Rauschunterdrückung - Sinn und Unsinn
#1
Vermutlich wurde hier und in ähnlichen Foren und Plattformen schon viel über des Thema
"Rauschunterdrückung / Sinn und Unsinn der selben" geschrieben.
Ich selbst hatte schon diverse BM mit Dolby, Tapedecks ohnehin..
Was mich allerdings imme4r störte war die mangelnde Kompatibilität, speziell bei BM,
ein dolbyisiertes Band auf einer Maschine ohne Dolby, nicht wirklich zielführend
und bei HighCom ist das ja auch nicht viel besser.....l - obwohl ich bis auf ein
TapeDeck in grauer Vorzeit kein Gerät mit HighCom besessen habe.

Bleiben dann ja wohl nur "passive Filter", sofern man nicht digital eingreifen möchte.

In meinem Falle,- zur Erklärung,- habe historisch wertvolles Bandmaterial, leider ziemlich
"verrauscht" und möchte das entspr. umkopieren und das auf keinen Fall digital
verändert.

Nun habe ich vorhin in der Amateur Bucht für recht kleines Geld ein Gerät erworben.
Der VK schreibt folgendes dazu :

"........Der Behringer SNR 2000 ist ein Design aus der Frühphase von Behringer und ein absolutes

Topgerät, das in mehrfacher Ausführung u.a. in den Abbey Road Studios in London verwendet
wird (dort auf der öffentlich einsehbaren Equipmentliste zu finden).

Der Behringer SNR 2000 wurde entwickelt, um besonders im Zusammenspiel mit
Bandmaschinen aller Art den effektiven Rauschpegel zu verringern.
Es handelt sich um eine Kombination aus dynamischem Filter und einem Expander,
ist bei Bedarf extrem präzise einzustellen, macht in den meisten Fällen aber im großartigen
Auto-Modus schon einen super Job.

Neben Bandmaschinen und Kassettenrecordern macht das Gerät auch im Digitalzeitalter

bei verrauschten Livemitschnitten oder Konferenzaufnahmen etc. einen sehr guten Job,
um diese klanglich ohne viel Aufwand aufzuhübschen."

Ob das alles so stimmt,- vor allem mit den Abbey Road Studios kann ich nicht beurteilen.

Hat Jemand Erfahrung mit dererlei Gerätschaften?
Was ist davon generell zu halten?
.
" Der erste Schluck aus dem Glas der Wissenschaft macht Sie zu einem Atheisten,
aber Gott erwartet Sie am Boden des Glases. "

(Werner Heisenberg)


Meine Recorder wurden gefertigt in: Regensdorf, Löffingen, Hösbach und Frankfurt

Gruß
Ralf
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#2
Ein Rauschminderungssystem ist so abgeglichen, das der Frequenzbereich in welchen das Bandrauschen fällt, bei der Aufnahme im Pegel angehoben und bei der Wiedergabe um den gleichen Betrag wieder abgesenkt wird, wobei das vorhandene Bandrauschen um den gleichen Betrag mit abgesenkt wird.
Mit anderen Worten wird nur das Bandrauschen der Neuaufnahme beeinflusst, nicht das im Signal bereits enthaltene Rauschen.
Nehme ich eine bereits verrauschte Aufnahme wiederholt mit einem Rauschminderungssystem auf, wird das Rauschen der alten Aufnahme nicht abgesenkt, da es jetzt Bestandteil des Nutzsignals ist, was unbeeinflusst bleiben soll.
Gebe ich eine ungestretchte, verrauschte Aufnahme mit einem Rauschminderungssystem wieder, wird deren Höhen- Frequenzbereich, in dem sich auch das Rauschen befindet, abgesenkt und der Originalfrequenzgang verworfen (Höhenverlust).
Die so wiedergegebene Altaufzeichnung wird mit weniger Rauschen wahrgenommen, leidet aber auch an Höhenverlust.

Bernd
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#3
(21.02.2021, 19:50)capstan schrieb: Gebe ich eine ungestretchte, verrauschte Aufnahme mit einem Rauschminderungssystem wieder, wird deren Höhen- Frequenzbereich, in dem sich auch das Rauschen befindet, abgesenkt und der Originalfrequenzgang verworfen (Höhenverlust).

So ist es. Hinzu kommen Klangveränderungen durch die Regelvorgänge des Expanders (Rauschpumpen, übertriebene Lautstärkesprünge, Abwürgen von Nachhall etc.).

