AKAI GX-4000D bei Ebay, heißt an Bastler, dass wichtige Teile fehlen?
#1
Hallo zusammen,

hier ein Neuzugang,

die Maschine kommt von Ebay und mir war klar, daß das eine Bastelbude wird.
Link zur Auktion
Fette Macke im Gehäuse, Stift vom Wickelteller abgebrochen, seitlich Griffe angebracht,
merkwürdige zusätzliche Umlenkrolle, komische Metallschiene links am Seitenteil angebracht, usw.

Aber ich frage mich, wenn der Verkäufer schwerpunktmäßig mit gebrauchten Audio-Geräten handelt,
ob man es akzeptieren muß, wenn der Löschkopf bereits ausgebaut wurde.
Für mich sieht das im Nachhinein so aus, als wenn ganz bewußt keine Fotos der Tonköpfe gemacht wurden.

Ich ärgere mich jetzt nicht mit dem Verkäufer herum, das bringt sowieso nichts, aber fair ist das sicher nicht.
Ich habe den Aufnahmekopf jetzt ebenfalls geschlachtet und eine reine Wiedergabekiste für die Partybude meines Kumpels daraus gemacht.
Ich hätte den Kasten übrigens nicht für 90 Euro geschossen, das war der Kollege von mir, dem ich versprochen habe, ihm ein TB fertig zu machen.
Da war wohl etwas Anfängereuphorie im Spiel.

Die Kiste hatte auch sehr untypische Fehler. Es waren 3 NPN Transistoren im Signalweg defekt. Und zwar richtig defekt, nicht nur am rauschen oder krachen.
Zwei im Aufnahmeverstärker, einer im Wiedergabeverstärker.
Jetzt dudelt das Maschinchen aber wieder ganz schön. Für 'ne Partybude auf jeden Fall ok.
Witzig ist, daß der Adapter für 19cm/s nicht fehlte, wie sonst bei fast allen GX-4000D.
Das ist aber auch eine sehr spezielle Technik zum Ändern der Bandgeschwindigkeit, muß ich sagen.
Nix für mich. Außerdem hat die kleine nur einen Motor und schnelles Umspulen ist daher auch nicht so ihr Ding.

Gruß. Jan


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#2
ich kann ja nur für mich sprechen, aber wenn ich ein Gerät an Bastler abgebe, dann sind das üblicherweise Kisten, wo ich nicht mal mehr Lust habe, sie einem Funktionstest zu unterziehen. Meistens ist das bei mir sogenannter Beifang, also Geräte, die ich in einem Konvolut mitnehmen musste, um an eine gesuchte Rarität zu kommen.

Klar gibt es bei Ebay richtige Betrüger, ich denke aber, dass da nicht zwangsläufig böse Absicht dahinterstecken muss - immerhin hat er ja "an Bastler" dazugeschrieben, und dann ist es zumindest eine Wundertüte, die man als Laie nicht vorschnell kaufen sollte.

Grade wollte ich was von Schüttware schreiben, und dass man lieber eine etwas größere Version mit drei Motoren nehmen sollte, nachdem ich aber die aktuellen Preise bei Ebay Kleinanzeigen gesehen habe, verstehe ich jetzt, wieso man für 90 Euro ein Risiko eingeht. Sind die Leute denn alle bekloppt geworden ? Huh Da habe ich ja pures Gold rumstehen mit meiner GX630 D-SS .

Gruß Frank
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#3
Eine genaue Definition wirds nicht geben. Natürlich suggerriert "an Bastler" das der Vk weiß das basteln erforderlich ist. Aber schon der abgebrochene Zacken erfordert eine Bastellösung. Ob er gewusst hat das noch an anderen Stellen gebastelt wrden muss wird man nicht belegen können.

Immerhin nur der Löschkopf. Ich habe sowas zwar noch nicht gemacht aber sollte doch der unproblematischte zum ersetzen sein. Im Grunde reicht dort sogar ein Magnet.

P.S. Achso. Aufnahmekopf ist auch schon draussen...

