiert, ohne Signal und Last.
Die Werte aus dem SM waren sofort problemlos zu erreichen, Stromaufnahme aus dem Netz genau nach Manual.
Jetzt mußte die A78 arbeiten, an komplexer Last (Lautsprecher halt Wink ).
Lässt man den Lautstäkeregler beim Ein- und Ausschalten auf Null, gibt's keine Störgeräusche.
Frequenzgang direkt am LS gemessen liegt zwischen 20Hz und 18kHz bei 0,2dB (+- der Meßfehler meines Millivoltmeters), bis 20kHz waren -0,8dB zu verzeichnen.

Alle Eingänge lassen sich geräuschlos umschalten, Klangregelung und Filter sowie der überrasched praktische Louness-Low funktionieren.

Und, klingt's ? Keine Ahnung, aber ich konnte keinen wirklichen Unterschied zur vorher spielenden moderneren NAD Vor- Endstufenkombi hören, der Phono- MM war sogar mit weniger Störgeräuschen behaftet. Dort war der Klang unterschiedlich (ist ja fast immer so) aber letzlich kommts hier auf Geschmack und Kombination zum TA hin an.
Leistung reicht für sehr gehobene Zimmerlautstärke gut aus, auch an wirkunsgradschwachen Lautsprechern.

Ich bin positiv überrascht, es war eigentlich so ein 'Serie zusammen kriegen' Sammel- Projekt.
Jetzt läuft's erstmal im Wohzimmer im Normalbetrieb.

viele Grüße

Matthias
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#2
Freut mich, zu lesen Andreas Smile 
Wieder ein "gerettetes" Revox - Gerät, finde ich klasse.

Foto?

LG
Mike
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#3

(04.03.2022, 14:31)trant0001 schrieb: [...] Getauscht habe ich die 'Schiffchen' und Tantale, die Verfärbungen hatten oder an kritischen Stellen sitzen, alle Trimmer der Endstufe und alle Elkos und Trimmer des Netzteils. [...]

Ersetze ALLE Schiffchen und, falls vorhanden, jene weinroten, zylindrischen (?ERO-)Kondensatoren (meist Elkos). Tantals, die als Koppelkondensatoren eingesetzt sind dürfen bis zum Überspannungsdefekt drin bleiben. Auch die 'gold-gelben' Frakos (radial, stehende Bauweise) sind meist marode.

Das Hochfahr- und Einschaltverhalten war aber vorbildlich, Glückwunsch zum unerkannten Powerpaket!

Pit

weitere Bestätigung dieses Vorgehensmodells 2024... und dann gibt es noch die BCODs...

©DK1TCP BCOD FRAKO Schiffchen
Klasse Ersatzkomponenten aus CH, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz
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#4
Schön zu lesen dass er läuft. Ich habe mich neulich auch an meinen als defekt erstandenen A78 getraut. Schalter und Potis laufen wie neu. Alle kleinen Elkos und die großen Ladekondensatoren erneuert. Spielt an den Revox Plenum B MKII sehr zufriedenstellend. Meinen ersten A78 hatte ich vor gut 20 Jahren gebraucht von Revox gekauft. Der läuft nicht besser und musste zwischenzeitlich nach Endstufendefekt repariert werden.
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#5
(04.03.2022, 15:14)user-332 schrieb:
(04.03.2022, 14:31)trant0001 schrieb: [...] Getauscht habe ich die 'Schiffchen' und Tantale, die Verfärbungen hatten oder an kritischen Stellen sitzen, alle Trimmer der Endstufe und alle Elkos und Trimmer des Netzteils. [...]

Ersetze ALLE Schiffchen und, falls vorhanden, jene weinroten, zylindrischen (?ERO-)Kondensatoren (meist Elkos). Tantals, die als Koppelkondensatoren eingesetzt sind dürfen bis zum Überspannungsdefekt drin bleiben. Auch die 'gold-gelben' Frakos (radial, stehende Bauweise) sind meist marode.

Das Hochfahr- und Einschaltverhalten war aber vorbildlich, Glückwunsch zum unerkannten Powerpaket!

Pit

Hallo Pit, das war etwas mißvertändlich von mir geschrieben. Ich habe alle Schiffchen erneuert, Tantale nur an kritischen Stellen oder bei offensichtlichen Beschädigungen. ERO- Elkos sind keine drin gewesen, und, ja, die FRAKO Radial habe ich tatsächlich vergessen aufzulisten, die hab ich auch erneuert. Die axialen  Frako Gold im Netzteil nur, weil es eben eh offen war. Waren alle in Ordnung.
Die Becher 4700/50 der Endstufenversorgung sind original geblieben, da unauffällig bis dato.

viele Grüße

Matthias
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#6

(04.03.2022, 16:57)trant0001 schrieb: [...] Die Becher 4700/50 der Endstufenversorgung sind original geblieben, da unauffällig bis dato. [...]

