Fette Beute die Zweite (T2221)
#1
Guten Abend,

mir fehlte noch eine Stereo Studiomaschine, kurz entschlossen habe ich mir eine RFZ T2221 geholt.
Heute habe ich die zusammen mit einem Kollegen aus dem Auto gewuchtet und auf einen vorbereiteten Arbeitstisch gestellt.
Jetzt haben wir beide "Rücken" und der Kollege meinte etwas wie "hol dir doch gleich nen T34 wenn du Panzer sammelst".

Die Maschine stammt aus der Stadthalle Cottbus und wurde dort für Aufzeichnung von Veranstaltungen genutzt, es gab dort deren mindestens 2 Stück.

Dort wurde auch das Truhengestell gekürzt, das also war keine Sonderanfertigung für Kleinwüchsige.
Da nun der Netzteil und Gleichrichtereinschub nicht mehr in die Truhe passte wurde der 70 Volt Teil mittels Messerleiste von außen aus einem anderen Gestell versorgt.

Freundlicherweise hat Steffen noch einen Netzteileinschub T41 übrig, eine Regelkarte T65 bekomme ich von Ebay, die verkabele ich dann über einen Stecker auf die Messerleiste.

Hat jemand einen Stromlaufplan vom Echtzeitzähler? Der wird wohl von einem extra Netzteil versorgt?
Jedenfalls leuchtet die LED Anzeige ohne externen Netzteileinschub.

Bei den Köpfen handelt es sich nicht um Schmetterlingsköpfe, die Trennspur scheint auch breiter zu sein.
Aber der Zustand der Köpfe und des Bandpfades sieht sehr gut aus, kaum Abrieb, viel scheint die Maschine nicht gelaufen zu sein, sie ist Baujahr 1987, die Truhe von 1985.

Die Anordnung auf dem Rolltisch hat den Vorteil daß ich zur Instandsetzung überall problemlos herankomme, ansonsten müsste ich ca. 80 kg bewegen.

   
   
   
   
   
   

Gruß, Jan
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#2
Moin Jan,

da gratuliere ich Dir ! Das ist eine von den letzten Ausführungen der T2221. Es hat nicht viele Maschinen mit diesem Echtzeit- Zähler gegeben. Du müßtest mal die Rückseitige Abdeckung entfernen, ob da irgendwo ein Niederspannungsnetzteil verbaut ist. Es müßte 12V und 5V abgeben können. 
Auch hatte mir einer der Besitzer dieser Art von T2221 berichtet, daß das Zählwerk mit Prozessor und EPROM arbeitet.... Soll bedeuten, Du hast jetzt das selbe Problem wie ich an der T4224... Big Grin
Zu den Köpfen, das sind die Standard Studio Tonköpfe vom VEB Goldpfeil Hartmannsdorf, bzw. der normale Standard Stereo Kopfträger. Beeinhaltet die folgenden Kopftypen:

Löschkopf: L1V16 (Ferrit, Vollspur), Industrie- Abgabepreis: 59,-M (1990)
Aufnahmekopf: A2H9 (Halbspur / Stereo, 2mm Rasenbreite), Industrie- Abgabepreis: 347,16 M (1990)
Wiedergabekopf: W2H9 (Halbspur / Stereo, 2mm Rasenbreite), Industrie- Abgabepreis: 342,46 M (1990)

Bei den A/W Köpfen handelt es sich um Muniperm- Köpfe, der Löschkopf ist aus Ferrit. Es gab auch A/ W Ferritköpfe aus DDR- Produktion (A2H41, W2H41, W2H42), diese hatten die schmale 0,75mm Trennspur, aber keine Schmetterlingsform. Die R722/1 war die einzige DDR- Maschine, deren Köpfe eine leichte Schmetterlingsform aufwiesen. Allerdings kamen diese Köpfe vom Hersteller Mechlabor aus Ungarn. Der VEB Goldpfeil selbst stellte keine Schmetterlingsköpfe her.

Viel Spaß mit der Maschine, da hast Du Dir einiges vorgenommen... Der Relais- Einschub sollte dringend überholt werden (Kontakte reinigen), sonst erlebt man unliebsame Überraschungen.