VG Martin
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#4
Ein befreundeter Jurist ist, wie er mir mal erzählt hat, der Meinung, daß "An Bastler" alles andere als ein Freifahrschein ist, um unbrauchbaren Schrott zu verkaufen. Ein "Bastler" sei jemand ohne Fachkenntnisse, und wenn ein Gerät, wenn überhaupt, nur von qualifiziertem Personal wieder instandgesetzt werden kann (von fehlenden Teilen, die nicht mehr ohne weiteres erhältlich sind, mal ganz zu schweigen), ist es kein "Bastlergerät", sondern schlichtweg defekt. Bei einem Privatverkauf macht das keinen Unterschied, wenn Gewährleistung wirksam ausgeschlossen wurde, aber bei einem gewerblichen Anbieter hätte man in dem Fall ein Recht auf Rückgabe.

Auch potentiell unwirksam sind seiner Ansicht nach Formulierungen wie "Ich verkaufe das Gerät als defekt, weil ich es nicht testen konnte".

Ich bin kein Jurist und gebe hier aus dem Gedächtnis wieder, was ich gehört habe. Keine Gewähr für nichts.
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#5
(19.02.2021, 16:26)leserpost schrieb: Immerhin nur der Löschkopf. Ich habe sowas zwar noch nicht gemacht aber sollte doch der unproblematischte zum ersetzen sein. Im Grunde reicht dort sogar ein Magnet.

Hallo Martin,

Magnet zum löschen?
Das ist wie Löschen mit einem mit Gleichstrom betriebenen Elektromagneten und wird ordentlich Rauschen hervorrufen.
Es hat schon seinen Grund, warum Löschköpfe und Vormagnetisierung nicht mit Gleichspannung betrieben werden, sondern mit 100KHz Wechselspannung.
Nicht umsonst sollte man seine Maschinchen ja auch regelmäßig "entmagnetisieren".

Was die GX-4000D angeht, kein Problem, sie hat jetzt die Verwendung bekommen für die sie auch gedacht war.
Aufnahmen sind damit nicht geplant gewesen. Daher ist der fehlende Löschkopf auch verschmerzbar.
Trotzdem bleibe ich dabei, der Anbieter wußte das.

Gruß, Jan
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#6
(19.02.2021, 17:20)timo schrieb: Ein befreundeter Jurist ist, wie er mir mal erzählt hat, der Meinung, daß "An Bastler" alles andere als ein Freifahrschein ist, um unbrauchbaren Schrott zu verkaufen. Ein "Bastler" sei jemand ohne Fachkenntnisse, und wenn ein Gerät, wenn überhaupt, nur von qualifiziertem Personal wieder instandgesetzt werden kann (von fehlenden Teilen, die nicht mehr ohne weiteres erhältlich sind, mal ganz zu schweigen), ist es kein "Bastlergerät", sondern schlichtweg defekt. Bei einem Privatverkauf macht das keinen Unterschied, wenn Gewährleistung wirksam ausgeschlossen wurde, aber bei einem gewerblichen Anbieter hätte man in dem Fall ein Recht auf Rückgabe.

Auch potentiell unwirksam sind seiner Ansicht nach Formulierungen wie "Ich verkaufe das Gerät als defekt, weil ich es nicht testen konnte".

Ich bin kein Jurist und gebe hier aus dem Gedächtnis wieder, was ich gehört habe. Keine Gewähr für nichts.

hierzu fällt mir der Spruch ein, den mir mal ein alter Mercedes Meister gesagt hat: "Wenn früher an einem vier Jahre alten Auto Rostflecken zu sehen waren, hat sich der Besitzer Farbe und Schleifpapier gekauft und ihn weggemacht. Wenn heute an einem 20 Jahre alten Auto erste Rostflecken zu sehen sind, rennt der Besitzer zum Anwalt, verklagt Hersteller und Händler und schreit im Internet, dass die Autos immer schlechter werden."

Ich persönlich lebe lieber in einer Welt, wo ich vielleicht alle paar Jahre mal betrogen werde, als in einer, in der ich als mündiger Bürger bei einem Händler keine Bastelware ohne Gewährleistung mehr kaufen darf, und wo mir eine Tube Klebstoff in einem 50x50x50cm Karton geliefert wird, weil der Händler 200 Seiten Gefahrenhinweise beilegen muss, weil er sonst Gefahr läuft, verklagt zu werden.