Die zur Zeit beste Bearbeitungsmethode für verrauschte Aufnahmen bilden sog. Dehisser oder Spectral Denoiser auf digitaler Basis (Izotope RX, Cedar etc.). Diese sind allen analogen Pendants weit überlegen, da sie Rausch- und Signalanteile getrennt analysieren und bearbeiten können. Dadurch schaffen sie bei sorgfältiger Bedienung eine Geräuschminderung von ca. 12 dB - abhängig von der Art des Rauschens - ohne störende Beeinträchtigung des Nutzsignals. Bei höheren Werten werden die unvermeidlichen Artefakte schnell aufdringlich.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#4
Hallo, Ralf,

ich habe so einen Beringer Denoiser noch in meinem kleinen Studio-Rack.
Ich habe damit in der Frühphase meiner Digitalisierungsbemühungen (ab 1995) alte Viertelspur-Bandaufnahmen entrauscht. Das ist jetzt also verdammt lange her.

Was ich noch weiß: die Bedienung war nicht ganz trivial, das Ergebnis aber erstaunlich gut.
Die daraus gemachten CDs klingen nicht unbedingt höhenarm und rauschen kaum noch.

Edit zur Antwort von Peter: natürlich geht das digital im Rechner heute sehr viel einfacher und wirkungsvoller! Bei mir geht es da heute meist um andere Stòrtöne...
Schöne Grüße

Rainer

Unterwegs als „Tonmeister h.c.“ unter www.tapemusic.eu[url=www.tapemusic.eu][/url]
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#5
Z-noise von WAVE fällt auch in die digitale Schiene.
Anfangs skeptisch weil das Teil recht preiswert ist, musste ich mich doch eines besseren belehren lassen.
Ich möchte es nicht wieder missen.

Dietmar
Fostex R8; REVOX B77; Uher 4200 Report IC, Uher 4000 L, Tesla B115; Tesla B90; Technics RS AZ7; Mirano Echo Chamber T-4;
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#6
   

Habe den Beringer jetzt mal ausprobiert. Es stimmt, Ihr habt Recht - funktioniert sehr gut,
ist aber sehr kitzlig einzustellen.

Habe da jetzt noch ein weiteres Problem- aber zum Thema gehörend.

habe ca. 60 Stunden Interview mit einer Person der Zeitgeschichte bekommen, auf sehr verschlungenen Wegen.
Alles in 9,5 cm 1/4 Spur aufgenommen,- spiele ich ab mit einer ASC 6002 mit zus. 1/4 Spur Wiedergabekopf in der Brücke.
Die Bänder haben ein sehr, sehr hohes Grundrauschen, welches der Denoiser fast ganz wegbekommen hat, ohne
höhrbar in das eigentliche Signal einzugreifen.

Sollte ich nun ebenfalls die Kopien auf 9,5 cm/sek. kopieren oder besser in 19,05 cm/sek ?
Gleichzeit läuft hier ein Digitainer ( PC ) zur parallelen Aufnahme.

Werde später weiter berichten, was aus meinem Projekt wird/geworden ist.
Bin z.Z. wegen der ggf. vorhandenen Urheberrechte in Sachen Informationsbeschaffung unterwegs
.
" Der erste Schluck aus dem Glas der Wissenschaft macht Sie zu einem Atheisten,
aber Gott erwartet Sie am Boden des Glases. "

(Werner Heisenberg)


Meine Recorder wurden gefertigt in: Regensdorf, Löffingen, Hösbach und Frankfurt

Gruß
Ralf
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#7
Die Bedienung fand ich ebenfalls kitzelig.
Wenn das eh nur Sprache ist, halte ich 9,5 cm für ziemlich ausreichend.
Schöne Grüße

Rainer

Unterwegs als „Tonmeister h.c.“ unter www.tapemusic.eu[url=www.tapemusic.eu][/url]
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#8
Auch wenn eine digitale Lösung kritisch betrachtet wurde, möchte ich doch meinen Weg aufzeigen,der über die Jahre hervorragende Ergebnisse gebracht hat:

Das Quellmaterial wurde mit einer vernüftigen bis hochwertigen Soundkarte im Rechner digitalisiert und gespeichert.

Dann kam der (leider nicht mehr einzeln erhältliche) Audioeditor "Adobe Audition" zu Einsatz. Dieser beherrscht einen Fingerprint basierten De-noiser.

Das einzige , was benötigt wird, ist eine kurze ca. 0,5 oder mehr Sekunde lange Stelle, auf der sich NUR das Störgeräusch befindet. (Sollte bei Sprachaufnahmen kein Problem sei)

Von diesem Fingerabruck ausgehend, berechnet das Programm den Algorithmus, um genau diese Störquelle auszumerzen. Man kann ein Stück Musik oder eben Sprache testweise als Endschlosschleife wiedergen, und sich mittels eines Schiebereglers präzise an die Rauschgrenze herantasten. Wenn man ein klein wenig feinjustiert gibt es keinerlei Höhenverluste, kein Kompanderpumpen und keine Rauschfahnen.