Grüße, Rainer

Edit: Ich glaube, die Regelung des Niederspannungsnetzteils sitzt vorn links neben dem Relais- Einschub. Jedenfalls sitzt dort bei Dir ein Längsregel- Transistor auf einem Kühlblech, den ich dort nicht kenne...
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#3
Hallo Rainer,

ich habe jetzt eben noch mal den "Echtzeitzähler" untersucht.

Er ist konventionell mit Dezimalzählern D192  und D147 BCD zu 7 Segment Decodern aufgebaut.
Mittels Initiatorschaltkreis A301 wird über 2 Optokoppler unter der rechten Bandlaufrolle die Drehrichtung ermittelt und über eine mit D100 realisierte Auswertung pro Umdrehung der Rolle über einen umschaltbaren Teiler (19/38 cm/s) eine Anzahl von Impulsen generiert und auf den Zähler addiert oder subtrahiert.
Kein Rechner und EPROM, alles wie 1980 üblich mit TTL Logik.
Das ist ein großer Vorteil, da kann man immer reparieren denn diese Standardbauteile gibt es immer noch und auch in vielen älteren Bastelkisten.

   
   

Das Netzteil auf der linken Seite erzeugt nur die 5V für den Zählerbaustein.

Also muss ich extern über die 26-polige Messerleiste +24V und +-70V für die Brems- und Relaisspannungen anlegen.
Das bleibt spannend, mal sehen was bei der ersten Inbetriebnahme alles nicht funktioniert.

Gruß, Jan
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#4
Danke für die Beschreibung des Zählers !  Smile Gut zu wissen, daß die Logik ausschließlich aus TTL- Bausteinen besteht. Da kann in der Tat nichts passieren, die gibt es wie Sand am Meer.

wenn Du die Maschine in Betrieb nimmst, achte bitte als allererstes auf die richtige Phasenlage des Netzanschlusses.
Dazu befindet sich ganz rechts neben der rechten, großen Umlenkrolle eine kleine Glimmlampe auf der Frontplatte. Diese muss aufleuchten, sobald der Netzstecker in der Dose ist. Tut sie das nicht, musst Du den Netzstecker ziehen und um 180° versetzt wieder einstecken. Ist kein Witz, das ist tatsächlich wichtig !

Falls die Maschine nach einer gewissen Zeit anfängt, etwas merkwürdig zu riechen- keine Panik ! Das ist verbrennender Staub, der sich im Laufe der Jahre auf den großen Bremswiderständen abgesetzt hat. Das hört irgendwann auf.
Trotzdem würde ich diese großen Widerstände zunächst eine ganze Weile scharf beobachten. Wenn mit den Relais etwas nicht stimmt, bekommen die Dinger manchmal zuviel Strom. (Weil die Umschaltung von Vollbremsung aus dem Vorlauf / Rücklauf auf Standbremsung nicht klappt, das sind dann 70V obwohl es 24V sein sollten). Die dicken Dinger fangen dann an, dunkelrot zu glühen. Aber das siehst / riechst Du dann schon... Wink

Grüße, Rainer
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#5
Etwas OT:
Was ist eigentlich aus dem Goldpfeil-Werk nach der 'Wende' geworden?
VG Jürgen
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#6
(28.01.2021, 08:38)JUM schrieb: Was ist eigentlich aus dem Goldpfeil-Werk nach der 'Wende' geworden?

Goldpfeil Hartmannsdorf agierte noch bis 1993 unter der Dachmarke "Robotron" (Elektronikkombinat der ehem. DDR) und wurde 1993 der Firma Elcon zugeschlagen.

Elcon kenne ich gut, die produzierten dann unter anderem Ausrüstungen und Komponenten für die Telekommunikation, in den 90er Jahren wurden beim "Aufbau Ost" viele Komponenten u.a. im Netz der Deutschen Telekom eingebaut.