Gruß Frank
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#7
Die ganze Juristerei hört sich in der Theorie immer wunderbar an.
Kein normal denkender Mensch wird jedoch einen Prozess wegen ein paar hundert Euro anstreben.
Bis du dein Recht bekommst, sofern es nicht anderweitig hingedreht wird, mußte selbst erstmal in Vorleistung gehen. Und sei es nur in Form von den Beiträgen für eine Rechtschutzversicherung.
Die wiederum werden meist mit Selbstbeteiligung abgeschlossen, sodaß Dir jeder Streitfall in jedem Fall 
eben diese 300,- kostet.
Es werden kaum mehr Urteile gefällt, sondern meist einigt man sich in Form eines Vergleichs.
Somit gibt es auch keinen Schuldigen, der den Rechtsstreit bezahlt, jeder trägt seine Kosten selbst.
So sieht die Praxis seit vielen Jahren aus.
Viele Grüße
Jörg
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#8
leider eben doch - der Hauptgrund, weshalb sich zivile Klagen so lange hinziehen, ist, dass die Gerichte mit den ganzen Prozesshanseln total überlastet sind.

Was mir wirklich total auf den Geist geht, und wo ich mich wundere, dass das offenbar so wenige stört, ist die Entmündigung der Bürger durch das Produkthaftungsgesetz. Es ist ja grundsätzlich ok, dass Händler auch für gebrauchte Sachen Gewährleistung übernehmen müssen, was aber nicht mehr ok ist, ist, dass Händler keine defekten Bastlerstücke mehr an Privatleute verkaufen dürfen. Ich habe es schon öfter geschrieben, wenn Du mal z.B. über die Parkplätze bei Autohändlern läufst, wo die Inzahlungnahmen stehen, die aus Gewährleistungsgründen verschrottet werden, das kann man keinem vernunftbegabten Menschen mehr erklären. Auch der Second Hand Handel mit gebrauchter Technik ist weitestgehend gestorben, seit jeder Entrümpler für jede alte Waschmaschine Garantie geben muss. Überall wird über Obsoleszenz gejammert, und uns immer wieder Bilder von irgendwelchen afrikanischen Staaten gezeigt, wo die Menschen sich an unserem Technikschrott vergiften, und wenn jemand billig alte Geräte an Leute verkaufen will, die mit altem Zeug klarkommen, wird ihm das juristisch unmöglich gemacht.

Und wenn sich dann die Händler irgendwelche Tricksereien einfallen lassen, um den Schwachsinn zu umgehen, regt sich natürlich niemand über die kranken Gesetze auf, sondern der Händler ist dann der Buhmann.

Wegen jedem Mist werden Petitonen gestartet - bei zweien würde ich mich sogar aktiv beteiligen - wenn jemand fordert, den Bestandsschutz gesetzlich festzuschreiben, und wenn jemand fordern würde, das Produkthaftungsgesetz dahingehend zu ändern, dass es einem mündigen Bürger erlaubt ist, im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte Schrott zu kaufen - meinetwegen, indem man vorschreibt, dass der Händler sich vom Kunden eine Erklärung unterschreiben lässt, dass er darauf hingewiesen wurde, ein Bastlerstück ohne Funktionsgarantie zu erwerben.

Gruß Frank
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#9
Man soll nicht von böser Absicht ausgehen, wenn einfache Dummheit als Erklärung ausreicht...

Warum sollte man die Macken im Gehäuse und den abgebrochenen Dreizack extra noch einmal in Großaufnahme zeigen um dann den fehlenden Löschkopf absichtlich zu verschweigen? 

Dumm vom Verkäufer war übrigens auch, das Gerät als gebraucht "in gutem Zustand und vollkommen funktionsfähig" einzustellen um dann Mängel und "An Bastler" in den Text zu schreiben. Allein deshalb könnte man das Gerät wahrscheinlich zurückgeben.

Hast Du oder Dein Kollege den Verkäufer denn mal darauf angesprochen? Du willst Dich nicht mit dem Verkäufer rumärgern, statt dessen ärgerst Du Dich lieber hier, wo es nichts bringt? 