Auf diesem Weg habe ich zig Tonbänder meines Vaters aus den 60er Jahren praktisch "rauschfrei" in der Qualität retten können, die halt damals möglich war.


MfG Openreel
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#9
Wenn analoge Kopien angefertigt werden sollen, dann würde ich diese in Halbspur machen. Das wäre mir noch wichtiger als die Bandgeschwindigkeit.
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#10
(10.04.2021, 12:09)Openreel schrieb: Dann kam der (leider nicht mehr einzeln erhältliche) Audioeditor "Adobe Audition" zu Einsatz. Dieser beherrscht einen Fingerprint basierten De-noiser.

Das einzige , was benötigt wird, ist eine kurze ca. 0,5 oder mehr Sekunde lange Stelle, auf der sich NUR das Störgeräusch befindet. (Sollte bei Sprachaufnahmen kein Problem sei)

Von diesem Fingerabruck ausgehend, berechnet das Programm den Algorithmus, um genau diese Störquelle auszumerzen. Man kann ein Stück Musik oder eben Sprache testweise als Endschlosschleife wiedergen, und sich mittels eines Schiebereglers präzise an die Rauschgrenze herantasten. Wenn man ein klein wenig feinjustiert gibt es keinerlei Höhenverluste, kein Kompanderpumpen und keine Rauschfahnen.
Das Verfahren gibt es in vielen Wave-Editoren, auch in kostenlosen.
Unterschiede gibt es in der Bedienung, insbesondere bei den Fine-Tune-Möglichkeiten.
Die Methode wird manchmal als "Spectral Subtraction" oder "Spectral attenuation" bezeichnet, da sie im Frequenzbereich (per FFT) das Original-Spektrum um einen bewerteten Betrag eines Störspektrums (des o.a. erwähnten "Fingerabdruck"s) reduziert. Wenn das Verfahren zu aggressiv eingesetzt wird, gibt es tonale/"musikalische" Nebengeräusche und "metallischen" Klang. In Varianten des Verfahrens werden zusätzliche mathematische Tricks angewandt, um diese Effekte zu minimieren.
In Audacity ist eine einfache Version implementiert.
Es gab mal eine kostenlose Promotion-Version des Wave Editors von Diamond Cut unter dem Namen Diamond Cut Magic Audio (oder DC Magic Audio) mit recht flexiblen Anpassungsmöglichkeiten des Filters, das dort "Continous Noise Filter" genannt wurde. Das Programm wurde wiederholt Computer-Magazinen auf CD/DVD als Kaufanreiz beigelegt.

MfG Kai
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#11
Auch nicht schlecht war/ist Algorithmix Sound Laundry, die lag mal Terratec Soundkarten bei.
VG Jürgen
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#12
Ich benutze seit 20 Jahren GoldWave, das hat ebenfalls einen super Rauschfilter und da geht das auch mit Fingerprint, allerdings erreiche ich mit den Presets meistens bessere Ergebnisse. Es kommt auch immer auf das Material an. Man kann vorher nie sagen, ob man die Artefakte deutlich hört und dafür kein Rauschen mehr, oder ob man man damit leben muss, dass Rauschen übrig bleibt, dafür die Qualltät aber nicht beeinträchtigt wird. Diese Erfahrung habe ich bei allen getesteten Programmen gemacht (Da war auch Magic Audio und Audacity bei, von der Bedienung mochte ich GoldWave aber immer am Liebsten und bin dann dabei geblieben). Ich habe mit solchen Programmen jedenfalls schon Einiges an Material aufwerten können, das vorher kaum anhörbar war. Im Laufe der Jahre sind diese Filter auch immer besser geworden. Es gibt ja auch Pop/Click Filter für Platten, manchmal wirken sie Wunder, manchmal zerstören sie das Signal komplett. Man muss es einfach ausprobieren.

LG Tobi

LG Tobi
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#13
Goldwave habe ich vor ca. 20 Jahren auch gern benutzt.
Es gab damals eine Version, in der man Entzerrungsfilter präzise als mathematische Ausdrücke definieren konnte.
Das habe ich damals verwendet, um die unvollkommenen Frequenzgänge von Plattenspieler-Tonabnehmern mit nicht ganz geglückten Ersatznadeln zu korrigieren.
Leider wurde dieses Feature in neueren Versionen rausgenommen, vermutlich, weil es (sonst) kaum jemand benutzt hat.

MfG Kai
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