Gruß, Jan
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#7
Zumindest die Magnetkopfsparte wurde 1992 liquidiert... Siehe Auszug aus dem Eintrag im Staatsarchiv Chemnitz von der Seite: 

Beständeübersicht - sachsen.de

[font=Arial, "Helvetica Neue", Helvetica, sans-serif]Zum 30. Juni 1990 ist der Betrieb auf Grundlage der Verordnung vom 1. März 1990 in die Robotron Präzisionstechnik und Elektronik GmbH, Hartmannsdorf umgewandelt worden. Mit Wirkung vom 15. Sept. 1992 wurde die Auflösung der Gesellschaft beschlossen und der Betrieb liquidiert.[/font]

[font=Arial, "Helvetica Neue", Helvetica, sans-serif]Grüße, Rainer[/font]
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#8
Guten Abend,

das Wochenende hatte ich Gelegenheit weiter an meiner vor einer Woche abgeholten T2221 zu bauen.
Bisher konnte ich die Funktion noch überhaupt nicht testen.
An der Maschine fehlte ja komplett der Netzteileinschub für die 70V Bremsspannung sowie für die 24V Versorgungsspannung.
Lediglich der Tonmotor lief, die komplette Steuerelektrik mittels des Relaiseinschubes war wegen fehlender Betriebsspannung tot.
Es könnte alles mögliche defekt sein, vielleicht hatte ich mir 70 kg Elektronikschrott ins Haus geholt….
Letzte Woche hatte ich dann Glück und konnte zumindest ein T41 Netzgerät von einem Forenten erwerben, die 24 Volt Regelkarte und einen benötigten 26 poligen Industriestecker fand ich im großen Aktionshaus…
Leider fehlt der zugehörige Einbaurahmen, er passt ohnehin nicht mehr in die Truhe, daher musste ich improvisieren.
Nach 2 Tagen „Reverse Engineering“ gelang es mir endlich alle an der zusätzlichen im ehemaligen Tonstudio angebrachten Messerleiste herausgeführten Steuerleitungen zu identifizieren.
Die Leiste gehört normalerweise nicht in die T2221, wurde jedoch recht professionell damals eingebaut.
Natürlich gibt es hier Null Unterlagen, also „zu Fuß“ mit Ohmmeter und Bauschaltplänen versucht die Belegung zu erforschen.
Glücklicherweise hatte mir Peter Ruhrberg die Original Unterlagen zur T2221 Verfügung gestellt,
da konnte ich die Verbindungen dann „durchklingeln“.
Noch 2 mal alles kontrolliert, Vertauschungen wären fatal.
Heute dann die Verkabelung steckbar zur Maschine gefertigt und „gaaanz vooorsichtig“ eingeschaltet.
Es reicht schon sich um einen Kontakt zu verzählen, dann lägen 70V mit Netzpotential an der Verstärkerelektronik… Nicht auszudenken was dann passiert.

       

       

Und was soll ich sagen, kein Knall kein Rauch kein Funkenflug: alles blieb ruhig.
Schweißperlen von der Stirn gewischt und mit Fluke Potentialtester Chassis geprüft, alles o.k, keine 230 Volt an der falschen Stelle.
Jetzt einfach beherzt Band aufgelegt und Wiedergabetaste gedrückt: Funktioniert, lautlos setzt sich das Band in Bewegung, man hört bloß leise die Relais arbeiten.
Vorlauf, Rücklauf, Aufnahme, alles vom Bandtransport her in Ordnung. Der Echtzeitzähler zählt auch korrekt die Minuten und Sekunden, 19 und 38 cm/s werden auch umgeschaltet.
Wiedergabe und Aufnahme teste ich dann nächste Woche, jetzt gieße ich mir erst einmal einen großen Talisker ein….
Hier noch ein Video, der Link funktioniert 7 Tage.

Bin glücklich, so muß das laufen.


Gruß, Jan
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#9
Thumbs Up 
Hallo Jan,

sieht gut aus, Gratulation !  Smile
Leider habe ich Dir mit dem EFS Einbaurahmen für das Netzteil zu viel versprochen, es ist leider keiner. Es handelt sich zwar um einen Rahmen für eine PSU, allerdings ist es ein modernerer 19´´ Rahmen, welcher leider etwas zu hoch für Deine Zwecke ist. Die Karten von Dir sind ca. 1cm zu schmal und hätten keinen Halt. Es gibt auch leider keine Steckerleisten und keine Verkabelung , siehe Bilder...

 Wenn Du basteln magst, kannst Du das Ding natürlich trotzdem sehr gern haben.

