A77 MKIV 4-Spur L & R von AK & WK ?
#1
Hallo,

hat schon mal jemand Induktivität (zB bei 1 kHz oder über den relevanten Frequenzbereich) und Gleichstromwiderstand von Aufnahme- und Wiedergabekopf einer A77 MKIV 4-Spur gemessen ?

Wenn ich den Studer_Head_Catalog.pdf richtig interpetiere, sollten Lak~ 10 mH und Lwk~265 mH sein (vermutlich bei 1 kHz). Die Widerstände werden nicht angegeben.
Am WK messe ich sowohl bei 9.5 cm/s als auch bei 19 cm/s eine Resonanz-Frequenz von ca. 22.5 kHz.
Laut Schaltbild liegen mindestens 330 pF parallel zur Wicklung. Mit Eingangskapazität des Verstärkers, Verdrahtungskapazität und Eigenkapazität der Wicklung dürfte die wirksame Parallel-Kapazität noch größer sein.
Bereits 330 pF führen aber mit 265 mH zu einer Resonanz-Frequenz von nur 17 kHz.
Das paßt also nicht, 140 mH wären realistischer.
Es könnte natürlich sein, daß sich Lwk(1kHz) und Lwk(22.5kHz) so sehr unterscheiden.

Weiß jemand mehr ?

MfG Kai
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#2
Ich habe hier nur noch einen extrem abgenutzten Kopfsatz, dort hat der Wiedergabekopf gemessen mit 1 kHz 150 mH (120 mH bei 10 kHz) und einen Gleichstromwiderstand von 155 Ohm.
Der Aufnahmekopf 7 mH und 15 Ohm.

Gruß Ulrich
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#3
Hallo Ulrich,

danke für die Werte. Die Gleichstrom-Widerstände sollten von einer Spalt-Aufweitung nicht betroffen sein. Die Induktivitäten könnten allerdings geringer sein als bei NOS-Köpfen.

Besteht beim Löten an den Kopf-Anschlüssen ein bedenkenswertes Beschädigungs-Risiko oder ist das erfahrungsgemäß eher unkritisch ?

MfG Kai
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#4
(08.02.2021, 14:01)kaimex schrieb: Besteht beim Löten an den Kopf-Anschlüssen ein bedenkenswertes Beschädigungs-Risiko oder ist das erfahrungsgemäß eher unkritisch ?

Anschlussstifte möglichst kurz erhitzen, wie bei Germaniumhalbleitern.
Die inneren Spulenanschlüsse könnten sich sonst lösen.
Und natürlich Potentialdifferenzen vermeiden, die den Kopf aufmagnetisieren.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#5
Hallo Peter,

ersteres befürchte ich, deshalb zögere ich, eine Wicklung mal abzulöten und an meine L&R-Mess-Apparatur anzuschließen.
Das zweite hält mich davon ab, einfach mit einem Mutimeter im eingebauten Zustand die Gleichstrom-Widerstände zu messen.

MfG Kai
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#6
Alles relativ unbegründet, ich habe durch löten noch keinen Kopf zerstört (was nicht heißt das man es nicht schafft wenn man es drauf anlegt).
Auch die Angst vor einer Messung ist unnötig, gängige Multimeter arbeiten im kleinsten Widerstands-Messbereich mit Strömen um die 500µA, wenn man zur Vorsicht einen höheren Messbereich wählt (zB. 20 bzw.40kOhm) liegt man im einstelligem Mikroamperbereich.
In der A77 fließt bei Wiedergabe ja auch immer ein kleiner Strom durch den Wiedergabekopf.

Entmagnetisieren sollte man nach arbeiten am Kopf ja sowieso.

Gruß Ulrich
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#7
Hallo Kai,

passt nur teilweise - aber ich erinnere mich, dass Du selbst mir mal Z(ω) für ein B77-Halbspur-Kopfpaar ausgemessen hast und eine Ersatzschaltung bestimmt, siehe z.B. hier: https://tonbandforum.de/showthread.php?t...#pid211533. Ich meine, Du hast auch den Wiedergabekopf vermessen, ich schaue mal, was ich noch in meinen Nachrichten finde.

Wieviel davon auf Deine Viertelspur-Köpfe übertragbar ist, kann ich leider nicht beurteilen. Die Halbspur-Köpfe waren zumindest auch nicht mehr taufrisch.

Viele Grüße
Andreas
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#8
Ich habe leider nur zwei Multimeter mit automatischer Bereichswahl.
500 µA möchte ich nicht riskieren.
Durch den Wiedergabekopf fließen im Playback Amplifier typisch 0.3 µA (Ib des ersten Transistors laut Spice bei Ic ~ 88 µA und einem BC109-artigen Transistor).
Entmagnetisieren geht bei derA77 nicht mal eben so.
Dazu müßte ich jedesmal das untere Frontpanel abbauen, um plan den Kopfspiegel erreichen zu können.

MfG Kai
Nachtrag zu Andreas:
Zu meinem Erstaunen habe ich im im Studer-Katalog gelesen, daß es für die B77 WK mit 1.4 µm Spalt gab. Das war allerdings eine Version für 4.75/9.5 cm/s ohne Angabe ob 2 oder 4-Spur. Dann gibt es noch zwei Einträge für B77/A700 mit der merkwürdigen Angabe "2*0.2" in der Spaltbreiten-Spalte.
Insofern bewundere ich zwar dein Gedächtnis, hätte aber Zweifel an der Vergleichbarkeit der Meßwerte.
Wenn jemand einen Sack voll A77-NOS-Köpfen hat, kann ich anbieten, einen 4-Spur-Satz auszumessen und auch wieder entmagnetisiert zurück zu schicken.
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#9
Ich habe auch bei 500µA keine Hemmungen. Man kann aber auch eine bekannten Widerstand in Reihe legen und die automatische Bereichswahl austricksen.
Davon abgesehen, andere nach Messwerten fragen aber selbst aus Angst nicht messen sorgt nicht gerade für große Motivation noch mal irgendwo irgend etwas nachzumessen.