Gruß
Robert
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#10
Zitat:...wo ich mich wundere, dass das offenbar so wenige stört, ist die Entmündigung der Bürger durch das Produkthaftungsgesetz....

Hallo Frank!

Nicht nur da findet eine Entmündigung statt aber das ist ein Thema, das jetzt ganz schnell politisch werden müsste und das lassen wir jetzt mal besser. Am Schluß ist es aber so, wie Jörg schon schrieb. Noch mehr Regeln und Gesetze entstehen, ohne dass irgendwann überhaupt noch die reelle Chance besteht, diese auch umzusetzen. (Die aktuelle Lage beweist dies eindeutig.) Nur der politischen Führung die Schuld dafür zu geben, ist natürlich auch zu kurz geblickt. Wir alle wissen: kaum fällt ein Ast vom Baum und trifft einen Spaziergänger am Kopf, rufen irgendwelche "Interessensgruppen" nach einer Regel oder einem Gesetz, die den Spaziergänger "schützt". Man muss sich immer nur die Frage "cui bono" stellen. 
Schließen wir also diesen Exkurs mit den Worten "Regeln sind für die Leute gemacht, die sich daran halten."

Damit zurück zum Thema - natürlich kann man auch heute noch ein Gerät kaufen oder verkaufen, wenn es sich nur noch um Bastelware handelt. Voraussetzung ist beiderseitiges Augenmaß und gesunder Menschenverstand. Eine angeranzte 4000er Akai für 90 € zu versteigern ist dabei natürlich genauso "ungesund gierig", wie es "ungesund naiv" ist, soviel Geld für eine solche Bastelbude auszugeben.
Dass überhaupt soviel Geld in die Hand genommen wird für einen Konsumgegenstand, der in diesem Zustand vor 30 Jahren flugs auf dem Wertstoffhof gelandet wäre, ist schon ein beeindruckendes Zeichen unserer Zeit. Warum ist das so? Nun - das hat nicht nur mit der imaginären Wertentwicklung solchen Schrotts zu tun, sondern unter anderem auch mit der Tatsache, dass sich immer mehr "im Fernstudium des WWW" gereifte "Kenner und Könner" zutrauen, so einen Mist wieder ans rennen zu bringen. Servicemanual runterladen, einen billigen Lötkolben und ein billiges Messgerät kaufen und das WWW nach brauchbaren Tipps durchstöbern. Das soll jetzt kein Vorwurf an hier angemeldete Mitglieder sein. Es ist nur ein Teil einer allgemeinen Entwicklung und in anderen Bereichen ganz genau so. Das WWW ist voll von "Sterneköchen ohne Stern", "Baristi ohne Ahnung von Kaffeeröstung", "Oldtimerspezialisten ohne Schweißkenntnisse" usw. usw. Das sind alles Entwicklungen, die ohne das WWW so niemals möglich gewesen wären. (Das ist keine Wertung sondern eine Feststellung.)
Aber eins ist sicher: auch diese Blase wird irgendwann mal platzen.

Back to Akai, back to topic: Diese putzigen Maschinchen gehören mit zum Simpelsten, das die Fertigungshallen Akais je verlassen hat. Nett anzusehen und auch irgendwie zum Tonbandeln geeignet aber das war es dann auch schon. Wer solche Altertümchen kauft (schlimmer: ersteigert), sollte genau wissen, worauf er sich einlässt. Dabei spielt es letzten Endes keine Rolle, welcher Hersteller vorne draufsteht. Verkäuferangaben wie, "ungeprüft aber Licht geht an" etc. sollten aufhorchen lassen. Rechnet man mit dem Schlimmsten, dann ist man auch nicht enttäuscht. Das "Schlimmste" sollte man dann aber auch nicht im "Habenwollen-Wahn" teuer erkaufen. Mein eherner Grundsatz: vorher Preislimit festlegen und dieses auch eisern durchziehen - Betrag "X" für so etwas... ...und keine 5 Euro mehr!

Uuups... ...jetz habe ich zu dem Thema schon wieder mehr geschrieben, als ich wollte. (Sorry). Es ist wie mit dem "ersteigern"... ...konsequent bleiben und aufhören, wenn's genug ist. In diesem Sinne... Big Grin

Entspannte Grüße
P.
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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