           

Grüße, Rainer
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#10
Hallo Jan,

Glückwunsch zur erfolgreichen Inbetriebname. Das sind die schönsten Momente bei diesem Hobby, wenn so ein Dinosaurier wieder Lebenszeichen von sich gibt.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#11
Hallo Jan,

meinen herzlichen Glückwunsch zu Deiner sehr schönen Maschine.
Das Laufwerk macht in Deinem Film ja einen ausgezeichneten Eindruck.
Da bekomme ich auf meinen alten Tagen fast Lust, mit einem neuen Sammelgebiet noch einmal anzufangen. Die große in den Kopfträger einschwenkende Beruhigungsrolle habe ich doch schon einmal gesehen!?  Ganz toll finde ich die Gabel zum Einstellen des Bandzuges durch das Band selbst. Dadurch vermute ich hervorragende Laufwerkseigenschaften. Wird mit der Gabel nur der Abwickelmotor beeinflusst, oder auch der Aufwickelmotor.?. Ganz genial, wenn von damals, sind die Gleitflächen zum Führen des Bandes in den richtigen Bandpfad (ohne Knickstellen). Ebenso funktionell, die stark abgeschrägten Sockel der Umlenkrollen. Ich bin von dem Laufwerk sehr angetan. (Ein wenig neidisch bin ich ja schon, das gebe ich zu). 

Ich wünsche Dir viel Freude mit dem Gerät.

Mit den besten Grüßen

Manfred
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#12
Hallo Manfred,

die Bandzugsregelung steuert den linken Rückwärtsmotor mittels einer variablen Gleichstromeinspeisung zur Abbremsung.
Dazu wird ein Steueroszillator über die variable Bandführungsgabel kapazitiv mittels eines Drehkondensators verstimmt und damit eine Regelspannung für die Bandzugsregelung mittels Gleichstrom erzeugt welche auf den Rückwickelmotor wirkt.
Der Antrieb erfolgt indirekt, der polumschaltbare Motor wirkt mittels Friktionsriemen auf die Schwungmasse der Tonwelle.

Heute habe ich den Wiedergabezug instand gesetzt, es war nur ein Spannungsregeltransistor auf dem oberen Wiedergabeentzerrer defekt, jetzt funktionieren beide Kanäle im Wiedergabemodus.

Den Aufnahmezweig kann ich erst testen wenn ich 2 "weibliche"  Tucheln habe, dann kann ich mir dafür 2 Kabel anfertigen.

Gruß, Jan
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#13
Gestern war das Thema Blechverarbeitung dran...

Wie bekannt hatte meine T2221 nur ein Gehäuse für Kleinwüchsige….
Das sollte sich natürlich ändern.

Ich habe ich mir ein U-Profilblech und eine Abdeckleiste auf Alu Tränenblech (so heißt das wirklich..) fertigen lassen.

Ich wollte also eine Art Transportuntersatz, auch Trolley genannt, für die T2221 zurechtschmieden.
Da ein 70 kg Gewicht getragen werden soll muß die Konstruktion hinreichend stabil ausfallen.
Ich hatte im meinem Fundus noch eine 3cm Starke Kiefernleimholzplatte, die war gut als Basis geeignet.
Ich mußte immer mal improvisieren da ja der Baumarkt um die Ecke zu ist…

Um eine anständige Arbeitshöhe zu erreichen schraubte ich entsprechende große Gummiräder darunter.
   
Oben drauf dann das Tränenblech mit der Dekorseite nach außen.
Leider konnte mir niemand eine komplette Alu-Wanne in den benötigten Maßen aus diesem Material zu einem annehmbaren Preis liefern, deshalb habe ich an der Vorderseite noch eine Deckleiste angebracht.
       
In die kurzen Stahlholme des ursprünglichen Gestelles habe ich noch M8 Gewinde geschnitten, alles in der Lehre vor 40 Jahren das letzte Mal praktiziert; funktionierte aber anstandslos.
Dann von unten alles miteinander verschraubt, vorher noch das Eigenbau Netzteil befestigt.
               
Hier sieht man das Ergebnis, sieht stabil aus und trägt die Maschine einwandfrei.
       
Jetzt ist die T2221 wieder benutzbar ohne Rückenschmerzen.

Gruß, Jan
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#14
Sieht doch prima aus !!

Manni
2 Dreher und ca. 38 Tonbandgeräte an drei Anlagen ............  Rolleyes
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#15
Rainbow 
Hervorragende Arbeit Jan !  Smile

Diese Truhen haben ja normalerweise nur Füße und keine Rollen. Durch Deine Konstruktion wird das alles etwas mobiler. Sehr praktisch und gut ausgeführt dazu.

Grüße, Rainer
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