Gruß Ulrich
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#10
Der Vollständigkeit halber:

Es waren die "üblichen" Halbspur-Köpfe 022 und 027. Laut Katalog sind sie für "A/B77 A700", der AK hat 10 mH und vorne wie hinten 7.6 μm Spalt, der WK 270 mH und 2 μm Spalt - nur vorne, versteht sich.

Die entsprechenden Viertelspur-Köpfe wären demnach (1.116.)042 und 047, mit ähnlichen Daten (allerdings mit 265 mH beim WK angegeben).

Natürlich hilft Dir das erstmal nicht so viel, wenn Du Präzisonsvergleiche zwischen alten und neuen Köpfen machen willst...

Viele Grüße
Andreas
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#11
Hallo Andreas,
inzwischen habe ich die Messungen und Auswertungen wiedergefunden,
unter so kryptischen Bzeichnungen wie AK022... und WK027... statt B77....
Da ich in dem von dir verlinkten Thread dir Bilder nicht sah, habe ich ein paar davon rausgekramt und kann sie hier mal zeigen zwecks Vergleich von Revox-Dokumentation und Realität:
Hier vom AK022:
       
Links das erstellte Modell, rechts die berechnete effektive Induktivität über der Frequenz.
10 mH sieht man da nicht. Bei 1 kHz höchstens 7 mH, nach dem Modell wären es L1+L2 ~ 6.6 mH.
Bei der Bias-Frequnez nur ~ 3 mH.
Ob Zufall oder nicht: Der Rdc hat etwa den Wert, den Ulrich für den AK der A77 nannte.

Hier der WK:
       
Links Messwerte von Impedanz und Realteil, rechts die effektive Induktivität vs Frequenz
   
und hier das angepaßte Modell.
Die Summe von L1 bis L4 läppert sich zu 138.21 mH zusammen. Das wäre die Induktivität bei tiefen Frequenzen.
Bei 140 mH wäre, wie weiter oben schon mal erwähnt, die WK-Induktivität der A77 zu erwarten, wenn sie mit ~360 pF bei 22.5 kHz resoniert. Die grüne Kurve für Lp des WK027 liegt da bei ~ 120 mH.

MfG Kai
Nachtrag: Noch was vergessen: Ich will keine Präzisions-Vergleiche der Kopf-Daten machen, sondern per Simulation "eruieren" wo das große Übersprechen von "vor Band" nach "hinter Band" bei der A77 herkommt. Vorhin habe ich mal den Lösch-Oszillator ausgebaut, um ungestört Messungen der Übertragungsfunktion zum Aufnahmekopf machen zu können. Dabei fiel mir auf, daß Record-Amp ChII und Playback-Amp CHII in direkt benachbarten Slots sitzen, während die von ChI weit entfernt untergebracht sind. Bisher hatte ich überhaupt nur ChII geprüft, weil ChI mit Band Probleme hatte. Möglicherweise ist es ein spezifisches ChII Problem.
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#12
Inzwischen habe ich mal die Übertragungsfunktion vom AUX-Eingang, Ch-II, zum den AK Pins rot und gelb gemessen.
Der gelbe Anschluß liegt offenbar am Verbindungspunkt eines Wicklungsendes mit einem "Fußpunkt"-Widerstand von 100 Ohm nach Masse.
Der rote Anschluß am anderen Wicklungsende,  also dem "heißen".
Das Signal habe ich mit einem 10:1 Tastkopf abgenommen, um die Schaltung nicht mit einem Meter Kabel-Kapazität zu belasten.
So sehen die beiden Übertragungsfunktionen aus:
   
Dividiert man die "gelbe" Spannung durch den Fußpunkt-Widerstand RFp, erhält man den durch die Anordnung fließenden Strom. Multipliziert man den mit einem Impedanz-Modell der Spule plus RFp muß damit wieder die rote Kurve angenähert werden. Man kann diese Daten also benutzen, um ein Induktivitäts-Modell zu erstellen, bzw sie als Induktivitäts-Messung auswerten. Die grüne Kurve kommt dabei raus, wenn  man dieses Modell verwendet:

.png   A77MKIV_AK_Model2.png (Größe: 5.31 KB / Downloads: 60)
Als Rdc wieder ca. 15 Ohm, bei tiefen Frequenzen eine Induktivität von L1+L2=8.7 mH, am oberen Audio-Ende ca. 7.3 mH.

MfG Kai
Nachtrag: Eben habe ich das zweite Bild (jpg), weil es im nicht angemeldeten Zustand nicht angezeigt wurde, durch eine png-Version ersetzt, in der Annahme, das würde angezeigt. Ist aber nicht der Fall. Ich geb's auf. Absicht meinerseits ist es jedenfalls nicht.
Nachtrag2: Da das Modell der AK-Induktivität für überraschend viele Forianer interessant genug war, es runter zu laden, noch eine kleine Warnung: Man sollte nicht annehmen, daß es bei der Bias-Frequenz (120 kHz) auch noch zutrifft. IdR ist die Induktivität da noch kleiner und die Verluste größer (bzw die Güte kleiner). Für verlässliche Werte müßte man auch bis zu der Frequenz messen. Das wird jedoch kaum un-(ausgebaut)-abgeklemmt gelingen..
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