So hab' ich das auch gehalten, bis der Schmodder herausgequollen ist. Dann durch 10000µF/genug Volt (hatte ich noch von einem frühen Endstufenprojekt der 70-er Jahre: NOS quasi, Qualitätsware) ersetzt; so läuft das seit 10 Jahren unauffällig und wie es soll...

Rest: d'accord...

Tip: ersetze nie die Endstufentransistoren ohne Not!

©DK1TCP
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#7
(04.03.2022, 17:22)user-332 schrieb: Tip: ersetze nie die Endstufentransistoren ohne Not!

Guter Tipp.

Bei meinem A78 waren die Endstufentransistoren im rechten Kanal kaputt, weshalb mir da ja keine Wahl blieb. Also neue gekauft, eigentlich gleicher Typ.
Ich hatte dann immer wieder seltsame Probleme. Verzerrte Wiedergabe rechts, dann wieder alles normal, ohne was zu verändern. Noch mal getauscht, ebenfalls gegen neue, keine wirkliche Veränderung.

Zufällig begegnete mir bei eBay ein Angebot, was wohl Reste von irgendeinem Bastelprojekt enthielt. Ein Kühlkörper mit ein paar aufgeschraubten Transistoren. Gleicher Typ, aber wohl ähnlich alt wie die original im A78 verbauten. Also für ein paar Euro gekauft, eingebaut und seit dem keine Fehler mehr...

Gruß
Robert
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#8
Ohne Not wollte ich da nichts austauschen, ich tausche nie Halbleiter in alten Geräten aus, wenn sie noch funktionieren.
Natürlich könnte das von Fall zu Fall Vorteile bringen (z. B. Rauschen in Vorstufen), aber dann würde ich lieber eine eigene Konstruktion aufbauen.
Für mich gehören die alten Innereien zu den alten Geräten dazu.
Aber wo wir schon beim Fall eines Falles sind.
Gegen welchen heute noch sicher lieferbaren Typ könnte man die RCA (oder 2N3055S) tauschen?
Ich denke im Moment an MJ15015 von ON Semiconductor.
(120V/15A)

viele Grüße

Matthias
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#9
Hallo Matthias,

der 2N3055 wird noch von STM und ONS hergestellt und verkauft.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#10
Hallo Tobias,

Das scheinen seriöse Angebote zu sein. Leider sind die Laut Datenblatt auf 60V Spannung limitiert, während der MJ15015 120V verträgt, bei sonst sehr ähnlichen Parametern (Vcesat, Vcb, f Trans., etc).
Es scheint mir der modernere Halbleiter mit etwas mehr Reserven zu sein.
In der A78 wird ja mit +-41V gearbeitet, da könnten durch die virtuelle Masse auf den Kondensatoren in der Brücke schon mal hohe Spannungen auftreten?

Hat jemand dazu Erfahrungen aus der Praxis (Nein, ich will die Originale nicht tauschen, es geht rein um Theorie und eventuelle Bevorratung mit Teilen für meinen Amp).

Preislich tut sich wenig dazwischen, das ist also absolut kein Kriterium im Hobbybereich.

viele Grüße

Matthias
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#11
Die 4.700µF sollte man mit 10.000µF / 80V ersetzen. Der A78 dankt es mit wesentlich besserer Basswiedergabe, da diese Kondensatoren wegen "Virtueller Masse - keine symmetrischen Railspannungen" den Frequenzgang der Lautsprecher beeinflussen. Die Tantals tauschen ist IMHO unnötig, da sie so gut wie nie defekt sind.
Bei den nächsten Wahlen wähle ich die NSA, denn die sind die einzigen die sich um mich kümmern.
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#12
Hallo,

keiner eine Idee zur Diskrepanz zwischen den 60V UCE der aktuell lieferbaren 2N3055 und den knapp 82V Betriebsspannung in der A78?

zu den Elkos:

ich tausche da im Moment sicher nichts, weil:

a) Der -3dB- Punkt der unteren Grenzfrequenz liegt bei mir, an komplexer Last gemessen, sicher unter 20Hz, eine tiefere Grenzfrequenz ist mir an der Stelle unwichtig oder sogar kontraproduktiv, da ich auch Phono oft benutze (wobei- den Frequenzgang muß ich mir erst noch ansehen, was aber eher ein Problem des Preamps in der A78 wäre).

b) technische Bedenken: Um sicher mit 4x10000µF arbeiten zu können, müßte ich mir erst die Specs der Verwendeten Gleichrichter anschauen (ganz streng genommen auch des Trafos, aber da hab ich wirklich keine Bedenken), da diese mit der doppelten Kapazität eventuell wenig Freude haben könnten.

c) Ich müßte die Kondensatoren vorher auf ihre Toleranz prüfen, da hier unsymmetrische Werte für +/- sicher nicht hilfreich wären um einen stabilen Betrieb zu gewährleisten. Ich weiß es natürlich nicht, aber ich denke da hat Revox früher drauf geachtet. Wenn dazu jemand belastbare Fakten beisteuern kann, tät ich mich freuen.

viele Grüße

Matthias
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